Review
Elis - Griefshire

Draußen wird's kalt, die Blätter segeln von den Bäumen, dank Winterzeit wird's um vier Uhr nachmittags schon dunkel. In anderen Worten: eine zünftig melancholische Stimmung, die die passende musikalische Untermalung ja nachgerade einfordert. Gottlob ist genau das im Anmarsch, und zwar in Form des neuesten Werks der Liechtensteiner-Schweizer Gothic-Metaller Elis.
Schon ein Blick auf den Titel und aufs Cover macht deutlich, dass man sich hier mit allen Schwarzgewandeten der Welt im Einklang weiß - wenn noch Bela Lugosi irgendwo in der Nähe wäre und Geigen wimmerten, dann wäre man mitten im schönsten Universal Monsterreißer (wobei natürlich Karloff rult). Wie schon auf dem Vorgänger Dark Clouds In A Perfect Sky (2004) begrüßen uns Elis klangtechnisch mit sehr fein gemachtem Düsterrock, der einen breiten, allumfassenden Soundteppich ausrollt, der wieder von Produzent Alex Krull (Atrocity, Leaves' Eyes) gekonnt in Szene gesetzt wird. Krulls Produzentenhändchen rückt das Ganze denn auch in die Nähe feiner Gothenklänge vom Schlage Leaves' Eyes, und auch die Stimme von (ex-) Sängerin Sabine Dünser ist nicht allzu weit von Krulls Angetrauter Liv Kristine entfernt. Kompositorisch ist alles im Lot: Mid-Tempo-Nummern dominieren, finstere Riffs treiben die Songs voran, ohne jemals allzu aggressiv oder zerfetzend zu klingen. Ein werter mithörender Kollege möchte an dieser Stelle allerdings angemerkt haben, dass die Basslinien nicht allzu abwechslungsreich daherkommen - das sei ihm gegönnt, alldieweil man sich nach Song sechs oder sieben schon mal die eine oder andere Abwechslung gewünscht hätte. Die kommt dann zunächst auf der sprachlichen Ebene: sind die Texte in erster Linie mal in Englisch abgefasst und behandeln - wie das bei den Gothen nun mal so ist - locker-spritzige Themen wie "Tales From Heaven Or Hell", "Phoenix From The Ashes" oder "Forgotten Love", so kredenzen uns Elis mit "Die Stadt" und "Seit Dem Anbeginn Der Zeit" auch zwei auf Deutsch vorgetragene Stücke. Sehr lobenswert. Den musikalischen Durchhänger streift die Scheibe mit Stück Nummero neun, "Innocent Hearts", dem Trübsal sei Dank ebenfalls wieder ab und schwingt sich mit "The Burning" zu einem späten Highlight auf.
Fein komponiert und eingespielt, fehlt bei Elis allenfalls an der Stimme von Frau Dünser das letzte Quäntchen Volumen und Nuancierung, um wirklich bedeutungsschwangeren Gothic zu zaubern. Aber vielleicht bekommen wir das bis nächstes Mal ja hin, da man laut Bandwebpage nach einer neuen Frontgrazie sucht. Und vielleicht klappt's dann ja auch mit komplexeren Bassläufen.
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