Interview
Interview mit Perzonal War (10.01.2006)
Was lange währt, wird endlich gut. Dieses Sprichwort lässt sich auch auf die Jungs von Perzonal War übertragen, die seit Jahren hervorragende Alben abliefern, aber erst jetzt so langsam die Früchte ihrer Mühen ernten können. Wurde die Band bis zum Release von Faces noch relativ stiefmütterlich behandelt, sollte ihr nun mit dem aktuellen Album When Times Turn Red endgültig der Durchbruch gelingen, denn der dort dargebotene Thrash mit gehöriger Bay Area Schlagseite klingt herrlich frisch und lässt so manches Metallerherz höher schlagen. Eine treibende Kraft der Band, Sänger und Gitarrist Metti, hat sich nun von mir mit ein paar Fragen löchern lassen. Lest, was er zur Band, dem neuen Album und architektonischen Meisterleistungen zu sagen hat.
HH: Hallo zusammen. Wie lange gibt es Per(s)zonal War bereits?
Metti: Wir haben Personal War 1996 gegründet. Als reines Spaßprojekt gegründet, kamen wir eigentlich recht schnell aus dem Quark. Im Gründungsjahr haben wir unser erstes Demo The Fear Of Death aufgenommen und nach dem zweiten Demotape Personal War im Sommer '97 ging es schon fast an die Aufnahmen zur ersten Scheibe The Inside bei Gernhart Records. Durch den "Unerhört" Beitrag beim Rock Hard waren wir von Anfang an sehr motiviert :-)
HH: Wie hat alles begonnen, und wie würdet ihr euch selbst beschreiben?
Metti: Spaß stand und steht immer noch an erster Stelle. Wir spielen einfach die Musik, die uns persönlich am besten gefällt. Als ich damals mit Martin die Band gründete, hatten wir keine besondere Idee wie wir klingen wollten. Wir taten einfach das, worauf wir musikalisch Bock hatten. Die Musik würde ich als Thrash Metal mit melodischen Vocals und ganz klarem Ami-/Bay Area Einschlag beschreiben. Durch die vielen 80er Elemente jedoch auch mit modernem Einschlag, um nicht völlig Oldschool zu sein.
HH: Aus dem s wurde dann das z. Gab es dafür spezielle Gründe?
Metti: Wir waren mit der zweiten Platte Newtimechaos bei dem Berliner Label B.Mind Records unter Vertrag. Die Konditionen waren für uns allerdings nicht tragbar, was sich nach VÖ der Platte herausstellte. Wir wollten aus dem Vertrag entlassen werden; das Label wollte dies aber nicht. Also blieb uns nichts anderes übrig, als die Band aufzulösen und unter neuem Namen zu "reformieren". Heraus kam dabei Perzonal War!
HH: Eure neue CD When Times Turn Red steht seit einiger Zeit in den Regalen. Wie seid ihr mit dem Ergebnis zufrieden und wie waren die Reaktionen bislang?
Metti: Wir sind immer noch sehr zufrieden. Für mich stellt die Platte den bisher größten Schritt in Richtung "Eigenen Sound" dar. Die Platte ist wesentlich heavier und rauer als seine Vorgänger und hat in meinen Augen den richtigen Mix aus Härte und Melodie. Die Reaktion sind bisher sehr gut und anscheinend sehen auch andere die positive Entwicklung der Band... nicht nur wir selbst :-)
HH: Wieviel Wert legt ihr eigentlich auf positive oder negative Reaktionen seitens der Presse bzw. der Fans?
Metti: Natürlich ist es super, wenn die harte Arbeit, die du in einen Platte steckst auch von Seiten der Fans und Presse honoriert wird. Es macht Spaß mit anzusehen, wie das Interesse an Perzonal War wächst. Die Band ist unser Baby und was als Spaßprojekt begonnen hat zieht immer größere Kreise. Allerdings darf man die Reaktionen auch nicht überbewerten. In erster Linie machen wir die Musik, weil sie uns persönlich gefällt. Wenn als Nebeneffekt auch noch andere Leute daran Gefallen haben, ist das umso besser. Aber man kann es nie allen Recht machen. Manche finden die ersten beiden Alben am besten, manche die Balladen, andere wieder die härteren Nummern... wenn man darauf hören würde, würden wir wahrscheinlich gar nicht mehr zu Potte kommen. Ich persönlich finde es interessant eine Platte abwechslungsreich zu gestalten und dennoch die Songs als Gesamtwerk unter einen Hut zu kriegen und nicht zerfahren wirken zu lassen. Perzonal War können mehr als nur aufs Gas treten, warum sollten wir das also nicht nutzen?
HH: Wie geht ihr mit Kritik an eurer Musik um?
Metti: Solange sie fair ist, ist Kritik doch völlig legitim. Es gibt immer Leute, die die Band aus verschiedenen Gründen nicht mögen... das ist völlig ok. Wir haben die "Musikalische Weisheit" ja auch nicht mit Löffeln gefressen :-) Was allerdings nervt sind diese belanglosen Diskussionen über "lange Haare", "True sein, oder nicht" und sonstiger Blödsinn. Bei der Faces Scheibe gab es z.B. Kritiker, die ihre Rezension ausschließlich über die neuen Frisuren und das angebliche Trendanbiedern der Band schrieben. Bei so was kann man sich dann nur an den Kopf fassen!
HH: Nachdem einige der Anleihen, die auf Faces noch erkennbar waren (Stichwort Rage/Metallica), zurückgenommen wurden, würdest du sagen, dass When Time Turns Red das "neue" Gesicht von Perzonal War darstellt?
Metti: Im Moment ja. Ich denke, diese Scheibe repräsentiert die Band zum jetzigen Zeitpunkt sehr gut. Natürlich sagt jede Band, dass die aktuelle Veröffentlichung das Beste, Ausgereifteste etc. bis dato ist, aber das muss wahrscheinlich auch so sein. Ich finde es sehr spannend, eine Platte wachsen zu sehen. Es macht Spaß, wenn du selbst eine Weiterentwicklung, musikalisch wie auch textlich, spüren kannst und nicht denkst, die Ideen gehen dir aus und du drehst dich im Kreis. Natürlich sehen die Dinge mit der kommenden Platte wieder anders aus, aber momentan bin ich sehr glücklich mit When Times Turn Red. Ich finde die Weiterentwicklung ist gut geglückt und zeigt, dass eine Entwicklung nicht zwangsweise "Verleugnen" der Wurzeln bedeutet, sondern auch ein "Aufpeppen" des eigenen Sounds bedeuten kann!
HH: Was ist eurer Meinung nach der Hauptunterschied zum Vorgänger Faces?
Metti: Die Songs sind geradliniger, aggressiver und wesentlich rauer als auf der letzten Platte. Uns war wichtig, dass alle Songs auch Live umsetzbar sind. Bei der Faces haben wir im Studio einige Nummern gerade gebogen, sprich mehrstimmige Gesänge, Leads etc. draufgepackt, um sie auf einem hohen Niveau zu halten. Diesmal haben wir die Songs bewusst simpler belassen, damit sie auch richtig knallen. Außerdem haben wir die Gitarren noch einen Ton runtergestimmt und zum ersten Mal mit einer Sitar gearbeitet. Auch an den Gesangslinien habe ich länger als sonst gefeilt, und stark darauf geachtet, das eventuelle Hetfield Parallelen direkt im Keim erstickt werden :-)
HH: Habt ihr gezielt versucht das neue Album heavier zu gestalten oder ergab sich das einfach so?
Metti: Als wir mit den Songs begannen stellte sich eine Trend in Richtung "Härter" von alleine ein. Eine wirklich Ballade wie "My Secret" oder "Open My World" passte einfach nicht ins Gesamtbild der Scheibe. Dennoch sind genug Melodien verbraten und ich denke nach mehrmaligem Hören fallen einem immer wieder neue, kleine Feinheiten auf, die die Songs interessant gestalten.
HH: Beschreib doch bitte kurz den Entstehungsprozess eines Songs bei euch.
Metti: Meistens habe ich die Grundidee, zu einem Riff oder einer Gesangsline. Dann bastel ich solange daran rum, bis der Song im Groben steht. Fertige und unfertige Songs arbeite ich dann zusammen mit dem Martin aus. Wir überlegen uns grobe Arrangements und verändern wenn nötig den Ablauf einer Nummer, ersetzen Parts oder kicken Teile wieder weg. Einige Ideen entstehen auch spontan im Studio. Letztendlich setzen wir uns dann alle zusammen und geben den Songs den letzten Schliff. Wichtig ist, dass jeder Einzelne mit dem Endergebnis zufrieden ist. Sachen, die Kacke sind, landen dann eben auch schnell wieder in der Tonne :-)
HH: Ich habe euch bisher zweimal live erlebt. Trotz relativ geringer Besucherzahlen habt ihr beide Male eine energiegeladene und sehr gute Show abgeliefert. Das habe ich auch schon anders erlebt. Wie motiviert ihr euch vor einem Auftritt?
Metti: Wir sind mittlerweile an einem Punkt, an dem wir Gigs spielen, die vor drei oder vier Jahren noch gar nicht zur Debatte gestanden hätten. Wir haben die Möglichkeit mit geilen Bands zu touren, in coolen Städten zu spielen und treffen viele nette Leute. Auch wenn manchmal wenig los ist, kann man den Fans die da sind ja nun mal nicht die Schuld daran geben. Diese Leute wollen eine Show sehen, haben für das Ticket bezahlt und deshalb auch das Bestmögliche verdient. Ich finde es ziemlich scheiße, wenn eine Band ihre schlechte Laune am Publikum auslässt. Man sollte niemals vergessen, wo man herkommt! Natürlich spielt man oftmals einen besseren Gig, wenn mehr Leute beim Konzert sind, weil du mehr Resonanz aus dem Publikum hast und du auch mit den Leuten kommunizieren kannst. Manchmal machen aber auch 20 Leute enorm Stimmung und die muss man sich auch erstmal erspielen.
HH: Mit wem würdet ihr gerne mal touren? Gibt es hier irgendein Dreamteam?
Metti: Morgana Lefay, Nevermore, Anthrax! Das wären die drei Bands, die ich mir am ehesten wünschen würde. Godsmack und Megadeth wären auch nicht schlecht :-) Und Rage wären sicherlich auch nicht verkehrt!
HH: Wie wäre deine persönliche All-Star-Metal-Band besetzt?
Metti: Vinnie Paul am Schlagzeug unterstützt von Godsmacks Sully, James Hetfield an der Gitarre im Duett mit Phil Anselmo und John Bush am Mikro, Zakk Wylde an der Leadgitarre... als Gastklampfer gerne noch Scott Ian und den Bass könnte Jason Newsted bedienen. Dimebag Darrel und Cliff Burton fallen ja leider raus...
HH: Wie wichtig ist aus deiner Sicht ein überzeugender Webauftritt in der heutigen Zeit für eine Band?
Metti: Ich denke schon, dass ein vernünftiger Webauftritt sehr wichtig ist. Das ist Grundvoraussetzung, denn derjenige der Infos sucht, geht ins Netz. Besonders was Konzertdaten und aktuelle Neuigkeiten betrifft, stellt das Netzt schon eine sehr große Hilfe für eine Band dar. Und zum "Reinhören" in Songs, um sich ein eigenes Bild zu machen, natürlich auch.
HH: Viele Promo CDs sind mittlerweile mit Kopierschutzmaßnahmen ausgestattet. Glaubst du, so was hilft wirklich, Musik vor illegaler Verbreitung zu schützen?
Metti: Jein! Das hängt natürlich von den Kopierschutzmaßnahmen ab. Promos mit Sprechunterbrechung bzw. Fades können mitunter sehr sinnvoll sein. Du hast die gesamte Scheibe dann wenigstens nicht vor VÖ im Netz... sondern am ersten Tag nach dem VÖ!
HH: Viele Künstler und Unternehmen setzen Privatkopie und Raubkopie mittlerweile gleich. Siehst du hier eine Grenze? Wenn ja, wo ist diese angesiedelt?
Metti: Mhhhh... das ist natürlich immer schwer zu sagen. Wenn man sich illegal Songs aus dem Netz lädt bzw. CDs, die man nicht gekauft hat brennt, ist das nun mal ganz klar eine Raubkopie. Wenn man sich aber eine CD kauft und sich die fürs Auto noch mal brennt finde ich das völlig ok. Aber auch das darf man ja genau genommen nicht mehr. Grundsätzlich würde ich sagen, dass das allgemeine Problem für die mangelnden CD Verkäufe nicht allein an der illegalen Brennerei von CDs liegt, sondern daran, dass die Kiddies mittlerweile viel mehr Alternativen haben, ihr Geld auszugeben. Tapetrading gab es ja früher auch in rauen Mengen! Heutzutage hast Du noch Handys mit tausenden von Klingeltönen, DVDs, Computer, Spielkonsolen etc. Viele Leute interessieren sich nicht mehr wirklich für Musik und setzen sich damit auch nicht auseinander. Deshalb die 08/15 Kacke, die auf Viva und im Radio läuft. Der allgemeine Gedanke "Warum soll ich Geld für eine CD ausgeben, wenn ich die CD doch brennen oder saugen kann" ist leider mittlerweile bei 90% der Leute verinnerlicht!
HH: Was kennzeichnet für dich einen typischen Perzonal War Fan?
Metti: Ich glaube den typischen Fan gibt es nicht. Vielleicht blond, lange Beine, dicke Brüste? :-)
HH: Stell dir mal vor, When Times Turn Red wäre ein Gebäude. Wie würde das wohl aussehen?
Metti: Auf jeden fall schon mal rot! Im Keller würden ein paar lecker Bierchen kalt stehen, im Erdgeschoss würde gute Musik laufen und von der großen Dachterrasse aus, hätte man Blick ins Wembley Stadion, in dem gerade die Allstar-Band einen vier Stunden Set spielt!!!
HH: Na dann, vielen Dank für deine Zeit, zum Abschluss noch ein paar Worte nach München und an den Rest der Welt?
Metti: Vielen Dank fürs Interview und Deine Unterstützung! Ich hoffe, dass sich Anthrax nicht reformieren, weil John Bush einfach der Beste ist! Am 28. Januar spielen wir übrigens in München zusammen mit Red To Grey und Courageous. Nähere Infos gibt's wie immer unter www.perzonalwar.de. Beste Grüße & Rock'n'Roll von den Perzonals!
JR