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Konzert-Bericht

Jon Oliva's Pain, Neverland & Need

Kaminwerk, Memmingen 09.10.2010

Sonniger frühherbstlicher Samstag, es ist Spätnachmittag, da eignet sich am spielfreien Bundesligawochenende nach einem Familienspaziergang eine gemütliche Fahrt ins schöne Allgäu bestens, um die Seele baumeln und das Gehör vernichten zu lassen. Memmingen war das Reiseziel der abendlichen Begierde. Jon Oliva und sein Pain-Tross baten zum Stelldichein im südwestlichen Bayern, was von mir und ungefähr 150 weiteren Nasen erhört wurde. Da sich ein hungriger Magen eventuell schlecht auf das kommende Konzertvergnügen auswirken könnte, musste der Iltaliener vor Ort zur Nahrungsaufnahme herhalten. Die übergroße und frisch zubereitete Pizza schmeckte vorzüglich, das örtliche Hefeweißbier ebenso, jetzt konnte ich zufrieden den Weg ins Kaminwerk aufnehmen.

Dort angekommen, wurden erst ein paar Bekannte herzlich begrüßt und verwundernd zur Kenntnis genommen, dass die letzte Vorband schon spielte. Ups, da wurde der straffe Zeitplan aber mit festen Zügeln im Griff gehalten. Zwei Songs durften meine Ohren noch vernehmen, davon war das letzte Stück "Master Of Puppets" der Metallimen aus San Francisco, das fehlerfrei und sehr originalgetreu wiedergegeben wurde. Gepackt hat es weder mich noch das übrige Auditorium. Die Kurzhaar-Melodic Metaller mit Pudelfrisurgitarrero aus Griechenland namens Neverland wirkten irgendwie unsicher auf der Bühne. Mit der Meinung war ich nicht allein, mehrere Augen- und Ohrenzeugen des kompletten Auftritts äußerten sich eher zynisch-belustigt als freudig-unterhaltend, was sich auch auf die erste Band des Abends Need übertrugen ließ. Letztendlich gewann man einen ersten musikalischen Eindruck, einen CD-Kauf ersparte ich mir jedoch bei beiden Bands.

Zeit für ein Bierchen aus dem Plastikbecherchen. Mit dem letzten Schluck erloschen die Saallampen, der Mountain King und sein Gefolge enterten die Bühne und stiegen mit "Lies" vom aktuellen Album Festival in das knapp zweistündige Set ein. Als erstes stutzte der geneigte Fan aufgrund des miesen Sounds, als zweites war die Stimme des Bergkönigs dermaßen im Allerwertesten, dass man ihm lieber eine Dosis Medikamente auf die Bühne geworfen hätte, als ihn so singen zu hören. Später ging Jon auf seine Erkältung näher ein, den Auftritt abzusagen, das wäre nicht sein Ding gewesen. Dafür applaudierte das Rund mehr als höflich. Auch der Sound gewann mehr an Transparenz und Ausgewogenheit, doch insgesamt blieb er eines: Laut, verdammt laut!

Die Lautstärke war erschreckend und jenseits von akzeptabel. Es ist für mich immer wieder pervers festzustellen, dass man mit Hörstöpsel ein Livekonzert erst richtig genießen kann. Ist vergleichbar dämlich, wie wenn man wegen dauerhaft greller Lichteffekte mit Schutzbrille ins Kino gehen würde. Naja, Metal muss bei vielen laut sein oder darf nur das: laut sein. Verstehen und akzeptieren muss man es indes nicht. Somit ein "mangelhaft" ins Notenbuch des Mischers. Die Songauswahl konnte sich dagegen hören lassen, da eben nicht nur Savatage zum Zuge kam, sondern Wert auf alle eigenen Alben unter dem Banner Jon Oliva's Pain gelegt wurde. Fand ich gut, nicht wenige bedauerten dies, dass es nicht mehr von Oliva-Savatage gegeben hatte. Aber so stark fällt das Post-Savatage-Material in meinen Ohren nicht ab.

"Death Rides A Black Horse", "The Evil Within" und "Festival" deckten neben "Lies" die neue Scheibe ab. Mit "Firefly", "Maniacal Renderings" und einem Song der Tage Mahal-Platte wurde das eigene Schaffen gekonnt in Szene gesetzt. Gitarrist Matt LaPorte setzte neben seinem Gewicht mit seiner hervorragenden Gitarrenarbeit die Glanzstücke. Egal ob Criss Oliva gehuldigt wurde oder eigene Soli vom Stapel liefen. Man staunte mit offenem Mund, was der Mann mit Baseball-Käppi an den sechs Saiten seiner schneeweißen Gitarre scheinbar ohne jede Anstrengung zauberte. Grandios, vor allem im Zusammenhang mit dem eher lustlos wirkenden faden Gesichtsausdruck, als hätte er vor dem Auftritt zwei Löffel Lebertran schlucken müssen.

Jon Oliva trotze mit billigem Bourbon und etwas Wasser aus dem Tetrapak seiner Erkältung, wechselte je nach Songanforderung vom sitzenden Piano-Mann zur stehend tänzelnden Bühnenrampensau. Dazu grinste er sich ständig eins mit dem Publikum, da die Fans sich es nicht nehmen ließen, jede Zeile von Klassikern wie "Warriors", "Tonite He Grins Again", "Ghost In The Ruins" oder "Sirens" mitzuschreien. Ja schreien, denn es war laut, sehr laut. Die Oberhammerballlade "Believe" wurde zur Gänsehautattraktion, jetzt waren Banger und Band eine verschworene Einheit. Mitreißend, gefühlvoll und weniger laut. Soll es das gewesen sein? Nein, die Band bat zum bunten Tanzreigen mit "Gutter Ballet", jetzt kreiste meine kleine Matte im Großkreis. Aber da fehlte doch noch was? Wir reden hier vom Fleisch gewordenen Bergkönig aus den Staaten. Da war doch was mit einer Halle. Und so brach es über Memmingen und das Kaminwerk herein. "Hall Of The Mountain King"! Dafür spendeten die Damen und Herren vor der Bühne immens lauten Applaus, der sich mit dem Schlussvorhang zu lautstarken "We Will More"-Rufen gesellte. Doch daraus wurde leider nichts mehr, das Lied ist nicht zu toppen, die Kraft für weitere Songs nicht mehr vorhanden. Zeit somit für ein kleines Fazit bei einem Abschlussbecher Allgäuer Gerstenkaltschale. Ein gutes Konzert, das, bedingt durch Soundprobleme und der geschuldeten Erkältung des Meisters, nicht ganz so stark wie erhofft verlief, dennoch bleibe ich dabei. Mit dieser spielstarken Band im Rücken hält der immer gut gelaunte Jon Oliva das mächtige Erbe Savatages hoch und ward noch nie schlecht auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Auf ein Neues, hoffentlich bald im nächsten Jahr!

Siebi

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