Review
Her Whisper - Children Of The Black Soil
Stellt Euch folgendes Szenario vor. CD-Verteilung im Biergarten. Jeder greift noch im nüchternen Zustand zu seinen Faves oder prügelt sich mit dem oder der anderen darum. Discman und sonstige "Hör ma mal kurz rein"-Aktionen sind strikt verboten. Es ist wie in alten Zeiten, als man die Mucke noch nach Cover und Bandfotos ausgesucht hat. Drei Maß später sieht die Welt rosig und sehr friedvoll aus, selbst der hippe hoppende Tischnachbar wird mit einer feinen Metalanekdote Arm in Arm berieselt. In diesem Zustand der vollkommenen Gelöstheit von Seele und Zunge werden vom Scheffe die übrig gebliebenen Scheiben jedem Schreiberling dezent unter den vorher schwer erkämpften Stapel geschoben.
So kam ich zu Her Whisper und deren Children Of The Black Soil. Kinder des schwarzen Bodens, "hm, wos isn des?", dachte ich mir. Am nächsten Tag Scheibe mit Discman eingepackt und auf dem Weg zur Arbeit reingepfiffen. Die S-Bahn fährt los und mir hauen die Schweden klassischen Metal mit Keyboarduntermalung in die Ohren. Keyboards, die keineswegs stören und den mit harten Riffs versehenen Songs ein melodiöses Grundgerüst bieten. Dieser knapp einstündige Schwedenhappen mundet vorzüglich. Ähnlich wie die göttlichen Dark At Dawn versteht es das Quartett eine düstere Grundstimung zu transportieren. Hier sticht vor allem die Stimme von - Achtung, Zungenbrecher - Magnus af Nestergaard heraus, der unter dem Pseudonym Messiah Marcolin in grauer Vorzeit Candlemass-Platten mit seinem Goldkehlchen veredeln durfte.
Hände ringend suche ich nach dem versteckten Hinweis im Booklet, werde aber nicht fündig. Es ist also nicht ein und derselbe, klingt aber wie ein Klon des Mönchskuttenträgers. Sollte er Zeit und Lust verspüren, so kann Magnus die legitime Nachfolge des Messiah antreten. Der Sänger bedient nebenbei auch noch die Gitarre und rifft sich in den dreizehn Songs die Seele aus dem Leib. Seit einiger Zeit wird er von Christian Widen an der zweiten Klampfe unterstützt, was besonders live zu Tragen kommt, da die Scheibe auf beiden Kanälen mit Gitarrenspuren versehen ist.
Wer auf melodischen klassischen Heavy Metal mit kraftvollen Vocals und Keyboards steht, sollte die Platte der Truppe um Keyboarder und Haupttexter Marcus Christensen antesten.
Siebi