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Interview

Interview mit Flowing Tears (29.01.2009)

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Das kommt davon, wenn man die komplette Jugend mit Manowar verbracht hat! Jedes Mal, wenn man das Wort Kingdom zu Ohr bekommt, zwingt sich einem auch das Wort Come auf. Dumme Angewohnheit, besonders wenn man versucht, sich mit Flowing Tears zu unterhalten, die ihr aktuelles Album keinesfalls Thy Kingdom Come, sondern eben Thy Kingdom Gone nannten. Die Frage ist: Wie bekomme ich das bloß in mein Hirn?! Aber um mich geht es hier ja auch gar nicht, sondern um Flowing Tears und deren neuen Output, über den ich mich mit Gitarrist und Keyborder Benjamin Buss unterhalten habe.

HH: Hallo, wie geht's?

Benjamin: Ich habe mir gerade am Backofen den Daumen verbrannt. Tut sau weh! Aber sonst geht's uns so gut, wie es einer Gothic-Metal-Band eben gehen kann, ohne dass ihr Image schaden nimmt... *grinst*

HH: Euer neues Werk Thy Kingdom Come ist ja jetzt schon ein paar Tage auf dem Markt. Wie sind die ersten Reaktionen auf das Album ausgefallen?

Benjamin: Das Album heißt Thy Kingdom Gone, nicht Thy Kingdom Come! Also quasi das Gegenteil vom Reich, das da komme... Die Reaktionen sind sehr gut, was uns natürlich freut. Vor allem freut mich aber, dass die meisten Leute mitkriegen, dass dieses Album anders ist als das, was dieser Tage die so genannte Gothic-Metal-Szene so an Output liefert.

HH: Oh Gott, tatsächlich. Ich hoffe, ihr verzeiht mir diesen kleinen Faux Pas. Die Scheibe ist deutlich düsterer und heavier geworden als eure letzten Platten. Wie kam es dazu?

Benjamin: Man kann das nicht planen. Musik ist etwas Emotionales und kommt aus dem Innersten. Ich könnte niemals planen, einen bewusst dunklen oder harten Song zu schreiben. So etwas passiert und ist immer auch ein Spiegel der eigenen Emotionen in der Zeit, in der die Songs entstehen. Und bei Thy Kingdom Gone waren das sehr nachdenkliche, düstere Zeiten.

HH: Nachdenklich und düster, das schlägt sicherlich auch auf die Texte durch. Mit welchen Themen habt ihr euch auf Thy Kingdom Co... äh... GONE beschäftigt?

Benjamin: Thy Kingdom Gone handelt von Verlust. Dem Verlust von Illusionen, dem Verlust von Hoffnung und dem Verlust von Glauben an das Gute. Die Erkenntnis, dass der einzige Mensch, von dem man etwas Gutes erwarten kann, der ist, den man sieht, wenn man in den Spiegel schaut. Das mag deprimierend klingen, aber das ist der Konsens des textlichen Konzepts. Vieles auf Thy Kingdom Gone ist autobiografisch, bleibt dabei aber trotzdem durch eine bewusst sehr bildliche Sprache immer so interpretierbar, dass man in den Texten sehr vieles finden kann.

HH: Wahrscheinlich musstet ihr die Frage schon tausend Mal beantworten, aber trotzdem noch einmal für uns: Wie habt ihr Vorph von Samael dazu bekommen, euer Titelstück einzusingen?

Benjamin: Wir haben ihn gefragt und er war begeistert. Ganz einfach. Wir waren 2004 recht lange zusammen auf Tour und sind seitdem gut befreundet. Als wir den Titelsong fast fertig hatten, fiel uns auf, dass eine Stimme wie etwa die von Vorph sehr gut zu dem Song passen würde - also warum nicht gleich Vorph selbst? Wir schickten ihm die Demoversion des Songs und was er hörte, gefiel ihm so gut, dass er nicht nur wie angedacht die Refrains übernahm, sondern fast den ganzen Song.

HH: Mir fällt es recht schwer, einen Song aus dem Album herauszuheben, da mir alle auf ihre eigene Art gut gefallen. Habt ihr ein Lieblingsstück auf der Platte?

Benjamin: Schwer zu sagen, denn Thy Kingdom Gone funktioniert für mich am besten als Gesamtwerk. Einen Song aus dem Kontext herauszuheben, ist schwierig, denn ein Song wie "Kismet" entfaltet sich am besten im Zusammenhang. Auch der sehr harte, schnelle Anfang des Albums mit "Orchidfire" und "Pain Has Taken Over" ist im Gesamtzusammenhang des Albums zu sehen. Davon abgesehen wechseln meine Favoriten auch immer wieder. Im Moment mag ich besonders "Colossal Shaped Despair", weil der Song musikalisch ein Ausrufezeichen ist. Der Song verneigt sich vor alten Paradise Lost, Candlemass oder Anathema und ist durchaus ein Statement im Sinne einer Absage an das, was anno 2009 gemeinhin als Gothic-Metal bezeichnet wird.

HH: Wie sieht es mit Tourplänen oder Festivals aus? Gibt es da schon was zu vermelden?

Benjamin: Wir werden es ruhig angehen. Wir sind in der Vergangenheit viel getourt, das war auch schön, aber es nimmt den Shows das Einzigartige. Wir werden 2009 ausgewählte Shows und Festivals spielen, dabei aber nicht auf die Größe der Konzerte achten, sondern eher auf einen schönen, interessanten Rahmen. Flowing Tears ist keine Band für eine große Festivalbühne bei 30 Grad im Schatten. Wir sind auch keine Animateure für Gute-Laune-Rockshows, zumindest würde das nicht zum Material von Thy Kingdom Gone passen.

HH: Das stimmt wohl. Was treibt ihr eigentlich, wenn ihr gerade nicht mit Flowing Tears beschäftigt seid?

Benjamin: Wir sind recht ausgelastet. Wir haben unsere Jobs nie für die Band geopfert und darüber sind wir froh, denn das gibt uns die Freiheit, mit der Band genau das zu tun, was wir wirklich wollen, ohne dabei abhängig zu sein von Verkaufszahlen und Trends. Es ist eine große Freiheit für uns, das tun zu können und mittlerweile auch ein Label zu haben, das uns dabei freie Hand lässt. Im Moment sind wir allerdings den größten Teil unserer Zeit mit Flowing Tears beschäftigt, denn das Interesse an Thy Kingdom Gone ist groß, so dass wir mit der Pressearbeit alle Hände voll zu tun haben.

HH: Und das ist auch gut so. Ihr kommt aus Saarlouis. Gibt es einen guten Grund, warum ich unbedingt dort mal hinkommen sollte?

Benjamin: Saarlouis ist ein sehr schönes kleines Städtchen mit einigen interessanten Gebäuden und einer schönen Innenstadt. Konzert- oder szenetechnisch dagegen Niemandsland, was andererseits aber auch gut ist. Wir sind eh nicht so die typischen Szenegänger und legen auch nicht viel Wert darauf. Ein paar Kilometer weiter in Saarbrücken sieht es schon anders aus, dort gibt es eine sehr lebhafte Metalszene mit einigen sehr guten Bands.

HH: Tausend Dank für das Interview und viel Erfolg mit Thy Kingdom Gone!

Sebbes

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