Review
Nattsol - Stemning

Das Debüt-Album Stemning der norwegischen Band Nattsol abzuspielen gleicht einer kleinen Zeitreise etwa 15 Jahre in die Vergangenheit Skandinaviens und des Black Metals. Nein, Nattsol ist kein weiteres Untergrund-Projekt, dessen einzige Intention die Huldigung an Darkthrone und Konsorten darstellt. In der ersten Hälfte der 1990er gab es auch noch eine andere Strömung im nordischen Black Metal. Die Rede ist von jenen Bands, deren Inspiration eher in den großartigen Landschaften und Mythen ihrer Heimat, als in Christenhass und Menschenaversion begründet liegt. Die Rede ist von Bands wie Ulver, Enslaved, Storm und vielleicht noch Vintersorg.
An deren Vermächtnis knüpft Stemning, zu Deutsch Stimmung, mit seinen sechs subarktischen Hymnen von schwarzmetallischer Intensität und dezenter Folklore. In norwegischer Sprache, mal mit grimmigem Keifen, mal mit stimmungsvollem Gesang, so klar wie ein ruhender Bergsee, widmen sich die Lieder den nordischen Landschaften zwischen Fjord und Fjell mit all ihren Geheimnissen. Man braucht nur seine Augen zu schließen und wandert durch alte Wälder, streift entlang zerklüfteter Küsten und blickt dem Malstrom in sein finsteres Auge. Am Ende stehen großartige Kompositionen, wie "Ved Aas I Haustmoerket" und "Ved Baal I Kvedstime" mit ihren wunderschönen Akustikparts, die urplötzlich von wütenden Stürmen zerrissen werden. Da steht "Ved Elv I Eismal Stund" mit seinen erhabenen Chören und verzweifelten Gefühlsausbrüchen. Da steht das zerbrechliche "Ved Hav I Avdagsleitet", für das man sich eine Sängerin in den Drakkar holte, die zu den Klängen von Flöte und Akustikgitarre der nordischen Melancholie ein Stimme gibt.
Für diese Art von Musik haben die Skandinavier einfach das richtige Händchen. Moonsorrow haben sich mit ihren letzten beiden Alben auf eine ähnliche Reise zu den Ursprüngen begeben und ebenfalls gute Arbeit geleistet. Wer sich dort zuhause fühlte und schon die Frühwerke oben genannter Bands sein Eigen nennt, kann mit Nattsol nichts verkehrt machen.