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Interview mit Thyrfing (19.12.2005)

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Donnerwetter, einen ziemlich harten Brocken haben Thyrfing der Metal-Gemeinde da beschert. Wer die Band von der melodischeren Seite kennt, dürfte sie auf dem neuen Album Farsotstider kaum wiedererkennen. So heftig gingen die Schweden noch nie zu Werk. Darüber und natürlich über Wikinger plauderte ich mit Gitarrist Patrick.

HH: Ihr bringt gerade ein neues Album raus. Was kannst du mir über Farsotstider erzählen? Wie lange hat es gedauert, die Songs zu schreiben?

Patrick: Ziemlich lange, verglichen mit unseren früheren Alben. Es ist jetzt zwei Jahre her, dass unser letztes Album rausgekommen ist.

HH: Ihr habt ja auch das Label gewechselt...

Patrick: Ja richtig. Außerdem war die Aufnahme des Albums über ein halbes Jahr verteilt.

HH: Echt? Das hört sich ja teuer an.

Patrick: Ja gut, aber es war jetzt nicht so, dass wir ein halbes Jahr im Studio rumgehangen sind. Wir hatten mehrere Aufnahmesessions und haben auch einige Aufnahmen und Overdubs selber gemacht. Dadurch ziehen sich die Aufnahmen natürlich in die Länge. Man hat keine Deadline, es tickt keine Budget-Uhr.

HH: Wer hat die Songs geschrieben?

Patrick: Eigentlich haben alle in der Band mehr oder weniger zum Songmaterial beigetragen. Ich, Thomas und Kimmy haben halt die ganzen Texte geschrieben.

HH: Wo wir bei der Musik sind. Ich finde, ihr seid härter, ja, ziemlich hart geworden. Vor allem der erste Song, "Fat °At Helvete" - das ist eigentlich eher ein Black-Metal-Song als irgendetwas anderes.

Patrick: Ja, es ist wahrscheinlich der aggressivste Song, den wir bisher geschrieben haben. Verglichen mit unseren letzten beiden Alben hat Farsotstider eine dunklere Atmosphäre und einen härteren Sound. Es ist vielleicht nicht weniger melodisch, aber weniger fröhlich.

HH: Auf jeden Fall. Was war denn der Grund? Seid ihr wegen irgendwas böse geworden?

Patrick: Vielleicht. Aber es ist halt auch so, dass sich der Musikgeschmack eines jeden über die Jahre verändert, und damit auch die Musik, die man gerne schreibt und spielt. Außerdem will man nach einiger Zeit auch mal wieder was Neues ausprobieren.
Verglichen mit anderen Bands haben wir uns jetzt aber auch nicht so stark verändert. Ich denke, wir haben uns innerhalb des Thyrfing-Sounds weiterentwickelt und auf jeden Fall auch diesen Sound selbst weiterentwickelt.

HH: Okay. Eure Texte sind mittlerweile allesamt in Schwedisch gehalten. Drum verstehe ich kein Wort. Willst du mir nicht erzählen, wovon sie handeln?

Patrick: Sie sind immer noch stark in der skandinavischen Mythologie und Überlieferung verwurzelt. Aber vielleicht haben die Texte, wie eben auch die Musik eine etwas dunklere, aggressivere Färbung bekommen. Das Grundkonzept ist aber immer noch das selbe.

HH: Diese mythologischen Themen. Ihr gehört doch wohl zu den Bands, die diese ganze nordische Mythologie in den Metal-Mainstream gebracht haben. Es gab das natürlich schon vorher, Bathory allen voran. Aber diese Viking-Welle, die vor einige Jahren aufkam...

Patrick: Twilight Of The Gods war das erste Mainstream-Metal-Album mit einem starken Konzept in diese Richtung. Dann gab es natürlich Enslaved, die wir viel angehört haben, als wir unsere Band gründeten. Aber wie du sagst, es gibt uns jetzt auch schon zehn Jahre. Man könnte uns die zweite Welle nennen.

HH: Eine andere Frage, die ich mir oft stelle, wenn ich mir Musik anhören, deren Texte von alten Zeiten und Wikingern handeln...

Patrick: Ja?

HH: Metal ist ein ziemlich neue Musikrichtung. Man spielt diese Musik seit vielleicht 25 Jahren und man spielt sie nicht mit traditionellen Instrumenten sondern mit elektrischen Instrumenten - E-Gitarren, Keyboards. Wo ist da die Verbindung?

Patrick: Es gibt eigentlich keine. Deswegen finde ich es eigentlich ziemlich blöd, von Viking Metal zu sprechen. Diese Musik hat eigentlich nicht sehr viel mit der Musik der Wikinger zu tun, die sehr primitiv war und nicht sehr schön anzuhören.

HH: Ja, und die Wikinger andererseits hätten eure Musik wahrscheinlich überhaupt nicht verstanden.

Patrick: Nein, aber es gibt den Begriff "Viking Metal" auch schon ziemlich lange und wir behaupten nicht, das wir Viking Metal machen.

HH: Das vielleicht nicht. Aber die Leute nennen euch so. Frag die Leute, ob sie dir eine Viking-Metal-Band nennen können - Thyrfing wird unter den erstgenannten sein.

Patrick: Ja gut, aber die Bezeichnung bezieht sich eigentlich auf die Themen, die Lyrics und die Artworks. Musikalisch betrachtet sind zwar etwas vor skandinavischer Folk-Musik beeinflusst. Die hat aber nicht wirklich was mit Wikingern zu tun. Stimmt schon, es ist ein bisschen komisch...

HH: Warum verwendet ihr dann das Thema? Fühlt ihr euch in diesen Sagen und Geschichten verwurzelt, schöpft ihr eure Kraft daraus?

Patrick: Das Thema hat mich schon immer sehr interessiert. Ich habe früher viel darüber gelesen. Wobei ich sagen muss, dass ich damals, als wir Thyrfing gegründet haben mehr gelesen habe als heute.
Wir hielten es für eine gute Idee, über diese Leute zu schreiben. Es ist nicht gerade einfach, innerhalb der Metal-Grenzen ein neues, originelles Thema zu finden. Das typische Thema ist dieses Ding "Gott gegen Satan". Wir hingegen haben uns gedacht: Okay, es gibt einige Bands, die das Wikinger-Thema schon bearbeitet haben, aber vielleicht können wir es ja auf unsere Weise machen.

HH: Meinst du, dass diese Geschichten heute noch eine Botschaft ans uns enthalten?

Patrick: Man kann das sehen, wie man will. Ich finde, manche Dinge haben damals mehr Sinn gemacht als heute.

HH: Was zu Beispiel?

Patrick: Man konnte damals mehr Wert auf kleine Dinge legen. Das Tempo und der Stress, mit dem vielen Leute heute leben ist einfach nur unglaublich. Aber ich will natürlich nicht sagen, dass ich lieber damals gelebt hätte. Es gibt schon Sachen die heute besser sind. Aber es kann unser Leben leichter machen, wenn wir darüber nachdenken, wie die Leute früher gelebt haben. Man kann unsere Musik aber auch als reine Unterhaltung auffassen.

HH: Okay, vielen Dank soweit. Nur eine Frage noch. Was habt die nächste Zeit über vor? Europa-Tournee? Live-DVD?

Patrick: Wir haben keine längere Tour geplant. Weil wir aber gemerkt haben, dass uns viele Leute gern live sehen würden, werden wir trotzdem einige einzelne Club- und Festivalgigs geben.
Und eine DVD haben wir auch noch geplant. Wenn wir mal eine machen, dann will ich aber qualitativ hochwertiges Material draufhaben. Vor fünf Jahren konnte man noch so ziemlich alles auf eine DVD tun und die Leute haben es gekauft. Heute ist der Markt ziemlich übersättigt. Das heißt, man braucht Qualität, wenn man noch eine DVD rausbringen will.

HH: Vielen Dank für das Interview und viel Glück mit Farsotstider. Vielleicht kann man euch ja doch bald mal live sehen.

Patrick: Ja, danke auch. Mach's gut.

Tankred

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