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Interview mit Ingrimm (12.07.2010)

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Ingrimm aus dem Raum Regensburg haben sich seit ihrer Bandgründung 2004 von einem Geheimtipp zu einer festen Größe im Mittelalter-Metal empor gemausert. Das aktuelle Album Böses Blut stellt mittlerweile die dritte Veröffentlichung dar, der man ja eine gewisse Bedeutung nachsagt. Wenn dem wirklch so ist, dann stehen die Zeichen für Ingrimm ausgesprochen gut, denn auch Böses Blut kann mich, genauso wie die beiden Vorgänger, überzeugen. Zeit also, der Brieftaube ein paar Fragen ans Bein zu tackern und gen Norden auszusenden. Sänger Stephan "Fenris" Zandt hat sich ihrer angenommen und gab freudig Auskunft.

HH: Hallo und viele Grüße aus München nach Regensburg. Wie geht's euch nach der Veröffentlichung des wegweisenden dritten Albums?

Fenris: Hallo aus dem sonnigen Ratisbona! Natürlich sind wir nach der Veröffentlichung von Böses Blut erst einmal froh, die stressige Zeit hinter uns zu haben und freuen uns nach wie vor über die guten Kritiken unserer Fans und auch von Seiten der Presse. So könnte es von uns aus gern weitergehen.

HH: Kannst du bitte kurz die wichtigsten Stationen eures Werdegangs Revue passieren lassen?

Fenris: Aber gerne. Angefangen haben wir im Winter 04/05 in einem kleinen muffigen Keller, in dem wir unsere ersten Songs entwarfen und aufzeichneten. Anschließend produzierten wir eine Promo-Scheibe mit dem Titel Feuertaufe in Eigenregie und gingen damit auf Labelsuche. Anfang 07 unterschrieben wir einen Vertrag bei Black-Bards-Entertainment, woraufhin noch im Oktober gleichen Jahres unser Debütalbum mit dem Titel Ihr Sollt Brennen erschien.
Mit diesen neuen Songs im Gepäck spielten wir bald darauf schon auf den ersten bekannten Festivals, z.B. auch auf dem Wave-Gotik-Treffen in Leipzig.
Ein Jahr später schoben wir unsere zweite CD Todgeweiht hinterher und die Auftritte mehrten sich. Ende letzten Jahres kamen zwei Deutschlandtouren hinzu, was unseren Bekanntheitsgrad weiter steigerte und viele neue Fans auf den INGRIMMigen Geschmack brachte.
Nun, nachdem unsere dritte Scheibe Böses Blut das Licht der Welt erblickt hat, sind wir natürlich gespannt, was die nächsten Monate an Überraschungen für uns bereit halten werden. Abgesehen davon stehen bereits wieder einige neue Songs an, die es auszuarbeiten und aufzunehmen gilt, denn nach dem Album ist vor dem Album...

HH: In der Labelinfo zum Album Todgeweiht hieß es, dass du schon seit Jahren Texte stapelweise zu Hause liegen gehabt hat, ehe es zur Gründung von Ingrimm bzw. dessen Vorgänger Igni Et Ferro gekommen ist. Was gab schließlich den Ausschlag, den Texten Leben einzuhauchen?

Fenris: Das Verfassen von Texten ist, ebenso wie das Lesen, schon von Jugendtagen an meine Leidenschaft. Natürlich sammelten sich so über die Jahre hinweg auch zahlreiche Gedichte und Textideen an, die ich in meinen vorherigen Bands allerdings nie wirklich zur Geltung bringen konnte. Einige Bekannte von mir stöberten sich von Zeit zu Zeit durch ebendiesen Haufen Papierkram und rieten mir, doch endlich etwas Sinnvolles damit anzufangen. Und das war mit einer der ausschlaggebenden Gründe für mich, die Band Ingrimm ins Leben zu rufen.

HH: Seit der Bandgründung geht es ja steil bergauf mit euch. Wie sind bislang die Reaktionen auf eure Alben, speziell für das aktuelle, ausgefallen?

Fenris: Bisher sind die Stimmen aus dem Kritikerlager überaus positiv, was die Qualität der Musik, die Weiterentwicklung und unseren ungebrochenen Arbeitseifer betrifft. Auch die namhaften Metalmagazine und Webzines äußern sich durchgehend wohlwollend zu unseren Fortschritten und einige sind wohl definitiv inzwischen davon abgekommen, uns als nicht weiter erwähnenswerte musikalische Eintagsfliege zu sehen. Unsere Fans jedoch machen uns die größte Freude, wenn sie uns schreiben, dass Ingrimm sich vom Geheimtipp zur namhaften Gruppe gemausert hat, denn das Wichtigste für uns sind und bleiben unsere Fans und deren Feedback.

HH: Woher nehmt ihr eure Inspirationen, eure Songideen?

Fenris: Unsere Songs entstehen auf ganz unterschiedliche Weise. Einem von uns spukt immer eine neue Melodie oder eine verrückte Idee im Kopf herum, seine jeweiligen Künste noch etwas weiter auszureizen um die Messlatte wieder ein Stück näher in Richtung der Grenze des praktisch Machbaren zu schieben und vielleicht auch noch ein klein wenig darüber hinaus...
Alex (Guitars) als unser Hauptkomponist und Arrangeur rauft sich darüber des öfteren die Haare und fügt unseren blinden Aktionismus dann zu einem homogenen Ganzen zusammen. Viele der Textideen liefert mir das Mittelalter, aber vor allem auch das tägliche Leben. Die vergangenen Zeitalter sind eine nie versiegende Quelle an Inspiration für mich und da sich viele Gegebenheiten daraus in heutiger Zeit wiederholen, kann das vielleicht auch die ein oder andere Brücke für die Zukunft schlagen.

HH: Stören euch eigentlich noch die Vergleiche mit In Extremo oder könnt ihr das nicht mehr nachvollziehen?

Fenris: *schmunzelt* Also dieser spezielle Vergleich wird wohl nie sterben, aber so richtig passen will er allerdings auch nicht, dafür sind wir musikalisch viel zu verschieden.
Inzwischen mausern sich die Vergleiche aber etwas mehr in die Richtung "...so gut wie In Extremo, nur härter..." und damit lässt es sich doch ziemlich gut leben, finden wir.

HH: Was steht bei euch zuerst, der Text zum Song oder der Song zum Text? Wie entsteht bei euch ein Song?

Fenris: Das ist sehr verschieden, denn jedes Lied macht eine andere Entwicklung durch. Mal haben wir nur eine Textzeile, die uns gefällt, mal eine schöne Melodie oder Klaus (Drums) liefert uns einen Mördergroove, auf dem wir etwas aufbauen möchten.
Arrangiert wird die Sammlung dann von Alex (Guitars) und die Verfeinerungen entstehen in unserem Proberaum. Natürlich kann es dabei schon mal passieren, dass ein fast fertiger Song noch einmal völlig umgekrempelt wird, oder ganz herausfällt, was unseren leidgeprüften Hauptkomponisten manchmal nah an den Rand des Wahnsinns treibt.

HH: Wem wünscht du eigentlich wirklich "Die Pest" an den Hals?

Fenris: Jedem und Keinem, doch niemand im Speziellen. Nein, der Refrain sollte natürlich in Verbindung mit den Strophen des Songs gesehen werden, die von den zahlreichen Begegnungen mit Menschen handeln, auf die man eigentlich gänzlich hätte verzichten können. Und wer kennt sie nicht, die vielen Zeitgenossen, deren einziger Antrieb Konkurrenzdenken, Neid und Missgunst sind?

HH: Eure Texte sind zwar mittelalterlich gehalten, haben aber wie von dir schon erwähnt durchaus immer wieder Bezug zum hier und jetzt. Wie wichtig ist euch dieser Bezug?

Fenris: Das ist uns sehr wichtig. Wir sind bestimmt keine politische Band und auch keine notorischen Weltverbesserer, doch wir wollen mit unseren Songs auf etwas ganz Besonderes hinweisen: Die Geschichte wiederholt sich ständig und es ist wichtig, dass die Menschen aus früheren Fehlern lernen. Leider ist das noch immer viel zu selten der Fall.

HH: Anders als viele andere Mittelalter-Rock-Bands findet man bei euch nur Eigenkompositionen, auf "traditionelles" Liedgut greift ihr nicht zurück. War dies eine bewusste Entscheidung oder fehlen euch lediglich die Quellen hierzu?

Fenris: Oh, an Quellen würde es nicht mangeln. Sowohl Hardy (Bagpipes) als auch ich haben vor unserer Zeit bei Ingrimm in diversen Mittelaltergruppen gespielt und kennen die Klassiker des Genre in- und auswendig. Nein, wir fanden es einfach zu langweilig, bekannte Melodien neu zu verpacken; uns reizt es viel mehr, etwas Eigenes zu schaffen.

HH: Ihr werdet ja zur Pagan/Mittelalter-Szene gezählt. Wie steht ihr selbst zu dieser Eingruppierung und zu dieser Szene an sich, die ja in den letzten Jahren einen enormen Boom erlebt hat?

Fenris: Wir passen eigentlich in keine der bisher existierenden Sparten so richtig hinein und das ist auch voll beabsichtigt. Als geborene Individualisten ist es uns wichtig, eigenständig zu sein und wer Ingrimm in eine Klassifizierung einsortieren möchte, der muss unsere Alben durchhören und wahrscheinlich eine ganz eigene Schublade dafür aufmachen. Wir schauen einfach gern über den Tellerrand hinaus und experimentieren mit den verschiedensten Einflüssen. Daher werden wir unsere Fans auch bestimmt noch mit der ein oder anderen Überraschung erfreuen können.

HH: Würdest du selbst gern im so oft besungenen Mittelalter leben wollen?

Fenris: Wenn man sich mit dieser Epoche eingehender beschäftigt, stellt man rasch fest, dass sie häufig zu sehr romantisiert dargestellt wird. Große Entdeckungen zu machen oder Abenteuer zu bestehen blieb einigen Wenigen vorbehalten. Für den Rest der Bevölkerung war es eine harte, entbehrungsreiche und oft ungerechte Zeit voller Gefahren.
Wahrscheinlich würde der ein oder andere von uns in dieser Zeit schon zurechtkommen, doch ich sehne mich nicht danach, sämtliche Errungenschaften der Moderne gegen Schwert und Schild einzutauschen, auch wenn in gewissen Situationen dieser Gedanke durchaus mal verlockend wirkt.

HH: Euer bisheriger Weg hat euch auch schon bis in den hohen Norden gebracht. Wie war der Wacken-Gig im letzten Jahr für euch? Man hört ja immer mal wieder, dass speziell die kleineren Bands nicht gerade komfortabel behandelt werden.

Fenris: Für uns gab es dort keinen Grund zur Klage. Wir wurden auf Wacken sehr freundlich und professionell betreut und vom Catering bis zum Bühnensound war alles erstklassig. Dieser Auftritt stellt ohne Frage einen Meilenstein in unserer bisherigen Bandgeschichte dar und wir wären jederzeit zu einer Wiederholungstat bereit.

HH: Was treibt ihr abseits der Bühne? Kannst du dir vorstellen, dass Ingrimm ein Full-Time-Job wird?

Fenris: Fast alle von uns haben nebenher noch Jobs, die irgendwie mit Musik zu tun haben und vom Tontechniker bis hin zum Musiklehrer ist alles dabei. Natürlich hoffen wir, dass Ingrimm weiter wächst und gedeiht und wir irgendwann einmal von unserer Musik ausschließlich leben können, doch bis dorthin ist es noch ein weiter Weg.

HH: Wer wird Fußball-Weltmeister?

Fenris: Ich halte es da ganz mit dem alten Sportlermotto: Dabei sein ist alles und möge der Beste gewinnen.

HH: Danke, dass du dir Zeit für meine Fragen genommen hast, das Schlusswort gehört ganz allein dir.

Fenris: Dann nutze ich diese Gelegenheit, um all unseren Fans und Freunden für ihre treue Unterstützung zu danken. Ohne euch wären wir niemals so weit gekommen. Bleibt wer ihr seid, bewahrt euch die Wut im Bauch und Ingrimm im Herzen! Metal on!

Ray

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