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Konzert-Bericht

Juliette Lewis & Elamboda

Rockhouse, Salzburg 08.06.2010

(Fotogalerie)

Man sollte möglichst spät unterwegs sein, wenn man eine Fahrt mit dem Auto durch die Straßen Salzburgs auf sich nimmt. Denn erst in den Abendstunden entgeht man dem obligatorischen Verkehrschaos dieser Stadt, in die es mich nur selten zieht. Doch heute spielt Hollywood-Rebellin Juliette Lewis mit ihrer neuen Band im Rockhouse. Da quert man auch gerne mal die Saalach und um kurz vor acht kommt man zudem recht zügig voran. So stehe ich pünktlich vorm Ort des Geschehens und sogar ein kühles Bier an diesem schwülen Sommertag ist noch drinnen, ehe mich die Musik in die Halle zieht.

ElambodaPünktlich um 20:30 Uhr betreten dort vier Jungs als Vorband die Bühne. Es handelt sich jedoch nicht, wie angekündigt, um Plastic Monroe, die wegen Krankheit ausgefallen sind, sondern um die Salzburger Truppe Elamboda. Als deren erste Noten aus den Boxen dröhnen, herrscht im Rockhouse gähnende Leere - die meisten Besucher sitzen oder stehen noch bequem im Außenbereich, plaudern und zischen ihre Bierchen. Davon unbeeindruckt ziehen Elamboda ihren psychedelischen Future Rock, wie sie ihn selbst nennen, durch. Und ich muss gestehen, mich konnten die Jungs mit ihrer originellen und energetischen Musik schnell überzeugen. Schließlich kommen immer mehr Neugierige in die Halle, lauschen den ungewohnten, aber interessanten Noten und betrachten die Musiker, wie diese auf der Bühne kräftig abrocken. Dort oben herrscht definitiv mehr Bewegung als im Publikum. Drum lässt es sich Sänger Chris nicht nehmen, über die Brüstung zu steigen, mit Mikro bewaffnet mitten hinein ins Publikum zu marschieren, um hier weiter zu singen und die Anwesenden zu motivieren. Das sorgt zwar zunächst noch für allgemeine Verwirrung, aber zumindest das Eis kann ein Stück weit gebrochen werden. In der Folge erhalten die Musikanten mit jedem Song ein Stückchen mehr Applaus. Sechs überlange, emotionale und unberechenbare Rocknummern bekommen wir zu hören, ehe sich Elamboda unter lautem Beifall verabschieden. Das Rockhouse hat sich mittlerweile ordentlich gefüllt und während des Umbaues drängen noch weitere Besucher in die Halle.

Das Publikum ist kunterbunt gemischt, man findet alle Altersklassen und alle denkbaren Subkulturen an einem Ort vereint. So stehen aufgetakelte Teenagerinnen, die ihre übliche Freizeit wohl in den hiesigen Schickimicki-Discotheken verbringen, neben alternden Rock-Fans mit langer Mähne und warten gemeinsam auf den Star des Abends. Gespannt sein darf man, denn nach der Auflösung ihrer alten Band Juliette And The Licks, hat die Dame aus Hollywood auch ihren Stil ein wenig geändert und das musikalische Repertoire erweitert. Um 21:30 Uhr gehen schließlich die Lichter aus und zeitgleich setzt ein im Rockhouse selten zu vernehmendes Kreischkonzert anwesender Groupies ein, dass selbst ein Hobbit in den hinteren Reihen, der von der Bühne rein gar nichts zu sehen bekommt, gewiss sein kann: da vorne geht gleich der Punk ab.

Juliette LewisUnd genau so ist es auch. Mit grün gefärbten Haaren, in hautengem schwarzem Gewand, das dem Betrachter die Abwesenheit von Unterwäsche an diesem zierlichen Körper auf dem silbernem Tablett serviert, mit Sonnenbrille und bunten Federn geschmückt marschiert Juliette Lewis geradewegs hinters Schlagzeug und tobt sich dort unter lautem Beifall kräftig aus. Diese Frau hat Power und ist zu 100% Entertainer! Auf uns wartet eine energiegeladene Show, in der es neben vielen neuen Songs auch zahlreiche Klassiker aus ihrer bisherigen Musikerkarriere zu hören gibt. So stehen gleich am Anfang mit dem etwas sperrigen "Noche Sin Fin" und "Fantasy Bar" zwei Tracks vom aktuellen Terra Incognita. Auch der "Purgatory Blues" gehört noch zu den schwerer verdaulichen Stücken. Doch spätestens zum alten Klassiker "Got Love To Kill" in feinster Garagen Rotz-Rock-Manier und einer ordentlichen Schippe Punk rasten im Publikum zumindest die vordersten Reihen vollkommen aus. Das Rockhouse ist prall gefüllt und alles ist am Singen und Klatschen, während sich Rockröhre Juliette oben auf der Bühne ein weiteres Mal als echte Rampensau entpuppt und völlig verausgabt. Keine Spur von Starallüren! Im Gegenteil! Sie sucht den Kontakt zum Publikum, erzählt uns Geschichten zu den einzelnen Songs und einem besonders frechen Mädel aus der ersten Reihe wird sogar ein Bussi auf die Wange gedrückt.
Juliette LewisDas Partytreiben im Rockhouse will nicht abreißen, Titel wie "Uh Huh" oder "Hard Loving Woman" heizen die Stimmung immer wieder an. Urplötzlich, nach einer Stunde verschwinden die Musiker, kehren unter frenetischem Geschrei aber ganz schnell für eine Zugabe auf die Bühne zurück. Diese nutzt die Lewis, um ihre Band vorzustellen, die - obwohl allesamt begnadete Musiker - in Anbetracht der physischen Präsenz ihrer Frontfrau ein Dasein als Statisten zu fristen haben. Immerhin: nun schlagen einige Minuten für sie allein und sie können anhand ausgiebiger Solo-Einlagen zeigen, was in ihnen steckt. Am Ende spornen "You're Speaking My Language" und "Suicide Dive Bombers" die Fans noch einmal zu letzten Höchstleistungen an. Nach einer Verbeugung am Bühnenrand verabschieden sich schließlich Juliette Lewis und ihre Truppe nach 75 Minuten Spielzeit.

Das ist zwar etwas dürftig, das Erlebte entschädigt jedoch auf ganzer Linie. Ich für meinen Teil bin nach dieser energiegeladenen Show rundum begeistert und zufrieden. Wer die Gelegenheit bekommt, sich Juliette Lewis live anzusehen, sollte sie unbedingt am Schopf greifen. Es lohnt sich wirklich!

Dagger

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