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Interview mit Geist (Bielefeld) (01.05.2009)

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Ich muss zugeben, dass mich das neue Album der Bielefelder Schwarzwurzeln nahezu aus den Latschen gehebelt hat. Galeere ist in jeder Hinsicht eine ausgesprochen interessante Angelegenheit geworden, sei es wegen der unglaublich intensiven und atmosphärischen Musik, der Thematik oder der Aufmachung. Natürlich möchte man so viel wie möglich über die Entstehung und die Hintergründe eines solchen Albums erfahren. Darum stand mir Bassist und Hauptsongwriter Alboin Rede und Antwort.

HH: Hallo zusammen! Vor ein paar Tagen habe ich euer neues Opus Galeere ins Haus bekommen und bin schwer beeindruckt. Was hat euch dazu gebracht, ein Album zu schreiben, das so stark von der hohen See beeinflusst wurde?

Alboin: Den Ausschlag dazu, dass wir ein Album aufgenommen haben, das sich mit dem Meer und seinen verschiedensten Aspekten und Gesichtern beschäftigt, hat vor über zwei Jahren unser Sänger Cypher D. Rex gegeben. Er hat mich darauf hingewiesen, dass schon auf Kainsmal einige maritime Bezüge in den Texten steckten und gefragt, ob wir das nicht ausbauen wollten. Ich fand die Idee inspirierend und habe dann sehr viele Bücher gelesen, Filme und Dokumentationen gesehen, mich gedanklich und emotional mit dem Meer befasst... und das ist dabei herausgekommen.

HH: Bis zur Küste ist es ja von Bielefeld nicht allzu weit - sind denn auch Seefahrer oder Hobby-Segler in eueren Reihen?

Alboin: Hehe, genau genommen sind das schon noch um die 200 km - das nächste Meer ist das Steinhuder Meer, in das aber höchstens ein Flugzeugträger quer passt. Keiner von uns ist jemals zur See gefahren oder kann segeln, was im Grunde genommen schade ist. Bedenken muss man aber auch, dass diese Meeresthematik sehr viel Metaphorisches in sich trägt. Unter diesem Gesichtspunkt muss man das Album auch betrachten - dann ist ein Kapitän auch nicht mehr automatisch ein nautisch Kundiger.

HH: Im Infoschreiben vom Label ist zu lesen, dass es sich Geist zur Aufgabe gemacht hat, den moralischen Verfall des Menschen anzuprangern und ihm in den Texten etwas entgegenzusetzen. Wo ist da die Brücke zum aktuellen Album mit seiner vordergründig maritimen Thematik?

Alboin: Du gibst dir die Antwort fast selbst - es ist eben eine vordergründig maritime Thematik. Die Texte haben außerdem auch noch einen Hintergrund bzw. eine zweite Ebene, auf der man sie lesen kann und sollte. Wer sich die Arbeit nicht machen möchte, kann sie einfach als atmosphärische Schilderungen abtun und vielleicht auch so genießen - wer aber wissen möchte, worum es tatsächlich geht, was mir wichtig ist, was wir als Band vertreten, der muss genau hinschauen und interpretieren. Dann steckt in Galeere sogar mehr von dieser Intention, als das auf Kainsmal der Fall war.

HH: Wenn ihr sagt, dass ihr mit eueren Texten jenem moralischen Verfall etwas entgegensetzen wollt, dann ist das ja ein durchaus positiver und lobenswerter Ansatz. Wie lässt sich diese Absicht denn mit euerer Ausdrucksform, dem Black Metal, vereinbaren? Ich meine der Begriff Black Metal steht doch nicht unbedingt für den Versuch, die Welt ein Stück besser zu machen und gilt statt dessen eher als negativ und boshaft - zumindest ist das ein gängiges Klischee, dem sich auch viele Musiker der Szene anschließen.

Alboin: Es ist eben ein Klischee, und von inhaltlichen Klischees halte ich nichts. Black Metal ist eine freie, individuelle und provokante Ausdrucksform der Musik, und in diesem Sinne ist es mir auch vollkommen egal, was andere Bands glauben, meinen oder tun. Außerdem glaube ich, dass dieses Menschenfeindliche, Unmoralische bei vielen Bands nichts als billiges Image ist. Die meisten Metaller, die ich kenne - und ich kenne einige - sind vollkommen normale Menschen, die an denselben Dingen Spaß haben und dieselben Dinge beschissen finden, wie alle anderen Leute auch - nur, dass sie eben gerne Metal hören. Dieses aufgesetzt Misanthropische von 80% der Black-Metal-Szene kratzt mich schon lange nicht mehr. Wichtiger als meine unpopuläre, dafür aber authentische Meinung zu einem Thema wie Moral ist mir aber, dass unsere Musik atmosphärisch ist. Black Metal muss atmosphärisch sein, das ist für mich der Kern dieser Musik - und das, denke ich, sind wir mehr als sehr viele andere Bands, die irgendetwas über Satan, Nietzsche oder sonst wen verfassen.
HH: Wo würdest du sagen, liegen die musikalischen Wurzeln von Geist? Doch bestimmt ein Stück weit in Norwegen, oder?

Alboin: Ziemlich weit in Norwegen, ja. Mit dieser Musik bin ich aufgewachsen, daran hängt mein Herz, und wenn ich eine Platte von Covenant oder Troll, Emperor, Kampfar, Borknagar, Arcturus, Ulver oder Gorgoroth höre, dann ist das die Atmosphäre, in der ich mich geborgen und wohl fühle, die mir Kraft gibt und mich aus dem Alltag herauszieht. Ich denke, wir kopieren diese Bands nicht, aber wir machen Musik mit einer vergleichbaren Atmosphäre und Intention, das ist durchaus richtig.

HH: Wie funktioniert in euerer Band das Liederschreiben? Gibt es einen kreativen Kopf oder steuert jeder seinen Teil bei?

Alboin: Ich schreibe die Stücke eigentlich zu 99% selbst, ebenso wie die Texte. Wir arbeiten dann zusammen an den Songs, arrangieren vielleicht etwas um, die Gitarristen steuern Soli oder Effekte dabei, unser Keyboarder Faruk hat einige Intros hinzugefügt, unser Drummer spielt die Schlagzeugideen so, wie es seinem Stil entspricht usw. Das Rohmaterial stammt auf diesem Album komplett von mir, aber Galeere würde ohne die anderen niemals so gut klingen, wie es das tut.

HH: Im letzten Stück "Unter Toten Kapitänen" wurden auch einige Sprachsamples verwendet. Woher stammen sie und worum geht's in diesem Titel?

Alboin: Die Samples sind der "Moby Dick"-Verfilmung mit Gregory Peck als Ahab entliehen. Worum es geht, kann man sehr deutlich hören - im Film philosophiert Kapitän Ahab, ein zutiefst verletzter, hoffnungsloser und verbitterter Mensch, über sein oder allgemein das Leben. Was sein Ergebnis ist, kann man nur herauszufinden, wenn man die Samples und das Lied zusammen hört.

HH: Und wer oder was ist Helike? Diesen Namen trägt ja einer euerer Songs...

Alboin: Helike ist eine antike griechische Stadt, die im 4. vorchristlichen Jahrhundert durch ein Unterseebeben, das die Ebene, in der die Stadt lag, hat absacken lassen, untergegangen ist. Im Prinzip eine Art griechisches Atlantis - nur, dass man Helike tatsächlich gefunden und teils bereits ausgegraben hat. Ich kann nur empfehlen, sich mit diesem Thema mal zu befassen, es ist wirklich sehr faszinierend und interessant.

HH: Wird gemacht! Wo wurde denn Galeere produziert? Der Sound passt zu dem Material wie die Faust aufs Auge und erinnert mich auch ein wenig an Helrunars Baldr Ok Iss...

Alboin: Das ist gut möglich, beide Alben sind im selben Studio entstanden - dem Studio E in Mellrichstadt. Markus Stock, der Produzent, liegt geschmacklich und menschlich voll auf meiner Linie, weshalb er auch genau verstanden hat, wie ich mir das Album vorstelle. Wir sind mit dem Ergebnis auch wirklich sehr sehr zufrieden.

HH: Was bei Galeere das Gesamtbild abrundet ist das stimmungsvolle Artwork und auch die Promo-Fotos der Band machen richtig was her. Inwiefern wart ihr in diese Sache involviert? Habt ihr vorgegeben, wie das alles am Ende aussehen soll oder hattet ihr da professionelle Unterstützung?

Alboin: Die Idee für das Artwork haben wir grob vorgegeben, umgesetzt hat das Lukasz Jaszak, der Grafiker von Prophecy Productions. Das Ergebnis ist wirklich fantastisch, ich bin schon sehr gespannt, wie dieses Cover auf einer LP wirken wird. Die Fotos haben wir in einem kleinen Fotostudio hier in der Nähe geschossen, das Konzept dafür stammt von uns. Fertig bearbeitet hat sie ebenfalls Lukasz. Wir haben bei allen Dingen volles Mitspracherecht, werden aber hier und da auch gut beraten oder gezügelt, was bei meinem manchmal etwas hitzigen Wesen auch ganz sinnvoll ist, hehe.

HH: Der Festival-Sommer steht vor der Tür - ich hoffe doch, dass auch ein paar Live-Auftritte auf dem Programm stehen... am besten im schönen Bayern. Wie sieht's damit aus?

Alboin: Ich kann dir Ulm und Pforzheim anbieten, am 23. und 2. Mai. Oder du kommst nach Bad Salzuflen (bei uns in der Nähe, wo man die Seeluft beinahe schon riechen kann), wo wir am 9. Mai unsere Releaseparty veranstalten. Mehr ist bislang nicht geplant, wir können und wollen allerdings auch gar nicht so viele Konzerte spielen. Vielleicht kriegen wir noch einen Festivalauftritt im Sommer, für den Herbst haben wir ein paar Ideen zu einer kleinen Tour. Fest ist da aber noch nichts. Uns ist wichtiger, dass ein Konzert etwas Schönes und Besonderes ist, als dass wir jedes Wochenende irgendwo spielen.

HH: Ein Album wie Galeere schreit förmlich danach, das Bühnenbild entsprechend zu gestalten. Ist hier irgendetwas Besonderes geplant?

Alboin: Komm' vorbei und schau es Dir an. Ich kann aber so viel verraten: ja, das Konzept haben wir natürlich im Bühnenbild umgesetzt, und zwar sehr atmosphärisch und mit Reizen für mehr Sinne als nur den Hörsinn. Ich hoffe, es ist sehenswert.

HH: Das klingt schon mal gut! Bleibt nur noch die Frage, ob ihr auf eueren Konzerten dann Bier oder doch lieber Rum aus dem Fass ausschenkt?

Alboin: Wir haben auf dem Rider stehen, dass hinter den Locations eine künstliche Sandinsel aufgeschüttet werden muss, in der die Konzertbesucher dann nach Getränken graben müssen. Die Bar wird mit Palmenwedeln belegt und dann angezündet. Wer sich wehrt, wird mit dem Tourbus kielgeholt.

HH: Ja ja. Ich sage danke für das Interview. Die letzten Worte gehören dir.

Alboin: Ich habe zu danken. Hört euch das Album an. Wirklich.

Dagger

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