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Konzert-Bericht

Skeletonwitch, Goatwhore, Toxic Holocaust & Lords

Unholy Trinity European Tour

Hansa 39, München 15.12.2009

Vorweihnachtszeit, staade Zeit...
So begab es sich denn auch, dass die heiligen drei (Thrash-)Könige Kaspar Holocaust, Melchior Goatwhore und Balthasar Skeletonwitch, begleitet von einem Cherubim namens Lords dem Tourstern folgend auch durch München kamen und dort im Feierwerk niedergingen. Erwartet wurden sie von einem Heer von Gläubigen... Nun, vielleicht ist der Begriff "Heer" in diesem Fall irreführend, handelte es sich doch eher um eine überschaubare Schar von Liebhabern härterer Klänge, die an diesem Abend den Weg in die heiligen Hallen des Hansa 39 gefunden hatten.

Den Anfang des musikalischen Teils des Abends machten die verwegen aussehenden Jungs von den Lords, die aber so gar nicht ins sonst recht konsistente Billing passen wollten. Punk, Hardcore, Screamo, was weiß ich, was da alles verwurstet wurde, eines weiß ich allerdings: Dass das Publikum erst mal recht perplex war ob des gebotenen Liedgutes. Das blieb dem Herren am Mikrofon natürlich nicht verborgen, worauf auch seine Frage "Do we scare you?" hindeutete. So blieb der Raum direkt vor der Bühne während des Auftrittes der Lords denn auch recht leer und nur vereinzelt sah man den ein oder anderen Gast ein wenig im manchmal nur schwer nachzuvollziehenden Takt mitwippen. So grottig wie z.B. die legendär-berüchtigten Auftritte von See You Next Tuesday oder War From A Harlots Mouth früher an gleicher Stelle war das jetzt nicht, aber wirklich gut oder gar passend ebenfalls nicht. Sei's drum, auch dieses Spektakel hatte mal ein Ende und so bereitete sich die Meute auf den nächsten Act vor, wobei zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar war, wie der Ablauf des Abends denn überhaupt vonstatten gehen sollte, immerhin war das ja eine Triple-Headliner-Tour.

Als nächstes an der Reihe waren dann Toxic Holocaust, die wohl von vielen als Headliner des Abends erwartet wurden. Denn so voll wie beim Gig der Mannen um Joel Grind sollte es an diesem Abend nicht mehr werden. Zu etwa drei Vierteln wurde die Kapazität des Hansa ausgenutzt und von diesen 75 Prozent drängten sich fast alle direkt vor der Bühne und verwandelten das bis dahin recht beschauliche Feierwerk in einen brodelnden Hexenkessel. "Wild Dogs", "Endless Armageddon", "City Of A Million Graves" und natürlich "Nuke The Cross" waren genau das Futter, auf das die thrash-hungrige Meute gewartet hatte und sie belohnten die Band aus Portland dafür einem Enthusiasmus, der sich gewaschen hatte. So von Null auf Hundert habe ich die Stimmung auch selten ansteigen sehen wie an diesem Abend und es war klar, dass egal, was da noch kommen würde, der Tagessieger bereits fest stand. Insofern war es schade, dass das Billing an diesem Abend Toxic Holocaust an diese frühe Position schob, aber da konnten weder die Bands noch das Publikum etwas dafür und so bleibt einfach nur ein absoluter Volltreffer von Auftritt übrig, was will man mehr?

Mehr Publikum vielleicht bei den weiteren Bands? Nun, das wäre zumindest fair gegenüber den Musikern gewesen, die nach Toxic Holocaust kamen, denn die nächste Band Goatwhore hatte deutlich weniger Zuspruch. Nicht, dass etwa eine Menge Leute mal eine Kippe quarzen gegangen wären, nein, etwa ein Drittel des Publikums war wohl einfach nach Hause gegangen! So war es denn auch kein Wunder, dass die überschäumende Stimmung, die bei der zweiten Band herrschte, nicht mehr erreicht werden konnte. Trotzdem legten sich die Mannen um Ben Falgoust II mächtig ins Zeug und konnten zumindest einen Teil der noch Anwesenden mit ihrem wesentlich düsterer angehauchten Black/Thrash-Hybriden überzeugen. Dabei haute sowohl das Material vom aktuellen Album Carving Out The Eyes Of God als auch älteres Liedgut richtig gut rein und die Herren auf der Bühne ließen sich vom etwas gesunkenen Stimmungspegel keineswegs die Spiellaune verderben, sondern zeigten eine sehr tighte und in sich schlüssige Performance. Das gefiel mir live noch einen Tick besser als aus der Konserve, die Band hat durchaus ihre Qualitäten.

Dass auch die letzte Band des Abends solchermaßen geartete Qualitäten aufzuweisen hatte, wusste ich bereits seit dem Gig von Skeletonwitch im Vorprogramm von Hate Eternal anderthalb Jahre zuvor an gleicher Stelle. Zwar hatten auch die kauzigen Amis unter dem spürbaren Besucherschwund zu leiden, aber das schien die Band nicht wirklich zu stören. Genauso sympathisch wie schon 18 Monate zuvor konnten sie zeigen, dass sie auch vor halbleerer Halle zünftig vom Leder ziehen können. Material vom neuen Album wie "Crushed Beyond Dust" konnte ebenso überzeugen wie Material von den ersten Scheiben und Spielfreude sowie Einsatz der Combo waren über jeden Zweifel erhaben. Zwar war die Anzahl an Zuhörern noch mal etwas geschrumpft, diese aber konnten mit dem etwas weniger Black Metal-lastigen Material der Band aus Athens (nein, das ist kein Schreibfehler!) deutlich mehr anfangen als noch beim Auftritt von Goatwhore und dankte es der Kapelle mit einigen geschüttelten Häuptern.

Nachdem auch dieser Auftritt sein Ende fand, war der Konzertabend also Geschichte und der Weg nach Hause stand auf dem Programm. Was bleibt, ist die Erinnerung an einen eigentlich sehr gelungenen Abend, der leider unter einer unglücklichen Auftrittsreihenfolge zu leiden hatte. Schade für die Bands, die nach Toxic Holocaust dran waren, schade für die Headbanger, die deswegen zwei durchaus sehens- und hörenswerte Bands verpasst haben (obwohl sie selber schuld sind, wenn sie so früh nach Hause gehen) und auch schade für einen Opener, der einfach unpassend besetzt war und damit verheizt wurde. Trotzdem waren das drei richtig gute Auftritte und mal wieder ein Abend, der mich in der Ansicht bestärkte, dass München ein schwieriges Pflaster für Metal-Bands sein kann.

Hannes

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