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Festival-Bericht

Wacken Open Air

mit Ozzy Osbourne, Motörhead, Judas Priest, The Aberlours, Golem, Skyline, Bülent Ceylan, Frei.Wild, Coldwar, Helloween, Blind Guardian, Battle Beast, Ensiferum, Pharao, Suicidal Tendencies, Morbid Angel, Skalmöld, Ignis Fatuu, Betontod, Sodom, Rhapsody Of Fire, Negator, Deadlock, Bullet, Heaven Shall Burn, Suidakra, Sirenia, Tsjuder, Kyuss Lives, Triptykon, The Murder Of My Sweet, Moonsorrow, Girlschool, Visions Of Atlantis, Crash Diet, Kataklysm, Onslaught, Torture Squad, Dir En Grey, Knorkator, Iced Earth, Vreid, Sepultura, In Solitude, Avantasia, Kreator, Hail Of Bullets, Motörhead, Edelweiss & Children Of Bodom

Festivalgelände Wacken, Wacken 04.-06.08.2011

(Fotogalerien: Wacken2011 Donnerstag, Wacken2011 Freitag, Wacken2011 Samstag)

Wieder einmal ist es soweit. Das erste August-Wochenende rückt in greifbare Nähe. Vor Wochen schon hat es allmählich angefangen, das Fieber, die innere Unruhe, die Aufbruchstimmung, die all jene befällt, für die eben dieses erste Augustwochenende ein fixer Termin im Jahr ist, den sie sich schon im Januar rot im Kalender markiert haben. Die Rede ist natürlich vom so genannten Wackinger, der sich, den Zugvögeln gleich, alljährlich auf die Reise - nicht nach Süden - sondern nach Norden begibt, wo die kleine Ortschaft Wacken im Kreis Steinburg zum Mekka aller Rock- und Metalfans erblüht.
Lange ist es noch gar nicht her, da tobte im hohen Norden der Republik ein mutiertes Coli-Bakterium namens EHEC, machte Schlagzeilen und verbreitete Angst und Schrecken. Doch weder EHEC, noch Schweinegrippe oder Maul- und Klauenseuche halten den Wackinger von seiner Reise, von seiner Mission ab. Wenn an diesem Wochenende etwas tobt im hohen Norden, dann höchstens die Tausenden von Metalheads vor den Bühnen des 22. Wacken Open Air!
(Dagger)

Der erste Tag

Gelassen gehen wir die lange Reise an diesem Mittwoch an. Nach einigen herbstlich kalten und verregneten Juliwochen ist nun endlich wieder Sommerwetter vorhergesagt. Zudem wissen wir aus den beiden letzten Jahren, dass man sich am Mittwoch keine allzu großen Sorgen um einen Anreisestau zu machen braucht, denn zu dieser Zeit sind die Zeltplätze bereits gesättigt, das Unterhaltungsprogramm hat begonnen und das Gros der Wackinger ist bereits seit Wochenanfang vor Ort, um sich allmählich aufzuwärmen.
Im Getümmel unterwegs ist natürlich auch dieses Jahr wieder die Crew des Heavyhardes, wenn auch in etwas geschrumpfter Besetzung. Unser Meister Reineke, der werte Fuxx, weilt schon etwas länger hier vor Ort. Er bevorzugt das Leben im Outback der Wackener Campingplätze, während Gastschreiber Jason, Ray und meine Wenigkeit, der Dagger, die Annehmlichkeiten des Pressezeltplatzes präferieren.

Nach Ankunft auf dem Zeltplatz, Errichtung unseres Basislagers und Konsum der ersten, wohlverdienten Hopfenblütenschorle führt uns unser Weg schnurstracks in Richtung Wacken Center. So nennt sich der Vorplatz des Festivalareals mit den Bühnen, flankiert von Biergarten, Moviefield, Food-Area und Händlermeile. Hier gilt es nun, das Gelände etwas näher zu erkunden. Bereits seit einigen Jahren sind die Veranstalter nahe an einem organisatorischen Optimum gelegen, großartige Veränderungen braucht man in dieser Hinsicht also nicht zu erwarten. Und doch lassen sich jedes Jahr einige Feinheiten und Neuigkeiten entdecken. So war mir bislang beispielsweise nicht bewusst, dass es auf dem Gelände einen eigenen Paketdienst gibt, der dem Besucher die Möglichkeit einräumt, sein Gepäck direkt nach Wacken senden zu lassen. Einige riesenhafte Totempfähle mit einsamem Sitzplatz in luftiger Höhe sind ebenfalls neu. Glasflaschen sind aufgrund der hohen Zahl an Schnittverletzungen im letzten Jahr verboten. Dafür bekommt jeder Besucher die Möglichkeit, die mitgebrachten Getränke vor Ort in Plastikflaschen umfüllen zu lassen. Schließlich kann man an einem Ort namens Electric Hotel seine Handys aufladen lassen oder dies auch selbst durch kurzes Ausdauertraining und mittels Dynamo auf einem stationären Fahrrad erledigen.
Zu einem regelrechten Hotspot mutiert ist die so genannte Wacken Plaza. Von hieraus gelangt man ins vergrößerte Bullhead-City-Zelt und ins Wackinger Village mit ebenfalls vergrößerter Bühne und mittelalterlichem Treiben drum herum.

Als wir vor Ort ankommen, geht im Ring der Bullhead City gerade die letzte Wrestling-Vorführung zu Ende und es beginnen die Vorbereitungen für den ersten Wet-T-Shirt-Contest, bei dem sich mutige Festivalbesucherinnen am Applaus der Schaulustigen messen lassen müssen. Natürlich kommen nur diejenigen eine Runde weiter, die dem geilen Pöbel auch das offenbaren, was sich unter dem bespritzten Shirt befindet. Vereinzelte gehen sogar noch einen Schritt weiter und lassen selbst das Höschen fallen, was allerdings nicht auch automatisch zum Sieg des Wettbewerbs beiträgt. Dafür können sie ihre Nacktheit, die nicht zwangsläufig auch mit Ästhetik verbandelt ist, mit Sicherheit in den kommenden Tagen bei youtube betrachten, zusammen mit Millionen anderer Schaulustiger. Sogar Deutschlands größte Boulevardzeitung hat Wind von diesem Spektakel am Rande des Festivals bekommen und ausführlich darüber berichtet. Als ob es in Wacken nichts Wichtigeres gäbe. Aber sei's drum...

Um 22:00 Uhr begeben wir uns schließlich zur Wackinger Stage, wo die Aberlours ihren Auftritt haben. Was genau uns hier erwartet, wissen wir zwar nicht. Doch wenn man schon den gleichnamigen Single Malt zu schätzen weiß, liegt man bei dieser Band vielleicht auch gar nicht mal so verkehrt. Fünf ältere Herren betreten nun die Bühne und überraschen mit ihrem hochprofessionellen und authentisch instrumentierten Celtic Speed Rock nicht nur uns, sondern auch sämtliche andere Schaulustige vor Ort. Von Null auf Hundert entwickelt sich der Raum vor der Bühne zu einer einzigen Party. Überall wird getanzt, geklatscht, gefeiert. Zu Geschichten aus Irland, Schottland, England und Amerika verschmelzen die Aberlours irische Folksmusik mit nordamerikanischem Blue Grass - das ist mitreißend und absolut genial!

Feuershow Nach diesem feinen Auftakt marschieren wir zurück zum Center und werden Zeuge einer weiteren Neuerung auf dem Gelände: nach Sonnenuntergang finden zu veranschlagten Terminen spektakuläre Feuershows statt mit eigens hierfür errichteten Maschinen und einer Brunnenanlage, bei der die Betreiber mit den Elementen spielen und Feuerkugeln auf Wasserfontainen tanzen lassen. Nebenan wird auf dem Moviefield das Abschiedskonzert von Running Wild gezeigt, eine Erinnerung, die man nur zu gerne noch einmal aufwärmt. Im Anschluss besuchen wir die W.E.T. Stage, wo gerade Metal Disco läuft und allseits bekannte Klassiker für Unterhaltung sorgen. In den letzten Jahren platzte das Zelt zur selben Zeit aus allen Nähten. Heute ist hier kaum noch etwas los - zu groß und zu verlockend scheint das Angebot in der Umgebung - die Entzerrung der Brennpunkte trägt also ihre Früchte. Schließlich endet unser Abend bei einer beschaulichen Halben Bier im Bayerischen Bergarten - wo auch sonst?
(Dagger)

Donnerstag, 04.08.2011
A Night To Remember

Es sind die Klänge von Regentropfen, die gegen meine Zeltwand schlagen und mich so aus meinem ohnehin nicht sonderlich guten Schlaf zurück ins Land der Lebenden und Halbtoten reißen. Ein widerlicher Sprühregen und eine unangenehme, blasenfeindliche Kälte versauern den Vormittag. Da macht selbst die Guten-Morgen-Halbe keinen Spaß. Und überhaupt: das war vom Wetterdienst so nicht gemeldet!

Gegen 15:00 Uhr begeben wir uns schließlich auf das Festivalgelände, wo man nicht umhin kann, eine weitere Neuigkeit zu entdecken: mit einem Logo, das ebenso gut von einer Metalcore-Kapelle stammen könnte, tritt heuer ein Energy-Drink namens Relentless als omnipräsenter Sponsor auf und hat den österreichischen Bullen vom Platz gejagt. Auf dem Gelände gibt es neue Videowalls, die das Geschehen auf den Bühnen übertragen, es gibt neue Ein- und Ausgänge und die Party-Stage wirkt größer als bisher.

Golem
Was macht man am nun besten, um sich die Zeit bis zur großen Sause auf der Black Metal Stage zu vertreiben? Richtig, man stattet der altehrwürdigen W.E.T. Stage einen Besuch ab, schließlich hat man hier schon die ein oder andere positive Überraschung erlebt. Und so auch heute. Golem kommen aus Italien und haben den dortigen Metal Battle Contest für sich entscheiden können. Und das zu Recht, denn was mir da aus der PA entgegen schallt, ist wirklich feines Zeug. Fetter, groovender Death Metal mit ordentlich Melodien unterlegt, jedoch nicht damit überfrachtet. Das Zelt ist zwar noch nicht wirklich gut gefüllt, aber das macht nichts, denn die Stimmung ist schon mal sehr gut. Die vier Jungs bringen die Anwesenden auch gleich zum Mitklatschen bei "No Remorse" und ernten dafür auch den verdienten Beifall. Zu "Psycho Born" gibt es dann auch noch einen kleinen Moshpit vor der Bühne. Zum Ende des Sets kommt dann noch in bester Iron Maiden-Manier das Bandmaskottchen auf die Bühne, ein Cyborg in bester Warhammer-Montur. Ein feiner Einstand.
(Ray)

Doro
Schließlich wird um 16:00 Uhr das musikalische Programm auf der Black Stage eröffnet. Seit einigen Jahren längst ritualisiert, dient hierzu der Auftritt der Band Skyline, in der auch Veranstalter Thomas Jensen einst spielte. Einen wohligen Schauer treibt es mir über den Rücken, als die Musiker mit "Out In The Fields" den ersten Song anstimmen und somit ihre Ehre dem heuer viel zu früh verstorbenen Gary Moore erweisen. Schließlich spielen sie auch noch "Over The Hills And Far Away", die bekannteste Nummer des irischen Blues-Rockers, als wie von Geisterhand die Wolkendecke aufreißt und die ersten Sonnenstrahlen dieses Tages unsre Häupter wärmen. Jede aufkeimende Melancholie erstickend stürmt sogleich die bestens gelaunte Doro Pesch die Bühne, schmettert nach der Wacken-Hymne "We Are The Metalheads" auch noch einen brandneuen Song namens "Raise Your Fist In The Air" und schließlich den Klassiker "All We Are", den man langsam wirklich nicht mehr hören kann, dem Publikum entgegen. Nach ihr erscheint Chris Boltendahl und präsentiert den diesjährigen Festival-Song "Wacken Will Never Die" - natürlich im klassischen Grave Digger-Gewand. Nach Onkel Tom und seinem Stück "Auf Nach Wacken" ist natürlich auch heuer wieder Udo Dirkschneider mit von der Partie, spielt uns "Heavy Metal W:O:A", "I'm A Rebel" und "Princess Of The Dawn", während ein gutes Dutzend riesenhafter Bälle mit etwa zwei Metern Durchmesser durch oder besser über die Fans wandern. Um die Stimmung in Gang zu bringen, ist Skyline auch heuer wieder der richtige Zunder.
(Dagger)

Bülent Ceylan
Es folgt ein Kontrastprogramm der etwas anderen Sorte. Und ich muss ehrlich zugeben, anfänglich habe ich mich schon gefragt, ob ein Stand-Up Comedian auf der Black Stage bestehen kann. Um es gleich vorweg zu nehmen: Bülent Ceylan kam, sah und siegt aber sowas von. Dabei hat der sympathische Türke kurz davor auf der Pressekonferenz schon zugegeben, dass es etwas ganz Besonderes ist, auf einem Metalfestival aufzutreten. Und es ist proppenvoll vor der Black Metal Stage, als er die Bühne betritt (und das nicht nur aufgrund des folgenden Frei.Wild-Gigs). Doch schnell wird klar, dass ihm die Meute aus der Hand frisst (was sich auch später zeigt, als die Schlange vor der Bülent-Autogrammstunde kein Ende nehmen will). Sogar einen Gag auf englisch hat er im Repertoire, bevor er über's Einkaufen (wir Metaller müssen ja auch einkaufen) sinniert. Das alles wieder zu geben, würde nicht funktionieren, daher nur soviel: das Bangervolk lacht, kreischt und klatscht. Bülent gibt einfach alles, spielt sich selbst in einen Rausch und surft am Ende noch mit einem Schlauchboot bangend über die Menge. Das Volk verlangt lautstark nach einer Zugabe, die es auch bekommt, nämlich eine Bauchtanzeinlage zu harten Riffs. Am Ende reißt sich Bülent noch das T-Shirt vom Leib und hinterlässt eine jubelnde Menge. Geil!
(Ray)

Frei.Wild
Zum dritten Mal in Folge sind die Südtiroler Frei.Wild nun auf dem W:O:A präsent. Letztes Jahr zerlegte man noch die Party Stage, dieses Jahr ist die große Hauptbühne an der Reihe. Selbst noch von diesem Erfolg "überrascht" machen Frei.Wild keine Gefangenen. Und genau jetzt bereue ich es, den Fotorucksack am Mann zu haben, denn was in dieser Stunde Deutschrock abgeht, ist schwer in Worte zu fassen. Überall fliegende Menschen, ein Pit jagt den nächsten, zeitgleich werden mehrere Pits ins Leben gerufen und jede Textzeile wird lautstark mitgesungen. Die Setlist ist aber auch fein gespickt mit "Frei.Wild", "Unser Wille, Unser Weg", "Arschtritt", "Weiter Immer Weiter" und der Ode an die Heimat "Südtirol". Fronter Philipp Burger stachelt die Fans vor der Bühne zu immer weiteren Höchstleistungen im Pit an und auch der Bitte nach dem gestreckten Mittelfinger wird brav gefolgt, ein klares Statement zum "Land Der Vollidioten". Auch die aktuelle Single "Weil Du Mich Nur Verarscht Hast" ist im Gepäck, leider jedoch ohne die Bläsereinlagen. Dafür will Philipp mit Akustikgitarre ausgestattet noch einmal ordentlich Aktion vor der Bühne stehen, denn "Sieger Stehen Da Auf, Wo Verlierer Liegen Bleiben". Zum Abschied gibt's noch den netten Rat "Halt Deine Schnauze" mit auf den Weg, ehe die Südtiroler uns ausgepowerte Wackinger zurück lassen. Ein intensiver Gig.
(Ray)

Zur selben Zeit nimmt auf der W.E.T. Stage im Zelt der zweite Part des Wacken Metal Battle seinen Lauf. Da wir die irischen Teilnehmer Coldwar als Zeltplatznachbarn haben, schauen Jason und ich einen Sprung vorbei. Mit Glück sehen wir auch noch den letzten Song der Niederländischen Gegner X-Tinction, deren zierliche Sängerin sich zu messerscharfen Gitarrenriffs und tollen Melodien regelrecht die Lunge aus dem Leibe kreischt und röhrt. Das ist definitiv eine Band, mit der ich mich bei Gelegenheit näher auseinandersetzten muss, und unbedingter Tipp für alle Freunde von fetzigem Thrash Metal. Coldwar selbst präsentieren sich kurz darauf als heftiger Cocktail der brutalsten Gangarten im Grenzland zwischen Death, Grind und Hardcore. Mit mächtig Groove gesegnet klingen die Iren um ihren grimmigen, nahezu ganzheitlich tätowierten Frontzwerg wie Sepultura auf Ecstasy. Die Stimmung hält sich jedoch in Grenzen, so dass ich nicht daran glaube, dass unsere Nachbarn den Wettstreit für sich entscheiden werden.
(Dagger)

Schließlich bekommt man kurz darauf auf der benachbarten True Metal Stage ein Stückchen deutsche Metal-Geschichte zum Greifen nahe, als die Band Helloween, einer unserer größten Exportschlager der 80er, die Bühne stürmt. Nachdem ihnen zu Beginn gleich zweimal nacheinander der Strom ausgefallen ist, kann "Eagle Fly Free" schließlich beim dritten Anlauf seine volle Kraft entfalten und ruft sogleich tausende Headbanger auf den Plan. Dicht gefolgt von "March Of Time" - was für ein Song! Und lange nicht gehört! - und "Where The Sinners Go" wird viel zu früh im Set ein Drum-Solo platziert. Es folgt ein Medley aus den Monstertracks "Helloween", "King For A 1000 Years" und "Keeper Of The Seven Keys", ehe sich Andi Deris zum Klassiker "Future World" einmal mehr als Labertasche und echter Dummschwätzer erweist, wenn er sich zu sinnlos langen Singspielchen ständig über seinen Kollegen am Schlagzeug lustig macht. In derselben Zeit hätte man vermutlich noch zwei Perlen aus dem Schatzkästchen der Band zum Besten geben können. So bleiben uns nur "Dr. Stein" und als Zugabe "I Want Out", ehe sich Helloween verabschieden.
(Dagger)

Blind Guardian
Nach Helloween folgt dann sogleich mit Blind Guardian die nächste Heavy-Granate aus deutschen Landen. Bei ihrem inzwischen fünften Auftritt in Wacken legt der Vierer um Steuermann Hansi Kürsch auch gleich mächtig los mit "Sacred Worlds", dem Opener vom aktuellen Album At The Edge Of Time, gefolgt von Klassikern wie dem Mitsing-Stück "Welcome To Dying", den Tolkien-Nummern "Nightfall", "Time Stands Still At The Iron Hill" und "Traveller In Time". Ja, wahrhaftig, das begeisterte Publikum ist auch heute wieder extrem textsicher, wie ja eigentlich immer bei den "Wächtern". Nachdem ich mich endlich aus der Einflugschneise von Crowd-Survern entfernt habe, kann ich den Gig dann auch endlich richtig genießen. "Quest For Tanelorn", "Imaginations From The Other Side" und die etwas ruhigere Nummer "Lord Of The Rings" folgen. Nach dem aktuellen Song "Wheel Of Time" folgt mit der Mitgröl-Hymne "Valhalla" das nächste Highlight. Als dann noch mit "Majesty" von der Batallions Of Fear einer draufgesetzt wird, gibt es in der Menge nun wirklich kein Halten mehr. Was fehlt jetzt eigentlich noch zum Glücklichsein? Klar, "The Bard's Song". Spätestens jetzt kommt Gänsehaut-Feeling auf, wenn sich die 75.000 vor der Bühne quasi die Seele aus dem Leib singen. Beendet wird dieser geniale Auftritt dann mit "Mirror, Mirror" und Pyroeffekten wie Feuerfontänen und Kreisel, ganz wie es sich für ein "Grand Finale" gehört.
(Jason)

Battle Beast
21:00 Uhr. Wir schwenken wieder zurück zur W.E.T. Stage. Letztes Jahr gingen hier die Finnen Battle Beast als Gewinner des Metal Battles hevor und dürfen als solche auch in diesem Jahr an den Ort ihres Triumphes zurückkehren. Trotz der nebenan spielenden Blind Guardian haben es nicht wenige ins Zelt geschafft und bekommen dafür feines Heavy-Kraftfutter kredenzt. Angesichts der kraftvollen Riffs und der Stimme von Frontfrau Nitte Valoist ist es kein Wunder, dass die Finnen den Gewinn letztes Jahr einsackten. Erdiger Power Metal mit reichlich Melodien garniert und mehrstimmige Refrains: Bangerherz was willst du mehr? Zum Abschluss gibt es dann noch die Single "Show Me How To Die", die definitiv Lust auf das hoffentlich in Bälde erscheinende Album macht.
(Ray)

Im Anschluss zieht es mich noch einmal in Richtung Bullhead City, wo gerade wieder einer der vielen Wet-T-Shirt-Wettbewerbe anfängt. Teilnehmerinnen werden auch heute (wie am Tag zuvor) schnell gefunden und auch eine alte "Bekannte" will es wieder wissen, nachdem sie am Mittwoch ohne Sieg von dannen ziehen musste. Auch heute halten sich die spärlichen Kleider nicht allzu lange an den weiblichen Körpern, relativ schnell fallen auch heute die letzten Hüllen... Dass weniger (zeigen) manchmal mehr ist, sollte besagte Dame mal bedenken, denn es ist das erste Mal, dass ich bierselige Männer beim Anblick von so viel nackter Haut "Anziehen, Anziehen" rufen höre. Wie dem auch sei, alle haben ihren Spaß und so manche nackte Festivalbesucherin wird sich wohl auch in der Bild-Zeitung wieder finden.
(Ray)

Ozzy Osbourne
Schließlich schlägt die Uhr 22:30 Uhr und somit die Stunde für den heutigen Headliner, den Madman, den Lord Of Darkness: Ozzy Osbourne. Schon zu Blind Guardian habe ich mich im weiten Bogen auf den Weg gemacht, um einen guten Platz möglichst nahe am Geschehen ergattern zu können. Pünktlich zu den ersten Tönen von Carl Orffs "O Fortuna" der Carmina Burana kommt Bewegung in die Reihen, "Ozzy!"-Choräle von 80.000 Meatlheads erfüllen die Luft und alles gerät außer Rand und Band als der Gerufene dann endlich in tapsigem Gang auf der Bühne erscheint und "I Don't Know" anstimmt. Wie von der Tarantel gestochen und etwas über das Maß hinaus, was ihm seine bescheidene Kondition gestattet, hüpft der mittlerweile 63-Jährige über die Bühne und gibt alles. So geschieht es, dass ihm schon nach der zweiten Nummer "Suicide Solution" die Puste ausgeht, und er die Töne zum folgenden Hit "Mr. Crowley" nicht mehr richtig treffen will. Doch dieser Durchhänger stört niemanden, die Stimmung bleibt am Brodeln und Ozzy lässt den Schelm heraus, wenn er mittels Feuerwehrschlauch den ersten Reihen und schließlich sich selbst eine Bierdusche verpasst, Wassereimer ins Publikum schüttet oder uns spontan seine entblößten vier Buchstaben entgegenreckt. Um das Publikum noch weiter anzuspornen bedarf es nicht besonders viel, nur viereinhalb Worte: "I can't hear you!" oder die XXL Fassung davon "I can't fucking hear you!" entfesselten wahre Stürme der Begeisterung in dieser Nacht. Bei der weiteren Songauswahl besinnt sich Ozzy ganz auf seine ruhmreiche Zeit, als zügelloser Drogen- und Alkoholkonsum wahre Klassiker gebaren. Alles was nach 1991, sprich nach No More Tears, kam, wird heute ausgeblendet. Als nächstes auf dem Plan steht schließlich mit "War Pigs" der erste Klassiker aus dem Hause Black Sabbath, gefolgt von den hochkarätigen "Bark At The Moon" und "Shot In The Dark". Mit dem Grinsen eines Wahnsinnigen darf Drummer Tommy Clufetus im Solo seinen Trieben freien Lauf lassen. Und auch Gus G. erhält Gelegenheit sich als würdig zu erweisen in der namhaften Galerie seiner Ahnen als Leadgitarrist bei Ozzy Osbourne. Nach "Iron Man", "I Don't Want To Change The World" und dem Hit "Crazy Train", während dem ich von Crowd Surfern regelrecht überflutet werde, verschwindet Ozzy noch ein letztes Mal hinter die Bühne, wo vermutlich ein Sauerstoffzelt für ihn errichtet wurde. Für die Zugabe steht er schließlich wieder bereit: "Mama, I'm Coming Home" und natürlich "Paranoid", zu dem noch ein letztes Mal wirklich alle steil gehen. Was für ein Konzert! Alle hatten Spaß und auch der Madman hat sich gänzlich für uns verausgabt - ohne Zweifel ein denkwürdiger Moment in der Geschichte des Wacken Open Air und als solcher ganz im Sinne des heutigen Tages!
(Dagger)

Freitag, 05.08.2011

Vollkommen ozzyfiziert haben wir den gestrigen Abend bei einer Flasche Whisky und in gemütlicher Runde am Zelt beschlossen. Wie schon gestern regnet es auch heute morgen. Und wie schon gestern verkrümelt sich das ungemütliche Wetter, als das musikalische Programm beginnt - so soll es ja auch sein.
(Dagger)

Ensiferum
Als Einheizer und Wachmacher hat man es ja immer recht schwer, doch auch in diesem Jahr hat der Veranstalter hierfür den richtigen Riecher bewiesen, in dem er die finnischen Pagan/Folk-Metaller von Ensiferum um zwölf Uhr auf die Black Stage schickt. Seit vielen Jahren beweisen die Nordländer auch bei ihrem bislang dritten Wacken-Auftritt, dass sie live immer sehenswert sind, da sie ihre Show einfach jederzeit stimmig und stimmungsvoll abliefern. In Anlehnung an den Ozzy-Auftritt vom Vortag kann sich Sänger Petri Lindroos ein "I can't hear you" nicht verkneifen. Auch die Songauswahl kann sich zumindest sehen lassen. Vom aktuellen Album From Afar werden "Twilight Tavern" und "Stone Cold Metal" zum Besten gegeben. Sogar das Erstlingswerk Ensiferum ist mit dem "Battle Song" (bitte nicht verwechseln mit "Battle Metal" von Turisas) vertreten. Natürlich darf auch der Iron-Longplayer nicht vergessen werden: "Tale of Revenge" sowie der Titeltrack "Iron", welcher die Show beschließt, sorgen bereits zu dieser frühen und für Metaller sicherlich eher "unchristlichen" Zeit bereits für einiger Pogos und Crowd Surfer, aber das ist halt so - in Wacken!
(Jason)

Zur selben Zeit erledigt die Band Pharao die Freitag-Mittag-Taufe auf der W.E.T. Stage. Schon "etwas" länger im Geschäft sind die Berliner, die erst vor kurzem ihr 25-jähriges Jubiläum feierten. Am Freitag Morgen sind sie als erste Band hier auf der Zeltbühne zu Werke... ein etwas undankbarer Platz, denn die zeitgleich spielenden Ensiferum ziehen mächtig Leute an. Daher ist es recht... sagen wir überschaubar vor der Zeltbühne. Die Band legt sich jedoch ordentlich ins Zeug und bekommt dafür von den Anwesenden ordentlichen Beifall. Solider Power Metal am Morgen.
(Ray)

Suicidal Tendencies
Jetzt aber husch husch rüber zur True Metal Stage, denn es ist lange her, seit ich die Jungs von Suicidal Tendencies das letzte Mal gesehen habe. Die Veröffentlichung des neuen Albums ist bereits auf nächstes Jahr verschoben worden, so kann man sich getrost auf alte Crossover-Klassiker konzentrieren. Und die gibt es dann auch: "You Can't Bring Me Down", "War Inside My Head" und natürlich "Join The Army" werden durch die Boxen geblasen, dass es eine wahre Freude ist. Frontsau Mike Muir ist wie in alten Tagen ständig unterwegs, nutzt die komplette Bühnenbreite aus um seinen Bewegungsdrang zu stillen und gibt alles. Dafür muss er aber auch zwischen den Songs immer mal wieder kräftig pumpen, um beim nächsten Song wieder voll da zu sein. So muss das sein. Von seinen Ansagen kommt leider nicht alles an, da er doch etwas schnell redet, aber spätestens bei der Aufforderung zum nächsten Pit sind wieder alle da. Und auf einmal rennen wieder alle im Kreis, "Possessed To Skate", der Song, der ihnen früher die Türen öffnete, sorgt noch einmal für viel Bewegung vor der Bühne. Doch kaum hat es begonnen, schon ist es auch wieder vorbei. Schade.
(Ray)

Skalmöld
Gleich darauf knüpfen Morbid Angel auf der Black Stage an ihre Kollegen an und setzten in punkto Brutalität sogar noch einen oben drauf. Als die Amis mit "Immortal Rites" und Mördersound in ihr Set einsteigen, ist der Raum vor der Bühne bereits proppenvoll und die Versuchung groß, sich unter die Feiernden zu mischen. Doch manchmal muss man sich auch etwas gönnen, das man sich bislang noch nicht angesehen hat, so zu Beispiel die isländischen Newcomer Skalmöld, denen nach nur einem Album gleich zu Beginn ihrer Bandkarriere die Ehre eines Wacken-Gigs zu Teil wird. Besonders viel ist allerdings nicht los vor der W.E.T. Stage und doch gibt es einige hart gesottene Fans, die die rein isländischen Texte des flotten und melodischen Pagan Metals mitsingen können. Ja sogar ein kleiner Moshpit kann sich vor der Bühne etablieren. Schließlich haben die Jungspunde mit "Kvaning" eine mitreißende Nummer im Programm, die von allen Anwesenden gefeiert wird.
(Dagger)

Da das Wacken Open Air inzwischen über doch satte sieben Bühnen verfügt, sind die Wege nun ein klein wenig länger, um von A nach B zu kommen. A steht hier in meinem Fall für die True Metal Stage, und B für die Wackinger Stage im Wackinger Dorf. Dorthin zieht es mich, denn die Folk-/Mittelalter-Metaller Ignis Fatuu laden zum Tanze ein. Und dieser Einladung sind trotz der frühen Stunde zahlreiche Anhänger gefolgt. Voll ist es auf dem Gelände und die Band legt sich angesichts dieser Massen auch mächtig ins Zeug. Mehrfach wird den Fans gedankt, diesen Auftritt möglich gemacht zu haben, denn schließlich hat man sich ja erst vor rund fünf Jahren zusammen gefunden. Fronter Alexander kündigt die Songs vielleicht etwas zu ausschweifend an, aber was zählt ist ja die Musik. "Scherenschnitte", "Spielmann", "Stille Wasser", "Nordwind" (lt. Bandaussage der Song mit 80.000 Klicks auf youtube) oder auch der Titelsong des aktuellen Albums "Neue Ufer" werden begeistert aufgenommen. Leider muss man bekanntlich aufhören, wenn es am schönsten ist, und so zieht es mich ins benachbarte Bullhead City...

Betontod
...wo gerade mal eben mächtig die Sau rausgelassen wird. Betontod bringen das Zelt zum Kochen, im wahrsten Sinne. Prall gefüllt und mit saunaähnlichen Temperaturen zeigt sich das Zelt. Und die Stimmung könnte wohl besser nicht sein. Die Party ist bereits im vollen Gange, als ich endlich drinnen angelangt bin. "Keine Popsongs" vom aktuellen Album Antirockstars dröhnt mir entgegen, nicht nur von der PA, der Song wird kräftig mitgesungen, wie die anderen Songs auch. Das Festivalmotto ist zudem mit dem Song "Wir Müssen Endlich Aufhören, Weniger Zu Trinken" treffend umgesetzt. Laut Running-Order sollte der Auftritt bis viertel nach drei dauern, doch bereits kurz vor 15 Uhr wird der letzte Song angekündigt. Was soll denn das? Das kochende Zelt verlangt nach mehr und bekommt es auch, zwei Zugaben werden geboten, ehe "Exzessiver Alkoholgenuss" die Feiernden schlussendlich in die Frischluft entlässt.
(Ray)

Na, da hat sich der gute Tom Angelripper ja mal ein richtiges Mammut-Programm fürs diesjährige W:O:A vorgenommen: nach seinem Gastauftritt bei Skyline und dem Onkel Tom-Gig am Donnerstag tritt das Metal-Urgestein aus Gelsenkirchen mit seine Hauptband Sodom auf und eine Pre-Listening-Session inklusive Wettsaufen im Metal Market sollten am Samstag noch folgen. Seit über 30 Jahren bietet die Thrash Legende kompromisslosen Metal mit Mitgrölpotential und ist daher auf dem W:O:A immer wieder gern gesehen. Vor einem riesigen Knarrenheinz-Banner schmettern Tom und seine Jungs (er hat mit Markus "Makka" Freiwald einen neuen Drummer mit am Start) der gierigen und unentwegt den Bandnamen skandierenden Meute einen Kracher nach dem anderen entgegen, wobei die erste Hälfte überwiegend aus Songs der Alben In War And Pieces (Titeltrack sowie "Feigned Death Throes" und "The Art Of Killing Poetry") und M-16 (Titelsong und "I am The War") besteht. Dazu noch Klassiker wie "Outbreak Of Evil", "The Vice Of Killing" und "The Saw Is The Law" sorgen für eine explosive Mischung. Den Endspurt läuten "Agent Orange" und "Blasphemer" ein, ehe "Remember The Fallen" und "Bombenhagel" diesen grandiosen Auftritt beschließen.
(Jason)

Nach dieser Dröhnung ist mir ein wenig nach melodischem Metal und da kommen mir Rhapsody of Fire auf der Party Stage gerade Recht. Schon bei ihrem ersten und bislang auch letzten Auftritt in Wacken im Jahre 2000 (damals noch als Rhapsody - die Umbenennung erfolgte 2006 aufgrund rechtlicher Probleme) haben mich die Jungs um Luca Turilli mit ihrer Mischung aus klassischem und symphonisch-bombastischem Metal gepaart mit Filmmusik-Elementen fasziniert und als Fan gewonnen. Aber da bin ich nicht der einzige. Die Stimmung ist fantastisch, ich denke es geht vor der Bühne sogar noch mehr ab als bei Sodom. Überraschend textsicher bemerke ich einige Supporter, die vor allem bei den Klassikern "Triumph Or Agony", "Holy Thunderforce", "Dawn of Victory" und natürlich "Unholy Warcry" ihr Bestes geben. Zum Ende gibt es noch "The March of The Swordmaster" und meinen persönlichen Favoriten "Emerald Sword", der inklusive eines mächtigen Outros die Show würdig beendet.
(Jason)

Blaas Of Glory
Kurz darauf stehen wir vor dem Jägermeister-Hochsitz und verabreden dort einen Termin für morgen, als wir von einer Blaskapelle im Glam-Outfit regelrecht umzingelt werden. Die illustre Truppe kommt aus Holland hat mit ihren Eigeninterpretationen diverser Klassiker schnell ein Rotte Schaulustiger um sich geschart. Guns N' Roses, Metallica und Maiden mit Banjo, Tuba, Xylophon und Schifferklavier - mal was anderes! Ein kurzer Streifzug über das Festivalgelände kann in Wacken eben stets mit einer netten Überraschung enden!
(Dagger)

Negator
Nach diesem lustigen Treiben wird es langsam Zeit, etwas gegen die allgemeine Fröhlichkeit zu tun. Da kommt eine Prise roher Black Metal gerade recht. Negator aus Hamburg machen schon beim Soundcheck einen grimmigen Eindruck, und die zu frühe Einspielung des Intros macht die Sache auch nicht besser. Dann ist es aber soweit, das Intro erklingt und schon bricht die Hölle auf der Zeltbühne los. Das Zelt ist etwa zu 1/3 gefüllt, als "Dignity Of War" und "Panzer Metal" durch die PA geblasen werden. Negator fahren das volle Black Metal-Brett auf und bekommen dafür auch den verdienten Beifall (auch wenn Fronter Nachtgarm mit einem dezenten "Seid ihr besoffen oder was?" nachhelfen muss). Leider ist der Sound hier zu höhenlastig ausgefallen, aber das nur am Rande erwähnt. Genau das richtige, um wieder runter zu kommen...
(Ray)

Deadlock
Wir bleiben gleich im Zelt der W.E.T. Stage und warten auf die Veganer von Deadlock. Ich kenne die Band seit letztem Jahr noch als Vorband von Lacuna Coil und war sofort begeistert. Dieses Jahr dann sind sie erstmals auf Headliner-Tour und ein Auftritt in Wacken fliegt einem auch nicht so eben mal zu. Dementsprechend freue ich mich, die Truppe erneut zu sehen, diesmal vor einem etwas größeren Publikum. Doch bereits der Soundcheck lässt nicht Gutes erahnen. Viel, viel zu laut für dieses kleine Zelt dröhnt es aus den sicher guten Boxen. Doch was man da zu hören bekommt, schmerzt tatsächlich in den Ohren. In der Hoffnung, dass es dann beim Gig besser wird, verharre ich noch in den vorderen Reihen, doch ich werde enttäuscht. Leider kommen die Melodien bei all dem Krach und all der Übersteuerung nicht rüber und Sängerin Sabines Mikro streikt auch zunächst - wirklich schade. So kommt die interessante Mixtur aus melodischem Death Metal (Core) und elektronischen Elementen gar nicht so gut rüber. Begonnen mit "Martyr To Science" und "The Brave/Agony Applause" vom Manifesto über "Virus Jones" vom aktuellen Album Bizarro World sowie "Code of Honour" und "We All Shall Bleed" vom Wolves-Longplayer endet der halbstündige Auftritt mit dem aktuellen Stück "Renegade". Eine gute Setlist, die man allerdings nur in den hinteren Reihen einigermaßen genießen konnte - schade, wirklich.
(Jason)

Bullet
Nach diesem klanglichen Desaster beginnt sich das Zelt noch weiter zu füllen. Die Newcomer Bullet aus Schweden konnten mit ihrem Debüt-Album Highway Pirates mächtig Staub aufwirbeln. Mit ihrer energetischen Mixtur aus Hardrock der Marke AC/DC, einer ordentlichen Schippe Mötley-Crüe-Sleaze, einem Sänger, dessen Stimme verdammt nah an Udo Dirkschneider ist, und nicht zuletzt mit einigen richtig fetzigen Songs im Gepäck treffen sie genau den Nerv der Zeit. Zum Glück konnte der Sound wieder optimiert werden, als fette V8-Motorengeräusche das Zelt erfüllen und Bullet mit dem Titelsong "Highway Pirates" in ihr Set einsteigen. Von der ersten Sekunde an haben die vier Musikanten um ihren dicklichen Frontmann die Menge fest im Griff und ich bin mir sicher, dass man diese Herren nicht das letzte Mal in Wacken gesehen hat.
(Dagger)

Heaven Shall Burn
Gerne wäre ich bei Bullet bis zum Schluss geblieben und gerne hätte ich mir den Auftritt von Morgoth auf der Party Stage angesehen, den ich eigentlich fest eingeplant hatte. Aber vor dem Headliner des heutigen Abends muss ich dringend noch mal zum Zelt, Fuß- und Beinkleid wechseln, und auch eine der Kabinen für die Essensrückgabe wartet schon längere Zeit auf meinen Besuch. Schließlich habe ich erneut einen sehr feinen Platz vor der True Metal Stage belegt, als ich mir aus sicherer Entfernung das Treiben vor der benachbarten Black Stage ansehe, wo Heaven Shall Burn während der letzten Stücke ihres Konzerte wieder Unglaubliches generieren. Zwei riesenhafte Circlepits beherrschen gerade das Geschehen vor der Bühne. Als Sänger Marcus die Meute daraufhin zum Crowdsurfen animiert, darf man während des letzten Songs "Black Tears" Szenen erleben, die wirklich nicht von dieser Welt sind. Aus der Ferne sieht es so aus, als würde sich ein lückenloser Strom horizontal gelagerter Körper über die Köpfe der Besucher in Richtung Bühne ergießen. Einfach unglaublich! Zu guter Letzt springt Marcus selbst in weitem Bogen in die ersten Reihen und badet in der Menge.
(Dagger)

Judas Priest
Es folgt ein übles Gedrängel vor der True Metal Stage und ich habe Mühe meinen Platz zu behaupten. Der Grund für diesen Andrang liegt auf der Hand. Denn einer der ganz großen Spieler im Heavy Metal verabschiedet sich und macht auf seiner letzten Tournee natürlich auch einen Stopp beim W:O:A. Mit einem Hit-Trio aus "Rapid Fire", "Metal Gods" und "Heading Out To The Highway" empfangen uns Judas Priest bei sinkender Sonne zu ihrer Show. Wie schon Ozzy wirkt auch Rob Halford gezeichnet, als würde ihn die Last seines Ledermantels in die Knie zwingen. Und wie schon bei Ozzy lässt es sich auch bei diesem Veteran nicht leugnen, dass er stimmlich nicht an seine Glanzzeiten anknüpfen kann. Besonders die hohen Tonlagen bereiten ihm doch arge Schwierigkeiten und er wirkt hoch konzentriert, während er seinen Job erledigt. Immer wieder verschwindet er zwischen den Stücken hinter der Bühne, um in neuem Gewand zu erscheinen - natürlich stets aus Jeans und Leder, niemals ohne glitzerndes Beiwerk. Neben aktuelleren Stücken, wie "Judas Rising" bestehen auch die uralten Nummern "Victim Of Changes", "Starbreaker" und natürlich "Diamonds And Rust" neben den glorreichen Klassikern aus den 80ern der Marke "The Sentinel" oder "Turbo Lover", bei dessen Refrain wir alle uns lauthals beteiligen. "Nightcrawler" markiert einen weiteren Glanzpunkt und treibt erneut die Crowdsurfer aus ihren Löchern. Einer nach dem anderen - man kommt schon gar nicht mehr hinterher. Schließlich ist die Sonne am Horizont verschwunden und eine opulente Lightshow, ergänzt von Feuerfontänen, Lasern und der großen Videowall illuminiert den Nachthimmel zu den Klängen von "Blood Red Sky" und "The Green Manalishi". Schließlich überlässt Rob den Part des Sängers zu "Breaking The Law" ganz und gar dem Publikum, was natürlich einwandfrei funktioniert. Denn wer kennt ihn nicht, den Text zu diesem Klassiker der Rockgeschichte.
Dann ein Drumsolo, das fließend überleitet zum "Painkiller", wieder von dicker Lasershow begleitet, und die Musiker verabschieden sich. Natürlich ist das noch nicht das Ende. "The Helion", das Intro vom 82er Screaming For Vengence, läutet die Zugabe ein, dicht gefolgt von "Electric Eye". Für den Song "Hellbent For Leather" fährt Rob im Rocker-Outfit mit einer Harley auf die Bühne und bleibt auf der Maschine sitzen, als er zur extended version von "You've Got Another Thing Coming" diverse Singspielchen mit uns treibt. Schließlich findet der Gig im finalen "Living After Midnight" sein fulminantes Ende, bei dem wir noch einmal alle gefragt sind, sei es beim Singen oder beim Weiterreichen der Crowdsurfer, die nun in einer letzten großen Welle Richtung Bühne branden. In 135 Minuten haben Judas Priest noch einmal alles gegeben, um sich mit einem Paukenschlag in den Ruhestand zu verabschieden. Und allen Unkenrufen zum Trotz ist ihnen das auch gelungen! Rock Hard, Rock Free!
(Dagger)

Natürlich hat das Festival während der letzten zwei Stunden auch auf den anderen Bühnen seinen Lauf genommen. Ray und Jason berichten von der W.E.T. Stage...

Suidakra
Vor zwei Jahren spielten Suidakra noch den mittäglichen Eröffnungsset auf der Black Stage, heute haben sie eine spätere Spielzeit erhalten, dafür aber auf der kleineren Zeltbühne. Das Areal vor der Bühne ist ordentlich gefüllt, als die ersten Klänge von "Isle Of Skye" erklingen. Die Stimmung ist sofort prächtig, was angesichts der Songs, die Suidakra in der Hinterhand haben, auch kein Wunder ist. Davon lassen sich die Jungs beflügeln und legen eine sehenswerte Spielfreude auf die Bretter. Als besondere Einlage überlässt man bei "Birog's Oath" Gastsängerin Tina die Vocals, die auch gleich mit entsprechenden Sprechchören empfangen und unterstützt wird. "Stone Of The Seven Suns" folgt, ehe man noch ein AC/DC-Cover am Start hat. Die Spielzeit ist knapp und "Wartunes" markiert dann leider schon wieder das Ende. Mit viel Beifall werden Suidakra in die Nacht entlassen.
(Ray)

Sirenia
Als Fan der ersten Stunde freue ich mich nun wahnsinnig auf Sirenia, schließlich findet man Bands des Female Fronted Gothic/Dark Metal auch auf dem diesjährigen W:O:A für meinen Geschmack leider zu selten. Und so begebe ich mich erneut in den Headbangers Ballroom, um den Mannen um Morten Veland - nebst Sängerin Ailyn - Gehör zu schenken. Aber wie schon bei Deadlock gibt es auch hier wiederum technische Probleme, die den Auftritt letztlich wieder um fünf Minuten verkürzen. Echt ärgerlich ist so etwas, vor allem, wenn es Bands betrifft, die ohnehin nur eine halbe Stunde auftreten dürfen. Aber egal, los geht es mit den Hits "Path Of Decay" und "The Other Side" sowie "Lost in Life". Anschließend folgt "The End Of It All" vom aktuellen Album Enigma Of Life. Beschlossen wird der leider viel zu kurze Gig mit "My Mind's Eye". Leider wurden ausschließlich Stücke von den letzten drei Alben gespielt. Die musikalische Entwicklung ging ja auch von dem etwas "härteren" Gothic Metal mit Mortens Grunts aus den Anfangstagen - so wie ich es etwas lieber gehabt hätte - hin zu einer etwas "mainstream-orientierten" Mucke. Hinzu kommt noch, dass die parallel auftretenden Jungs von Judas Priest scheinbar keine unmittelbare Konkurrenz dulden, so laut wie man sie bis zur W.E.T. Stage hört. Doch alles in allem bin ich zufrieden und erstaunt wie viele Fans doch den Weg hierher gefunden haben.
(Jason)

Tsjuder
Am Nachmittag mussten Negator ihren Black Metal bei Sonnenschein zelebrieren, Tsjuder aus Norwegen dürfen dafür die Nacht verwenden. Dabei zeigt sich, dass das Trio kein Freund großer Worte ist. In bester Black Metal-Manier, aufs Wesentliche reduziert, weitestgehend ohne Ansagen, dafür umso grimmiger, so präsentieren sich Tsjuder anno 2011. Auch viel Bewegung ist nicht zu verzeichnen, obwohl das Trio ausreichend Platz auf der Bühne hat. Zwar ist weniger los als bei den vorangegangenen Sirenia, aber trotzdem werden die schwarzen Hymnen ordentlich abgefeiert. Auch ist der Sound besser als bei Negator am Nachmittag, was auch gut so ist. Ein Fest für alle Schwarzwurzler.
(Ray)

Wir schwenken wieder zurück zur True Metal Stage. Die letzten Noten von "Living After Midnight" sind verklungen, "Priest"-Choräle und Rufe nach einer Zugabe dominieren noch immer das Geschehen, als ich mich durch das dichte Drängen der Wackinger in Richtung Party Stage schiebe. Dort angekommen geht es auch schon los mit Kyuss Lives, einer Band, die ich mir heute noch unbedingt ansehen wollte. Immer noch völlig paralysiert von der Flut an Eindrücken, die das Priest-Konzert bei mir hinterlassen hat, bekomme ich vom Treiben auf der Bühne allerdings kaum noch etwas mit. Ihr kennt das, wenn man unkonzentriert versucht ein Buch zu lesen, die Augen gleiten über die Zeilen und am Ende einer Seite hat man keine Ahnung, was man da eben gelesen hat. Nein, das hat heute wirklich keinen Sinn mehr. Schade drum. Nach drei Titel knochentrockenem Stoner Rock ("Gardenia", "Hurricane" und "Thumb") geht es vorbei an Tryptikon und der Black Stage geradewegs zu Zelt, Pavillon und den mittlerweile wieder hoffentlich erkalteten Bierdosen, die unter dem Auto lagern. Zum Glück haben wir ja auch noch den Fuxx auf dem Gelände. Der ist noch fit und hat folgendes zu berichten...
(Dagger)

Obwohl ich den Jungs von Accuser nachmittags am Meet-and-Greet-Stand eigentlich versprochen habe, nach Judas Priest (Metal!!!) sogleich zu ihrem Gig ins Zelt zu eilen, will ich wenigstens noch einen kurzen Moment vor der Black Stage verweilen - nur, um zu sehen, wie der freundliche Herr Fischer von nebenan denn heutzutage so aussieht. Doch was ist das? Ein Stückchen "Crucifixus" von der Shatter-EP und jetzt... "The Procreation Of The Wicked" - Celtic Frost. Mir jagt es einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Donnernde Soundwände und ein Mensch im mittigen Spotlight, der in Sachen Charisma das bösartige Pendant zum eben gesehenen Metal-Gott abgibt. Tom G. Warrior alias Thomas Gabriel Fischer, Mr. Hellhammer, Mr. Celtic Frost hat nach mehreren Wiederbelebungsversuchen seiner früheren Combo bei Triptykon augenscheinlich endlich eine neue Heimat gefunden, eine Spielwiese, in diesem Falle wohl eher Ödland oder Vorhölle, auf der er sich nach Belieben austoben kann. An Bühnenpräsenz kaum zu schlagen! Ich stehe vom ersten Akkord an im Banne dieses Mannes und seiner Mitstreiter Norman Lonhard, V. Santura und der Bassistin Vanja Slaj. Ist das nun Doom oder gar Gothic, was die Band in "Goetia" abliefert? Ich tendiere zu Dark-, Darker-, Darkest Metal. Keine echten Unterbrechungen zwischen den Songs und es erschallt wie aus dem Nichts "Circle Of Tyrants". Uuh! Uuh! Uuh! Unnütz zu sagen, dass Celtic Frost wohl eine der prägendsten Metal-Bands überhaupt waren, und jene Songs jetzt wieder vom Urheber persönlich und das mit aller Passion zu hören, ist schlichtweg atemberaubend. Fischer braucht sich gar nicht groß zu bewegen. Es genügt, einfach nahtlos überzuleiten in "Babylon Fell". Der Überraschungseffekt lässt das Areal vor der Black Stage erzittern und ich stehe weiter nur mit runter geklapptem Kiefer da. "Evil indeed. Evil indeed." flüstere ich meinem australischen Kumpel ins Ohr und höre einfach nur zu, als Triptykon die "Synagoga Satanae" auferstehen lassen. Es gibt jedes Jahr mindestens eine Band, die das ganze W:O:A-Gelände in einen ganz speziellen Spirit versetzt. Dieses Jahr geht dieser Titel von meiner Warte aus ohne jeden Zweifel an Triptykon. Zwanzig Minuten "The Prolonging" mit zusätzlichem Outro "Winter" dürfen wir noch Zeugen dieser Messe, dieser schwarzen, werden. Ich könnte noch mal zwei Stunden so dastehn, zusehn und mich vom Sound erfüllen lassen, doch auch dieser Gig geht zu Ende. Ganz benommen meine ich "We missed Accuser." Über eine Stunde habe ich daran allerdings keinen Gedanken verschwendet und ich hoffe die Thrash-Urgesteine hatten auch ohne mich einen schönen Abend. Doch bei dieser Offenbarung das Weite zu suchen, war schlichtweg unmöglich. Uuh!
(Fuxx)

Samstag, 06.08.2011

The Murder Of My Sweet
Wie immer ziemlich schnell vergehen auch am Samstag die Morgenstunden. Schon ist es wieder 12:00 Uhr und man hat die Qual der Wahl, welche Band man sich nun ansehen mag. Am schlimmsten trifft es heute diejenigen, die auf Kapellen mit hübschen, weiblichen Galionsfiguren stehen. Während Jason die Party Stage und Visions Of Atlantis ansteuert und Fuxx in Richtung Bullhead City zu Girlschool pilgert, führt mich mein erster Weg vor die W.E.T. Stage, wo sich die schwedischen Newcomer The Murder Of My Sweet auf ihren Gig vorbereiten. Leider ist kaum was los im Zelt, als die jungen Musiker ihren Gig starten - Freunde von Female Fronted Metal wären bei dieser Band um Sängerin Angelica Rylin sicherlich auf ihre Kosten gekommen. Denn das Mädel kann nicht nur singen, sondern weiß auch schon sehr genau, wie sie sich in Szene zu setzen hat, um möglichst viele Blicke auf sich zu ziehen. Doch vom optischen Faktor mal ganz abgesehen bieten Murder Of My Sweet mit ihrer Mischung aus Goth-Rock und Sleaze Metal einen angenehmen Muntermacher - muss ja nicht immer gleich die grobe Kelle sein zu so früher Stunde.

Nach einigen Songs packt mich dann aber doch die Unruhe. Schließlich spielen Moonsorrow zur gleichen Zeit auf der Black Stage und gerade zu dieser Uhrzeit hat man noch die Möglichkeit, zügig von A nach B zu wechseln. Gedacht, getan. Drei Minuten später stehe ich vor besagter Black Stage, wo doch deutlich härtere Töne angeschlagen werden. Obwohl die Finnen bekannt sind für ihre epischen, mitreißenden Songs, ist vor der Bühne noch relativ wenig los und auch der Zuspruch seitens der Anwesenden hält sich in Grenzen. Man merkt eben, dass dem Wackinger das Festivalleben mittlerweile in den Knochen steckt. Mit dem Treiben, das bei Ensiferum gestern zur selben Zeit am selben Ort herrschte, lassen sich diese Szenen nicht vergleichen. An der Band liegt es aber sicher nicht, denn die ist qualitativ erwartungsgemäß über jeden Zweifel erhaben.
(Dagger)

Wir drehen die Zeit zurück auf 12:00 Uhr. Während manche noch besagte Qual der Wahl beschäftigt, werden andere von der eben noch zurück gedrehten Zeit schon wieder eingeholt, was an einem Ort wie Wacken im wahrsten Sinne des Wortes in ernüchterndes Gedankengut münden kann...

Camping-Area. Samstagmorgen? Sollen denn schon wieder drei W:O:A-Tage vorbei sein? Lieber nicht dran denken und verhalten wie immer. So machen sich mein australischer Partner In Crime und ich uns erst mal zum berühmt-berüchtigten Starting-Point, auch bekannt als Kaffee-Gärtchen am Eingang zum Zeltplatz B, auf. Selbst belegte Brötchen (hat einer da "Semmel" geschrien?) und frisch aufgebrühter Kaffee (brüllt da einer "Guten Morgen, Captain Morgan!"?) wirken Wunder und so gestärkt geht man gerne und ohne Hast den Gang quer über's ganze Areal in Richtung Bullhead City an, wo vier alte Freundinnen zum mittäglichen Reigentanz laden. Zeit die Mädchenschule zu betreten. Zeit für Girlschool!
Ein wenig viel Zeit hat der Weg dann doch gekostet, denn just als wir vorm Zirkuszelt ankommen, legen Enid Williams, Denise Dufort, Kim McAuliffe und Jackie Chambers auch schon mit "Demolition Boys" los. Gibt es einen besseren Einstieg? Wohl kaum. Allerdings müssen die bereits zappelnden Arme und Beine zunächst noch in der Warteschlange am Zelteinlass im Zaum gehalten werden, doch etwa zur Mitte von "C'mon, Let's Go" stehen wir dann im mit einem sehr schicken Laufsteg ausgestatteten Inneren. Hat schon je einer ein schwaches Girlschool-Konzert gesehen? Eher nein, denn seit 1978 geben die "Femaletörhead", wie sie ein dänischer Kollege nannte, bei jedem Konzert alles. Die Frische und Spielfreude der Damen ist auch heute vom ersten Akkord an greifbar und ein ganzer Funkenregen springt sodann, sogleich aufs Publikum über. Kein Wunder bei Hits wie "Not For Sale" und der schon an vierter Stelle gebrachten Alltime-Hymne "Hit & Run". Allerdings herrschen hier mittlerweile exorbitante Temperaturen und so sichern wir uns vor dem Zelt einen Platz, von dem aus wir gleichzeitig durch einen Nebenausgang das Treiben auf der Bühne sehen können und einen guten Blick auf die rechts vom Zelt aufgestellte Großleinwand haben. Platz! Exzellente! Der Rest ist eine große Dancing-Party - nicht zu wild, denn da soll ja heute noch so einiges anstehen, dafür aber ohne Unterbrechung. Girlschool liefern dazu einen toll ausgesuchten Soundtrack: nach dem Ronnie James Dio gewidmeten "I Spy" werden Schlag auf Schlag "Screaming Blue Murder", "Future Flash" und "Everything's The Same" rausgehaut. Die Mädels nutzen den Laufsteg voll aus und punkten wie immer durch ihr unglaublich sympathisches Auftreten bzw. ihre Ansagen. Viel zu schnell kommen da schon "Yeah Right" und der Klassiker "Race With The Devil" und nach dem lautstark geforderten "Emergency" verlassen die vier erstmal unter tosendem Applaus die Bühne. Ein weiser Entschluss der Veranstalter, die Spielzeit der Mädels (wie die von Onslaught) zu verlängern, denn ohne "Take It All Away" kein Konzert in der Mädchenschule, und so nimmt die Band samt uns noch mal Fahrt auf für einen letzten Tanz. Dieses ist schlichtweg eine Combo, die bei jeder Gelegenheit funktioniert - gute Laune als Garantie im Gepäck.
(Fuxx)

Und täglich grüßt der Metal, female fronted, um genau zu sein! Wieder 12:00 Uhr, dieses Mal vor der Party Stage:

Neben Edenbridge gehört die Band Visions Of Atlantis zur Speerspitze der alpenländischen Szene im Bereich Symphonic/Power Metal. Waren in den Anfangstagen noch deutliche Parallelen zu Nightwish unverkennbar, so ist der derzeitige Stil überwiegend geprägt durch Duette von Sängerin Maxi Nil und Frontmann Mario Plank. Der aufgrund der Mittagsstunde und der Konkurrenz Moonsorrow doch anfangs sehr übersichtlichen Zuhörerschaft wurden überwiegend Songs vom Album Trinity ("Seven Seas", "Through My Eyes", "Wing-Shaped Heart" und "Passing Dead End") sowie vom aktuellen Delta ("Elegy Of Existence" und "New Dawn") präsentiert. Für mich genau der richtige und vor allem ein sehr entspannter Einstieg in den letzten Festivaltag. Dass mir der Gig trotz extremer Bühnennähe insgesamt einen Tick zu leise vorkommt, ist wohl ausschließlich der Tatsache geschuldet, dass meine Ohren noch vom Vortag etwas geschädigt sind.
(Jason)

Mittagspause? Von wegen. Nahtloser Übergang und im Laufschritt vor die True Metal Stage von der aus uns schon von Weitem ein Backdrop ins Gesicht springt, das mehr Sleaze Metal kaum sein könnte: Crash Diet! Peter London, Martin Sweet, Eric Young und Simon Cruz haben mit ihrem 2005er Debut Rest In Sleaze jenes Genre wieder salonfähig gemacht und dürfen ohne Wenn und Aber als die Vorreiter der New Wave Of Swedish Sleaze geltend gemacht werden. Als ob sie geradewegs einer Zeitmaschine entstiegen wären, die sie vom 80er Sunset Strip direkt auf die W:O:A-Bühne transportiert hat, wirbeln die Jungs zum anfänglichen Doppelschlag "Breakin' The Chainz" und "Down With The Dust" über die Bretter. Londons wasserstoffblondiert-auftupierte Mähne ließe sich bereits ausmachen, wenn man direkt am Einlass stehen bleiben würde - was uns selbstredend fern liegt; vor allem vor dem Hintergrund, dass sich nur ein Bruchteil der W:O:A-Besucher auf dem Gelände befindet, sich aber dennoch geschätzte Zweitausend vor der Bühne eingefunden haben, aber es bis dorthin ohne Probleme voran geht. So lobt man sich das und wir feiern gaaanz weit vorne zu Krachern wie "So Alive", "Riot In Everyone" und "Native Nature". In London scheint endlich der perfekte Nachfolger des viel zu früh verstorbenen Dave Lepard gefunden zu sein, denn sowohl stimmlich als auch was seine Agilität anbelangt erweist sich der Frontmann wie seine Mitmusiker in Topform. Es ist zu hoffen, dass den Jungs beim nächsten Mal ein höherer Platz im Billing zugestanden wird, denn als es bei "In The Raw" und "Rebel" richtig gemütlich wird, verschwinden die Glamster auch schon wieder. Aber: Zugaben gestattet. Mit viel Feuer und Böllern gibt es eine Rückkehr zu "Armageddon", dem Opener der neuen Scheibe (Generation Wild). Kräfte mobilisieren, Bewegung! "Zugabe, Zugabe!" oder "One more song, one more song!", wie vorgestern von Ozzy gefordert. Den gibt es - und wie: zu "Generation Wild" knattert London gleich dem Metalgott auf einer Harley auf die Bühne und es heißt ein letztes Mal ausrasten zu Crashdiet. Dass die Zündung beim Abgang nicht funktionierte und der Sänger ca. eine Minute nach Schichtende noch mal zurück kommt und erst dann davon rast, erweist sich als letzter sympathischer Höhepunkt einer absolut energiegeladenen Show. Sleaze Metal rules!
(Fuxx)

Kataklysm
14:00 Uhr - die perfekte Zeit um sich mal eben ordentlich die Rübe abzuschrauben bzw. abschrauben zu lassen. Zu diesem Zwecke findet man sich also nun vor der Black Metal Stage ein, wo die kanadische Institution Kataklysm diesen Job gerne übernimmt. Als ich kurz nach Setbeginn dort ankomme, sind zahlreiche Banger bereits an besagter Aufgabe zu Werke. Kataklysm liefert für dieses Szenario mit "A Soulless God", "Illuminati" und dem guten alten "In Shadows And Dust" die perfekte musikalische Untermalung. Dann ist es aber an der Zeit für den ultimativen Kataklysm Stress-Test, wie es Maurizio (Vocals) so schön nennt, denn schließlich haben die Jungs von der Securtiy eine Menge Geld bezahlt und stehen nur gelangweilt rum... Also, Einflugschneisen aufgerissen und die Surfer weitergereicht. Die Security hat diesen ersten Belastungstest mit Bravour bestanden und wird dafür auch mit viel Beifall bedacht. Doch genug der Höflichkeit, "Like Angels Weeping (The Dark)" steht in den Startlöchern, zu dem Maurizio je einen Pit links und rechts von der Bühne fordert. Gesagt, getan. Das mächtige "Crippled And Broken" ist dann leider schon der Schlusspunkt unter diesen intensiven Gig. Kurz nachgeschaut, ob der Kopf noch halbwegs auf dem Hals sitzt und weiter geht's.
(Ray)

Wer es gerne thrashig mag, der kommt dagegen nicht umhin, sich zur selben Zeit zur Bullhead City zu begeben. Schließlich stehen Onslaught auf dem Plan. Kein Wunder ist es daher, dass das Zelt sich ordentlich gefüllt hat und auch ständig neue Ankömmlinge hinein drängen. Wo draußen ein leichter und durchaus angenehmer Nieselregen für Erfrischung sorgt, herrscht drinnen schon jetzt eine Bullenhitze - das Zelt heißt eben nicht um Bullhead City. Und noch heißer soll es in den kommenden 75 Minuten werden, wenn Onslaught ihren höllischen Thrash Metal zelebrieren. Los geht das Gemetzel mit "Killing Piece" und seinem zentralen Aufruf "Spitting blood in the face of god!". Nach "Born For War", dem Opener des aktuellen Hassbrockens Sounds Of Violence folgt eine Kreuzfahrt quer durch die gesamte Diskografie der Engländer und Hitmaterial der Sorte "Let There Be Rock", "Planting Seeds Of Hate" oder "Metal Forces". Die fanatischen Fans in den ersten Reihen propellern sich beinahe die eigene Rübe vom Rumpf, während auch weiter hinten noch einiges an Bewegung herrscht. Sänger Sy Keeler nutzt in dessen immer wieder den Catwalk zwischen Bühne und Wrestling-Ring und heizt die Meute weiter an - mit Erfolg. Es geht doch! Onslaught beweisen, dass auch zu früher Stunde und am letzten Tag die ersten Reserven mobilisiert werden können.
(Dagger)

Ähnlich deftige Kost wir uns auch auf der W.E.T. Stage serviert: Torture Squad aus Brasilien kennen wahrlich keine Gnade mit ihren Anhängern. Denen wird der harte Thrash Metal des Vierers nur so um die Ohren geblasen, dass die zahlreich mitgebrachten Brasilien-Flaggen bereits von ganz alleine wehen. Das Zelt ist sehr gut gefüllt und die Stimmung dementsprechend topp. Dass dieser Support nicht selbstverständlich ist, bringen die sympathischen Jungs mehrfach zum Ausdruck, ehe es mit "Pandemonium", welches stürmisch empfangen wird, schnell weiter geht. Zum finalen "Chaos Corporation" wird noch einmal ein ordentlicher Pit ins Leben gerufen, danach werden die Jungs noch einmal frenetisch abgefeiert.
(Ray)

Die Neugierde ist es, die mich kurz nach drei vor die True Metal Stage zieht. J-Rock hat auch in Wacken seine Fans - viele sind es allerdings nicht. So komme ich durch gelichtete Reihen der Bühne schon recht nahe, um einen Blick auf Dir En Grey zu werfen. Als eher unfreiwilliger Besitzer zweier DVDs der Band weiß ich, welch Stürme der Begeisterung die Jungs aus Osaka vor den Bühnen ihrer Heimat entfesseln. In Japan echte Superstars stehen Dir En Grey in Wacken dagegen einem eher ratlos wirkenden Publikum gegenüber. Das mag an den chaotisch wirkenden Songstrukturen liegen oder vielleicht am vollkommen entarteten Gesangsstil von Frontmann Kyo. Eines ist jedoch sicher: kaum eine Band auf dieser großen Bühne dürfte während der letzten Tage so wenig Emotionen beim Publikum ausgelöst haben, wie eben Dir En Grey - ein paar anwesende Die-Hard-Fans natürlich ausgenommen.

Campinggelände
Um 16:00 Uhr finde ich mich zusammen mit Jason und Ray - der gute Fuxx ist wie auch im letzten Jahr verschollen - am Jägermeister-Hochsitz ein. Ein Flug in 50 Metern Höhe ist immer wieder ein besonderes Ereignis. Wo sonst, wenn nicht in einem der zahllosen Ballons und Flugzeuge, die täglich ihre Kreise über dem Gelände drehen, erhält man solch einen fantastischen Blick auf die Bühnen und die endlosen Weiten der Zeltplätze. Zu diesem Panorama wird man von netten jungen Damen mit Jägermeister pur und in Mischung mit dem neuen Energydrink versorgt - ausgezeichnet! Eben unsere durstigen Kehlen befeuchtet, können wir von hier oben beobachten, wie sich der Raum vor der Party Stage dank tausender Besucher zunehmend verdichtet und schließlich ein paar altbekannte Enfants Terribles der Szene das Podest erobern...
(Dagger)

Knorkator
Nachdem sich Knorkator vor gar nicht allzu langer Zeit aufgelöst hatten, haben sie sich nun wieder zusammen gefunden, um weiter das Volk mit ihrer ganz eigenen Musikmischung zu beglücken. Dass dem Volk nach derlei Musikgut dürstet, ist mehr als offensichtlich, schließlich ist der Platz vor der Party Stage gerammelt voll, als die Berliner ihren Set beginnen. Den Beginn erleben wir in luftiger Höhe vom Jägermeister Hochsitz, wieder zurück auf Mutter Erde heißt es schnell (ha ha) nach vorne (ha ha ha) kommen. Doch schon im hinteren Drittel ist Schluss. Nichts geht mehr. So bleibt nichts anderes, als den Berlinern von weiter Ferne zu lauschen und zu sehen, zu welchen Aktionen Stumpen (dezent in lila gekleidet) die Fans anstacheln kann (Tanzt die Leute nach außen; macht einen Handstand, ich will eure Füße sehen; nehmt einen auf die Schulter und macht Huckepack-Ringkämpfe) und diese es auch bereitwillig mitmachen. Unglaublich! Passend hierzu natürlich die Klassiker dieser schrillen Boygroup wie "Eigentum", "Kurz Und Klein", "Alter Mann", "Ich Lass Mich Klonen" und auch "Böse" darf nicht fehlen. Für alle Anhänger dieser Boygroup sei der 16.09. genannt, denn da kommt das neue Album dieser netten Verrückten heraus.
(Ray)

Iced Earth
Denkwürdige Augenblicke sind in Wacken bekanntlich keine Seltenheit. So dürfen Iced Earth-Fans nun das letzte Konzert mit Sänger Matt Barlow erleben, der sich nach diesem Auftritt aus familiären Gründen mal wieder aus der Band verabschiedet. Im Wechselspiel aus Nieselregen und Sonnenschein geht es relativ ruhig vor der Bühne zu - lediglich in nächster Nähe zum Podest herrscht einiges an Bewegung in den Reihen, als die Amis mit "Burning Times" in ihr Set einsteigen. Nur gelegentlich finden einzelne Crowdsurfer den Weg bis in den Graben. Nach dem Klassiker "I'd Die For You" kommt zu "Jack" und "The Hunter" schließlich doch noch mehr Action in die Sache. Nach einem Wicked-Trio aus "Prophecy", "Birth Of The Wicked" und "The Coming Curse" verabschiedet sich Bandchef Jon Schaffer herzlich von seinem Kollegen: "It was an honour and a privilege to share the stage with you. I love you." Nach inniger Umarmung, einer großen Geste echter Männerfreundschaft, beschließen die Mannen ihren Gig mit "Iced Earth" als Zugabe. Matt Barlow steht wenig später der Presse und den Fans hinter der Bühne zu Gesprächen und gemeinsamen Fotos zur Verfügung.
(Dagger)

Vreid
Der erste Auftritt von Vreid, damals noch auf der W.E.T. Stage, wird mir wohl immer in Erinnerung bleiben, haben die Norweger damals alles in Schutt und Asche gelegt. Umso erstaunter bin ich, als ich mich der Party Stage nähere... alles noch sehr übersichtlich, obwohl der Set gleich beginnt. Vreid legen dann auch mit ordentlichem Pyro-Einsatz gut los und ziehen die Fans mit ihrem Black'n'Roll gleich auf ihre Seite. "Raped By Light", "Speak Goddamnit" und auch "Iarnbyrd" haben ihren Weg auf die Setlist gefunden und werden entsprechend gefeiert. Trotzdem: so richtig will der Funke nicht überspringen... liegt es daran, dass die Fans am Samstag Nachmittag schon ausgepowert sind? Oder an den doch zahlreichen ruhigen Passagen, die den Drive rausnehmen? Etwas mehr flottere Nummern wären sicherlich hilfreich gewesen, mehr Leute zur Party Stage zu ziehen.
(Ray)

Ich komme nach einer kurzen Pause beim Zelt gerade rechtzeitig vor der Black Stage an, als Sepulturas Frontriese Derrick Leon Green "some material for the old school fans" ankündigt. Ausgezeichnet! Schließlich hab ich die Ethno-Thrasher aus Brasilien nach dem Roots-Album irgendwie aus den Augen verloren. Auf "Troops Of Doom" vom 87er Schizophrenia, der Granate "Territory" und "Inner Self" folgt die Tribal-Jam-Session "Ratamahatta", zu der auch Mr. Green die Percussions malträtiert. Nach speziellem Introitus bekommen wir für das Finale noch "Roots Bloody Roots". Und es scheint, als würden nun Abertausende von Metalfans bis zum Eingangsbereich im Buschtrommeltakt auf- und abhüpfen, während vor der Bühne ein dicker Circlepit entbrennt und einmal mehr die Crowdsurfer auf den Plan gerufen werden.
(Dagger)

Es kostet immer ein wenig Überwindung (und noch mehr Kraft), sich am W:O:A-Samstag den Weg von einer der Main-Stages in den Headbanger's Ballroom zu bahnen, doch der kanadische Loonatic Bryan hatte noch genügend Energie, um den Führer durch die Reihen zu machen, denn er wollte genauso wie ich vielleicht DIE Metal-Nachwuchshoffnung für die nächsten Jahre - In Solitude - auf keinen Fall verpassen. Erstmal im Zelt angelangt freuen wir uns, dass dieses nicht mal zu zwei Dritteln gefüllt ist bzw. über die wieder erlangte Bewegungsfreiheit. Und da sind ja auch einige Bekannte vom Headbanger's Open Air letzte Woche - nicht gänzlich unerwartet, denn In Solitude sind definitiv eine jener Bands, die sich den traditionellen Metal auf die Fahnen geschrieben haben und diese hoch und höher halten.
Und los geht's mit dem Titelsong der Überplatte The World The Flesh The Devil. Sänger Pelle Ahman, der in seinem Fell-Leder-Mantel schwitzen muss wie Hölle, ist sofort sowohl stimmlich als auch was die Ausstrahlung anbelangt präsent und die Band zockt wie ein Uhrwerk. Die Soli von Niklas Lindström kommen in "We Were Never Here" genauso druckvoll und filigran wie auf Platte daher, wenn auch der Gesamtsound ein wenig lauter eingestellt sein könnte. Jetzt schon einen Gang runter zu schalten, kommt den Schweden erst gar nicht in den Sinn und dem Publikum, das wächst und wächst, wird demzufolge "Demons" offeriert. Es stellt sich ein unerwarteter Effekt ein, denn was aus der Konserve im heimischen Wohnzimmer noch recht magisch-okkultisch aus den Boxen erschallte, erweist sich live als absolut partytauglich - vielleicht eines der Geheimnisse des Erfolgs von In Solitude. Eine düstere Atmosphäre um diese Uhrzeit im Zelt zu kreieren, scheint eigentlich auch fast unmöglich. Eigentlich, denn jetzt steht einer der genialsten Songs der Platte auf dem Tableau: "To Her Darkness" und im Zelt breitet sich eine längst verschüttet geglaubte Mercyful Fate-Stimmung aus. "I wish the King could witness that." Da kann ich nur beipflichten. Für diejenigen, die die Combo schon länger verfolgen, gibt's doch tatsächlich nun auch noch den "Witches Sabbath" vom selbstbetitelten Erstwerk, doch gerade als wir uns ins Konzert richtig eingefühlt haben, müssen die Vier auch schon wieder die Segel einholen. Das Los der Zeltbands macht auch vor In Solitude keinen Halt. Leider, leider, denn diese Band hätte deutlich mehr Spielzeit verdient als die ca. 35 Minuten. Daraus haben sie jedoch nur das Allerbeste gemacht. Beide Daumen hoch für In Solitude, die jetzt bereits für's Headbanger's Open Air nächstes Jahr bestätigt sind und dort sicher vor einem äußerst traditionell gestimmten Publikum länger spielen dürfen.
(Fuxx)

Aufgrund eines Regenschauers und einer dringend benötigten Pause komme ich erst verspätet vor die True Metal Stage, um mir Tobias Sammet mit seinem Metal Oper-Projekt Avantasia anzusehen. Hierbei vereinigt der Edguy-Frontmann - wie ja bereits im Billing angekündigt - seit 2000 immer wieder verschiedene Szene-Größen auf der Bühne, um insbesondere auf großen Festivals ein kleines Rock-Musical aufzuführen. In diesem Jahr beim zweiten W:O:A-Auftritt nach 2008 sind es keine Geringeren als Michael Kiske (Ex-Helloween), Kai Hansen (Gamma Ray), Bob Catley (Magnum), Amanda Somerville (sie hat bereits für Epica, After Forever und Kamelot Alben mit eingesungen) und Jorne Lande (Masterplan), die Stücke wie "Dying For An Angel", "Farewell" sowie den aufgrund seiner Chartplatzierung von Tobi Sammet selbsternannten Pop-Song "Lost In Space" zelebrieren. In der Zugabe treten dann bei den Songs "Shelter From The Rain", "Avantasia" und "Sign Of The Cross" noch einmal alle Stars miteinander auf und runden einen überaus gelungenen und stilvollen Gig perfekt ab. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt allerdings: Sammet hat verkündet, dass dies der letzte Open-Air-Auftritt der Band war und er dieses Projekt künftig nicht mehr weiter betreiben will. Da bleibt den Fans wohl nur die Vorfreude auf das bereits angekündigte neue Edguy-Album.
(Jason)

Kreator
Nach dieser freundlichen Angelegenheit wird es noch einmal Zeit für die grobe Kelle. Kreator sind wieder zu Gast in Wacken! Im Bewusstsein ihrer exzellenten Livequalitäten und dessen, was die Jungs aus dem Pott bisweilen vor der Bühne entfachen, platzieren sich Jason und ich in respektvollem Abstand, aber immer noch recht weit vorne vor der Black Stage. Verhältnismäßig friedlich bleibt es vorerst zu den Tönen von "Hordes Of Choas" und "War Curse", als alle um uns und natürlich auch wir selbst noch brav mit Headbangen beschäftigt sind. Eine gewaltige Videowand hinter den Musikern zeigt abwechselnd die entsprechenden Clips zu den jeweiligen Songs, das zugehörige Albumcover oder Textfragmente aus den Refrains der Stücke. Die Musiker selbst werden vom Boden aus rot angestrahlt, was dem Szenario einen zusätzlichen höllischen Charakter verleiht. Song Nr. 3: Sänger Mille stachelt die Massen an und will einen Pit sehen, dann die Riffs zu "Endless Pain" und schon verwandelt sich unsere Umgebung in einen einzigen Hexenkessel. Zwei Meter vor mir tobt der entbrannte Circle-Pit - so groß, dass er bis zur benachbarten Bühne reicht - von hinten strömen uns im Sekundentakt die Crowd Surfer entgegen, zu meiner Rechten ein wahnsinnig gewordener Headbanger und zu meiner Linken ein dicker Typ, der, vermutlich stimuliert durch das enge Drängen und Schieben, einen grausigen Koffer nach dem anderen abstellt. Dass sich im Folgenden die Situation und auch der Darm des Nachbarn zu "Pleasure To Kill" nicht sonderlich entspannen, braucht wohl nicht bemerkt zu werden. Immer wieder heizt Mille nun zu seiner Salve hochkarätiger Songs wie "Enemy Of God", "Phobia" oder "Violent Revolution" die Meute an, sobald der Pit nachzulassen droht. Zum finalen Dreierpack aus "Betrayer", "Flag Of Hate" und natürlich "Tormentor" breitet sich das Chaos weiter aus. "War!" steht passender Weise in großen Lettern auf der Videowall und nichts anderes herrscht in diesem Augenblick um mich herum. Da hilft nur noch die Flucht nach vorne. Also nichts wie hinein ins wilde Treiben, wo sich die Massen zu guter Letzt auch noch zur Wall Of Death formieren. Was für ein Konzert! Absolut genial! Und was für eine Überraschung! Mit soviel Action hatte ich zu so später Stunde wirklich nicht mehr gerechnet.
(Dagger)

Hail Of Bullets
Auf dem Weg über das Gelände schau ich noch mal kurz bei der W.E.T. Stage vorbei, um mir Hail Of Bullets zu gönnen. Den Weg haben leider nur recht wenige gefunden, schließlich zerlegen Kreator nebenan gerade die Hauptbühne. Es ist schon lustig, vor gar nicht langer Zeit habe ich seine ehrwürdige Eminenz, Mr. Martin van Drunen, mit Asphyx gesehen, nun steht er mit Hail Of Bullets auf der Bühne. Egal, den wenigen Anwesenden gefällt, was durch die Lautsprecher gejagt wird. Hinzu kommt, dass es Mr. van Drunen versteht, mit dem Publikum zu kommunizieren, eben wird noch gegrowlt, nun wird locker mit den Fans gefeixt. Die Mischung macht's halt, genau wie bei der Musik: eben noch schnell, jetzt langsam doomig. Jedes einzelne Doom/Death-Geschoss wird gefeiert und mit "Tokyo Napalm Holocaust" gibt's am Ende noch ein Sahnehäubchen oben drauf.
(Ray)

Eine stets berechenbare Angelegenheit ist ein Auftritt von Motörhead, die ja irgendwie zum festen Inventar des W:O:A gehören. Und so beginnt das verhältnismäßig statische Treiben auf der True Metal Stage um 23:00 Uhr ein weiteres Mal mit Lemmys kultiger Begrüßung "Good evening! You're fine? We are Motörhead and we play rock'n'roll!", dicht gefolgt vom Opener "Iron Fist" bei schweine-lautem, basslastigem Sound. Nach "Stay Clean" steht dann schließlich mit "Get Back In Line" ein Song vom aktuellen Album The Wörld Is Yours am Start. Wenig später zeigt Phil Campbell, von einzelnem Spotlight erleuchtet, sein Können an der Leadgitarre, als er mittels Solodarbietung von "Rock Out" zu "One Night Stand" überleitet. Schließlich muss ich doch noch etwas staunen, wie knallhart doch "In The Name Of Tragedy" aus den Boxen donnert, das dank integriertem Drumsolo von Mikkey Dee aus seinen Fugen gerät. Ein stetiger Regen setzt nun ein und treibt mich in Richtung Essensausgabe, um frisch gestärkt dem Nass zu trotzen und das Finale aus "Bomber", "Ace Of Spades" und natürlich "Overkill" nicht zu versäumen.
(Dagger)

Edelweiß
Eigentlich bin ich auf dem Weg zurück aufs Gelände mit dem klaren Ziel des Schlafsacks vor Augen, als ich just in dem Moment den Biergarten passiere und Edelweiß ihr Set beginnen. Und es ist kein Leichtes, gegen die lauteste Band der Welt anzukommen. Doch Edelweiß machen ihre Sache ganz gut und können einige Fans vor der Biergartenbühne festhalten. Der Rock'n'Roll, der sich aus Coverversionen von AC/DC zusammensetzt, läuft zu dieser späten Stunde gut rein, und so ertappt man sich, dass man lauthals "Bier, Bretzel, Rock'n'Roll" oder "Freibier, aber Schnell" (statt "Highway To Hell") mitgrölt. Ein lustiges Finale für den heutigen Abend!
(Ray)

Und wieder ist es der nun zunehmend stärker werdende Regen und die zum Ende des Festivals einsetzende Müdigkeit, die mich zu so später Stunde so rein gar nicht mehr zu den "Kindern vom See" drängt, zumal wir am Sonntag früh sehr bald aufbrechen wollen, um möglichen Staus aus dem Wege zu gehen. Aber was ich von Children of Bodom mitbekomme, kann sich wie immer sehen lassen. Mit reichlich Pyros werden der gewohnt Crowd Surfer-gefluteten Masse Kracher wie "Not My Funeral", "Bodom Beach Terror" und "In Your Face" buchstäblich um die Ohren gehauen. Auch wenn der inoffizielle Crowd Surfer-Weltrekord wohl inzwischen an Heaven Shall Burn verloren wurde, lassen sich die trotz Regens nimmermüden Fans auch dieses Mal nicht lumpen. "Children Of Bodom", "Hate Me!", "Angels Don't Kill", "Follow The Reaper" und "Downfall" stehen dann auf dem Programm, ehe es mit "Are You Dead Yet?" und "Hate Crew Death Roll" in die Zugabe geht. Beim einem Gig der Finnen, die zum mittlerweile sechsten Mal in Wacken auf der Bühne stehen, weiß man einfach was man bekommt. Und so findet auch das Wacken Open Air 2011 für mich einen gelungenen Abschluss.
(Jason)

Ein letztes Beisammensein am Zelt und dann geht es ab in die Heia, wohin einen die müden Knochen ohnehin schon lange befehligen. Schließlich heißt es morgen wieder früh aufstehen, um der großen Masse an Flüchtigen zuvorzukommen und nicht vor Hamburg im Stau zu landen.

Credits

Was soll man sagen. Die Vorfreude war auch 2011 wieder berechtigt. Egal, wie oft man sich schon in den hohen Norden zum weltweit größten Metal-Festival des Erdenrunds begeben hat, es ist immer wieder eine Freude, ein Erlebnis und die Tage vor Ort vergehen wie im Flug.

Schon kurz nachdem wir wieder zuhause sind, kann man auf der Festivalseite nachlesen, dass die ersten 20.000 Tickets für 2012 bereits unters Volk gebracht sind, obwohl bislang nur einige wenige Künstler bestätigt wurden. Dieses blinde Vertrauen in die Veranstaltung spricht an sich schon Bände. Schließlich wird nicht jeder Käufer mit dem Gedanken spielen, sein Ticket kurz vor Fristablauf für teueres Geld in einem Online-Auktionshaus zu verscherbeln.

Die Heavyhardes-Crew
Die Opfergaben
Es war in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, als Jason, Ray und meine Wenigkeit den Abend wie schon eingangs erwähnt im Biergarten haben ausklingen lassen und in Anbetracht der Flut an Eindrücken, die das nächtliche Treiben zu dieser Zeit bei uns hinterlassen hatte, darüber philosophierten, wie es wohl soweit mit diesem Festival kommen konnte. Fest steht, dass das W:O:A ab einem gewissen "Point of no return" eine unglaubliche und unerwartete Eigendynamik entwickelt hat. Der Wille und der Mut der Organisatoren, sich jährlich zu verbessern, zu vergrößern spielt vermutlich ebenfalls eine gewichtige Rolle. Dass das Ganze mit der Zeit zwangsläufig immer professioneller wurde, liegt dann in der Natur der Sache. Einer der ganz großen Pluspunkte des W:O:A dürfte aber sein, dass es trotz seiner Größe als eines der friedlichsten Festivals überhaupt gilt. Es scheint fast, als wären sich alle Besucher der Verantwortung bewusst, dass es bei ihnen liegt, diesen Ruf nicht zu gefährden. So meldeten die Sanitäter 2011 die Behandlung von Wespenstichen - ja die Biester waren wirklich ekelhaft penetrant in diesem Jahr - als häufigsten Einsatzgrund. Möge es auch weiterhin so bleiben! Wir freuen uns aufs kommende Jahr und bereits bestätigte Bands, wie Amon Amarth, Ministry, Cradle Of Filth und die Scorpions. Der Countdown läuft!

Wir berichteten vom Wacken Open Air 2011, Faster Harder Louder, rain or shine - bis zum nächsten Mal!
(Dagger)


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