Review
Rise And Shine - Empty Hand

Meine Fresse, selten hat mir eine Scheibe das Leben so schwer gemacht wie das aktuelle Album der Schwedenrocker Rise And Shine. Hin- und hergerissen zwischen Jubelstürmen und tiefster Verzweiflung komme ich auch nach dem drölfzigsten Durchlauf immer noch zu keinem klaren Urteil. Aber mal der Reihe nach...
Rise And Shine wurden 1993 gegründet und haben mit Empty Hands ihr mittlerweile viertes vollwertiges Album am Start. Stilistisch haben wir es hier mit einem Mix aus erdigem Hardrock, gefühlvollem Blues und doomig angehauchtem Stonermetal zu tun. Verzerrte Gitarren, groovige Rhythmusarbeit, treibende Songstrukturen, alles da, was das Retro-Herz begehrt. Geile Melodien, starke Leads und Soli, ein Wahnsinnsfeeling, was Dramatik angeht, Songs, die im Gedächtnis hängen bleiben, Abwechslung pur über die komplette Spieldauer, das Album hätte das Zeug für einen modernen Klassiker. Ausfälle gibt es keine zu vermelden, keins der Stücke erweckt auch nur halbwegs den Eindruck eines Lückenbüßers, die Band beweist auf der Scheibe ein begnadetes Händchen fürs Songwriting.
Auch der Klang trifft meine vollste Zustimmung. Erdig, roh, direkt, an den richtigen Stellen mit Ecken und Kanten ausgestattet, das klingt authentisch, das klingt passend, das klingt einfach richtig. Spielen können die Instrumentalisten auch, die Stücke geben ihnen auch die Gelegenheit, dies unter Beweis zu stellen. Nein, das alles ist nicht das, was mich zum Wahnsinn treibt.
Das Problem offenbart sich, wenn Sängerin Josabeth Leidi den Mund aufmacht. Angekündigt wird sie als Mischung aus Janis Joplin und Marianne Faithfull und an sich erinnert ihre Stimme entfernt auch ein wenig an besagte Damen oder auch Melissa Etheridge. Aber sie kann einfach nicht singen! Nein, das stimmt so auch wieder nicht, denn ein paar Momente gibt es schon auf der Scheibe, in denen sie eine durchaus brauchbare Leistung abliefert. Meist aber verliert sie komplett die Kontrolle über ihre Stimme und liegt weit neben der Spur. Das wirkt im besten Fall unbeholfen und führt im schlimmsten Fall dazu, dass sich mir alles zusammenzieht. Egal, wie gut die Songs sind, immer wieder kommt Madame daher und macht alles kaputt.
Verdammt, das ganze Ding hätte so gut werden können, Potential für die Höchstnote ist massig vorhanden. Aber das angesprochene große Manko lässt sich einfach nicht wegdiskutieren und macht es mir unmöglich, eine wirklich angemessene Bewertung zu vergeben. Deswegen lasse ich die mal ganz weg und empfehle eindringlich, vor einem eventuellen Erwerb des Tonträgers intensiv Probe zu hören.
Hannes
Ohne Wertung
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