Review
An Early Cascade - Versus
![Cover von An Early Cascade - Versus An Early Cascade - Versus](cover/8028.jpg)
VÖ: 30. September 2011
Zeit: 51:12
Label: Midsummer Records
Homepage: www.anearlycascade.com
Ach herrje, womit haben mich meine Kolleginnen aus der Redaktion da mal wieder eiskalt erwischt, als sie mir das Album Versus der Band An Early Cascade zugeteilt haben? Schon das Artwork - ein alter Dachboden, auf dem allerhand alter Krempel und ein paar Hennen durch die Gegend fliegen - sorgt für reichlich Irritation. Als nächstes enthält der erste, wenn auch kurze Titel auf der CD keinen einzigen Ton. Das kann ja heiter werden. Schließlich wabern zu Titel Nr. zwei elektronische Geräusche aus den Boxen und läuten den ersten richtigen Song "Everything Is Wrong, Everything Is Ok" ein. Und ich weiß zwar nicht genau, was ich da höre, aber es geht unter die Haut!
Sänger Maik Czymara verfügt über ein außergewöhnliches, melodisches und eindringliches Organ. Die Musik aus tief gestimmten Gitarren und elektronischer Untermalung, die ihn begleitet, ist reichlich schwer zu erfassen. Am ehesten lässt sie sich als Mischung aus Emocore, Metal und Alternative Rock zwar nicht unbedingt festmachen, aber zumindest halbwegs umschreiben. Die Zeiten, in denen man An Early Cascade mal eben in die Metalcore-Schublade stecken konnte, sind mit Versus definitiv vorüber. Wenigstens soviel ist sicher! Mein Mangel an Vergleichsmöglichkeiten liegt womöglich auch daran, dass An Early Cascade auf diesem Album ein Stückchen Pionierarbeit geliefert haben.
So ungewöhnlich und unberechenbar die fünf Stuttgarter ihre auditive Reise durch unterschiedlichste Emotionen auch gestaltet haben, wissen sie leider nicht zu jedem Zeitpunkt so souverän zu überzeugen, wie mit dem brillanten Einstieg "Everything Is Wrong, Everything Is Ok". Gerade wenn sie den Fokus auf hektische, corelastige Musik samt harscher Screams legen, beginnen sie bislang beliebig zu werden. Auf diffuse elektronische Anhängsel bei einigen Liedern hätte man ebenfalls getrost verzichten können. Die ruhigeren, atmosphärischen Stücke, wie etwa "Dancing Upon The Moon" oder "Dead In The Water" sind es stattdessen, die Eindruck hinterlassen. Schließlich endet Versus mit seinem progressiven Titelsong ebenso stark, wie es begonnen hat.
Nach gut 50 Minuten Spielzeit hinterlassen An Early Cascade neben manch einem Fragezeichen zumindest die Erkenntnis, dass man es hier mit keinem Schnellschuss zu tun hat. Versus verlangt Zeit zur Entfaltung, zur Ergründung - ein Album, das auch nach mehreren Durchgängen zu unterhalten weiß.