Review
Steel Panther - Balls Out
VÖ: 04. November 2011
Zeit: 47:37
Label: Universal Records
Homepage: www.steelpantherrocks.com
Was zum Teufel! Auch im Zeitalter von Ipod und Mp3 lohnt es sich offensichtlich noch, extrem aufdringliche CD-Cover in die Läden zu stellen. Dass man Frauenportraits nicht vom Boden aus in Richtung der Nasenlöcher des Opfers schießt, wusste sicherlich auch der Fotograf des Coverbildes des neuen Steel-Panther-Albums. Jedoch lag der Fokus der Aufnahme wohl eher darauf, geschlechtsspezifische Merkmale des Models im Borat-Kostüm in das Blickfeld des Betrachters zu rücken. Wo wir gerade bei den Fotos sind: Wer das Booklet weiter aufschlägt, wird feststellen, dass sich die komplette Steel-Panther-Truppe in einer Umkleidekabine oben ohne, mit goldenen String-Tanga-Unterhöschen, Cowboystiefeln, Badelatschen, anständig Lippenstift und Dauerwelle haben ablichten lassen. Alleine dieses Bild rechtfertigt den Kauf dieses Albums schon.
Musikalisch liefern Steel Panther den passenden Soundtrack zu den eben beschriebenen Bildern. US-Glam-Rock und Metal, der schon bei den ersten Tönen so dermaßen nach Haarspray und Lidschatten klingt, dass man es kaum glauben mag. Auf dieser Scheibe wird der musikalische Geist von Poison ("Do You Really Love Me"), Def Leppard ("Just Like Tiger Woods"), Skid Row ("It Won't Suck Itself") und wie sie alle heißen in das aktuelle Jahrtausend getragen und im wahrsten Sinne des Wortes zelebriert. So muss Stadionrock klingen! Fette, melodische Mitgröl-Refrains, kernige Gitarrenriffs mit genug Groove, zuckersüße Licks und treibende Drums - so einfach kann es manchmal sein. Unbekannte sind hier natürlich nicht am Werk. Gitarrist Satchel ist schon mit Rob Halford und Fight in Erscheinung getreten, während Sänger Michael Starr bei den LA Guns als Rampensau tätig war.
Prüde oder zimperlich darf man allerdings bei den lyrischen Ergüssen der Kapelle nicht sein, dringt man hier doch ziemlich tief in das - zumindest gewünschte - Sexualleben der Band vor. Also wenn ihr eure Freundin behalten wollt, überlegt zweimal, ob ihr in ihrer Anwesenheit bei "17 Girls in A Row", "It Won't Suck Itself" oder "Weenie Ride" laut mitsingen wollt. Ich meine, es könnte klappen und sie kann kein Englisch oder steht drauf... Gebt aber bitte nicht mir die Schuld, wenn ihr sie dann irgendwann dasselbe wie Steel Panther in der Ballade "Why Don't You Trust Me, Baby" fragen müsst. Ich habe euch gewarnt!
Steel Panther feiern auf Balls Out den Lifestyle von Sex, Drugs & Rock'n'Roll wie kaum eine andere Band der letzten Jahre und lassen Mötley Crüe dabei wie ein Altersheim aussehen. Jeder, der rosa Spandexhosen und Leopardenmuster-Stirnbänder irgendwie mit Metal in Verbindung bringen kann, wird diese Scheibe uneingeschränkt lieben, alle anderen... naja, ihr wisst schon!