Review
Steve Thorne - Emotional Creatures: Part One
"Wir sind alle emotionale Geschöpfe". Steve Thorne ist der Überzeugung, dass Empfindungen aller Art das A und O menschlicher Existenz ausmachen. Diese Annahme dient als Grundlage für das ambitionierte Solodebüt des südenglischen Sängers. Thorne nähert sich seiner Thematik aus verschiedensten Richtungen; er betrachtet die Welt und das Leben auf ihr ebenso als Ganzes wie in vielen Facetten und webt sich einen musikalischen Teppich mit komplexen Mustern, bei dessen Betrachtung man sich durchaus verlieren kann. "Nichts ist tabu, alles wird erhobenen Hauptes angepackt", sagt Thorne, "das ist meine Art, das Leben zu meistern"... so ein Auszug aus dem Informationszettel des Plattenlabels.
Tatsächlich war ich sehr überrascht, was meine Anlage so hergab. Thorne schlägt eher die ruhige Richtung ein. Leise, gefühlvolle Töne, was ja nicht immer unbedingt das Schlechteste ist. Musikalisch lässt sich der Musiker von Peter Gabriel, Genesis und Roger Waters inspirieren, was man auch deutlich zu spüren bekommt. Stimmlich erinnert Thorne mich sehr an Sting. Akustikgitarren, schwelgende Harmonien und üppige Gesangseinlagen bestimmen das Album.
Es entsteht ein Klanggebilde mit vielen schönen Akzenten und Details, wie zum Beispiel einer Querflöte bei "God Bless America". Dieser Song mit seiner zuckersüßen, folkloristisch anmutenden Melodie stößt allerdings zum Nachdenken an. Thematisiert werden hier die dicken "Fehler" der USA - flott verhängte Todesstrafen, die Ausbeutung der Ureinwohner und das Gebaren britischer Politiker als "US-Schoßhündchen". Auch in den anderen Songs werden von Thorne sogenannte Tabuthemen auf den Tisch gelegt. In "Last Line" das Grauen der Kokainabhängigkeit. "Gone" dreht sich um Amoklauf und Suizid.
Thorne versteht es wunderschöne Melodien und Klänge mit gesellschaftskritischen Texten zu vereinen. Wer auf Bands wie Genesis steht ist bei Thorne richtig aufgehoben. Dieses Album verdient es absolut angehört zu werden und macht neugierig, wie "Part Two" aussehen wird.
Tine