Review
Felskinn - Enter The Light
VÖ: 25. Februar 2022
Zeit: 50:02
Label: ROAR! Rock Of Angels Records
Homepage: www.felskinn.ch
Wie unübersichtlich die Rock- und Metal-Szene alleine in Europa geworden ist, wird einem immer dann bewusst, wenn man einer Band begegnet, von der man zuvor noch nie etwas gehört hat, und dann feststellen muss, dass sie schon seit einigen Jahren am Start ist und auch bereits mehrere Alben veröffentlicht hat. So erging es mir jüngst mit der Schweizer Truppe Felskinn, deren mittlerweile viertes Album Enter The Light quasi meinen Erstkontakt darstellt. Vielleicht spielt es in diesem Fall aber auch gar keine so große Rolle, dass ich über den Backkatalog von Felskinn nichts zu sagen weiß, denn Sänger und Bandgründer Andy Portmann hat seine Mannschaft anno 2019, also unmittelbar nach dem letzten Dreher, quasi grunderneuert. Während Bassist Beat Schaub als einziger aus dem alten Line-Up übernommen wurde, sind nun die erfahrenen Kollegen Martin Rauber (Wolfpakk) und Tom Graber (Crystal Ball) an den Gitarren sowie Ronnie Wolf (Lunatica) am Schlagzeug neu hinzugekommen.
Was mit dem Opener "Darkness In Your Eyes" als solides und traditionsbewusstes, aber nicht unbedingt spektakuläres Rock- bzw. Melodic-Metal-Album beginnt, weiß mit jeder folgenden Nummer neue Facetten zu offenbaren. Gleich der zweite Track "Send The Angels Down" rockt knackig und modern durch die Membrane. "Your Life Is Mine" tanzt mit dickem Groove, beschwörenden Vocals, einigen Alternative-Elementen und einem fast schon geisterhaftem Background-Chor völlig aus der bisherigen Reihe und stellt vielleicht gerade deshalb ein erstes Highlight dar. Wo die Power-Ballade "World Will End" dagegen recht konventionell daher kommt, fahren Felskinn mit "Driven", "The Saviour Was Born" und "Life Beyond The Line" drei vergleichsweise schwere Geschütze auf. Also schwer im Sinne von heavy! Als eine Art Gegenpol klingen die balladeske Nummer "Lonely Heart" und das poppige "The Final Reason" überraschend radiotauglich. Ihre womöglich heißesten Eisen haben sich Felskinn allerdings fürs Finale aufgespart. Das stampfende und streckenweise progressiv gestrickte "Where" erweist sich als härtester Albumtrack und mit "Sixfivefour" wird zum Abschluss noch ein wahrer Gassenhauer aus dem Ärmel geschüttelt, der Fans von Helloween und Kissin' Dynamite sofort ans Herz wachsen dürfte.
Irgendwo zwischen Hard Rock, Melodic und Heavy Metal haben es Felskinn mit ihrem starken und abwechslungsreichen Songwriting, mit ihrem technischen Können und einem charismatischen Mann hinterm Mikro geschafft, mich zu überraschen und zu begeistern. Den Rausschmeißer musste ich mir gleich dreimal nacheinander reinziehen! Da fragt man sich wirklich, wie man diese Band bisher übersehen konnte...