Festival-Bericht
Wacken Open Air
mit Iron Maiden, Twisted Sister, Blind Guardian, Bembers, Henri Rollins, Vogelfrey, W:O:A Firefighters, Red Hot Chilli Pipers, Skyline, Saxon, The Dead Daisies, Serum 114, Foreigner, Vader, Tsjuder, Immolation, Whitesnake, Beyond The Black, The O'Reillys And The Paddyhats, Equilibrium, Entombed A.D., Asrock, Blechblosn, Sub Dub Micromachine, Tarja, Alcest, 1349, Year Of The Goat, DevilDriver, 9mm, Monstagon, Snowy Shaw, Metal Church, Dritte Wahl, Drone, The Goddamn Gallows, Einherjer, Gloryhammer, Steak Number Eight, Elvenking, Dagoba & Buffalo Summer
Wacken, Wacken 03.-06.08.2016
(Fotogalerien: Woa2016 )
Samstag, 06.08.2016
Schon ist wieder der letzte Festivaltag angebrochen! Recht kalt ist es draußen, was früh morgens durchaus den Vorteil hat, dass man mal etwas länger im Schlafsack liegen bleiben kann. Gegen 10:00 Uhr zieht dann allerdings eine Sturmfront auf das Gelände zu. Der Himmel verdunkelt sich in rasender Geschwindigkeit und es folgen heftiger Wind, Starkregen und Hagel für etwa 20 Minuten, so dass wir unseren Pavillon festhalten müssen.
Mit dieser Wetterkapriole, die zum Glück den ganzen Tag lang keine Wiederholung erfahren soll, kehrt nun der heimliche Hauptdarsteller, der sich gestern bereits angekündigt hat, endgültig auf das Festival zurück: der Schlamm... oder auch Modder, wie ihn die Einheimischen nennen. Endlich ist es wieder an der Zeit für die ausgelassenen Schlammschlachten im Infield, die ein beliebtes Fotomotiv der Boulevardpresse sind. Davon unbeeindruckt kämpfen wir uns um 14:35 Uhr aber erst einmal zum Bullhead City Circus, genauer zur W.E.T. Stage, wo nun die schwedischen Senkrechtstarter Year Of The Goat zu sehen sind. Mag sein, dass für deren düsteren Retro-Rock der frühe Nachmittag die falsche Zeit ist, die melancholischen Songs kommen aber dennoch ausgesprochen intensiv herüber. Schwerpunkt der Liedauswahl liegt auf dem aktuellen und wohl auch bislang stärksten Output The Unspeakable, dessen eindringliche Nummern von den zahlreich versammelten Fans dankend angenommen werden. Ein außergewöhnlicher und intensiver Start in den heutigen Tag. Auf diesem Qualitätslevel darf es gerne weitergehen!
(Dagger)
Währenddessen im Infield, genauer gesagt auf dem Weg zur Party Stage, habe ich mit den Widrigkeiten des Geländes zu kämpfen: ein Schritt nach vorne, zwei zur Seite geglitten. Irgendwann komme ich dann doch staksender Weise vor der Party Stage an, wo Devil Driver gerade mitten im Set sind und den Kater des Vortages vertreiben. Das Areal ist prall gefüllt, was angesichts der Abrissbirnen, die da durch die PA gedrückt werden, auch kein Wunder ist. Weit vorne kann ich auch einen Pit ausmachen, Respekt sag ich da nur. Der Energielevel ist schon sehr hoch zu dieser Uhrzeit, und das nicht nur auf, sondern auch vor der Bühne. Fronter Dez Fafara zeigt sich auch sichtlich beeindruckt und bringt es mit "It is a fucking honour for every fucking metal band to play this fucking festival" auf den Punkt. Schade nur, dass fast währende des gesamten Sets die linke Videowall zur Hälfte ausgefallen ist, denn so bleibt für viele nur der Blick auf den Hinterkopf des Vordermannes.
(Ray)
Zurück im Bullhead City Circus: Gleich im Anschluss an Year Of The Goat strömen die Menschenmassen nur so ins Zelt, denn auf der benachbarten Headbangers Stage zelebrieren nun 9mm Assi Rock'N'Roll ihre grobschlächtige Mixtur aus deutschsprachigem Schweinerock, Punk und Heavy Metal. Die Musik ist dabei so grob und hässlich wie die Musiker selbst - der Moderator im Zelt hatte mit einem Augenzwinkern ja schon eine ausgesprochen attraktive Band angekündigt. Aber die Leute stehen eben auf eingängig Provokatives wie eben "Geh Mir Aus Den Augen", "Nitro Killers" oder "300 Männer". Live auf einer Bühne erlebt, macht die Mucke auch deutlich mehr Spaß als auf CD, das muss man schon einräumen. Genau der richtige Soundtrack, um sich die nächste Halbe am Tresen zu bestellen, auf ex zu stürzen und die Mähne zu kreisen! Prost!
(Dagger)
Wenn wir schon einmal da sind, begeben wir uns auch auf einen kleinen Spaziergang durch das benachbarte Wackinger Village, einen Mittelaltermarkt, der durch die Jahre eine Dimension erreicht hat, wie man es woanders erst einmal finden muss. An dessen Ende befindet sich die Wasteland Stage in postapokalyptischem Schrottdesign. Neben nächtlichen Feuershows spielen tagsüber dort auch einige Bands. Gerade donnern z.B. die Hannoveraner von Monstagon im Mad-Max-Look ihren brachialen, industriell angehauchten Metal durch die Boxen und liefern damit auch optisch eine coole Show. Wir sind aber auf der Suche nach etwas Essbarem und landen erst bei einem Fleischspieß, dann bei einem Barbarenspieß, wo noch ein bissl Brot mit dran hängt. Komisch, irgendwie wird hier alles in Spießform serviert - hatten die im Mittelalter denn kein Besteck? Na egal. Der Magen ist voll, die Motivation ist da und drum begeben wir uns auf den schlammigen Marsch zum Infield.
(Dagger)
Während dessen versammeln sich im Pressezelt die Journalisten aus aller Herren Länder um der Pressekonferenz der Veranstalter beizuwohnen. Wie immer mit dabei sind die beiden Veranstalter Thomas Jensen und Holger Hübner, Produktionsleiter Thomas Hess sowie Vertreter der Polizei, der Feuerwehr, des Roten Kreuzes sowie des Ordnungsamtes. Das Festival verläuft in gewohnt-geordneten Bahnen, alle Beteiligten sind voll des Lobes. Der Vertreter des Ordnungsamtes bringt es dabei mit den Worten "ich weiß nicht, was ich hier soll, ich erzähle jedes Jahr den gleichen Kack, alles läuft super" auf den Punkt und sichert sich damit reichlich Beifall. Die örtliche Polizei konnte zudem eine organisierte Bande dingfest machen, die bereits auf anderen Festivals aktiv war und vor denen gewarnt wurde. Da sieht man mal, wie vernetzt heutzutage alles ist. Nachdem auch keinerlei Fragen seitens der anwesenden Journalisten gestellt werden, ist die PK auch recht schnell durch. Zum Abschluss gibt es dann noch einen kleinen Trailer zum anstehenden Festival 2017, bei dem sich das Open Air sowohl optisch als auch lautstark in Szene zu setzen weiß. Da klingeln einem durchaus die Ohren.
(Ray)
Meine Holde liefere ich im Biergarten ab, während ich selbst weiter zur True Metal Stage stakse, um eine Bildungslücke zu schließen. Dort treten nämlich die altehrwürdigen Metal Church, die ich noch nie live gesehen habe, eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit mit uns an. Chef-Gitarrist Kurdt Vanderhoof und seine Mitstreiter aus Seattle zeigen sich bei sonnig-schönem Wetter in bester Spiellaune und ballern uns ihren US-Power-Metal um die Ohren. Am Mikro brilliert kein anderer als Mike Howe, der schon 1988 bis 1994 der Kulttruppe seine Stimme lieh und seit 2015 wieder mit im Boot ist. "No Tomorrow" und "Killing Your Time" vom letzten Album fügen sich daher völlig nahtlos zwischen die alten Klassiker, von denen spätestens die riffgewaltige Powerballade "Watch The Children Pray" Gänsehaut garantiert. Mission erfüllt. Bildungslücke geschlossen!
(Dagger)
Irgendetwas sagt mir, dass ich zeitig zum Gig von Dritte Wahl im Zelt sein muss, und so begebe ich mich auch flugs dorthin. Drinnen angekommen bekomme ich noch den Set von Snowy Shaw mit. Die Bühne ist stimmungsvoll als Friedhofsgelände dekoriert und die Musiker stehen mit ihren Kapuzenkutten regungslos da und überlassen Mr. Shaw die Show. Dieser fühlt sich sichtlich wohl in seiner Rolle und trällert sich durch Coverversionen von King Diamond und Dimmu Borgir. Den Fans vor der Bühne gefällt's, auch wenn das Zelt noch übersichtlich befüllt ist. Zum Abschluss gibt es noch das allseits bekannte "Fire", ehe der Vorhang zugezogen wird.
(Ray)
Nun ist es also soweit, 18 Jahre nach ihrem ersten Gig auf dem Holy Wacken Land betreten die Rostocker Dritte Wahl wieder eine Bühne dieses Festivals. Ganz im Sinne von Men In Black ist das Bühnendesign gehalten, getreu ihrem aktuellen Album Geblitzdingst. Damit steigen die Jungs auch in ihr Set ein. Stefan (Bass; Gesang) nutzt dann auch gleich die Gunst der Stunde und post wie ein junger Gott vor den Fotografen, die im Graben umherwuseln. Da macht es auch keinen Unterschied, ob er dabei spielt oder nur so tut als ob... Die Stimmung im vollen Zelt ist sofort top, und auch der Pit lässt nicht lange auf sich warten. Dieser nimmt dann auch recht ansehnliche Ausmaße an und erstreckt sich des Öfteren über die komplette Bühnenbreite. Die Songauswahl reicht dabei von der Neuzeit ("Wo Ist Mein Preis?") bis zurück ins Jahr 1996 ("So Wie Ihr Seid"). Die Band hat sichtlich Spaß, auch wenn Gunnar (Gitarre, Gesang) verletzungsbedingt bewegungstechnisch eingeschränkt ist, was ihm auch gleich ein allgemeines "ohhhhhhhhh" einbringt. Selten einen Gig gesehen, der so viel Spaß macht. Nur leider, ja leider ist auch dieser viel zu schnell wieder vorbei und mit "Fliegen" schallt auch schon der letzte Song durchs Zelt. Der Refrain hierzu wird dankend von den Fans aufgenommen und lauthals mitgesungen. Immer und immer wieder werden die Zeilen "Aber ich möchte fliegen, Ganz weit oben über'm Meer, Und dann sehe ich all die Scheiße, All die Scheiße, Hier unten gar nicht mehr" von neuem angestimmt, dass selbst die Band auch nach dem Set durch den bereits zugezogenen Vorhang blicken muss. Da können einem die nachfolgenden (und bereits auch spielenden) Drone fast schon leidtun, denn diese Zeilen verstummen nicht zu schnell.
(Ray)
Die Wacken Metal Battle Gewinner 2006 Drone haben wie bereits erwähnt einen eher holprigen Start, denn während sie ihren groovigen Thrash Metal bereits durch die PA der W:E:T Stage prügeln, singen nebenan vor der Headbanger Stage noch die letzten Überreste der Dritte Wahl-Fans weiter den Refrain zu "Fliegen". Doch am Ende siegt dann doch die Lautstärke... das Zelt ist jedoch deutlich leerer als noch bei den Rostockern. Das tut der Stimmung jedoch keinen Abbruch, denn die ist gut. Kein Wunder, besagte Mischung aus Thrash und Groove läuft ordentlich rein. Recht früh im Set greift man bei "Welcome To The Pit" bereits auf einen musikalischen Gast zurück, Britta von den (noch sehr viel) später auftretenden Cripper gibt sich die Ehre. Schade nur, dass Fronter Mutz hier noch extra nachhelfen muss, um der Dame den nötigen Empfang bereiten zu können. Langsam meldet sich dann doch wieder der Hunger bei mir, so dass ich das Set vorzeitig zur Nahrungsaufnahme verlassen muss.
(Ray)
Bei acht Bühnen hat man in Wacken bekanntlich immer die Qual der Wahl. So hadere ich nun mit mir, ob ich mir nach vielen Jahren mal wieder die Metal-Symphoniker Therion auf der Black Stage oder doch lieber die hierzulande nahezu unbekannten Goddamn Gallows auf der Beergarden Stage ansehen soll. Ich entscheide mich für den Underdog und bereue meine Entscheidung zu keiner Sekunde. Mit ihrer wilden Mischung aus Country, Americana und Punk - vorgetragen mittels Kontrabass, Mandoline, Akkordeon und Banjo nebst den obligatorischen E-Gitarren - ist das schwer tätowierte Kollektiv definitiv ein Exot auf dem diesjährigen W:O:A. Der "Gutterbilly", wie die Musiker ihre einzigartige Mischung selbst nennen, kommt beim Publikum dermaßen gut an, dass ein kleiner Moshpit im Schlamm vor der Bühne nicht lange auf sich warten lässt. Auf diese Situation scheint der kleine Akkordeonist der Band gewartet zu haben. Der steigt geradewegs über die Absperrung, hechtet in den Modder und zieht die verdutzten Pogotänzer gleich mit rein. Was für eine Gaudi! Davon abgesehen, machen verrückte Nummern, wie "Y'All Motherfuckers Need Jesus" oder "Raise The Moon" einfach nur einen Mordsspaß und sind genau die richtige Beschallung für diesen feuchtfröhlichen Ort!
(Dagger)
So, gestärkt kann es nun in den Festivalendspurt gehen. Zu diesem Zwecke begebe ich mich weider flugs vor die W:E:T Stage, um auf die Norweger Einherjer zu warten. Dabei komme ich noch in den Genuss der letzten Songs von Gloryhammer auf der Headbanger Stage. Deren Power Metal der Marke Manowar meets Grailknights kommt im sehr gut gefüllten Rund (viele stehen sogar draußen noch an, anstatt den linken Eingang zu nehmen, bei dem man bis vorne marschieren kann) wahrlich vortrefflich an, jeder Song wird gefeiert. Lustig anzusehen sind dabei die beiden Fanlager: auf der rechten Bühnenseite schwingt eine Gruppe ihre aufgeblasenen Thorshämmer, auf der linken Bühnenseite werden die aufgeblasenen Schwerter im Takt geschwungen... zum Showdown in der Mitte kommt es dabei jedoch nicht. Irgendwie schade... Vor "Universe On Fire" kommt es noch zum Wettsaufen zwischen Bassist James Cartwright (nein, nicht von der Ponderosa-Ranch) und Sänger Thomas Winkler, das mit viel gutem Willen an den Vocalisten geht. Beim finalen "The Unicorn Invasion Of Dundee" werden dann noch die Crowdsurfer fast im Sekundentakt nach vorne gereicht. Na, wenn das mal kein gelungener Auftritt war...
(Ray)
Dass ich das noch mal erleben darf: Dragons Of The North live. In Farbe und (fast) voller Länge... doch der Reihe nach. Das Licht geht aus, der Vorhang auf und "Dreamstorm" schallt einem entgegen. Einherjer feiern auf dem diesjährigen W:O:A den 20gsten Geburtstag ihres Debutalbums aus dem Jahre 1996. Neu an der Gitarre von Ole Sonstabo verstärkt, der den Altersschnitt nach unten drückt, folgt "Forever Empire" sowie "Conquerer". Ja, diese Songs haben auch 20 Jahre nach Erscheinen nichts von ihrer Durchschlagskraft verloren. Das Zelt ist sehr gut gefüllt während die Norweger diese Songs zelebrieren. Ohne viel Drumherum, einfach nur mitten in die Fresse. Die Band wirkt tight und hat sichtlich Spaß an ihrem Auftritt. Den lassen sie sich auch nicht gegen Ende verderben, als ihnen deutlich gezeigt wird, dass nur noch vier Minuten Spielzeit übrig sind. Also noch eine kurze Ansprache und den Titelsong des Albums (immerhin über vier Minuten Spielzeit) gezockt. Als die Zeichen seitlich der Bühne immer hektischer und energischer werden, dass sie zum Ende kommen sollen, wird eben dieses in bester Manowar-Manier noch einmal eindrucksvoll in die Länge gezogen. Kein Wunder, dass die Stagehands nach dem letzten Ton zornig gleich den Vorhang zuziehen, so bleibt Einherjer das obligatorische Foto verwehrt. Aber es hat Spaß gemacht.
(Ray)
Wie man auf die Schnelle ein gerade erst noch volles Zelt leer spielen kann, demonstrieren die folgenden Steak Number Eight eindrucksvoll. Nach dem nordischen Hymnen ist der Sludge Rock / Metal auch eine schwer verdauliche Kost und so treibt es mich mit fast allen anderen aus dem Zelt.
(Ray)
Draußen angekommen, beginnen gerade die Italiener Elvenking ihr Set auf der Wackinger Stage. Das Areal ist ziemlich voll und auch ich verweile noch für ein paar Songs. Der Melodic Power Metal läuft sehr gut rein und die Stimmung ist top. Songs wie "The Wanderer" verbreiten gute Laune und so lässt auch die Bewegung vor der Bühne nicht lange auf sich warten. Gut, es könnte mehr sein, aber angesichts des Modders und drei Tage Festival kann man nicht mehr allzu viel verlangen. Für mich ein guter Ausklang des Festivals, denn nun geht es zum Schlummertrunk zurück zum Zelt, um morgen auch fit für die dann doch lange Rückreise zu sein
(Ray)
Der eine geht, der andere kommt. Nach einer Verschnaufpause am Zelt geht es für mich noch einmal aufs Gelände. Erster Anlaufpunkt ist der Bullhead City Circus. Dort absolvieren gerade Dagoba das letzte ihrer mitgebrachten Groove-Monster und werden vom zahlreich anwesenden Publikum sauber gefeiert. Doch ich bin hier, um mir etwas ruhigere Töne zu gönnen. Die walisische Band Buffalo Summer stehen auf US-Southern-Rock der Marke Lynyrd Skynyrd und liefern uns einen entspannten, bluesigen, aber keinesfalls langweiligen Gig. Gut, der Sänger mit seinem femininen Tanzstil macht schon zu sehr einen auf Hippie und ist mir irgendwie nicht ganz geheuer. Die Songs zünden aber schnell bei den wenigen Verbliebenen im Zelt. Zwischen drin fällt dann mal die E-Gitarre aus, was die Band aber locker-lässig mit einem ausgiebigen Bass-Solo überspielt. Schließlich haben die Waliser mit "Neverend" noch ein kleines Classic-Rock-Juwel am Start. Aber es hilft ja nichts, ich muss weiter und zwar in Richtung True Metal Stage und zum Headliner des heutigen Abends.
(Dagger)
Ich passiere gerade die Kontrollen am Infield-Eingang, als die Show auf der True Metal Stage beginnt. Zum Einstieg in ihr heutiges Programm feuern Twisted Sister mit "Stay Hungry" eine heiße Rakete ab und legen mit "The Kids Are Back" gleich ordentlich nach. Der mittlerweile 61-jährige Frontmann Dee Snider zeigt sich in körperlicher sowie stimmlicher Bestform und strotzt nur so von guter Laune. Dabei gäbe es ja eigentlich Grund genug zur Trauer. Denn das hier ist das letzte Deutschlandkonzert der verdrehten Schwestern. Wenn Twisted Sister sagen, dass sie in Rente gehen, dann ist das nicht dasselbe, wie wenn die Scorpions sagen, dass sie in Rente gehen, oder Judas Priest! Das ist Herrn Snider schon sehr wichtig. Weiter im Text mit dem nächsten großkalibrigen Hit und zwar "Burn In Hell", zu dem die Bühne verdunkelt wird und Snider mit bösem Grinsen den Beelzebub mimt, wenn er alleine von einem roten Bodenspot beleuchtet wird. Großartig auch "You Can't Stop Rock'N'Roll" und schließlich "The Fire Still Burns", das dem Bandschlagzeuger A.J. Pero gewidmet wird, der letztes Jahr in bester Rockstar-Manier während einer Tour mit seiner anderen Band Adrenaline Mob überraschend im Nightliner verstorben ist. Snider versinkt an dieser Stelle aber nicht etwa in Sentimentalität, nein das blonde Großmaul bleibt provokativ und frotzelt gegen Country-Hinterwäldler und die aktuelle Castingshow-Tradition im Fernsehen. Schließlich wird kein einziges dieser Kinder jemals vergleichbare Fans haben, wie sie eben Twisted Sister haben und schon gar nicht für volle 40 Jahre im Rampenlicht bleiben. Amen. Dazu lässt sich noch sagen "We're Not Gonna Take It", bei dem das Publikum gefragt ist, mitzusingen und im Anschluss die leuchtenden Smartphones zur Powerballade "The Price" anstelle der ausrangierten Feuerzeuge hoch in die Luft zu halten!
(Dagger)
Ja das war schon ein denkwürdiger Abschied und guter Schlussstrich für das W:O:A 2016. Die Heavyhardes-Crew verabschiedet sich für diesen Abend ins Camp, wenngleich das musikalische Programm noch zwei Stunden weitergeht. Aber wir haben uns für morgen eine extra frühe Abreise vorgenommen, um nicht im obligatorischen Stau auf der A23 in Richtung Hamburg zu enden. Daher verzichten wir auch schweren Herzens auf den Gig von Arch Enemy.
Welche Bilanz lässt sich nun ziehen nach Ablauf des 27. Wacken Open Airs? Das Taschenverbot mag für viele ärgerlich gewesen sein, hat aber den Durchlass bei der Kontrolle sicherlich beschleunigt. Wettermäßig war alles dabei: Sonne, Regen, Wind, Sturm und Hagel. Die Schlammfans kamen auf ihre Kosten und die Atmosphäre war einmal mehr friedlich und entspannt. Eine lange Reihe unsterblicher Rock- und Metalhits, wie "Number Of The Beast", "Juke Box Hero", "Here I Go Again" oder eben "We're Not Gonna Take It" schallten über das Gelände. Maiden enttäuschten leider etwas mit einem fehlerhaften Mikro-Sound (oder hat der gute Bruce seine besten Jahre halt einfach hinter sich?). Dafür gab es gerade auf den kleineren Bühnen eine große Zahl an Perlen und Newcomern zu entdecken. Mit unserer bescheidenen Crew ist es allerdings nicht möglich stets vor allen acht Bühnen gleichzeitig zu sein. Daher kann dieser Bericht auch nur ein kleiner Auszug dessen sein, was man in Wacken erleben kann und zwar nicht nur vor den Bühnen, sondern auf den Zeltplätzen, dem Moviefield, dem Schwimmbad oder all den anderen Locations, die Teil dieser gewaltigen Festival-Maschine sind. Schön war's und wir hoffen, auch 2017 wieder von hier erzählen zu können!
(Dagger)
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