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Konzert-Bericht

Misery Index, Grave, Arsis, The Last Felony & The Rotted

Kranhalle, München 07.11.2010

Es gibt zurzeit wohl nicht gerade viele harte Tourpakete, die durch die Gegend reisen, aber mit Misery Index und Grave als Hauptbands der European Tour 2010 wurde ein hochkarätiges Knüppelduo der Extraklasse aufgefahren. Grund genug also, um sogar an einem regnerischen Sonntagabend das Feierwerk zu besuchen.
Im Gepäck hatte die Schweden-Ami-Combo die Briten von The Rotted (ehemals Gorerotted), die Kanadier The Last Felony und die technischen Meister von Arsis ebenfalls aus Amerika.

Wirklich voll ist das Feierwerk nicht, als ich ankomme und feststelle, dass das Konzert vom eigentlich vorgesehen Hansa 39 in die kleinere Kranhalle verlegt wurde, was im Laufe des Abends aber auch nicht wirklich dazu beitrug, der geringen Menge an Besuchern gerecht zu werden.

Die Opener The Rotted hatten nun die schwierige Aufgabe der höchstens halb gefüllten Kranhalle mächtig einzuheizen, um die ganzen vom Regen getrübten Gedanken zu vertreiben.
Das gelingt den Jungs um Frontsau Ben McCrow sogar ganz gut. Hier und da greift die energiegeladene Stimmung der Briten auf das Publikum über und die Band wird seitens der eigentlich eher zurückhaltenden Münchner mit Beifall und offenen Haaren begrüßt. Nach gut einer halben Stunde ist das Konzert auch schon vorbei. Alles in allem aber ein solider Anfangsgig.

Daraufhin folgten The Last Felony. Schon nach den ersten Tönen wird mir klar, dass diese Mixtur aus modernem "Death Metal", ganz viel Hardcore und unglaublicher Ähnlichkeit zu Bands wie Despised Icon, White Chapel und Carnifex nichts für mich ist. Zeit also mir ein Bier zu holen, während ich den Klängen der Kanadier zum größten Teil an den Tresen lausche. Die Truppe spielt einen routinierten Gig herunter, jedoch mag der Funke auf mich nicht ganz überspringen. Dafür fehlen mir einfach die Akzente und die Abwechslung bei dieser Band. Von daher ist es auch nicht schlimm, dass die Mannen um Sänger Joss ebenfalls nach guten 30 Minuten und paar Zerquetschten die Bühne verlassen.

Als dritte Band und erstes Highlight dieses Abends waren die Virginia Beach-Todestechniker von Arsis am Start. Es ist schon das dritte Mal, dass ich die Mannen um Fronter und Gitarrist James Malone sehe, aber dieses Mal ist es das erste Mal, dass ich pünktlich zum Gig schon da war. Und so konnte ich ein lückenloses Konzert der Technical Death Metaller von Arsis miterleben.
Arsis eröffnen die Show mit dem Anfangsfragment ihres Übersongs "A Diamond for Disease", worauf weiteres Gitarrenfeuerwerk wie "We Are The Nightmare" von ihrem vorletzten Album und das mächtige "Worship Depraved" vom allerersten Album folgt. Der Sound ließ jedoch ein wenig zu wünschen übrig, zumal man weder die Gitarrensoli noch den Gesang wirklich heraushören konnte. Auch präsentiert die Fünfer-Formation mehrere Songs ihres aktuellen Langspielers, die mich bisher nicht besonders überzeugen konnte. Mit "Forced To Rock" oder "March For The Sick" können sie zwar live schon überzeugen, jedoch hätte ich mir noch mehr Lieder von der ersten oder dritten Scheibe gewünscht. Doch Arsis wissen durchaus zu überzeugen und mit dem Knaller "Face Of My Innocence" schließen sie gut 40 Minuten Spielzeit souverän ab.

Jetzt war die Zeit gekommen einem der Altmeister des traditionellen Elchtods der harten Gangart zu huldigen. Die Rede ist natürlich von keinem anderen als Grave, die schon beim Soundcheck andeuten, dass sie die Kranhalle mit sägendem Gitarrensound und knallharten Drums vernichten werden. Angedeutet und getan. Wie immer startet auch dieses Grave-Konzert mit einem düsteren Intro. Wie immer kommt Gitarrist und Sänger Ola mit einer glühenden Kippe im Mund auf die Bühne.
Und wie immer knüppeln Grave nach einem kurz gehaltenen, langsamen Intro-Riff faustdick los. So wird gleich nach dem Opener "Leaving The Dead Behind" von der As Rapture Comes direkt ohne Pause in das Groovemonster "Deformed" eingestiegen. Die altgediente Bande prügelt einen Song nach dem anderen runter, zumeist von ihrer aktuellen Platte Burial Grounds, die durchaus zu überzeugen weiß. Da wäre zum einen "Liberation", wo der alles treibende Schlagzeugtakt die Rübe wegdröhnt, doch auch das stampfende "Conquerer" zieht siegreich durch die Besucher, die die Abrissmusik mit ausfallenden Mähnenwellen feiern. Grave zeigen, wieso sie nach über zwanzig Jahren immer noch die absolute Referenz in Sachen schwedischem Old School Death Metal neben ihren gleich berechtigen Kollegen sind. Und dann ist es auch schon soweit. Grave beschließen das Konzert mit ihrem Übersong, jedoch nicht ohne vorher das Publikum lautstark dazu animiert zu haben, aus vollsten Röhren "GRAVE" zu brüllen. Und wie könnte es auch anders sein.
"Into The Grave" ist ein Song zu dem eigentlich nicht viel zu sagen ist, außer, dass er groovt, prügelt und noch mal mehr prügelt. Ein gelungener Abschluss nach gut 50 Minuten, aber Grave haben mich wieder einmal mehr davon überzeugt, dass sie nach so vielen Jahren immer noch live die absolute Macht sind.

Eigentlich war ich mit Grave schon gut bedient gewesen. Trotzdem wollte ich mir auch die nächste Band nicht entgehen lassen. Misery Index standen auf dem Plan und wer will sich schon ein garantiertes Knüppelspektakel der Death Grinder aus Amerika entgehen lassen. Zumal haben die Mannen um Ex-Dying Fetus-Bassist Jason Netherton ein brandneues Album im Schlepptau, von dem sie natürlich auch gleich paar neue Songs zum Besten geben. Das letzte Mal habe ich das Quintett auf dem Summerbreeze 2009 gesehen, wo sie anfangs technische Probleme hatten, jedoch danach schnell dem Partyzelt einheizten. Von Problemen ist heute aber nichts zu merken. Der gesamte Gig wirkt ohnehin sehr eingespielt und insgesamt professionell. Ich habe auch schon viele gute Drummer gesehen, aber selten einen Felldrescher wie Adam Jarvis, der jeden Schlag präzise ausführt und das Letzte aus seinen Becken rausholt. Auch der Sound ist im Vergleich zu vorherigen Bands jetzt auf seinem Höhepunkt und Knaller wie "Traitors", "The Great Depression" oder "The Carrion Call" bilden einen perfekten Mix aus alten und neuen Misery Index-Songs. Der Elendsindikator lässt keine Sekunde aus, um den Besuchern zu zeigen, wer das Sagen in punkto Death Grind auf der heutigen Bühne hat. Ganz ähnlich wie ihre Kollegen von Dying Fetus wird alles zersägt und zerstört, was nicht beim nächsten Blastbeat am Headbangen ist. Doch statt langsamer zu werden, wird es hier immer schneller und Gitarrist Mark Kloeppel kündigt sogar einen Song als "the fastest song we got" an.
Ohnehin ist die Band bester Laune und zeigt spielerische Freude. So bezeichnet Kloeppel in einer kurzen Verschnaufpause Grave auch als "the guys who listen to King Diamond every day" und kündigt ganz beiläufig an, dass sie ja zufällig Misery Index seien, falls man das noch nicht wusste.
Nach über einer Stunde ist dann auch endgültig Schluss. Misery Index verlassen triumphal die Bühne und beweisen, dass sie trotz ihrer bisher doch kurzen Bandkarriere den altgedienten harten Bands in keinster Weise nachstehen. Ich freue mich auf jeden Fall auf das nächste Mal, wenn ich sie wieder sehen kann. Bleibt nur zu sagen, dass man für 20 Euro an der Abendkasse und relativ günstige T-Shirt-Preise von 15 Euro bei allen Bands (Grund genug ein Shirt von Misery Index mitzunehmen) auf jeden Fall auf seine Kosten gekommen ist, trotz kargen Besucherandrangs.

Basti

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