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Interview

Interview mit Katatonia (06.03.2006)

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Es gibt nur wenige Bands, die derartig vielseitig sind wie Katatonia. Im März erscheint das neue Album The Great Cold Distance. Wir haben nun die Gelegenheit mit dem Frontman und Sängers Jonas Renske zu plaudern.

HH: Hi Jonas! Alles klar soweit? Ich habe kürzlich euer neues Album The Great Cold Distance angehört. Nun meine erste Frage, wie würdest du das Album beschreiben?

Jonas: Nun, ich denke es ist eine Fortführung, was wir bereits bei Viva Emptiness gemacht haben. Nur haben wir uns dieses Mal mehr auf die Mitwirkung und Betonung der einzelnen Bandmitglieder festgelegt, sowie auf die Produktion. So stellte das neue Album insgesamt auch eine Herausforderung für uns alle dar. Genauso auch hat es insgesamt deutlich länger gedauert als bisher.

HH: Wie lange wart ihr im Studio?

Jonas: Insgesamt waren es drei Monate.

HH: Ah OK. Was mir gleich zu Beginn aufgefallen ist, dass bei euren älteren Alben die Gitarren deutlich ruhiger und weniger stark verzerrt wirkten. Bei diesem Album hingegen setzt ihr deutlich verstärkt auf die Betonung der Gitarren und zudem setzt ihr auch Distortion Effekte ein. Wie kommt es dazu?

Jonas: Ein Grund hierfür ist, dass wir die Gitarren deutlicher herunter gestimmt haben und bereits dadurch ein härterer Klang erzeugt wird. Genauso auch haben wir versucht den bestmöglichen Gitarrensound zu finden und zugleich auch etwas Neues auszuprobieren. Aus dem Grund haben wir auch sehr viel Zeit mit Experimentieren verbracht, um den besten Sound zu bekommen und dementsprechend die Platte zu verfeinern.

HH: Deshalb verwendet ihr auch sanfte Vocals und Gitarren zur gleichen Zeit?

Jonas: Ja, auf jeden Fall! Dadurch möchten wir das harmonische Zusammenspiel unterstreichen.

HH: Was euch auf jeden Fall gelungen ist!

Jonas: Cool ;)

HH: Aber wie kommt es dazu, dass manche Songs komplett unterschiedlich wirken? Einerseits verwendet ihr kräftigere und verzerrte Gitarren, auf der anderen Seite setzt ihr auf harmonisches Gefüge, mit cleanen Vocals und Gitarren. Wie kommt es zu diesen großen Unterscheidungen?

Jonas: Nun, das hat meistens etwas mit dem allgemeinen Ausgleich der Band zu tun. Jeder von uns hat andere Ideen und so versuchen wir alle Ideen und Vorschläge möglichst effektiv umzusetzen. Genauso auch möchten wir die richtige Mischung für den richtigen inhaltlichen Stoff finden. In diesem Fall haben wir die Melancholie hervorgehoben und uns auch dementsprechend musikalisch angepasst. Teilweise war es wirklich schwierig die passenden Lyrics und Klänge zu finden. Insgesamt hat es auf jeden Fall auch sehr viel Spaß gemacht dieses Album aufzunehmen. Doch ich bin wirklich froh, dass wir es letztendlich geschafft haben. Mit dem Ergebnis bin ich mehr als zufrieden!

HH: Oh ja, man merkt richtig, dass es euch sichtlich Spaß bereitet hat. Du beschreibst in deinen Texten eine ziemliche Melancholie, andererseits aber bist du auch der Gesellschaft gegenüber sehr kritisch und weist auf verschiedene Missstände innerhalb unserer Gesellschaft hin. Wie kommt es überhaupt dazu, dass du nun auch diese Thematiken anpackst? Findest du, dass man als Künstler kritisch sein und auf die Probleme der Gesellschaft hinweisen muss?

Jonas: Hm. Gute Frage. Ich finde, man ist als Künstler nicht verpflichtet diese Thematiken aufzunehmen. Nur, ich denke, dass es auch in deinem eigenen Interesse liegt, zu zeigen, was du denkst und fühlst. Meiner Meinung nach ist Musik als Kunst eine sehr gute Möglichkeit, um seinen Gedankengängen freien Lauf zu lassen. Andererseits aber würde ich uns niemals als politische Band bezeichnen, wie z.B. System Of A Down. Nur auch habe ich einen riesigen Respekt ihnen gegenüber und genieße auch deren Musik. System Of A Down weisen aber sehr direkt auf einige gesellschaftliche Missstände hin. Ich hingegen schreibe deutlich abstrakter und auch auf etwas anderen Wellenlängen.

HH: Ja schon, aber auf The Great Cold Distance beschreibst du doch auch direkte gesellschaftliche Missstände. In den vergangenen Alben hast du das auch ab und an gemacht, wobei du auf diesen niemals so direkt wurdest wie beim aktuellen Album.

Jonas: Nun, ich denke schon über diese Thematiken nach und versuche zu beschreiben, was möglich sein könnte. So versuche ich zukünftige Möglichkeiten auch mit gegenwärtigen Tatsachen zu verbinden und auf diese Weise auch eine Art Vergleich und in gewisser Weise auch eine gewisse Kritik anzubringen. Ich finde es nur faszinierend, sich überhaupt mit diesen Themengebieten auseinander zusetzen.

HH: Ja, dadurch begibst du dich aber auch deutlich auf die künstlerische und auch lyrischere Seite. Du machst die Musik in gewisser Weise zu einem Kunstwerk und gibst dem Hörer die Möglichkeit, sich überhaupt Gedanken zu machen und sich mit den Thematiken auseinandersetzen.

Jonas: Ja, das auf jeden Fall! Nun ja, es ist aber auch jedem überlassen worüber er singen möchte. So gibt es Bands die lieber über Drachen und Fabelwesen singen. Ich selber bin daran allerdings nicht interessiert. Ich möchte viel eher meine Gedanken in Songs umfassen. Natürlich schaffe ich es nicht immer, meine Gefühle direkt in einen Song einfließen zu lassen, so dass ich den Song dann gezielt auch deutlich abstrakter gestalte. In jenen Fällen liegt es dann beim Hörer dies zu interpretieren. Aber mei, ich denke, dass es letztendlich der Band und dem Songschreiber überlassen ist, wie er dies am ehesten anpacken möchte. Ein allgemeines Rezept gibt es bestimmt nicht. Zudem macht auch das die Musik zu einem sehr vielseitigen Instrument.

HH: Trotz allem, würdest du dann auch gerne über dein privates Umfeld schreiben, über eigene Erfolge und Misserfolge? Genauso auch über eigene Konflikte, um dem Hörer dann auch eine andere Seite von dir zu zeigen?

Jonas: Hm. In einigen Fällen habe ich dies in der Vergangenheit gemacht. Nur, ich versuche es insgesamt etwas abstrakter zu gestalten und die Texte auch etwas zu kombinieren.

HH: Inwiefern kombinieren?

Jonas: Nun, in dem ich zwar auch über persönliche Themen rede, es aber in einigen Fällen auch mit anderen Themengebiete kombiniere. Allerdings habe ich insgesamt keine Angst über mich selber zu schreiben. Weißt du, manchmal ist es sogar richtig erleichternd, über Sachen zu schreiben, über die man sich selber nicht ganz sicher ist. Indem man diese Sachen dann zu Papier bringt, befreit man sich in einer bestimmten Weise wieder. Diese Befreiung macht die Musik dann auch zu einem eigenen Erfolg. *lacht*

HH: Andere Frage, wie hast du eigentlich bisher die Pressestimmen zum neuen Album aufgefasst?

Jonas: Nun, bisher hat sich niemand beklagt *lacht*
Nun. Jeder, mit dem ich bisher sprach, war vom neuen Album beeindruckt. Du meintest vorhin auch selbiges. Ich denke, das liegt in erster Linie darin, weil wir einerseits unserem Stil treu geblieben sind, aber zugleich uns auch weiterentwickelt haben. Insofern kann ich an den gegenwärtigen Kritiken nichts aussetzen und bin zugleich diesbezüglich auch ziemlich erleichtert.

HH: Wie kommt es eigentlich dazu, dass ihr bei zukünftigen Konzerten nun auch verstärkt Medleys der älteren Stücke spielen wollt?

Jonas: Nun, das ist bisher eine Idee, aber wie wir es genau machen, haben wir noch nicht entschieden. Wir wollen den jüngeren Fans zugleich auch die Möglichkeit bieten, zu zeigen, was wir früher für Musik gemacht haben. Genauso auch wollen wir auch dem Wunsch älterer Fans mit dieser Mischung von neuem und altem Material wieder nachkommen. Genauso auch wollen wir einiges spielen, was wir bisher in dieser Form noch nicht brachten.
Weißt du, auf der anderen Seite ist es auch für mich schwieriger geworden. Früher haben wir härteren Metal gespielt, genauso habe ich früher meine Stimme viel stärker strapazieren müssen. Heute kann ich so was leider nicht mehr machen. Daher wollen wir diese Mischung reinbringen, um dadurch diese beiden Katatonia Ebenen zu verbinden.

HH: Was gefällt dir eigentlich besser? Das heutige Katatonia, oder das einstige?

Jonas: Beide Seiten repräsentieren eigentlich eine eigene Katatonia-Epoche und sind daher nicht direkt zu vergleichen. Für mich ist das neue Material zwar deutlich vertrauter, aber auch die alten Songs sind noch immer richtig cool. Insofern, ich würde mich nicht festlegen wollen.

HH: Ihr habt vor einer Weile angesprochen eine Live- DVD veröffentlichen zu wollen. Habt ihr schon Näheres geplant? Wollt ihr zugleich eines der kommenden Konzerte aufnehmen?

Jonas: Nun, wir planen eine Europa-Tour im Mai. Wir warten jetzt erstmal auf die Veröffentlichung des neuen Albums und dann freuen wir uns auch schon darauf, das neue Material live spielen zu können. Welche Show wir dann als DVD aufnehmen werden, wissen wir bisher noch nicht.

HH: Wann wollt ihr die DVD rausbringen?

Jonas: Bisher peilen wir das Ende 2006 an. Das liegt daran, weil wir zugleich auch noch eine ganze Menge Bonus-Material haben das wir auch gerne verwenden möchten.

HH: An was für Bonus-Material habt ihr gedacht?

Jonas: Oh, in erster Linie haben wir noch ein Haufen Zeug von älteren Konzerten aus den Mitte 90ern. Genauso auch Aufnahmen von uralten Songs. Ansonsten haben wir noch einige Backstage-Infos. So dachten wir etwas in dieser Art zu verwenden.

HH: Habt ihr vor im Sommer auch wieder ein paar europäische Festivals zu besuchen? Wie sieht es mit dem Wacken Open Air oder Summer Breeze aus?

Jonas: Ja gerne! Wir haben sehr großes Interesse daran auch wieder auf einigen Festivals zu spielen. Vom Wacken Open Air haben wir allerdings bisher kein Angebot bekommen. Auf dem Summer Breeze waren wir 2004 und dieser Gig zählt noch immer zu meinen persönlichen Favoriten. Insofern würde ich auch gerne wieder dort spielen.

HH: Welche Auftritte zählst du eigentlich zu den gelungensten?

Jonas: Puh, das ist eine sehr schwierige Frage. Sehr gut fand ich unseren Moskau Auftritt, sowie auch das Summer Breeze 2004.

HH: Findest du, dass es einen Unterschied zwischen den Fans hierzulande und denen in Skandinavien gibt?

Jonas: Ja, doch schon. Da gibt es schon einen Unterschied. Skandinavische oder besonders schwedische Fans sind viel zurückhaltender als die Leute hier. Die mitteleuropäischen Fans zeigen ihre Emotionen viel eher und bewegen sich auch deutlich stärker und heftiger zur Musik. Während in Skandinavien die Fans etwas zurückhaltender sind und sich weniger heftig bewegen. Ich mache mir nichts draus. Mir ist es egal, ob die Leute headbangen, oder einfach da stehen und die Musik genießen. Solange ich erkennen kann, dass es den Leuten gefällt, was ich mache, mache ich mir auch keine Gedanken drum.

HH: Wie kommt es eigentlich dazu, dass ihr einige Songs als Bezahldownload anbietet?

Jonas: Ach, dadurch wollen wir den jungen Leuten die Möglichkeit geben, sich die Songs schneller zu kaufen und anhören zu können. Heute sprechen ja alle von Downloadangeboten, weswegen wir unseren Fans auch diese Möglichkeit geben wollten.

HH: Nutzt auch selber diese Angebote?

Jonas: Nein. Ich bin nicht so fit in Sachen Computer und darum nutze ich so was auch nicht.

HH: Was für Musik hörst du eigentlich, wenn du entspannen willst?

Jonas: Oh, ich bin sehr vielseitig. Ich höre sehr viele verschiedene Musikrichtungen. Nur bevorzuge ich eher eine düstere Atmosphäre. Eine meiner Lieblingsbands ist Tool, aber genauso auch höre ich gerne Death Metal. Hierbei finde ich die ersten vier Alben von Morbid Angel sehr gelungen, oder auch das aktuelle Nile Album gefällt mir sehr gut.

HH: Wie bewertest du eigentlich die Kommerzialisierung der Musik und des Metals im Allgemeinen?

Jonas: Tja, es stimmt wohl, dass viele den Anreiz haben ihre Musik stärker zu vermarkten, um dadurch auch zu verdienen. Ich finde, es ist aber der falsche Weg, die Musik direkt nach gegenwärtigen Strömen und zu sehr nach den Wünschen der Fans auszurichten, um dadurch den eigenen Profit zu erhöhen. Wir haben uns in den letzten 10 Jahren auch ziemlich verändert, nur haben wir dabei häufig auch gegen den aktuellen Strom gearbeitet. Wir haben das gemacht, weil uns die Musik so selber am besten gefällt. So fand ich es auch sehr schön zu sehen, dass unsere Fans das ebenfalls so aufnahmen. Musik soll schon eine gewisse Kunst darstellen und insofern fände ich es tragisch, wenn diese Kunst zu sehr kommerzialisiert wird und dadurch an Qualität verliert. Nur muss wohl jeder seinen eigenen Weg finden. Ich denke, ich habe nicht das Recht anderen Bands eine Kommerzialisierung vorzuwerfen. Letztendlich liegt es wohl auch eine Frage des Blickwinkels. Nur, wenn ich eben erkenne, dass die Musik schlechter geworden ist, höre ich sie eben nicht.

HH: Wie kommt es eigentlich dazu, dass du dich nun der Musik und Kunst widmest?

Jonas: Du, seitdem ich 15 Jahre alt bin habe ich mich schon intensiv mit Musik befasst. Mein Kindheitswunsch war auch mal eine kleine Band zu haben. Einige Jahre später haben wir dann Katatonia gegründet, so dass ich mich dann vollständig der Musik hingegeben habe. Ich liebe Musik und mir macht es einfach eine ganze Menge Spaß sich derartig frei verhalten und ausleben zu können.

HH: Hast du eigentlich als Kind ein Instrument erlernt?

Jonas: Ja, als ich 10 Jahre alt war, habe ich Gitarrenunterricht gehabt. Allerdings habe ich die Art des Unterrichts nicht gemocht, so dass ich es dann auch ziemlich bald wieder abgebrochen habe. Das lag daran, weil wir akustische Gitarre gelernt haben und dabei hauptsächlich Kinderlieder gespielt und gesungen haben. Mir hat das allerdings nicht gefallen, weswegen ich dann auch bald angefangen habe E-Gitarre zu lernen. Ich wollte eher Rock spielen, als Kinderlieder *lacht*
Nur, manchmal ist es hilfreicher seinen eigenen Stil zu finden. Dementsprechend habe ich mir dann das Gitarre Spielen selber beigebracht. Manchmal ist das wirklich sinnvoller. Insofern würde ich es auch jedem weiterempfehlen.

HH: Tja, und nun die letzte Frage. Wie seid ihr auf den Namen Katatonia gekommen?

Jonas: Wir haben damals nach einem geeigneten Bandnamen gesucht und daher im Lexikon gesucht. Schließlich fanden wir das Wort "catatonic". Das wiederum kommt aus der Psychologie und beschreibt eine schizophrene Psychose. Wir hielten den Namen damals dann für ganz gut geeignet und entschieden und schließlich diesen beizubehalten.

HH: Cool *lacht*
Ich bedanke mich auf jeden Fall für das coole Interview und freu mich schon, euch in diesem Jahr auf dem Summer Breeze zu sehen *lacht*

Jonas: Wir werden sehen *lacht*
Bis dann!

Mark

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