Review
Night Ranger - Don't Let Up
Trotz fortgeschrittenem Alter noch einmal richtig Gas geben: Diese Einstellung vermittelt das Cover der achten Night Ranger-Scheibe, deren Songs mit dem Design dann auch Hand in Hand gehen. Night Ranger, die gerade in den Staaten während der 1980er etliche kommerzielle Erfolge feiern konnten, klingen auf Don't Let Up, dem dritten Streich seit dem 2011er Comeback Somewhere In California, derart frisch und unverbraucht, als wäre die Combo erst vor Kurzem aus der Taufe gehoben worden.
So startet Don't Let Up gleich mit einem gutgelaunten Doppelschlag aus "Somehow Someway" und "Running Out Of Time", die alle Trademarks der Band enthalten. Da ist Pop-Appeal, da sind Haarspray und Mascara. Das Ganze wirkt aber keinesfalls reaktionär, sondern wurde einwandfrei ins neue Jahrtausend transportiert. Sänger Jack Blades, dem der Zahn der Zeit zumindest stimmlich kein einziges Härchen krümmen konnte, zeigt eine tolle Leistung am Mikro, während uns die Axtschwinger Brad Gilis und Keri Kelli mit feinen Riffs und Soli versorgen. "Truth" ist dann eine Ecke ruhiger und auch ernster gestaltet, ehe "Day And Night" auf Groove und dicken Gitarren gebaut wurde. Diese heftigste Nummer des Albums erhält durch eine Orgel im Hintergrund zusätzliche Ausstrahlung und sei als Anspieltipp empfohlen. Zwischen den erneut partytauglichen Titeln "Don't Let Up" und "Say What You Want" wurde "(Won't Be Your) Fool Again" mit einer ordentlichen Schippe Rock'n'Roll und einigen lässigen Slidegitarren ausgestattet, was den Song zum nächsten Tipp qualifiziert.
Dass die Urheber des 1984er Hit-Schmachtfetzens "Sister Christian" nicht ganz ohne Balladen auskommen, kann man sich denken. "We Can Work It Out" ist für Freunde härterer Klänge mit seinen Pianotropfen und einer spanischen Gitarre schon nahe am Rand des Tolerierbaren und vielleicht der einzige verzichtbare Song des Albums. Die letzten paar Titel können zwar das bereits Dagewesene nicht mehr toppen, halten den Stimmungspegel, der von "We Can Work It Out" kurz unterbrochen wurde, aber weiter oben. Da kann man sich nur wiederholen: frisch und unverbraucht klingen Night Ranger anno 2017. Ein starkes Statement aus dem sonnigen San Francisco (das auch sehr gut ohne Ballade ausgekommen wäre)!
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