Review
Thrudvangar - Vegvisir
Nach beinahe 20 Jahren im Geschäft wissen die Freizeit-Wikinger von Thrudvangar, wie der Hase läuft. Vegvisir wurde das mittlerweile sechste Langschwert aus der Schmiede der Sachsen-Anhalter getauft und verweist auf das gleichnamige Wikingersymbol, das den Träger sicher durch Sturm und Wind geleiten soll. Thematisch ist im Hause Thrudvangar also alles beim alten und musikalisch natürlich auch. Mit Elementen aus Melodic Death, Black und Heavy Metal spielt die Truppe das, was gemeinhin als Viking oder Pagen Metal bekannt ist. Dabei bleiben die zehn neuen Songs plus Intro mit sicherem Abstand unter dem Radar all jener, die nach einem frischen Wind oder gar nach Innovation im Genre Ausschau halten. Wer dagegen nach gut gemachten, hymnischen und gleichsam melodischen Liedern über alte Bräuche und Sagen sucht, der wird bei Vegvisir definitiv fündig. Mit feinem Gespür für eingängige Melodien vermeiden es Thrudvangar sehr geschickt, zu viel an Pathos in ihre Songs zu packen. Chöre und Synthesizer sind zwar vorhanden, werden aber auf ein unaufdringliches Maß reduziert. Stattdessen sind es die Gitarren, die hier für epische Klangwände sorgen oder dort mit rhythmisch stampfenden Riffs um die Ecke kommen. Als beste Beispiele und unbedingte Anspieltipps seien die beiden treibenden Nummern "Jörmungandr" und "Ran" ins Feld geführt, deren feierliche Melodien an frühe Amon Amarth anknüpfen und sich schnell ins Gedächtnis fräsen. "Hravnagud" schlägt dagegen mit richtig schweren Riffs dem Hörer entgegen, entfaltet aber umgehend ebenso hymnische Züge wie die beiden Vorläufer. Dann doch mit etwas mehr Pathos und fetten Moshparts ausgestattet wurde "Siegvaters Maid" von der Band als Visitenkarte ausgewählt und vorab ins Netz gestellt, um den siebenjährigen Hunger der Fans zu befriedigen.
Auch wenn sich Thrudvangar bis zuletzt keinen Schnitzer erlauben und der Rausschmeißer "Fardrengir" mit fast schon balladesk anmutendem Klargesang noch aus der Reihe tanzt, geht dem Album während seines letzten Drittels ein wenig die Spannung flöten, da sich dasselbe routiniert dargebotene Schema eben zu wiederholen beginnt. Das ändert allerdings kaum noch etwas daran, dass Vegvisir ein scharfes Eisen geworden ist und für Fans von deutschsprachigem Pagan Metal sicherlich zur Grundausstattung dieses Jahres gehören wird.