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Interview

Interview mit Vanitas (28.08.2004)

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Das Österreich eine große Metal Szene hat, weiß ja inzwischen so ziemlich jeder. Klar hervorzuheben aus der großen Masse sind Vanitas, die Anfang des Jahres hier in München zu Gast waren. Leider kam es erst jetzt zum Interview, aber wie heißt es doch so schön: Besser spät als nie.

HH: Hi Andreas! Erstmal herzlichen Glückwunsch zum sehr gelungenen Album "Lichtgestalten". Wie fühlt man sich so mit nem starken Album im Rücken?

Andreas: Danke für das Lob. Wir sind wirklich sehr zufrieden. Ich glaube es ist das erste Mal, dass alle in der Band mit dem Ergebnis nahezu 100% zufrieden sind. Ein paar Sachen wünscht man sich fast immer ein wenig anders, das liegt aber wohl in der Natur eines Musikers.

HH: War es eine "schwere Geburt" oder lief der Entstehungsprozess relativ glatt?

Andreas: Der Entstehungsprozess war eigentlich relativ mühsam. Vor allem in der Anfangsphase des Songwritings ging gar nicht viel weiter. Irgendwie waren wir in einem kreativen Tief bzw. haben uns viel zu sehr Gedanken darüber gemacht, wie wir klingen wollen, anstatt einfach mal drauflos zu schreiben. Erst die mentale Befreiung von den alten Zwängen hat dazu geführt, dass wir so richtig in die Stücke rein gewachsen sind. Das Songwriting an sich ging dann relativ schnell. Ich glaube man merkt den neuen Stücken deutlich an, dass sie mehr aus dem Bauch heraus kommen, als unsere alten Lieder.

HH: Wie sind die bisherigen Reaktionen auf "Lichtgestalten" ausgefallen? Nur positive oder auch negative Reviews?

Andreas: Wir haben sehr viele positive Reaktionen bekommen. Vor allem, dass wir uns nicht wirklich um musikalische Schubladen kümmern und machen was wir wollen, wird immer sehr positiv hervorgehoben. Dass wir aber dennoch nicht abdriften und die Lieder eingängig und prägend sind, wird auch immer wieder betont. Aber natürlich gab es auch schon einige negative Reaktionen. Ich kann mit Kritik eigentlich sehr gut leben, nur eines stört mich extrem. Erstens, wenn die deutschen Texte kritisiert werden und zwar nicht, weil sie Scheiße sind oder peinlich, sondern einfach aufgrund der Tatsache, dass sie auf Deutsch verfasst sind. Das kann ich einfach nicht nachvollziehen. Ich kann nun mal in meiner Muttersprache am einfachsten und natürlichsten zum Ausdruck bringen, was ich mir denke. Der zweite Punkt, der sehr störend ist, sind die Reviews im Stile von "typischer Gothic-Metal mit Beauty and the Beast Gesang". Auch das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, weil gerade der Punkt, dass unsere Musik trotz Gegröhle und Sopran NICHT so klingt, in vielen Reviews immer positiv hervorgehoben wird. Aber da muss man halt irgendwie durch. ;o) Besonders freut mich aber, dass die Fans, die die alten Alben mochten, vom neuen Album total begeistert sind, obwohl wir uns stilistisch ein wenig weiterentwickelt haben. Das bestätigt die Arbeit und ist sehr aufbauend.

HH: Ich hab euch ja hier in München in der Garage gesehen. Mir hat der Gig sehr gut gefallen, auch wenn sehr wenig Leute da waren. Wie sah der Gig aus eurer Sicht aus? Enttäuschend aufgrund der wenigen Fans? Was geht einem eigentlich durch den Kopf, wenn man vor so spärlicher Kulisse spielt?

Andreas: München war in jeden Fall ein besonders "lustiges" Konzert, weil es unser letzter Deutschland-Gig im Rahmen der Tour war. Wir hatten daher schon ein wenig zu viel des guten bayrischen Biers gekostet. Am Nachmittag waren wir am Frühlingsfest und wurden sogar von der Bühne aus von irgendeiner Volksmusik-Kapelle als Musikerkollegen begrüßt. Sehr coole Sache.

HH: Wie war der Rest der Tour besucht?

Andreas: Die Tour war im Großen und Ganzen gesehen von den Besucherzahlen sehr enttäuschend. Wir haben uns irgendwie schon erwartet, dass ein wenig mehr Leute kommen. Vor allem auch, weil wir dachten, dass Darkwell in Deutschland schon sehr bekannt sind. Problematisch ist natürlich auch die Tatsache, dass wir in einer Woche auf Tour waren, wo auch In Flames, Finntroll, Wacken Road Show unterwegs waren. In Hamburg diese Gigs an vier Tagen hintereinander und wir irgendwo dazwischen. Dennoch war die Tour sehr erfolgreich für uns, weil es einfach schön war, zu sehen, dass wir überall ein paar Fans haben. Von daher macht es für mich auch keinen großen Unterschied, wie viele Leute nun im Publikum sind. Solange die Leute mitgehen und die Musik schätzen, ist alles ok.

HH: Was macht ihr neben Vanitas? Studieren? Oder hat jeder von euch eine "geregelte" Arbeit?

Andreas: Maria hat vor kurzem ihr Studium abgeschlossen (Querflöte und Sopran) und beginnt ihn kürze als Musikschullehrerin. Wir anderen haben alle Jobs in diversen Sparten. Manuel arbeitet bei einer Werkzeugfirma, Franz ist selbständiger Eventmanager, Hannes ist Systemadministrator, Christoph ist Rettungsfahrer bzw. Sanitäter und ich arbeite im Bereich der Mediaplanung. Unseren Drummer Franz habe ich übrigens beim Studium kennen gelernt. Natürlich ist es teilweise nicht einfach, die wachsende Arbeit für die Band mit der "normalen" Arbeit unter einen Hut zu bringen, aber mit ein wenig Zeitmanagement ist alles möglich.

HH: Was für Musik hört ihr, wenn ihr nicht mit Vanitas beschäftigt seid?

Andreas: Je nach Bandmitglied verschieden, aber quer durch die Bank. Maria hört (wohl auch durch ihr Studium und den Beruf bedingt) viel Klassik, aber auch härtere Sachen und elektronisches Zeugs. Wir anderen hören fast überwiegend Metal, wobei wir die Grenzen nicht sehr eng sehen. Jeder hört was er will. Ich habe zudem noch großen Respekt vor Bands wie Muse. Die sind einfach genial. Auch Bands wie etwa Goethes Erben höre ich gelegentlich sehr gerne.

HH: Was war dein Auslöser, Musik zu machen und eine eigene Band zu gründen?

Andreas: Ich habe mal in jungen Jahren ein Interview mit Tommy Lee gesehen, das mich wirklich sehr geprägt hat. Der Typ war irgendwie leicht neben der Spur, war am ganzen Oberkörper tätowiert und meinte dann auf die Frage, wie es sein kann, dass Metaller immer so hübsche Frauen haben: "Nice girls love bad boys". Haha. Wahnsinn, was für ein Sager. Das wollte ich auch werden. ;o)
Im Ernst: Ich habe mir irgendwann mal mit meinem ersten verdienten Geld von einer Ferialpraxis eine Gitarre gekauft, weil ich damals gerade mitten im Iron Maiden- und Metallica-Fieber war bzw. auch schon im Anfang der härteren Phase (Slayer, Deicide...) und das war irgendwie der Auslöser. Bald darauf habe ich schon in einer Band gespielt und so ging es dahin.

HH: Für die Texte bist Du ja allein verantwortlich. Steuern die anderen Mitglieder dazu nichts bei oder ist es für Dich einfacher, Deine eigenen Texte zu singen? Hättest Du ein Problem, den Text eines anderen darzubieten?

Andreas: Also eigentlich fühle ich mich schon sehr wohl, wenn ich eigene Texte singe. Ich kann mir nicht wirklich vorstellen Texte meiner Kollegen genauso "leben zu können", wie meine eigenen. Aber nachdem ich noch nicht mal eine Idee zu einem Text von den Anderen bekommen habe, glaube ich, dass es eh nie passieren wird. Wie gesagt habe ich aber damit überhaupt kein Problem.

HH: Auch bei den Songs kann man hauptsächlich dich als Komponisten entdecken. Bist Du ein kleiner Diktator? ;-)

Andreas: Ähmm, ja, irgendwie schon. Ganz sicher sogar. Ich bin halt einfach der, der die meisten Ideen mit einbringt. Sehr viel schreibe ich im Alleingang zu Hause, nehme es dann auf dem PC auf und zeige den anderen, was ich mir vorstelle. Natürlich hat hier dann jeder die Möglichkeit seine Parts ein wenig zu ändern, aber in Streitfragen setze ich mich dann schon meistens durch. Obwohl man sagen muss, dass vor allem Manuel - unser Bassist - bei der neuen CD einige ganz tolle Parts abgeliefert hat und durch seine Ideen immer wieder die Songs in eine positive, bessere Richtung treibt. Christoph hat sich noch nicht so ins Songwriting einschalten können, weil er noch nicht so lange dabei ist. Gleiches gilt auch für Franz.

HH: Ihr habt ja nun einen neuen Mann (Franz Löchinger) an der Schießbude. Wie kam es dazu? Euer Line-Up ist ja eigentlich bis auf die Position an den Drums eher konstant, nur hier wird öfter gewechselt.

Andreas: Unser alter Drummer Markus wollte einfach nicht mehr soviel Zeit in die Band investieren und hat uns daher mitgeteilt, dass er nicht mehr will. War irgendwie ein recht überraschender Ausstieg, aber mit Franz haben wir sofort einen Ersatzmann gefunden. Mittlerweile sind wir alle sehr froh, dass er bei uns ist, weil er sowohl menschlich als auch musikalisch perfekt zu uns passt. Christoph ist vor den Aufnahmen zu Lichtgestalten zu uns gekommen.

HH: Gibt es schon neue Ideen für das folgende Album? Habt ihr/du gar schon mit dem Songwriting begonnen?

Andreas: Wir haben noch überhaupt nichts Konkretes fertig im Moment, leider. Ideen schwirren zwar schon wieder einige in meinem Kopf herum, aber wir sind noch eher darauf konzentriert "Lichtgestalten" zu promoten.

HH: Wie sieht die Entstehung eines Songs aus bei euch?

Andreas: Die Entstehung der Songs ist wie gesagt meistens so, dass ich die Lieder zu Hause am PC schreibe und wir gemeinsam im Proberaum bzw. auch gemeinsam vorm PC die Sachen durchgehen und ausarbeiten. Manchmal sind die Texte schon fertig und die Musik entsteht danach, manchmal auch umgekehrt. Wenn die Struktur der Songs steht, geht's dann immer an die Details wie Streicherarragements usw.

HH: Wie zufrieden seid ihr mit eurem Label? Ich tippe mal, eher weniger, da ihr euch selbst um die Promotion kümmern müsst. Eure bisherigen Alben sind ja alle über CCP Records erschienen. Wird das auch weiterhin so sein oder schaut ihr euch schon nach nem neuen Partner um?

Andreas: Na ja, wir kümmern uns ja nicht ganz alleine um die Promotion. CCP macht schon den Großteil an Werbung. Leider wissen wir teilweise aber überhaupt nicht, welche Magazine mit Promos versorgt werden, was mich schon sehr stört. Auch dass sie von Internet-Magazinen eher wenig halten, passt mir gar nicht. Darum verschicken wir halt auch selber an manche Magazine unsere Promos. Wie es in Zukunft aussehen wird, kann ich zum momentanen Zeitpunkt noch nicht sagen. Wir haben noch Vertrag bei CCP, mal sehen was sich ergibt.

HH: Ihr habt in Österreich auch eine recht lebendige Underground-Szene. Welche Bands kannst Du mir da empfehlen? Was hältst Du von eurer Szene?

Andreas: In Österreich gibt es wirklich eine ganz tolle Metalszene. Leider hat man es von hier aus nicht gerade einfach, weil da auch innerhalb der Szene einiges schief läuft. Besonders positiv hervorheben möchte ich jetzt mal keine Band, sondern ein Festival aus Österreich namens Kaltenbach Open Air. Das wird von ein paar Szene-Leuten organisiert und wird dem Ausspruch "von Fans für Fans" mehr als gerecht. Das sollte man sich in jedem Fall mal ansehen.

HH: Leider haben ja in letzter Zeit immer weniger Leute Lust, Geld für einen Underground-Gig auszugeben. Statt dessen pulvern sie das Geld für überteuerte Tickets der "großen" Bands raus. Was habt ihr für Erfahrungen damit gemacht?

Andreas: Absolut. Wie schon angesprochen ist uns genau das auch auf der Tour ein wenig zum Verhängnis geworden. Wenn In Flames, Finntroll usw. rund um ein Undergroundkonzert angesiedelt sind, hat man praktisch kaum eine Chance. Ideal wäre es natürlich mal als Support auf so ein Package aufzuspringen, aber das sagt sich auch leichter, als es ist. Das Problem ist leider auch, dass es teilweise sehr viel Underground-Gigs gibt und selbst da schon eine Selektion getroffen werden muss. Dennoch bin ich der Meinung, dass viele Leute gar nicht wissen, was ihnen hier entgeht. Die Atmosphäre bei einem gemütlichen Underground-Gig ist meiner Meinung nach einzigartig.

HH: Wenn es eine Zeitmaschine gäbe, wohin würdest Du reisen und warum?

Andreas: Ins Jahr 1993. Damals habe ich mit einem Bekannten eine Band gegründet und wir spielten schon damals einen ähnlichen Stil wie jetzt mit Vanitas. Etwas härter zwar, aber viele Parts von damals habe ich danach bei Vanitas eingebaut. Wir waren in Österreich eigentlich bei den ersten Bands dabei, die so eine Art von Musik machten. Auch Bands wie Theatre of Tragedy oder Amorphis waren noch im Anfangsstadium. Das einzige Problem: wir waren jung und ziemlich unprofessionell. Wir hatten einfach nur Spaß an der Musik ohne wirklich mit Ernst an die Sache heranzugehen. Wir haben es nicht einmal geschafft ein Demo aufzunehmen. Heute nervt es mich ziemlich, dass wir damals nicht ein wenig mehr an uns gearbeitet haben.

HH: Was steht in nächster Zukunft mit der Band an?

Andreas: Zuerst noch ein paar Konzerte um die CD zu promoten. Dann die Planung für 2005. Das müssen wir erst besprechen. Wir würden liebend gerne auf ein paar Festivals im Sommer spielen. Support bei einem tollen Headliner wäre auch sehr schön. Außerdem muss man dann eh schon langsam wieder ans Songwriting für die nächste CD denken, aber das lassen wir wie immer mal ein wenig auf uns zu kommen. Wir arbeiten unter Druck scheinbar einfach besser.

HH: Danke, dass Du Dir für meine Fragen Zeit genommen hast. Die letzten Worte gehören Dir.

Andreas: Ich danke für das Interview. Meine letzten Worte nutze ich gleich mal als Aufruf an die Leute "da draußen". Falls ihr uns im nächsten Jahr in Deutschland sehen wollt bei dem einen oder anderem Festival, könnt ihr uns helfen, in dem ihr Vanitas als Bandwünsche bei diversen Foren von Festivals (z.B. www.summer-breeze.de oder www.wave-gotik-treffen.de)angebt. Vielleicht wird ja der eine oder andere Veranstalter dann aufmerksam auf uns. Wir würden sehr gerne dabei sein! :o)

Ray

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