Review
Paradise Lost - Icon

VÖ: 03. Januar 1994
Zeit: 52:56
Label: Music For Nations
Homepage: www.paradiselost.co.uk
Schon die ersten Takte des gut gewählten Openers "Embers Fire" machten deutlich, dass Paradise Lost mit ihrer fünften Studioveröffentlichung (inkl. As I Die EP) einen Quantensprung vollbracht hatten. Zwar hatte man einiges an emotionalem Ballast der Vorgänger von Bord geschmissen, dennoch gewann man an Intensität hinzu, was unter anderem dem damals 23 jährigen Sänger Nick Holmes zuzuschreiben war. Dieser ging den mutigen Schritt von Growls zu melodiösem Gesang, der dennoch rauh und aggressiv den Gegenpart zu der melancholischen Leadgitarre von Bandkopf und Songwriter Greg Mackintosh einnahm.
Der ein oder andere nostalgische Kritiker warf der Band zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vor Pfade zu beschreiten, welche die damals über jeden Zweifel erhabenen Vorzeigemetaler von Metallica ebneten. Heutzutage steht "Icon" für den typischen Paradise Lost-Sound, und darf neben "Gothic" als das wichtigste Album der Bandgeschichte bezeichnet werden, an dessen unkonventionellen Gitarrenharmonien sich zahlreiche Bands später bedienten. "Icon" dehnte den Begriff Gothic Metal, den die fünf Engländer indirekt selbst erschufen weiter aus - Doublebase ("Widow"), Slow-Motion Thrash Riffs ("Shallow Seasons", "Dying Freedom") und das angezogene Tempo waren alles andere als genretypisch. Auch emotional transportierte man eine andere Form von Melancholie. Manche Songs wirkten wie ein abendlicher Sonnenstrahl am wolkenverhangenen Horizont, vorbei waren die Zeiten der reinen Schwermut und Tristesse.
Sollte es tatsächlich noch jemanden geben, der dieses Referenzwerk nicht kennt, sich aber an Klängen von Bands wie Anathema, Amorphis, Sentenced, Katatonia oder My Dying Bride labt, dem empfehle ich dringenst, und ungeachtet dessen was die Band heutzutage darstellt, diese Lücke zu schliessen.
David