Review
Flotsam And Jetsam - I Am The Weapon
VÖ: 13. September 2024
Zeit: 47:26
Label: AFM Records
Homepage: www.flotsam-and-jetsam.com
Wenn es eine altgediente Band im (Thrash) Metal gibt, der man seit einiger Zeit so etwas wie eine Renaissance nachsagen kann, so ist das wohl Flotsam & Jetsam. Die Herrschaften aus Arizona haben mit den letzten beiden Drehern The End Of Chaos und Blood In The Water zwei überraschend frische und schlagkräftige Statements abgeliefert, die vor Gassenhauern nur so strotzten. Da kann man sich den Druck auf die Akteure nur zu gut vorstellen, als sie sich an die Aufnahmen zu I Am The Weapon gemacht haben.
Tatsächlich scheint es beinahe so, als ob die fünf Musiker, die das neue Material auch gemeinsam produziert haben, irgendwo in der Wüste Arizonas den berüchtigten Jungbrunnen entdeckt haben, denn im beinahe 40. Jahr des Bandbestehens klingen Flotsam & Jetsam so erfrischend kreativ und aggressiv, wie es nur wenigen derselben Jahrgangsstufe gelingt! Gleich der Opener "A New Kind Of Hero" weiß die Stärken der beiden Vorgänger zu bündeln und präsentiert sich als mitreißender Thrasher vor dem Herrn, voller messerscharfer Riffs und einem Refrain zum Niederknien. Eher rockende Töne schlägt das nachfolgende "Primal" an, dessen herausragender Chorus zu einem der markantesten Momente des Albums zählt. Wirbelnde Drums geleiten in annähernder Death-Metal-Manier in den Titeltrack "I Am The Weapon", der dieser selbstbewussten Ansage absolut gerecht werden kann und alles mit sich reißt, das sich ihm in den Weg stellt.
Dieses eröffnende Trio verdient einfach nur das Attribut furios und rechtfertigt bereits nach zwölf Minuten Spielzeit den Kaufpreis. Doch es soll spannend bleiben! Nachdem "Burned My Bridges" mit viel Melodie den Schulterschluss zum klassisch gestrickten Heavy Metal sucht, schlägt "The Head Of The Snake" wieder deutlich aggressivere Töne an. Stilistisch völlig aus der Reihe tanzt das etwas holprig rhythmisierte "Beneath The Shadows", welches glatt ein wenig an alte ZZ Top erinnert. Grundsätzlich lockern solche Ausreißer ein Album zwar auf, doch scheint das Resultat in diesem Fall nicht restlos geglückt. Entschädigung liefert das tatsächlich höllische "Gates Of Hell", das mit aller Inbrunst zu den absoluten Highlights der zweiten Albumhälfte zählt.
"Cold Steel Lights" sucht sein Heil in der Geschwindigkeit und riecht im Refrain etwas nach Resteverwertung, weiß aber zumindest mit einem ruhigen Interludium zu überraschen. Auch die beiden folgenden Kandidaten "Kings Of The Underworld" und "Running Through The Fire" können an den grandiosen Auftakt nicht anknüpfen und liefern eher solide Kost, welche sich jedoch alleine schon durch Eric Knutsons akrobatische und konstant herausragende Vocals vom Gros der Thrash-Konkurrenz separieren kann. Im Finale läuft die Truppe schließlich noch einmal zu Hochform auf und serviert uns mit "Black Wings" einen epischen Rausschmeißer in der Schnittmenge aus Thrash und Heavy Metal.
Auch wenn I Am The Weapon auf seiner B-Seite das anfangs eingeschlagene Niveau nicht durchwegs halten kann, so ist der Albumtitel dennoch Programm. Flotsam & Jetsam konnten dem Erfolgsdruck standhalten und man darf gespannt sein, wie lange die aktuelle Kreativphase wohl noch anhalten mag.
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