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Sturm Und Drang - Learning To Rock

Sturm Und Drang - Learning To Rock
Stil: Melodic Metal
VÖ: 24. August 2007
Zeit: 40:14
Label: Gun Records
Homepage: www.sturmunddrang.fi

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Es gab etwa nach der Hälfte des 18.Jahrhunderts bis fast hin zum Ende des Selbigen eine Phase in der deutschen Literaturgeschichte, die als "Geniezeit" oder "zeitgenössische Genieperiode" bezeichnet wurde. Im Mittelpunkt standen Dramen, deren Inhalte Persönlichkeitsideale waren, die sich gegen Autoritäten und Traditionen wendeten. Man sprach quasi frei Schnauze und brachte die Sprache des Volkes und der Jugend auf die Bühnen. Es entwickelte sich eine Art freidenkende Jugendkultur. Bekannte Werke aus dieser Phase waren Prometheus und Götz Von Berlichingen von Goethe, Die Räuber und An Die Freude von Schiller und natürlich das dieser Phase namensgebende Sturm und Drang von Friedrich Maximilian Klinger.

Dass sich gerade eine finnische Band nach eben dieser Literaturperiode benennt mag man auf den ersten Blick vielleicht nicht verstehen, wenn man allerdings bedenkt, dass die fünf Burschen dabei gerade mal 15 und 16 Lenze zählen, kann man das dann doch irgendwie nachvollziehen. Den Titel ihres Debüts Learning To Rock kann man dabei durchaus auch ironisch auffassen, doch wenn man sich das Album zu Gemüte führt muss man unweigerlich feststellen, dass die Jungs Ernst machen. Allein schon mit dem furiosen Opener "Broken" der ohne Wenn und Aber nach Sonatavarius und Strato Arctica klingt. Sehr frech aber verdammt gut. Gute Hookline mit hohem Eingängigkeitsfaktor. Sänger und Gitarrist Andre Linman kann mit seiner klaren und etwas höher angesiedelten Stimme auch punkten. Genauso unbekümmert und frech geht es mit "Talking To Silence" und "Forever" weiter. Dass die Jungspunde dabei Richtung Hammerfall und Gamma Ray schielen darf allerdings nicht weiter stören, denn sie machen ihre Sache wirklich gut. Gute Gitarrenarbeit, simples und effektives Drumming, harmonisch und schlüssig, das sind wohl Schlagworte, die einem dabei einfallen. In Richtung Bonfire meets Pretty Maids meets Accept mit rotz'n'rolliger Attitüde tendiert die erste Singleauskopplung "Rising Son", zu der es auch ein Video geben wird und die schlicht und ergreifend arschcool ausgefallen ist. Bei "Raven" wird das Gaspedal wieder gen Opener durchgedrückt, um gleich danach die erste Ballade zu präsentieren, die auf den Namen "Indian" hört. Also wenn da mal nicht die Scorpions durchschimmern, dann weiß ich auch nicht mehr weiter. Jedenfalls liegt eine Spur zu viel Schmalz auf der Tonspur und auch wenn der Gesang durchaus passabel ausgefallen ist, merkt man doch, dass Sänger Andre hier an seine Grenzen stößt. Der Titeltrack hingegen ist wieder schöner knackiger Hardrock der in den 80ern seine Wurzeln hat. Pate für das (g)riffige "Fly Away" dürfte entweder Axel Rudi Pell oder Dio gestanden haben, die Ausgewogenheit zwischen Härte und Melodieanteil ist sehr gut gelungen und der Refrain geht schön fluffig in Ohr und Beine. Dass Sturm Und Drang allerdings nicht nur bei den Größen des Melodic Metal Bereichs "klauen" beweist "Mortals". AC/DC und vor allen Dingen The Darkness' "I Believe In A Thing Called Love" lassen hier aber sowas von grüßen, dass es nur kracht. Der Mitsingfaktor ist auch hier wieder groß und gerade live sollte der Song gut funktionieren. Den Abschluss der insgesamt 40 Minuten macht die zweite große Ballade "Miseria", die anfangs vom Piano dominiert wird, ab der Hälfte aber zu einem Breitwandfeuerzeugschwenker wird, zu dem kräftig mitgesungen und mitgeschunkelt werden darf. Abermals nicht wirklich schlecht, doch auch hier gilt im Prinzip das Gleiche wie für den ersten Tränentreiber.

Was unter dem Schlussstrich bleibt ist die Gewissheit, dass sich Andre Linman, Alexander Ivars (Gitarre), Henkka Kurkiala (Bass), Jeppe Welroos (Keyboards) und Calle Fahllund (Drums) mächtig ins Zeug gelegt haben um ein abwechslungsreiches Album zu präsentieren. Und das ist ihnen gelungen. Sicherlich hört man an allen Ecken und Enden Querverweise zu den oben genannten Bands durch, aber auch das muss erst mal so umgesetzt werden. Eben diese Unbekümmertheit gepaart mit einer Spielfreude die sich wohl bewusst durch alle möglichen Klischees und Spielarten des melodischen Metal und Rock zieht, sollte Sturm Und Drang auf ihrer noch jungen Karriereleiter einen Schritt nach vorne bringen. Da stört es auch nicht, dass selbst der Blitz im Bandlogo an AC/DC erinnert. Der Sound wurde natürlich auch dementsprechend transparent und warm von Jimmy Westerlund umgesetzt.

Der im Infoblatt gebrachte Verweis auf den seinerzeit wegweisenden Hammerfall-Erstling Glory To The Brave könnte sich sicherlich bewahrheiten wenn man den fünf Burschen Freiraum und vor allen Dingen Zeit gibt sich weiter zu entfalten. Die Angst bleibt natürlich dass Sturm und Drang zu einem Hype und dadurch auch schnell verheizt werden. Aber in der Hoffnung, dass weitere Großtaten noch folgen werden, kann man allen Vertretern und Fans der genannten Bands Learning To Rock bedenkenlos ans Herz legen. Klar könnte in Zukunft zwar mehr Eigenständigkeit an den Tag gelegt werden und auch das Balladen schreiben ist noch verbesserungswürdig aber auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, das Album hier ist so frech, dass es schon wieder Spaß macht und erst Recht gute Laune verbreitet. Da wäre dann vielleicht sogar "Bock To Rock" der bessere Albumtitel gewesen...

Andi

5 von 6 Punkten

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