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Konzert-Bericht

The Black Dahlia Murder, 3 Inches Of Blood, Necrophobic, Obscura, Carnifex, The Faceless & Ingested

Bonecrusher Fest

Backstage, München 20.01.2010

Eine ganz heiße Tourpackung stand dem Metalhead da mit der Bonecrusher-Tour ins Haus, hatte das Line-Up doch einiges an stilistischem Spielraum zu bieten. So war an diesem Mittwoch das Publikum, welches sich im Backstage einfand, doch sehr gemischt, auch wenn augenscheinlich der Großteil der Anwesenden eher dem Metal modernerer Prägung zuzusprechen schien. Zumindest in der Schlange beim Einlass kam ich mir ziemlich alt vor (was ich im Vergleich zum Rest der Wartenden auch war), aber da muss man wohl einfach durch.

Endlich drin angekommen, ging es auch ziemlich flott los und zwar noch einige Zeit vor dem offiziellen Beginn. Das hatte dann auch zur Folge, dass der Opener Ingested vor ziemlich leerer Halle spielte. Allerdings war das kein besonderer Verlust für diejenigen, die später erschienen, denn die Briten waren einfach nicht gut. O.k., als erste Band des Abends hat man schon ein schweres Los gezogen, aber die Band wäre auch weiter hinten im Billing ein ziemlicher Reinfall gewesen. Irgendwo zwischen strunzlangweilig und äußerst nervend kam die Mucke aus den Boxen, was gar nicht mal am (recht knackigen) Sound lag, sondern am gebotenen Liedgut. Nein, bei aller Liebe zum brutalen Deathcore, diese Band braucht niemand.

Na ja, zumindest war der Auftritt kurz genug, um dauerhaften Schaden im Publikum zu vermeiden. Denn als nächstes gaben sich The Faceless die Ehre, die diesmal im Rotating Slot den zweiten Listenplatz gewonnen hatten. 20 Minuten sind nicht viel für eine Band, die derart komplexe Stücke im Repertoire hat, aber die Amis konnten mit ihren Stücken voll überzeugen. Zwar war jetzt nicht wirklich viel los auf der Bühne und Sänger Michael Keene war der einzige, der zumindest ein wenig Kontakt mit der Halle aufnahm, dafür aber ließ die Band einfach ihre Musik sprechen und die war ganz ausgezeichnet. Eher etwas zum Genießen und insofern ein Ruhepol im ansonsten eher hektischen Billing, aber dafür umso gelungener, die Band hat mir einfach nur Spaß gemacht.

Als nächste aus dem Rotating Slot waren Carnifex an der Reihe. Ich persönlich konnte mit dem Rumgehampel auf der Bühne und der endlosen Aneinanderreihung von Breakdowns eher wenig anfangen, aber dafür hatten die Fans der Band ihren Spaß im zu diesem Zeitpunkt schon fast halbvollen Backstage. Auch hier gab es nur vier Songs, denn auch Carnifex wurden nur 20 Minuten Spielzeit zugestanden, was zwar für die Einhaltung des straffen Zeitplanes von Vorteil war, andererseits aber auch dazu führte, dass der Gig schon wieder vorbei war, bevor er richtig angefangen hatte.

Das gleiche Schicksal hatten auch die dritten Rotierer, Obscura, zu tragen, denn auch hier dauerte der Auftritt nur 20 Minuten, was für vier Stücke reichte. Die gab es dann aber auch in bestechender Qualität, auch wenn die Setlist keine Überraschungen verbarg. Aber bei einem derart kurzen Gig bleibt halt nicht viel Raum für Experimente, so dass mit "Anticosmic Overload" und Konsorten die bekanntesten Tracks der Bajuwaren zu hören waren. Dafür aber bewies die Band um Sänger Steffen Kummerer, dass progressiver Tech-Death auf der Bühne nicht unbedingt statisch oder langweilig sein muss, denn mit sympathischen Ansagen wurde das Publikum immer wieder in den Gig mit einbezogen.

Nun wurde zumindest die Spielzeit opulenter, denn Necrophobic als nächste Truppe hatte ungefähr eine dreiviertel Stunde, um sich zu präsentieren. Mit Bühnendekoration und entsprechendem Outfit war jetzt wirklich mal Show angesagt, auch wenn die Halle wieder etwas leerer wurde, was bei dem Restprogramm auch nicht weiter verwunderlich war. Eigentlich war der leicht bombastische Black/Death der Schweden ein netter Kontrastpunkt im bis dato eher modernen oder auch technischen Billing, aber so wirklich wollte der Funke zuerst nicht überspringen. ZU verschieden von den Vorbands war wohl das Programm der Skandinavier, so dass die Anwesenden eine Zeit lang brauchten, um sich dem eher traditionell angehauchten Songmaterial zu öffnen. Aber so etwa nach einem Drittel der Show kam so langsam wirklich Konzert-Atmosphäre auf und so konnte man diesen Gig im Endeffekt als recht brauchbar bezeichnen.

Da hatten es 3 Inches Of Blood wesentlich leichter, hatten Necrophobic die Meute doch schon auf eher klassische Songstrukturen eingestimmt. Dazu kommt allerdings noch, dass die Kanadier einfach Laune machen! Schnörkellos und mit einer gelebten "Fuck it all!"-Attitüde ausgestattet, boten die Canacs einfachen, geradlinigen Metal, der sofort für Stimmung im Werk sorgte. Sogar einige der Breakdown-Verfechter hatten sich mittlerweile vor der Bühne eingefunden und schienen die Performance der Band für gut befunden zu haben. Gut, wahrscheinlich wollten sie sich nur einen guten Platz für den Headliner sichern, aber so kamen sie wenigstens in den Genuss dieses rundum gelungenen Auftrittes. Tolle Band, die live absolut überzeugt!

Das war aber natürlich alles nur Vorgeplänkel für die Stars des Abends, die dann auch den mit Abstand größten Zuschauerzuspruch zu verzeichnen hatten (die Halle war zu etwa zwei Dritteln gefüllt). The Black Dahlia Murder kamen, sangen und siegten. Moshpits allerorten, fliegende Haare von den ersten Tönen an, eine Menge, die nach nichts anderem als dieser Band gelechzt zu haben schien, kurz: Das Backstage war am Kochen! Dabei behielt Frontsau Trevor stets die Kontrolle über die tobenden Massen, ohne allzu viel tun zu müssen. Die Setlist stellte sowohl Traditionalisten als auch moderner angehauchtes Klientel zufrieden, wobei der Schwerpunkt natürlich auf dem Material der aktuellen Scheiblette Deflorate lag ("Necropolis", "Black Valor", "Denounced, Disgraced", "Christ Deformed" und "I Will Return"). Das war ganz großes Kino und die Menge dankte es der Band mit Energie und lautstarkem Zuspruch.

Aber alles geht einmal zu Ende, so gut es auch gewesen sein mag. Und so entließ das Backstage zur Geisterstunde eine doch noch sehr zufrieden wirkende Zuhörerschaft in die kalte Münchner Winternacht.

Hannes

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