Review
Sectu - Inundate
Die schwedische Band Sectu existiert in der jetzigen Form seit 2008 und wirft nun nach sechs Jahren Bandgeschichte ihr Debütalbum auf den Markt. Moment, was ist denn das für eine Rechnung? Nun, sie stimmt an sich schon, aber man muss wissen, dass Sectu 2005 unter dem Namen Cimmerian Dome gegründet wurde und drei Jahre später einen Namenswechsel vollzog, dann wird ein Schuh draus.
Mit einem Namen wie Sectu und Mitgliedern, die Bands wie Mörk Gryning in ihrer Vita haben, wird man leicht in die schwarzmetallische Ecke abgeschoben, doch hier liegt man mit solchen Vorurteilen ziemlich falsch. Denn der Sound von Sectu ist zwar düster und bedrohlich, doch eindeutig im Death Metal angesiedelt. Und auch wenn die Combo aus Schweden stammt, deutet der Stil doch ganz deutlich gen USA, Bands wie Immolation oder Incantation lassen grüßen. Technisch komplexer Todesstahl, garniert mit unzähligen Breaks, Blastbeats und Doublebass, vertracktem Gitarren-Gefrickel und heiseren Growls, oft schleppend langsam, aber auch mit Ausbrüchen in Highspeed-Geballer, auf Inundate wird die ganze Palette aufgefahren und mit Bravour abgearbeitet. Gute Laune verbreitet das Langeisen nicht, eher wird der Hörer mit in die tiefsten seelischen Abgründe hinabgerissen und am Schluss der Stücke wieder ausgespuckt. Inundate ist intensiv von vorn bis hinten und lässt dem Hörer manchmal etwas wenig Raum zum Atmen, erstickt ihn aber glücklicherweise nie vollständig.
Die Produktion tut ein Übriges, um die kalte Atmosphäre der Stücke gelungen zu präsentieren. Nix mit erdig und charmant, hier regiert die unbarmherzige Keule knallharten Todesbleis, wie er kühler und distanzierter kaum abgemischt werden könnte. Trotzdem wirkt die Musik nicht künstlich oder steril, sondern drückend und finster. Sehr passend zur Gesamtstimmung des Tonträgers ist auch das Cover-Artwork ausgefallen, ein Blick darauf genügt, um zu wissen, wie die Musik von Sectu klingt. Fleißkärtchen verteile ich heute aber mal keine, knapp über eine halbe Stunde Musik ist nicht wirklich viel. Zumindest wird die Zeit gut genutzt, Lückenbüßer findet man keine auf dem Silberling.
Sectu fordern den Hörer, verlangen ihm einiges ab, belohnen ihn aber dann mit einer sehr intensiven Scheibe, die eine ganz eigene Faszination entwickeln kann. Schwerer, aber nicht uninteressanter Stoff, bei dem man vorher trotzdem mal probehören sollte.
Hannes
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