Review
Vanhelga - Höst
Vanhelga - welch seltsamer Name. Klingt irgendwie nach Mutter Beimer aus der Lindenstraße, stammt tatsächlich aber aus dem Schwedischen und heißt in unsere Sprache übertragen soviel wie "entheiligen". Im Falle der schwedischen Zwei-Mann-Band steht der Name Vanhelga darüber hinaus für Ton gewordenen Schmerz, für Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Wer immer sich einer derart trostlosen Klanglandschaft verschrieben hat, bedient sich am besten des Black Metals als Ausdrucksform. Dieser wird auf Höst, dem zweiten Langspieler Vanhelgas, an seinen entlegensten Außenposten geschleppt, wo man sich mittels eindringlicher Musik ganz auf seine Emotionen konzentrieren kann.
Trauer ist der Trauernden bekanntlich einzig wahrer Trost. Dass darin auch Schönheit begraben liegen kann, demonstrieren uns die vielen verträumten Melodien von Piano und Leadgitarre, die sich wie ein roter Faden durch das Album ziehen. Auf der Gegenseite stehen die arg verzerrte Rhythmusfraktion und ein grausig krächzender Gesang, dem gelegentlich Gesprochenes zur Seite steht. Das meist gemächliche, ein wenig lethargische Treiben verliert sich ab und an in Wutausbrüchen oder experimentell-elektronischen Konstrukten. In Summe ist Höst ein desolates und auf seine eigene Weise extremes Werk, dem es streckenweise an Abwechslung und kompositorischen Spitzen mangelt. Menschen, die Todessehnsucht ihr liebstes Hobby nennen, mögen sich in den zwölf Liedern dennoch finden und wieder verlieren können.