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Interview

Interview mit Helfahrt (10.06.2008)

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Sie gehören zu der Speerspitze des deutschen Folk/Pagan-Metals und bringen demnächst ihre zweite Langrille Wiedergang auf den Markt. Grund genug, um sich Sänger Max zu schnappen und ihn etwas auszuhorchen. Dabei ist ein sehr interessantes Interview mit Tiefgang entstanden. Max erzählt eine Menge über sein historisches Engagement, die Nazivorwürfe und warum man sich die neue Platte kaufen sollte!

HH: Servus Max! Wie geht's dir? Wie ist die Stimmung so im Helfahrt-Lager?

Max: Slava Basti! Mir geht's gut soweit. Bin gerade von einer recht derben Bergtour zurückgekehrt und habe nur wieder neue Energie für alles was vor mir/uns steht. Stimmung ist ansonsten auch recht gut, alle sind gesund und munter und ich denke wir können nicht klagen!

HH: Ihr werdet bald euer zweites Album Wiedergang herausbringen! Seid ihr schon etwas nervös und habt ihr bisher schon Reaktionen über das Werk erhalten?

Max: Ja, unser neues Album Wiedergang wir voraussichtlich am 4. Juli offiziell auf den Markt geworfen und wir sind schon äußerst auf die Reaktionen gespannt. Als Nervosität würde ich diesen Umstand allerdings nicht titulieren, eher als Neugierde. Unser Stil ist nicht unbedingt der herkömmliche, sondern ein neuer Klang des Pagan Metals und somit sind wir uns auch recht sicher dass das Album nicht jedem gefallen wird. Aber aus diesem Grund schreibt man ja keine Musik. Die bisherigen Reviews waren durchaus gut und es hatte auch keiner der Rezensisten etwas schwer wiegendes zu bemängeln.

HH: Wiedergang enthält wesentlich mehr Black Metal-Anteile als Sturmgewalt, war das Absicht oder war das einfach der kreative Prozess?

Max: Hm, ich würde sagen ein bisschen von beidem. Uns war nach der Veröffentlichung von Sturmgewalt relativ schnell klar, dass das neue Material in gewissem Maße härter und düsterer daherkommen sollte, da wir alle in der Band eher den traditionellen Pagan Metal, wie er damals Ende der 90er von der ersten Generation der Bands diesen Genres gespielt wurde, favorisieren. Metselige-Bierdosen-Germanen-Melodien zu schreiben war zudem auch noch nie unser Anliegen. Letztendlich entwickelte sich das neue Album jedoch eben durch den kreativen Schaffensprozess zu einer härteren und dunkleren Scheibe als es mir persönlich lieb ist, da ich doch auch ein sehr großer Fan von "netten" Folk-Melodien bin. Doch gerade hier zeigt sich dem Hörer, dass Helfahrt keine Band ist die heuchelt oder krampfhaft versucht Genre-typisch zu klingen, nur um ein paar mehr Fans zu gewinnen oder ein paar Alben mehr zu verkaufen. Der Lieder auf Wiedergang spiegeln somit wirklich unsere eigenen Emotionen sowie unsere Kreativität in dieser Sache wieder. Es klingt Authentisch! Und das macht mich sehr, sehr stolz!

HH: Ist das Material auf Wiedergang komplett neu oder habt ihr ein paar alte "Kamellen" extra dafür ausgegraben?

Max: Es ist diesmal alles absolut neu! Man könnte höchstens "Die Erde Birgt Den Tod" als alte Kamelle bezeichnen, da dieser Song schon zu Sturmgewalt-Zeiten stand. Es wurden diesmal jedoch keine alten, schon bestehenden Lieder ausgegraben, wenn es das ist, was du meinst.

HH: Wie sehen die Pläne in der Zukunft aus? Wird es eine Tour geben? Ist eventuell mal eine Live-DVD geplant?

Max: Die Zukunfstpläne sind dieses Jahr noch ein paar Gigs auf diversen Festivals und Anfang Januar 2009 eine Europa-Tournee mit unseren Freunden und Kollegen von Odroerir und Gernotshagen. Eine Live-DVD ist tatsächlich in Besprechung, ich möchte hierzu allerdings noch nichts verraten - es soll eine Überraschung werden.

HH: Wie würdest du selber das neue Album beschreiben und bist du selber mit dem finalen Produkt zufrieden, oder hättest du nachträglich noch etwas verändert?

Max: Wiedergang umgibt eine dunkle, mystische Aura; das Album ist härter, schneller, ausgereifter, facettenreicher und das beste was wir bisher geschrieben haben! Fans von Kampfar, Enslaved, Helheim oder Helrunar werden bestimmt Gefallen daran finden. Ich bin mit allem absolut zufrieden - hierbei spreche ich auch für den Rest der Band - es gibt nichts zu bemängeln - ich bin gespannt ob andere das auch so sehen! Ich & die Band haben jedenfalls ihre Befriedigung, hahahaha!

HH: So nun zu dir: Neben deinem Band-Engagement, bist du ja auch in einer Reenactment-Gruppe unterwegs! Erklär doch mal unseren Lesern, die nichts über Reenactment wissen, was es genau ist und warum du dich dem verbunden fühlst!

Max: Mit Reenactment bezeichnet man die historisch korrekte Nachstellung von vergangenen Ereignissen wie beispielsweise Schlachten oder gesellschaftlich relevanten Ereignissen. Per Definition handelt es sich um die bestmögliche, detailgetreue Wiedergabe einer Begebenheit in ihren Abläufen, historisch oder modern, möglichst am Originalschauplatz und zu den gleichen Bedingungen, die beim Originalereignis herrschten (z.B. Schlacht bei Hastings, Schlacht von Gettysburg). Die Theorie über das re-enactment (Wiederverfügung, Wiederaufführung, Wiederholungsspiel) geht auf Robin George Collingwood zurück. Nach dieser Theorie ist es die Aufgabe des Historikers, auf der Grundlage der überlieferten Quellen die Vergangenheit zu rekonstruieren, indem er erneut die Gedanken und Intentionen der handelnden Akteure durchspielt, die sich in den vergangenen Ereignissen ausdrücken. Der wissenschaftliche Ansatz ist daher eine wesentliche Voraussetzung für die Definition des modernen Reenactment. Es hat nicht im Geringsten etwas mit LARP oder ähnlichem Schmarn zu tun! Geschichte am eigenen Leib zu erleben und zu leben, sich mit den Problemen von damals auseinander zu setzen welche heutzutage reinste Lappalien wären, zu erfahren was wichtig ist.
Ich gehöre zwei Gruppen an, welche sich eingehenst mit der Spätantike und dem Frühmittelalter befassen. Dieses "Hobby" welches für mich persönlich mittlerweile schon fast mehr als eine Lebenseinstellung geworden ist, betreibe ich ernsthaft seit ca. drei Jahren. Ich versuche nach bestem Wissen und Gewissen einen Bajuwaren der Merowinger-Zeit um ca. 700 n. Chr. sowie einen Sueben des 2. Jhd. n. Chr. mit all meinen handwerklichen Fähigkeiten darzustellen.
Hierbei setzte ich mir keine Grenzen und es ist immer wieder eine kleine Herausforderung an wirklich authentische Materialien zu kommen. Was mich am Living-History/Reenactment so fasziniert ist, dass das gesamte Hobby an sich ein niemals endender Prozess ist. Man kann nie gut genug sein, nie zu viel wissen - lernt also nie aus. Man lernt auch vieles ganz anders wahrzunehmen. Fast jeder Gegenstand, den wir heute benutzen, kann aus Kunststoff hergestellt werden. Die Produktion wird in großen Fabriken von Maschinenaufsehern überwacht, deren wichtigste Fähigkeit ist ein Leben intensivster Langeweile zu bewältigen. Solcherart angefertigten Gegenstände erfüllen ihren Zweck perfekt. Sie sind hässlich. Denn die Schönheit eines Produktes beruht meiner bescheidenen Meinung nach, auf der Kombination von natürlichen Materialstrukturen mit dem einzigartigen Können und liebevollen Bearbeitung durch einen Handwerker. Auch wenn der Gegenstand den man selbst hergestellt hat, möglicherweise nicht perfekt ist, wenn er Kanten hat und suboptimal in der Hand liegt, er ist selbst hergestellt worden. Es ist DEIN Werk welchem du deine Zeit, dein Können und deine Energie verliehen hast. Wenn alles, was wir benutzen, hässlich und langweilig herzustellen ist, was ist dann überhaupt der Sinn des Lebens? Wo ist die Lebensqualität geblieben? All das habe ich durch meine Reenactment-Aktivitäten gelernt zu schätzen und der vorher angesprochene Prozess wird bis ans Ende meiner Tage weitergehen.

HH: Hat dein Reenactment-Engagement Einflüsse auf deine Musik?

Max: In den Anfangstagen Helfahrts kam es des Öfteren zu Überschneidungen in Punkto Bühnendekoration und Klamotten. Dies haben wir jedoch ad acta gelegt, da wir der Meinung sind, dies strikt zu trennen da es nicht wirklich stimmig mit der Art und Weise unser Auslegung von Pagan Metal ist. Einziger Einfluss hat das Hobby lediglich ab und an auf das Verfassen meiner Texte, bei denen ich jedoch nicht über blutige Schlachten und kühne Kämpen schreibe, sondern geschichtliche Gegebenheiten und/oder antike Mythologie in Metaphern wiedergebe.

HH: So nun zu einem anderen Thema: Vor einiger Zeit musst ihr von einer Antifa-Website Nazi-Vorwürfe gefallen lassen, was ist aus der Sache geworden? Immerhin war ja eine Sammelklage geplant!

Max: Eine absolute Unverschämtheit war das! Warum soll ich mich schämen oder gar erwehren meine Texte in der Muttersprache zu verfassen? Wir wurden genauso wie unsere Schweizer Freunde von Eluveitie aufs Übelste diffamiert. Jegliche Versuche Herrn Kratz, dem Verfasser dieser Schandzeilen, auf freundliche Art das Gegenteil des Geschriebenen zu erörtern, wurde entweder ignoriert oder öffentlich und ohne vorherige Erlaubnis unsererseits auf seiner Webseite veröffentlicht. Aufgrund dieser Dreistigkeit hatte ich versucht, mit einer Sammelklage gegen Herrn Kratz etwas zu bewegen. Jedoch leben wir hier in Deutschland und die juristischen Bedingungen sind leider nicht ganz so simpel wie die in den USA! Eine Klage hätte im Endeffekt nur Geld und Unmengen an Zeit verschlungen, mit dem wahrscheinlichen Ausgang dass er seinen Artikel vom Netz hätte nehmen müssen. Jedoch ist der Schaden ja bereits angerichtet worden, somit hätte es sowieso nichts gebracht. Aus diesem Grund wurde die Sammelklage mehr oder minder auf Eis gelegt. Man wird sehen wie sich alles in Zukunft entwickeln wird. Wir werden jedenfalls von nun an mit der Einstellung: "Wer nichts zu befürchten hat, muss sich auch nicht erwehren" an derartige Verleumdungen heran gehen und so etwas einfach ignorieren. Das einzige was Menschen wie diese erreichen wollen, ist Aufmerksamkeit zu erlangen. Und wo würde dieses Ziel besser zu erreichen sein als via Internet.

HH: Es wird ja in letzter Zeit immer mehr von der rechten Unterwanderung in der Black- und Pagan-Szene geredet. Für wie schlimm würdest du diese Unterwanderung als Szene-Interner wirklich bezeichnen?

Max: Schwer zu sagen. Das Problem ist, dass ich so gut wie gar nichts mehr in der Metal-Szene unternehme. Szene-Interner bin ich schon seit gut drei Jahren nicht mehr. Noch nicht einmal Zeitschriften etc. lese ich mehr. Somit fehlt mir der Blickwinkel einer durchdachten Hypothese. Politische Extreme gibt es in jeder Szene. Das war auch schon vor zehn Jahren so. Im Endeffekt kann ja jeder machen und wählen was er will. Ich werde niemanden verurteilen weil er eine politische Einstellung hat mit der ich persönlich nichts anfangen kann. Solange sich diese Personen auf unseren Gigs zu benehmen wissen und in Ruhe unserer Musik lauschen habe ich gegen niemanden was! Rechte Spinner und Links-Extreme gibt es bestimmt immer mal wieder. Das siehste ja auch auf diversen Festivals im Sommer. Ich denke aber nicht, dass diese Minderheit jemals eine Gefahr darstellen wird. Mehr Sorgen mache ich mir da eher bei szeneübergreifenden Black Metal-Bands die gerade jungen Fans ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit aufzeigen. Vieles wird von jungen Fans sehr schnell adaptiert - ich bin deshalb auch froh über die Tatsache, dass eine Band wie Taake (die ich selbst lange Jahre lang zu schätzen wusste) nach der Aktion in Essen keine oder nur wenige Auftrittsmöglichkeiten mehr in der Bundesrepublik bekommt. Da wurde genau richtig reagiert!

HH: So nun werde ich dir immer zwei Begriffe nennen und du musst dich für einen entscheiden und deine Entscheidung begründen! Den Anfang machen: Pantera oder Slayer?

Max: Ha, wirklich schwere Frage... Pantera... hmm... nein... SLAYER!!! Eine meiner ersten Metal-Bands und immer wieder geliebtes, nachgemalten Bandlogo auf meinen Schulheften,haha!

HH: Cannibal Corpse oder Six Feet Under?

Max: Pass auf, jetzt leg ich dich rein: Alle Corpse-Alben mit Chris Barnes *lacht* Corpsegrinders Stimme ist gut, keine Frage. Aber Barnes war besser! Und cooler!

HH: Lemmy oder Ozzy?

Max: Lemmy, der hat sich besser gehalten und ist mehr Rock'n'Roll!

HH: Ragnarök oder Wacken?

Max: Da wir aufm RR schon gespielt haben: Wacken! Als Besucher würde ich eher auch zum RR tendieren, auch wenn dieses schon langsam Wacken-ähnliche Formen annimmt.

HH: Immortal oder Darkthrone?

Max: Darrrrrrrkthrone! Bei Immortal finde ich die Typen lachhaft. Fenris strahlt eine coole 80ies Attitüde aus! Das gefällt mir!

HH: Wein oder Bier?

Max: Bier, auch wenn ich gerne Wein trinke. Nur meine Eingeweide favorisieren letzteres,haha!

HH: Pizza oder Pasta?

Max: Pizza, ich war immer schon ein Liebhaber hiervon! Pasta liegt so schwer im Magen!

HH: Nun das war's auch schon! Danke für deine Zeit und Geduld! Die letzten Worte gehören dir!

Max: Vielen Dank dass du uns die Möglichkeit gegeben hast, uns hier auf Heavyhardes zu präsentieren. Ich hoffe, dass dir unser neues Album einigermaßen gefallen wird. Jedem Leser dieser Zeilen gebührt ebenfalls Dank für das aufgebrachte Interesse an unserer Kunst und somit möchte ich mich mit dem weisen Rat, schnellstmöglich unser neues Album zu kaufen, verabschieden. Man wird es bestimmt nicht bereuen...

Basti

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