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Interview

English VersionInterview mit Hellsingland Underground (08.11.2010)

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Logo Hellsingland Underground

Nachdem das wunderbare Album Madness & Grace der schwedischen Rockband Hellsingland Underground unzählige Runden in meinem Player gedreht hat, bekam ich glücklicher Weise auch noch die Gelegenheit, mir die Band live anzusehen und zwar im kleinen Ort Halfing. An diesem Abend haben die Schweden mindestens einen neuen Fan gewonnen. Nachdem ich mich schon vor Ort sehr nett mit dem sympathischen Sänger Charlie Granberg unterhalten hatte, kontaktierte ich ihn einige Tage später noch einmal, als er wieder zurück in Schweden war, um noch ein wenig mehr über die Band und ihre kleine Tour durch Deutschland zu erfahren.

Hellsingland Underground

HH: Hey Charlie, wir haben uns letzte Woche bei euerem Konzert in Halfing getroffen. Ich hoffe, die ganze Truppe ist wieder heil in Schweden angekommen...

Charlie: Ja, sind wir, danke. Ich versuche auch gerade wieder hier so richtig anzukommen nach all den Verrücktheiten. Ich bin in einem beinahe katatonischen Zustand seit ich wieder nach Hause gekommen bin...

HH: Natürlich sprechen wir noch über euere kleine Tour durch Deutschland, die diesen Zustand ausgelöst hat, aber vielleicht beginnen wir mit einigen Fragen zur Band. Denn ich denke, dass Hellsingland Underground in Deutschland längst nicht so populär sind, wie in Schweden. Es erscheint mir fast wie ein kleines Wunder, dass dort im dünn besiedelten Nordschweden sechs so exzellente Musiker mit dem gleichen - für diese Region nicht unbedingt üblichen - Musikgeschmack zusammengefunden haben. Wann und wie ist Hellsingland Underground entstanden?

Charlie: Es fing damit an, dass ich 2006 wieder in meine Heimatstadt Ljusdal gezogen bin. Ich hatte für viele Jahre in Stockholm gelebt, bis ich einfach genug davon hatte. Ich hatte für einige Jahre keine Musik mehr gemacht, und dachte auch, dass ich damit durch wäre. Aber irgendwie habe ich auf einmal wieder all diese Songs in meinem Kopf gehört und nach einer Weile dachte ich mir, dass es cool wäre, sie auch aufzunehmen. Daher hab ich Mats und Patrik kontaktiert, die ich vor einigen Jahren in Stockholm kennen gelernt hatte. Und von da an hat es begonnen, sich zu entwickeln. Patrik brachte den Keyboarder Mathias, ich hab Martin, den Bassisten, auf einer Party getroffen und Mats brachte Peter, einen Freund aus seiner Kindheit, und die Band war komplett.

HH: Euere Musik ist wirklich sehr reich an unterschiedlichen Einflüssen. Man findet Country, Blues und dieses spezielle 70er-Feeling in euerem Sound. Welche Musiker haben dich auf deinem Weg zu Hellsingland Underground ganz besonders geformt?

Charlie: Wir haben ein sehr breites Spektrum an Einflüssen. Wir alle sind in den 80ern als Metal-Kids groß geworden. Du weißt schon: Iron Maiden, Accept, Judas Priest und natürlich AC/DC. Aber als ich älter geworden bin, habe ich damit angefangen sehr viel Bob Dylan, Neil Young, Bruce Springsteen und solches Zeug zu hören. Es gab allerhand Vergleiche zu Southern-Rock-Bands, wie den Allman Brothers, aber um ehrlich zu sein, wurden wir von denen nicht sonderlich beeinflusst, zumindest nicht in Sachen Songwriting. Wir mögen ihren Sound und wie sie mit ihren Instrumenten umgehen... lange Twin-Gitarren-Soli und solche Sachen. Aber wenn es dann ums Songwriting geht, versuche ich schon, aus meinem eigenen Herz und meinen eigenen Erfahrungen heraus zu schreiben.

HH: Ich muss zugeben, dass mir deine unterhaltsamen Texte sehr gefallen. Sie scheinen sehr persönlich zu sein - lauter kleine Geschichten und das meiste davon ist wahr, oder gibt es da auch sehr viel an Fiktion?

Charlie: Danke! Und ja, sie sind sehr persönlich. Und ich denke, man kann sagen, dass sie auch alle wahr sind, denn sie sind es für mich. Einige Dinge hab ich vielleicht übertrieben, einige Dinge hab ich vielleicht ausgelassen, manchmal hab ich zwei Personen zu einer verschmolzen usw. eben nur um den bestmöglichen Song zu schreiben. Aber all meine Texte wurden vom realen Leben beeinflusst. Das ist für mich der einzige Weg, richtig gute Texte zu schreiben. Wann immer ich versucht habe, mir irgendetwas auszudenken, hat es einfach nicht funktioniert. Das klappt vielleicht bei anderen Musikern, aber nicht bei mir.

HH: Als ich das erste Mal das Motiv auf dem Cover eurer ersten CD gesehen habe, war ich ein wenig irritiert von dem Pentagramm und den beiden Steinböcken, die dort verwendet werden. Ich konnte den Zusammenhang zwischen deinen Texten und diesen Symbolen einfach nicht erkennen. Klär mich doch mal bitte auf.

Charlie: Haha, yeah, viele Leute haben da ganz ähnlich reagiert. Aber die Geschichte hinter dem Cover ist folgende: ich lebe in einem Bezirk namens Hälsingland, aber die alte Schreibweise ist Hellsingland, eben so wie auch in unserem Bandnamen. Und in dieser Gegend gibt es jede Menge alte Volkssagen, Aberglauben und Legenden über Satan, der nach Hälsingland kommt und Kinder dazu verführt, böse Dinge zu tun. Und als Kind haben mich all diese Geschichten wirklich mitgenommen, also wurde das Cover auch davon beeinflusst. Und die Steinböcke sind tatsächlich das offizielle Symbol des Bezirks Hälsingland.

HH: Wie waren die Reaktionen auf euer Debüt in der Heimat?

Charlie: Die waren wirklich sehr gut. Wir haben großartige Rezensionen bekommen und wir haben hier eine starke Fanbasis, die sehr weit fährt, um zu unseren Konzerten zu kommen.

HH: Als du mit Hellsingland Underground begonnen hast, konntest du dir da vorstellen, jemals in die schwedischen Album-Charts einzusteigen?

Charlie: Nein, überhaupt nicht. Das war wirklich weit jenseits unsere Vorstellungen. Es scheint so als hätten wir für die Leute eine Lücke gefüllt. Ich denke nämlich, dass die Leute in Schweden genug haben von irgendwelchen halbärschigen Rockbands, denen es nur ums Aussehen und um die Einstellung geht, aber nicht wirklich um die Musik. Uns dagegen geht es nur um die Musik, wir leben sie und wir atmen sie. Und ich denke, dass die Leute das auch spüren, wenn sie uns hören oder uns beim Spielen zusehen.

HH: Schließlich habt ihr den Einstieg in die Charts dann mit eurem zweiten Album Madness & Grace geschafft. Wie waren denn die Reaktionen der Presse in anderen Ländern?

Charlie: Wir haben großartige Reaktionen von überall auf der Welt bekommen und die meisten davon aus Deutschland. Wirklich fantastische Reviews!

HH: Daher habt ihr euch auch entschlossen das neue Album in Deutschland anhand einer kleinen Tour mit 16 Konzerten vorzustellen. Es hat mich wirklich überrascht zu lesen, dass ihr in Halfing spielen würdet. Schließlich wäre München auch nicht allzu weit weg gewesen. Bist du rückblickend zufrieden mit den Veranstaltungsorten, die die Booking-Agentur für euch ausgesucht hat?

Charlie: Yeah, ich denke Rock This Town haben einen großartigen Job gemacht, indem sie die richtigen Orte für unsere Auftritte ausgesucht haben. Ich hatte erwartet, dass die Locations viel kleiner sein würden, da dies ja unser erstes Mal in Deutschland war. Außerdem war es auch eine lustige Sache, dass unsere Gigs in den kleineren Orten oftmals viel besser besucht waren als in den großen Städten.

HH: Warst du das erste Mal in Deutschland?

Charlie: Zum ersten Mal mit einer Band, ja. Aber als Kind war ich schon einmal mit meinen Eltern in Deutschland.

HH: Erzähl doch bitte ein bisschen über die positiven und die negativen Aspekte eurer Tour. Wurden deine Erwartungen erfüllt?

Charlie: Etwas Negatives kann ich eigentlich gar nicht finden. Wir wussten, dass wir wenig Schlaf abbekommen und viel trinken werden. Und wir wussten, dass es innerhalb der Band von Zeit zu Zeit Auseinandersetzungen geben wird, allerdings nichts wirklich Ernstes. Die Veranstaltungsorte waren großartig, das Essen war großartig und die Hotels auch. Und das Publikum war fantastisch. Um ehrlich zu sein hatten wir nichts von all dem erwartet.

HH: Was war das aufregendste Ereignis während der Tour und wo habt ihr den besten Zuspruch aus dem Publikum erfahren? Du weißt, was ich jetzt hören will, haha. Aber sei ehrlich...

Charlie: Haha... es ist wirklich schwer, hier irgendeinen speziellen Ort herauszupicken. Das White Trash Fast Food in Berlin war super, weil es so ein fantastischer Ort ist und obendrein der erste Gig auf unserer Tour war. Reitwein war genial, weil wir das das größte Publikum hatten, aber ja, Halfing war fantastisch, weil wir ein kleines aber unglaublich enthusiastisches Publikum hatten. Und ich meine das auch! Vielleicht sogar das enthusiastischste, vor dem wir jemals gespielt haben.

HH: OK, bevor ich jetzt noch in Verlegenheit gerate, gleich weiter zur nächsten essentiellen Frage: Wo habt ihr das beste Bier bekommen?

Charlie: Ich denke, das Bier ist überall in Deutschland fantastisch. Aber ich hab mir tatsächlich ein 5-Liter-Glas Vulcan-Bier bei dem Gig im Thorndal Guitars im fränkischen Ort Maroldsweisach gekauft. Das hatte einen wirklich sehr speziellen Geschmack, den ich mochte. Eine etwas dunklere Biersorte war das.

HH: Haha, über fränkisches Bier in dieser Ecke brauchst du mir nichts zu erzählen, damit kenne ich mich aus. Hattet ihr auch einmal richtiges Pech auf der Tour?

Charlie: Vor dieser Show in Franken hat uns das GPS den falschen Weg gezeigt und wir endeten auf einem Berg weit über der Stadt. Plötzlich war die Straße zu Ende und wir mussten unseren sieben Meter langen Tourbus in einem matschigen Acker voller Kuhscheiße und so 'nem Zeug wenden. Es hat nicht viel gefehlt und der Bus wäre über die Böschung gekippt. Wir mussten alle aussteigen und den Bus zurück auf die Straße schieben. Aber irgendwie war das auch eine erfrischende Sache. Mal etwas Neues. Davon abgesehen - yeah, zwei abgesagte Gigs waren eine etwas unglückliche Sache.

HH: Das war doch noch einmal eine lustige Geschichte für den Schluss. Was kommt als nächstes? Was sind eure Pläne für die nahe Zukunft und was wollt ihr mit Hellsingland Underground noch erreichen?

Charlie: Wir nehmen uns von all dem Touren jetzt erst einmal eine Pause, wenigstens bis Februar, weil Peter nämlich Vater wird. Rock This Town arbeitet schon daran, uns auf ein paar europäische Festivals in diesem Sommer zu bringen. Und wir hoffen, dass wir auch auf einigen spielen können. Außerdem werden wir damit anfangen, an einigen neuen Songs für das dritte Hellsingland Underground-Album zu arbeiten.

HH: Ich danke dir vielmals für das nette Interview und hoffe, euch möglichst bald wieder Live sehen zu können. Eine letzte Botschaft an unsere Leser?

Charlie: Wir möchten dem fantastischen deutschen Publikum danken, das diese Tour so unvergesslich gemacht hat und wir hoffen, euch alle bald wieder zu sehen. Zögert nicht, uns für euer Lieblingsfestival anzufordern. Wir würden wirklich gerne zurückkommen. Beste Grüße und danke für das Interview!

Dagger

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