Review
Degradead - Out Of Body Experience

Degradeads Debüt-Album Til Death Do Us Part war zwar nicht das, was man ein Jahrhundertwerk nennen würde, aber ein solides Stück melodischer Todesmetall war's allemal. Nun legt die 2006 gegründete Kapelle ihr Zweitwerk Out Of Body Experience vor, schauen wir doch mal, ob da viel Entwicklung zu verzeichnen ist und wenn ja, in welche Richtung diese geht.
Wie schon auf dem Debüt frönen die Schweden hier dem melodischen Todesmörtel, angereichert durch leichte Thrash-Einflüsse. Diese sind allerdings doch eher sporadisch eingestreut, den Löwenanteil am Sound von Degradead macht ganz klar der moderne Melodeath aus. Was natürlich auch die von mir ach so geliebten Klargesangspassagen beinhaltet. Diese sind hier allerdings gar nicht einmal schlecht geraten; zwar werden keine dickinson'schen Höchstleistungen vollbracht, aber zumindest vermeidet Frontmann Mikael Sehlin das sonst so verbreitete Näseln, Jaulen und Jammern, nein, er hat eigentlich eine ganz passable Stimme dafür. Auch beim üblichen Keifgesang sowie bei den Growls macht er eine recht gute Figur, die Vocals können mich also schon mal überzeugen. Auch der Rest der Band zeigt auf diesem Album deutlich, dass er weiß, was er tut, denn die instrumentale Leistung geht voll in Ordnung, sowohl bei der soliden Rhythmusarbeit als auch bei den richtig schicken Leads und Soli, das kann man wirklich gut anhören. Eingebettet ist das Ganze in eine verdammt fette Produktion, besonders im Schlagzeugbereich. Musste ich mich anfangs erst mal an den Drumsound gewöhnen, klingt er mit jedem Durchlauf besser und wuchtiger, fast so wie eine Art "Sabaton auf Melodeath", zumindest was die Tieftonbetonung angeht.
Das ganze technische und spielerische Niveau können die Songs selbst leider dann nicht ganz halten. Zwar ist kein Track an sich schlecht oder langweilig, aber eigene Akzente vermögen die Lieder auch nicht zu setzen. Das sind schöne Stücke, die man ganz gut hören kann und die niemandem weh tun, aber wirklich herausragend ist auch der falsche Ausdruck. Das hat man so oder so ähnlich schon des Öfteren von Genrekollegen gehört, da fehlt ein bisschen der Wiedererkennungswert.
Insgesamt eine recht nette Scheibe, die bei Genrefans auf offene Ohren treffen sollte. Das Rad wird nicht neu erfunden und um dauerhaft Erfolg zu haben, muss da noch ein wenig mehr persönliche Note einfließen, aber unterhaltsam ist das Werk allemal. Kann man, muss man nicht...
Hannes