Review
Joe Lynn Turner - Fire Without Flame
Obwohl Japan ja bekanntlich das Land der aufgehenden Sonne ist, steht man dort offenbar eher auf den aufsteigenden Regenbogen - Rainbow Rising halt. Denn die Tradition von Ritchie Blackmores Nachfolgeband zu Deep Purple setzt Herr Kajiyama hier fort - allerdings nicht im Stile zu Zeiten des erwähnten Albums, bei dem ja noch Dio den Mikroständer herunterschraubte, sondern in der späteren 80er-Phase, als Graham Bonnett und eben Joe Lynn Turner ihre Sangeskünste in die Dienste von Mr. Blackmore stellten. Dass er sich hier nicht nur als alleiniger Songwriter und Bediener aller (!!) Instrumente betätigt, sondern auch noch Turner höchstselbst als Sänger krallen konnte, trägt einiges zur Authentizität dieser Sound-Wiedererschaffung bei. Diese Zusammenarbeit kommt auch nicht von ungefähr: für sein Rainbow-Tribute-Album Legend Of Rainbow (1998) hatte der gute Akira schon einmal mit Turner zusammengearbeitet, der den japanischen Kollegen seinerseits als Gastmusiker für sein Soloalbum Under Cover 2 (1999) verpflichtete. Turner war so beeindruckt, dass er fortan regelmäßig mit Kajyama gemeinsame Sache machte - so etwa für seine Solowerke Holy Man (2000) und Slam (2001).
Das aktuelle Album schließlich entstand aus einem Akustik-Gig, den die beiden während der Promotion-Tour zu Turners letztem Solo-Streich Usual Suspects absolvierten.
Was einen hier erwartet, liegt denn auch klar in der Schlagrichtung von Songs wie "Since You've Been Gone" oder "All Night Long", mit denen Rainbow Anfang der 80er nicht nur einer der ersten Headliner in Donington waren, sondern dank einer kommerziell höchst ansprechenden Mischung zwischen Härte und Melodie auch die Charts eroberten. Die ersten Songs vom vorliegenden Werk, also der Opener "One Day Away" und das Titelstück, verbreiten genau diese Atmosphäre mit poppigen Arrangements, die sich mit angenehmer Härte paaren - und Turner bekommt wieder mal ein passendes Ambiente für seine Leistungen geboten. "Survival" tritt dann ein wenig mehr aufs Gaspedal, bevor "End Of The Line" doch noch den Blick zurück in die 70er gleiten lässt.
Insgesamt lässt sich hier festhalten, dass sich der Überraschungseffekt zwar in Grenzen hält - dass Turner jetzt Hardcore oder Grunge singt, konnte wohl keiner erwarten -, aber dass jeder, der sich immer wieder mal an "Lost In Hollywood" oder "Stonecold" erfreut, auch hier fündig wird. Eine schöne Reminiszenz an Zeiten, als gut gemachter Hard Rock extrem chartgängig war. Sauber.