Review
Vreid - V
Die Tage, in denen man Vreid ohne langes Überlegen als Black'n'Roll-Kapelle abtun konnte, dürften mit Album Nr. V nun endgültig gezählt sein. Wie der Geschmack eines feinen Scotch, so wurden auch die Norweger mit dem Alter immer besser und vor allem differenzierter. Natürlich haben sich Relikte ihrer Ursprünge auf das aktuelle Album retten können. Doch neben den bewährten 70er-Rockeinflüssen schlägt sich auch der traditionelle Metal der 80er im Klang Vreids nieder, verkörpert durch eine Vielzahl harmonischer Gitarrensoli, wie sie im Black Metal eher rar gesät sind. So richtig aufs Gaspedal treten die Musiker ebenfalls eher selten und setzen stattdessen auf ausgeklügeltes, dezent progressives Songwriting in gedrosseltem Tempo, das auch ambienten Momenten ihren Platz einräumt. Als bestes Beispiel und unbedingter Anspieltipp sei hier die zehnminütige Nummer "The Other And The Lock" genannt, die mit einem ausgesprochen breiten musikalischen Spektrum und erhabenem Klargesang neben dem obligatorischem Krächzen aufwartet. Weitere Album-Highlights findet man im knochentrocken rockenden Opener "Arche" und in "Fire On The Mountain" mit anfänglichem Thrash-Gewitter und großen Harmonien im Finish. Schließlich steht mit "When We Die" noch ein brillanter Song und zugleich unmissverständliche Reminiszenz an alte und unvergessene Windir-Zeiten ganz am Ende des Albums. Eben jene stolz dominierende Leadgitarre vermisst man doch schmerzlich in der Szene, seit es Windir nicht mehr gibt - ein starkes Finale, das den Rezensenten doch glatt zur Wehmut rührt.
Fünf Punkte können sich die Norweger mit diesem vielseitigen Werk locker erkämpfen, Tendenz nach oben.
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