Review
Corvus Corax - Cantus Buranus II
Nun wird's mal wieder Zeit für schwerere Kost, denn Corvus Corax versuchen sich erneut an einer orchestralen Neuvertonung der mittelalterlichen Musikhandschrift Carmina Burana. Seit der ersten Aufarbeitung aus dem Jahre 2005 hat es nun drei Jahre gedauert, bis "Cantus Buranus II" seinen Weg in die Regale der CD-Händler gefunden hat. Haben sich die drei Jahre auch gelohnt?
Um es kurz zu machen: Ja! Herausgekommen ist ein sowohl majestätisch-grandioses als auch verspielt-sympathisches Werk, das auf ganzer Linie zu unterhalten und zu fesseln weiß. Die acht Spielleute der Mittelalter-Kapelle harmonieren perfekt mit dem Babelsberger Filmorchester, so als würden diese beiden doch recht unterschiedlichen Quellen der Musik schon immer zusammengehören. Das wirkt weit organischer als die meisten der sonstigen "Rock/Pop/Mittelalter/etc-Mucke goes Classic"-Nummern, keinerlei Reibungspunkte oder gar Disharmonien vergällen einem die Hörfreude. Genauso nahtlos integriert sich auch der Passionata-Chor (nein, das hat nichts mit Damenunterwäsche zu tun) aus Berlin, der dem ganzen Werk nur noch mehr Grandiosität verleiht. Und bei der ganzen Klasse der am Opus beteiligten Musiker brauche ich wohl nicht gesondert auf die Leistung der Instrumentalisten und Sänger auf dieser CD eingehen, dass hier Spitzenklasse geboten wird, versteht sich wohl von selbst. Genauso natürlich wie die kristallklare Produktion, die dem Hörer jede noch so kleine Feinheit nahe zu bringen versteht. Darüber hinaus steht der Umfang des Werkes seinem gewaltigen Klang in nichts nach, hier wird der geneigte Konsument über einen langen Zeitraum bestens unterhalten. Und doch, trotz aller Hochklassigkeit und Erhabenheit wirkt Cantus Buranus II nie schmalzig oder zu pompös, sondern schafft es immer wieder, auf den Boden zurückzukehren, was vor allem dem geschickten Einweben der Corvus Corax-Instrumentierungen zu verdanken ist. Dadurch bleibt die ganze Sache immer einigermaßen bodenständig und kann somit auch Hörer wie mich dauerhaft fesseln. Hier ist der Spagat zwischen Anspruch und Zugänglichkeit bestens geglückt, da hat sich jede Minute des Schreibens, Spielens und der Produktion gelohnt.
Nein, Metal ist das hinten und vorne nicht, aber in diesem Fall ist mir das auch egal. Denn die "Könige der Spielleute" haben mit dieser CD etwas ganz Besonderes geschaffen, das es auf jeden Fall verdient, dem etwas offeneren Publikum empfohlen zu werden.
Hannes
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