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Interview

Interview mit Casketgarden (12.03.2004)

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Logo Casketgarden

Dass man melodischen Death Metal auch jenseits der nordischen Grenzen glaubwürdig rüberbringen kann, haben Casketgarden mit ihrem Debut sehr eindrucksvoll bewiesen. Für mich mal wieder ein Grund, mehr über diesen "Neuling" aus Ungarn in Erfahrung zu bringen.

HH: Hi! Wie geht's euch? Casketgarden bestehen ja schon seit 1998, aber ich denke, ihr seid bislang nur wenigen bekannt. Würdet ihr also bitte erst mal einen kurzen Rückblick auf eure Geschichte geben? Was waren für euch die Gründe / der Grund, die Band zu gründen?

Balazs: Hi! Ja, es stimmt schon, wir haben Casketgarden 1998 gegründet, aber unsere eigentliche Gründung war erst 1999, als wir unser Line-Up komplett hatten. Wir haben dann mit diesem Line-Up zwei Demos aufgenommen "An Ever Rounding Circle" (1999) und "...Of Grief" (2000). Wir wollten die härteste, melodische Death Metal Band machen, die es gibt. Melodien sind die Seele der Musik, also denke ich, nur Brutalität ohne Gefühl funktioniert nicht. Als wir anfingen, waren unsere damaligen Lieblingsbands Carcass (neueren Datums), At The Gates, Dismember, Pantera, Entombed, Paradise Lost, Crowbar, alte Ozzy Scheiben, Alice In Chains usw. usw... also so ziemlich jede Art von Metal mit den rohen, atmosphärischen, brutalen, gewichtigen Gesichtszügen.
Mit unserem zweiten Demo haben wir überall sehr gute Kritiken erhalten und es wurde sogar von einem serbischen Label veröffentlicht, deshalb haben wir auch 2002 angefangen, die Sache ernsthafter zu sehen. Wir haben dann einen neuen Bassisten gefunden und uns dann nach einem Label umgesehen. Metal Age haben uns einen Deal angeboten, wir haben für ein Album unterschrieben und das ist nun "This Corroded Soul Of Mine", unser erstes Full-Length-Album.
Derzeit sind wir in Vorbereitung für die Auftritte im Frühling und auch mit neuen Songs für das nächste Album. Wir wollen diese Songs dann auf den diesjährigen Konzerten vor Publikum ausprobieren.

HH: Wie lange seit ihr schon im Musikgeschäft? Habt ihr vor Casketgarden schon in anderen Bands gespielt? Was ist euer musikalischer Hintergrund?

Balazs: Da gab's nur ein paar nicht ernstgemeinte lokale Bands. Da passierte gar nichts bei denen. Unsere musikalischen Fähigkeiten haben parallel zur Casketgarden-"Karriere" zugenommen.

HH: Ihr seid ja auch durch diverse Personalveränderungen gegangen. Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt? Oder habt ihr euch schon lange vorher gekannt?

Balazs: Ja, wir haben uns schon lange vor CG gekannt. Wir waren alle Freunde, haben die gleiche Musik geliebt, also wollten wir auch die gleiche Musik machen. Heute ist's genau das gleiche: wir gehen zusammen weg am Wochenende (sofern wir eins frei haben) zum trinken, auf ne Party, auf ein Konzert etc. Ich zum Beispiel habe unseren neuen Bassisten bereits seit zehn Jahren gekannt, als er zur Band stieß. Er hat davor in anderen "Local-Hero" Bands gespielt, wie z.B. Zombie Holocaust. ;-)

HH: Was könnt ihr uns über das Leben in Ungarn erzählen? Habt ihr alle noch "normale" Jobs nebenher? Eure Texte handeln ja vom alltäglichen Kampf, den Lügen und täglichen Überlebenskampf. Was habt ihr persönlich damit für Erfahrungen gemacht?

Balazs: Nun, wir müssen gar nicht weit weggehen, um diesbezüglich Erfahrungen zu sammeln... alle von uns haben eine reguläre Arbeit... letztes Jahr haben drei von uns in Schicht gearbeitet (morgens / nachmittags / abends) für ein monatliches Gehalt, das ungefähr 1/3 des Preises einer mittelklasse Gitarre ist. Hier in Ungarn müssen wir Monate dafür arbeiten, um uns ein Instrument kaufen zu können. Das durchschnittliche Monatseinkommen beträgt hier so ca. 450 Euro, aber die Preise gleichen sich immer mehr den EU-Preisen an. Drei von uns erreichen dieses Einkommen nicht... Ich will hier nicht rumheulen. Ich will hier leben, aber das sind nun mal die Fakten.
Diese Umgebung also macht es aus, dass das ganze Album diese kalte, einsame, traurige, düstere Stimmung hat. Ich denke, das ist es, warum ich in meinen Texten von einsamen, leeren Menschen spreche.

HH: Was für eine Underground-Szene habt ihr bei euch? Ist sie recht groß oder kümmert euch das eher weniger?

Balazs: Hier gibt es eine große Underground Szene, allerdings mit fehlenden Möglichkeiten; aber es gibt einige großartige Bands: Gridge To Solace, Testimony, Sin Of Kain, Blood Rainbow, Agregator, Sable, Christian Epidemic, Watch My Dying mit viel Potential. Ich denke schon, dass wir hier im Underground alle Freunde sind, aber es ist schier unmöglich, sich gegenseitig zu unterstützen, da es hier keine gute Club-Szene gibt. Jetzt wurden ja von West-Europa die Tore geöffnet für die Bands aus dem "Osten", darum bin ich jetzt mal optimistisch...

HH: Euer Bandname ist ja auch ein Songtitel von Dismember. Haben euch Dismember (wie At the Gates) auch beeinflusst? Was für Musik bevorzugt ihr? Was sind eure Einflüsse?

Balazs: Meine direkten Einflüsse sind schon At the Gates, Dismember und einige englische Doom Bands wie alte Anathema, alte Paradise Lost. Aber ich mag auch einige alte Rock'n'roll Bands wie alte Guns'N'Roses, Ozzy, die zwar keinen direkten Einfluss haben, aber die du durchaus in den Strukturen fühlen kannst: auch wir verwenden Verse, Bridges und Chorus, wie in der guten alten Zeit. ;-)

HH: Auf eurem Debut "This Corroded Soul Of Mine" habt ihr melodischen Death Metal mit rohem Thrash gekonnt vermischt. Mir gefällt es ausgesprochen gut. Was für Reaktionen habt ihr bislang damit erreichen können? Was habt ihr erwartet?

Balazs: Danke erstmal! Ich bin froh, dass es Dir gefällt! Bislang haben wir ziemlich gute Reviews erzielt, mal die Magazine ausgenommen, die diesen Musikstil nicht bevorzugen. Hier in Ungarn haben wir dieses Jahr einen guten Status erreicht, denk' ich mal. Wenn das dann alles sein sollte, was wir in unserem Land erreichen können, bin ich zufrieden. Zur Zeit warte ich auf die Reviews der großen deutschen Magazine, also hab ich schon mal mit dem beten angefangen.

HH: Euer Album beginnt mit der Erkenntnis, dass wir alle ein Teil der zerfressenen / angegriffenen Gesellschaft sind und endet mit der Flucht. Welche Flucht meint ihr? Den Tod oder etwas anderes?

Balazs: Nein, da gibt es keine Antwort, diese Frage ist am Ende völlig offen.

HH: Wie steht's mit der Religion? Glaubt ihr an Gott? Oder etwas anderes? Wenn alles so schlecht ist, was ist dann der Grund für euch, immer weiterzumachen? Was macht in eueren Augen das Leben lebenswert?

Balazs: Nun, ich glaube nicht, dass einer von uns an Gott oder an eine sonstige transzendentale Figur glaubt. Wir sind keine depressive Band, wir leben dieses Gefühl einfach in unserer Musik aus, mehr nicht. Wir wollen dieses Leben geniesen, wir leben diesen Rock'n'Roll Lebensstil ;-). Wir machen, was wir wollen aber wir müssen auch machen, was wir nicht wollen (zum Beispiel arbeiten, hehe) (wie recht er doch hat - Ray) um dies alles möglich zu machen. Verstehst Du? (seufz, ja - Ray)

HH: Wer ist bei euch verantwortlich für die Texte? Würdest Du uns mal etwas über die "Message" von jedem Song erzählen?

Balazs: Ich bin der Verantwortliche. ;-) Also, los , machen wir es der Reihe nach:

- "Human Corrosive Disease": Erkennen, dass man ein Teil dieser maroden Gesellschaft ist, wir sind alle infiziert, alle Teil der rostenden Maschinerie.

- "I Witness": Die "normalen" Menschen geben sich oft als Richter aus, als blinder Richter. Sie begreifen nicht, dass wir alle blind sind, sie, Du, ich...

- "Grief 100%": Hier gibt's keine Texte, aber hier ist Hoffnung.

- "Song Of Tears (Ashes)": Wir verstecken uns oft in Erinnerungen, aber mit der Zeit werden diese zu Asche.

- "The Day When Silence Died": Verzweifelter Schrei der Menscheit nach einem Schrei, der die führenden Gedankendämme zum brechen bringt.

- "Immortality Inc": Ein rauer Song über diejenigen, die alles unternehmen, um ihre Macht zu stärken, mehr Geld zu bekommen, länger zu leben und immer reicher zu werden...

- "Non-Existent": Wir erkennen, dass wir alle eins sind, jeder für sich alleine ist absolut nichts. Sehr entfremdend.

- "7th Scar": Ein Schritt auf Gott zu... und einer zurück ;-)

- "Widow Mother Earth": wer wird schon für diese sterbende Erde weinen???

- "Across The Vast Oceans Of Time": Wohin entfliehen? War etwa die Vergangenheit besser? Die marode Vergangenheit?

HH: Wie entsteht bei euch ein Song? Ist bei euch jeder daran beteiligt?

Balazs: Also, so ziemlich bei jedem Song liegt es an mir, das Hauptthema des Songs zu schreiben, das Konzept, aber im Proberaum ändert sich noch vieles, jeder macht dort seinen Teil, neue Ideen entstehen undsoweiterundsofort....

HH: Seit ihr zufrieden mit der Arbeit eures Labels? Oder gibt's da was, was besser gemacht werden sollte? Wie seit ihr mit Metal Age in Kontakt gekommen?

Balazs: ja, ich bin sehr zufrieden! Sie machen alles für uns, was für eine Band in unserer Lage möglich ist. Es ist ein sehr hart arbeitendes Label, und es besteht nur aus Metalheads!
In Kontakt sind wir nach dem alten Schema gekommen: ich habe ihnen eine Promo CD geschickt, sie mochten es und haben uns sofort angerufen. Das war's.
Was noch zu verbessern wäre, ist das Buchen von Gigs, denke ich... sie schwimmen ja nicht in Geld, um eine große Agentur damit zu beauftragen, also müssen wir diese Sache alleine in den Griff bekommen.

HH: Wie schaut's denn mit Gigs aus? Gibt's da schon Pläne, um mal hier in Deutschland zu spielen (ist ja nicht so weit weg ;-) )?

Balazs: Ja, da hab ich schon in der vorherigen Frage davon gesprochen. Das müssen wir alles selbst organisieren. Da müssen wir erst mal gute, vertrauenswürdige Kontakte finden. Vielleicht klappt's ja diesen Sommer oder Herbst, dass wir bei euch spielen.
Wir werden ein kleines BeNeLux-Gastspiel Anfang Juni haben, evtl. können wir das mit ein paar Gigs bei euch fortsetzen... wir warten auf Einladungen: casketgarden666@freemail.hu ;-)

HH: Wie sehen eure Zukunftspläne aus? Was wollt ihr mit Casketgarden erreichen?

Balazs: In naher Zukunft wollen wir spielen, spielen und spielen. Wir wollen alle europäischen Länder bereisen, falls das möglich ist. Wir arbeiten hart daran. Anfang 2005 werden wir unsere zweite CD in Angriff nehmen, Es wäre genial, einen Kultstatus im Underground zu erreichen, ich glaube nicht an allzu große Verkaufszahlen oder ähnliches...

HH: Danke, dass Du Dir Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten. Willst Du noch was loswerden, dass ich nicht gefragt habe? Last Words?

Balazs: Danke für dieses Interview und "Stay Rock'N'Roll"!

Ray

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