Review
Twisted Into Form - Then Comes Affliction To Awaken The Dreamer

VÖ: 24. November 2006
Zeit: 44:25
Label: Sensory Records
Homepage: www.twistedintoform.no
Zur Hölle ja, Twisted Into Form, das lässt mich vor Freude sabbern wie meinen kleinen lechzenden Sohnemann vor der Nahrungsaufnahme an Mutters Brust. Twisted Into Form, drei Worte, die jeder Bay Area-Thrasher zu jeder Tages– und Nachtzeit vor– und rückwärts jedem nicht gläubigen Weichei in die Fresse brüllen kann. Twisted Into Form, ein Meilenstein der Thrashgeschichte einer Band, die leider nie den großen Durchbruch geschafft hat. Die Rede ist von dem Zweitwerk Forbiddens und deren Gottsänger Russ Anderson.
So habe ich im Hinblick auf eine geile Coverband das vorliegende Teil gekrallt und bin erstaunt. Denn mit Thrash im allgemeinen und Forbidden im besonderen hat die Musik auf dieser Scheibe rein gar nichts zu tun.
Progressiv ist es. Metal ist es. Geil produziert ist es. Aus Norwegen ist es. Eine wirre und unendlich begeisternde Frickelabfahrt lässt mich nach einer Dreiviertelstunde mit offener Kinnlade und ohne Tropfen Speichel völlig ausgetrocknet und verdattert zurück. Zehn kleine Meisterwerke für die ewigen Jagdgründe des Progressive Metal. Was die Mannen um Ex-Spiral Architect-Gitarrist Kaj Gornitzka aufbieten, ist nicht wirklich adäquat ohne Superlativ zu beschreiben. Riffs und Breaks ohne jegliche Stilkonventionen. Um es mit Tom Petty zu sagen: "The sky is the limit!" Und dieses Limit gibt es nicht. Neil Peart-Drumming mit Mark Zonder-Feeling treffen auf teils tiefe Growls und verzerrte Cynic-Vocals. Orientalische Gitarrenläufe werden von brachialen Stakkatoriffs unterbrochen. Wahnwitzige Bassvariationen werden von wirrem Klampfengefiedel begleitet, dass es jedem Satriani-Fan oder Stu Hamm-Anbeter das Höschen feucht benetzen und das Sackhaar gen Himmel stehen lässt.
Da haben wir sie also, die legitimen Nachfolger der Monster-Death-Proggies Cynic. Wer deren Scheibe Focus bis heute kniend huldigt, der hat hier eine Weiterführung seines Gebetsbuches. Vertrackt und komplex, trotzdem Ohren freundlich und mit ewiger Haltbarkeit gesegnet. Für Nichtproggies ist es wohl nur ein einziger Song, der von kurzen Pausen unterbrochen wird und wirr und ohne Plan aus den Boxen stolpert. Damit haben wir das Nonplusultra als Kaufargument für dieses Meisterwerk exakt getroffen. Kaufen und abknien!
Siebi