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Interview

Interview mit 286 (19.06.2006)

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Sänger Adam Joad der LA-Rocker 286 stellt sich im Gespräch als wahre Plaudertasche heraus. Wir erfahren, wie es derzeit in der Club-Szene aussieht, was der Band-Name bedeutet - und was Paris Hilton gerade treibt...

HH: Eure EP Profiled ist seit einiger Zeit draußen, seid ihr zufrieden mit den Reaktionen?

Adam Joad: Ich kann hier glaube ich für die ganze Mannschaft sprechen: wir sind absolut glücklich, dass die Leute verstanden haben, was wir sagen wollen. Die Besprechungen waren hervorragend - wir haben voll und ganz an das Projekt geglaubt, da ist es sehr gut zu wissen, dass auch andere Leute davon überzeugt sind.
Im Prinzip sind die fünf Songs eine Einführung zu dem, was wir mit 286 tun - und wenn ihr mehr wissen wollt, müsst ihr euch das Live ansehen und wirklich erleben.

HH: Euer Motto ist "Rock and Roll is not dead" - wie wichtig ist diese Message für euch, und was versteht ihr unter Rock'n'Roll?

Adam Joad: Wenn du dir die Industrie anschaust, stellst du fest, dass diese Leute den Musikgeschmack in die Richtung beeinflussen, die sie verkaufen wollen. Das hängt nicht unbedingt mit der Nachfrage oder Vorlieben der Fans zusammen. Die Industrie entscheidet einfach darüber, was wir uns anhören und was nicht. Aber jetzt, in einer Zeit, in der Aufnahmestudios erschwinglich sind, mit dem Internet und Satelliten- und Kabelradio, haben Künstler die Freiheit, sich auszudrücken und ihre Musik auf viel mehr Wegen als früher zu präsentieren.
Rock'n'Roll ist für uns Rebellion, Spaß und gute Musik, die jedem gefällt. Wir halten die Dinge einfach: eine Gitarre, Bass, Gesang, Drums. Das heißt: jeder, der nicht die Emo-Pille schlucken will, bei der man erwachsenen Männern beim Rumheulen über die Mädels zuhören muss, die sie in der achten Klasse sitzen ließen, hält den Rock'n'Roll am Leben. Bei 286 geht es um die Musiker und um die Fans, und wir würden immer die gleiche Musik machen, egal ob 1975 oder 2005. Gute Musik wird niemals altmodisch.
HH: Was sind eure musikalischen Einflüsse?

Adam Joad: We are a mobile clusterfuck of influences. [hier streikt des Übersetzers Kunst]. Wir alle lieben Musik, und gute Musik gibt es in jedem Genre. Wenn Leute 286 hören, erinnert sie das oft frühe AC/DC, ein bisschen Glam, vielleicht ein wenig Buckcherry, MC-5, vielleicht sogar ein bisschen Rage Against The Machine oder Pantera. Klar, das sind alles große Bands, die wir alle irgendwann in unserem Leben gerne gehört haben. Ich persönlich bin aber der Folk-Bandit und Punk Rocker in der Band. Was die Texte angeht, orientiere ich mich an Woody Guthrie, Bruce Springsteen, Bob Dylan und diesem Wegelagerer-Romantik-Zeug. Was den schieren Mumm und die geistige Kraft angeht, hauen mich Bands wie Black Flag, Minor Threat oder The Bad Brains einfach um.
Aber wenn du vor unserer Studiotür hockst, wenn wir besoffen sind und Cover-Versionen spielen, dann hörst du wahrscheinlich Dio, Maiden, Motley Crue, AC/DC, vielleicht sogar George Thorogood oder ZZ Top. Manchmal laden wir andere Leute ein, um das mit uns zu erleben - Nick von Faceless Gray und die Punk-Meister aus Austin, Born To Lose, waren schon unsere Gäste bei der besoffenen Cover Nacht. Sie kennen die Geheimnisse...

HH: Ihr kommt aus allen Ecken der Welt - Argentinien, New Jersey, Pittsburgh. Wie habt ihr euch getroffen?

Adam Joad: So spielt das Leben. Martin und Nikee kamen von Buenos Aires nach LA, um Musik zu machen. Pete zog nach seinem Studium in Berklee nach LA, und nach einigen Irrungen trafen sie sich und wurden zum musikalischen Kern von 286. Ich selbst wohnte in Southwestern PA und wollte nach Kalifornien ziehen - also habe ich nach entsprechenden Chancen bei Bands gesucht. Eines Tages las ich diese Anzeige einer Band, die einen Sänger suchte, der eine Mischung aus Phil Anselmo und Bon Scott war. Klar dachte ich dabei erst mal nicht an mich, aber mich interessierte brennend, welche Band denn so einen Sound hatte. Ich nahm den Kontakt auf, zog nach LA, ging zum Vorsingen, und irgendwie passte es zusammen. Ich wünschte, ich wäre diese Mischung aus Bon und Phil - das wäre ein Kick Ass Rock Sänger.

HH: Was habt ihr musikalisch denn so getrieben, bevor ihr euch als 286 formiert habt?

Adam Joad: Martin und Nikee spielten in einer Band namens Elmer, und Pete spielte bei Pivot, einer Hardcore-Band aus Boston. Ich selbst war Sänger und Rhythmus-Gitarrist in der Polit-Punk-Band Despite Best Intentions. Bei DBI habe ich gelernt zu touren, live zu spielen, in einer Band zu sein - und vor allem hat mir diese Zeit gezeigt, dass ich genau das im Leben machen möchte.

HH: Die LA Club-Szene ist eher für die Glam-Bands berüchtigt als für dreckigen Rock'n'Roll. Wie passt ihr denn da rein?

Adam Joad: Ja, der Glam ist hier immer noch mächtig, und das 2006! (lacht) Wir kommen gut zurecht, wir sind mit Bands aus den verschiedensten Stilrichtungen aufgetreten und haben immer gute Reaktionen bekommen. Wir konnten in den meisten legendären LA-Clubs spielen, wie im Key Club, House Of Blues, Viper Room usw. Ich glaube, das hängt einfach damit zusammen, dass wir ehrlich und echt sind. Wenn die Leute uns auf der Straße rumhängen sehen, dann sehen sie die gleichen Typen wie auf der Bühne. Wir nehmen uns nicht zu ernst, es gibt genug Möchtegern-Rockstars in LA... Leute, die ihr Geld für ein Konzert ausgeben, schätzen Ehrlichkeit. Ich glaube, wir passen gut rein, weil es bei uns keine Überraschungen gibt, sondern nur laute, dreckige, rüpelhafte, übertriebene Rockmusik.

HH: Was bedeutet euer Bandname 286?

Adam Joad: Ahh, die große Preisfrage! Leider ist das einfach nur die Nummerierung unseres Proberaums in LA. Ich wünschte, wir hätten eine spannendere Geschichte dazu... Wir haben uns das Projekt in Zimmer 286 überlegt, haben die Songs in 286 aufgenommen, und wir proben in 286... Also haben wir die Band einfach so genannt.

HH: In euer Bandinfo steht, dass ihr "vorfabrizierte Musiktrends" ablehnt. Was genau meint ihr damit?

Adam Joad: Ein Kritiker wurde richtig sauer, weil er nicht verstand was wir meinen. Anstatt zu fragen hat er einfach eine Tirade abgelassen. Deshalb freut es mich dass du fragst. Vorfabrizierte Musiktrends sind mehr oder weniger Fließbänder für Bands und Musik, die von der Industrie hergestellt werden, um Marktlücken zu füllen und damit Geld zu verdienen. Alles dabei muss perfekt sein, das Image, die butterweichen Songs, die vorhersagbaren Live-Shows. Das einzige, was diesen Bands fehlt, ist genau das, was Musik so zauberhaft macht - Herz und Erfahrung. Nach dem Modell dieser Bands entstehen dann Klone durch neue, junge Bands, die den Erfolg nachahmen wollen - und Bumm, gibt's einen Schneeballeffekt von unehrlicher Musik, bei der jeder die gleichen angesagten Klamotten trägt. Kann ich mir die Ehre anheften, diesen Begriff geprägt zu haben? Verdammt noch mal, Paris Hilton hat versucht, den Spruch "That's Hot" als Marke schützen zu lassen... wo wir von Paris Hilton sprechen: sie wird demnächst eine Platte rausbringen. Genau das wäre wieder mal ein Beispiel für "vorfabrizierte Musik".

HH: Was war euer bestes Konzert bislang?

Adam Joad: Das dürfte für jeden von uns ein anderes gewesen sein - für mich hat der Auftritt im House Of Blues am meisten Spaß gemacht. Es war die erste Show, die sich mein Dad angesehen hat, und sie haben uns dort sehr gut behandelt. Es war nicht die bestbesuchte Show, oder die verrückteste, aber aus irgendeinem Grund ist sie mir besonders im Gedächtnis geblieben. Das schlimmste war BB Kings in LA, als das Club-Management Pete mit seinem Schlagzeug hinter eine Schallschutzwand steckte und Martin seinen Gitarrenamp nur bis 2 aufdrehen durfte. Das ist nicht Rock...

HH: Werdet ihr auch Konzerte in Europa spielen?

Adam Joad: Das wäre natürlich traumhaft - wir versuchen ein paar gute Promoter in Europa zu finden, also wenn einer das hier liest, setzt euch bitte mit uns in Verbindung. Wir wollen 286 so vielen Leuten präsentieren wie möglich.
Danke für das Gespräch und weiter so mit eurer hervorragenden Arbeit [das liest der geplagte Schreiberling doch gern]!

Holgi

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