Review
High Spirits - You Are Here
Another Night (2011) von High Spirits schlug zuvorderst im Traditional Metal-Underground ein wie die sprichwörtliche Bombe. Da kommt eine gänzlich unbekannte Band aus Chicago daher und klingt exakt, als wäre heute 1980 und die NWoBHM stünde mit Acts wie Jameson Raid, Quartz, More oder Trespass gerade in ihren Startlöchern. Dann wirft man einen Blick aufs Erscheinungsdatum und ist mehr als verwundert, dass die Songs aktuellen Datums sind. Minimalistisch herunter gebrochen auf vier, fünf Akkorde und ausgestattet mit meist zweistimmigen Gitarrenleads erhielten Tracks wie "Another Night In The City", "I'll Be Back" oder "Do You Remember" jedoch erst durch die wunderbar komponierten Hooks und Melodielinien ihre Einzigartigkeit bzw. ihren definitiven Wiedererkennungswert. Verantwortlich dafür zeigt sich "The Professor" Chris Black, der wie auf Another Night auch auf der neuen Scheibe You Are Here alle Instrumente selbst einspielte.
Auch auf der nun insgesamt dritten Veröffentlichung finden sich haufenweise Tracks mit Ohrwurmcharakter, die den Spirit der NWoBHM atmen, wie etwa der Uptempoopener "When The Lights Go Down" oder "One Thousand Nights", die wohlig an die Anfangszeiten von Praying Mantis erinnern. Wie auf der Vorgängerscheibe kreieren die Tracks auf You Are Here in gewisser Weise eine Großstadtatmosphäre bei Nacht, das Lärmen der zur Straße hin offenen Insider-Clubs, die Farbreflexe und Lichter der Stadt, das Anrüchige, Unsichtbare und auch Gefährliche der Backyards. Man höre sich in diesem Kontext etwa "I Will Run" oder "The Last Night" an, wobei Letzteres durchaus auch den Charme von Oldschool-Punkbands wie The Adicts oder The Boys versprüht.
Alles in allem ist die Hitdichte nicht ganz so hoch wie auf Another Night und dennoch ragt You Are Here aus all den aus dem Boden schießenden Retroveröffentlichungen heraus, da High Spirits einen ganz eigenen Ton gefunden haben, eine eigene Farbpalette, um situationsbedingte Emotionen in Musik umzusetzen. Fünf Punkte gibt es dafür allemal.
Fuxx