Review
Tears Of Martyr - Entrance
Angetan von dem schönen Artwork dieser ersten CD einer spanischen Band namens Tears Of Martyr werfe ich zuerst einen Blick ins Booklet und komme sogleich ins Stutzen. Da bedanken sich die Musiker bei gleich neun ehemaligen Mitstreitern - ich dachte Entrance wäre ein Debüt-Album! Ist es auch. Und tatsächlich gibt es die Band schon seit Mitte der 90er, sie spielte im Vorprogramm zahlreicher namhafter Kapellen, aber für ein ordentliches Album hat es all die Jahre offenbar nicht gereicht. Man darf also gespannt sein...
Der Silberling beginnt mit stimmungsvollen und angenehmen Synthesizerklängen und schon kurz darauf darf man feststellen, dass das Album die Versprechen der Promo-Agentur erfüllt. Tears Of Martyr spielen opulenten Gothic Metal, der so ziemlich alles in sich trägt, was man in diesem Genre nur erwarten kann: tiefe Growls, schwarzmetallisches Kreischen, gesprochene Passagen, eine professionell geschulte Sopranistin, massig Synthesizer und eben das handelsübliche Metal-Repertoire. Ergänzung finden die Musiker in einem Violinisten und einem vierköpfigen Frauenchor. Das Resultat klingt vielschichtig, komplex, manchmal verträumt, aber zumeist ganz schön heftig. Für die düster-apokalyptische Vision einer futuristischen Metropole, wie man sie im Booklet finden kann, dient das Gehörte jedenfalls sehr gut als Untermalung.
Easy Listening sollte man nicht erwarten. Und neben vielen starken Songs haben sich auch einige weniger attraktive Momente auf dem Album eingeschlichen. "Prelude To Violence", eine Art Mitschnitt einer Violinenprobe mit Dialogen der Musiker, passt so rein gar nicht ins Gefüge. Und mit seiner belanglosen Fortsetzung "Violence In Red" hat man sich ebenfalls keinen Gefallen getan. Davon abgesehen machen die Spanier ihre Sache gut und haben eine unterhaltsame Metal-Oper an den Start gebracht. Toleranz gegenüber bisweilen sehr hohem (aber durchwegs hochwertigem und professionell vorgetragenem) Frauengesang ist allerdings eine Grundvoraussetzung, um an Entrance Gefallen zu finden. Freunde von After Forever können hier durchaus ein Ohr riskieren. Vier Punkte mit Tendenz zur nächst höheren Stufe!
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