Review

Punkrock aus Düsseldorf! Das kennen wir doch - da steht nicht nur die längste Theke der Welt, nein, da kommen auch gewissen Herren her, die sich vom Bürgerschreck (ja das waren sie mal!) bis hin zum Dauergast bei Rock am Ring gemausert haben. Ja, die leblosen Hosen unter Führung des Herrn Campino haben natürlich, damals mit der Opel-Gang, ihrer Heimat mit "Modestadt Düsseldorf" ein Denkmal gesetzt, und auch wenn sie sich musikalisch schon deutlich wegbewegt haben: der Schatten ihrer ersten Alben schwebt schon ein wenig auch über Jolly Roger (ehemals Notaufnahme).

Aber das ist überhaupt nicht schlimm oder ehrenrührig. Denn das heißt nicht anderes, als dass die vier Herrschaften hochmelodischen, schnellen, oft mit sozialkritischen Texten ("Feuer") versehenen Rock spielen, der genau die richtige Dosis aus Räudigkeit hat, um mitzureißen, aber ausgefeilt und musikalisch ausgereift genug ist, um die stumpfe Langeweile zu vermeiden, die in diesem Genre bisweilen aufkommt. Vom atmosphärischen Intro ("Jolly Roger" - das kurze Stückchen klingt fast wie ein gewisses Hamburger Schlachtross früher) ab semmelt es e-Saiten-Ausritte, Melodien ("Alles Für Nichts" - fast schon folkige Notenfolgen, hervorragend!), schmackige Riffs und nicht zuletzt einen Gesang, der durchaus in der Nähe vom oben genannten Fruchtbonbon-Liebhaber steht, durch doppelstimmige Inszenierung aber einen spannende Note erhält.

Immer gut gemacht, oft nachdenklich, immer einfach gut. So muss deutsches Liedgut klingen!

Holgi

Zur Übersicht
Zur Hauptseite