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Interview

Interview mit Perzonal War (26.06.2008)

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Bereits mit When Times Turn Red haben Perzonal War ein erstklassiges Album abgeliefert und ihren Status in der deutschen Thrashszene gefestigt. Mit dem aktuellen Silberling verfeinern die Jungs nun ihren Stil und machen zugleich einen weiteren großen Schritt nach Vorne. Leider mussten die Perzonals zum Release der neuen Scheibe aber auch einen personellen Aderlass hinnehmen, da der langjährige Gitarrist Sascha die Band verließ. Dazu und zu vielen anderen Dingen gab Sänger und Gitarrist Metti nun bereitwillig Auskunft.

HH: Servus. Erstmal Gratulation zu eurem neuen Album - ist ein ziemliches Brett geworden und ich bin restlos begeistert. Wie ist euer persönlicher Eindruck von Bloodline? Ist es das geworden, was ihr erwartet habt oder habt ihr schon ein paar Dinge gefunden, die euch nicht so gut gefallen und die ihr im Nachhinein verbessern würdet?

Metti: Erstmal herzlichen Dank für dein Kompliment... das hört man gerne. Natürlich sind wir momentan noch sehr von der Scheibe überzeugt. Bloodline repräsentiert Perzonal War im Jahre 2008 und ich denke uns ist eine Top-Scheibe gelungen. Natürlich bist du nie 100%-ig zufrieden, aber das hat letztendlich auch ein Gutes. Wenn man zu selbstverliebt an die Sache rangeht, ist eine gesunde Weiterentwicklung ja kaum möglich. Jede Scheibe präsentiert den jeweiligen Standpunkt einer Band. Zwei Jahre später kann und sollte es in meinen Augen aber auch wieder anders aussehen.

HH: Wie schätzt ihr die Erwartungshaltung der Fans ein?

Metti: Ich denke, dass die meisten, die unsere vorherigen Alben mögen auch mit der neuen Platte etwas anfangen können. Wir haben uns weiterentwickelt - allerdings in einem Rahmen, der in meinen Augen völlig nachvollziehbar ist. Wir haben unsere Roots beibehalten und uns dennoch nach links und rechts orientiert, was für mich einfach frischen Wind und eine gehörige Portion Eigenständigkeit in unseren Sound bringt. Natürlich gibt es Leute, die die modernere Ausrichtung nicht mögen, aber daran sollte man sich nicht stören. Letztendlich kann man es nicht jedem recht machen und die Hauptsache ist, dass wir als Band 100%-ig hinter dem Produkt stehen. Für mich persönlich bedeutet Bloodline jedenfalls einen großen Schritt in die richtige Richtung.

HH: Von dem, was zu euch durchgedrungen ist in den ersten Tagen nach der Veröffentlichung, wie sind die Reaktion seitens Presse und bei den Fans ausgefallen?

Metti: Bisher können wir uns absolut nicht beschweren. Die Reviews sind bis auf wenige Ausnahmen absolut top und auch die Reaktionen der Fans sind wirklich super. Natürlich gibt es auch einzelne negative Reaktionen, in denen sich die Leute über die etwas modernere Ausrichtung aufregen, aber ich denke, es ist besser, wenn es die Leute aufregt, als wenn's keinen interessieren würde. *lacht* Das zeigt uns, dass sich die Leute auf jedem Fall mit dem Thema Perzonal War befassen und uns nicht als Wald-und-Wiesenband abtun, die eh nix zu bieten hat.

HH: Wo liegen die größten Veränderungen zwischen When Times Turn Red und Bloodline in deinen Augen?

Metti: Bei When Times Turn Red haben wir sehr darauf geachtet, den Metallica-Ballast über Bord zu werfen. Die Scheibe sollte rau und ungehobelt klingen, sowohl was Produktion und Songs angeht. Beim neuen Album haben wir ein wenig mehr experimentiert. Die Songs sind teilweise wieder komplexer, etwas länger und die Hälfte der neuen Nummern sind noch mal einen Ganzton tiefer gestimmt. Grundsätzlich sind wir diesmal völlig entspannt an die neuen Songs rangegangen, weil wir mit der letzten Scheibe schon bewiesen haben, dass wir Songs fern ab vom Metallica-Style schreiben können. Wir haben also ganz ungezwungen das gemacht worauf wir Bock hatten. Dass wir diesmal auch mit Samples gearbeitet haben, hat sich einfach ergeben, weil die Songs genug Spielraum dafür boten. Letztendlich würde ich sagen schauen wir mit dem aktuellen Album noch ein wenig mehr über den Tellerrand, als wir es schon mit der When Ties Turn Red gemacht haben. Unserem Stil sind wir aber dennoch treu geblieben.

HH: Ihr könnt mit einer Vielzahl an Gastmusikern aufwarten. Wie kommt es zu diesen Kooperationen und habt ihr schon mal schlechte Erfahrungen damit gemacht?

Metti: Um ehrlich zu sein sind wir sehr stolz diese Latte an klasse Musikern mit auf dem Album zu haben. Für uns ist das schon ein kleiner Ritterschlag. Alle beteiligten Musiker haben sich wirklich sehr viel Mühe gegeben und aus Spaß an der Musik und Freundschaft zu uns mitgemacht. Das ist schon ein cooles Gefühl, denn jeder der Beteiligten spielt für uns auf persönlicher und/oder musikalischer Hinsicht eine große Rolle. Schlechte Erfahrungen hatten wir überhaupt nicht. Da wir die Scheibe ja ein wenig verzögert an den Start gebracht haben, haben wir uns einfach überlegt, wie wir die Zeit bis zum Release sinnvoll nutzen können. Also kam uns die Idee mal nachzufragen, ob Interesse besteht und schwupps... hatten wir die Gäste zusammen.

HH: Leider hat euch ja Sascha verlassen. Kannst/Willst du uns die Gründe dafür verraten?

Metti: Klar, das ist kein Geheimnis. Leider hat dem Sascha irgendwie der Pfeffer gefehlt und die Leidenschaft bei Perzonal War zu zocken ist einfach nicht mehr da. Das ist sehr schade, denn immerhin haben wir fast zwölf Jahre zusammen musiziert und auch auf persönlicher Ebene hat Saschas Ausstieg ein großes Loch ins Bandgefüge gerissen. Man muss dazu sagen, dass wir immer noch dicke Freunde sind. Wir sind froh, dass Sascha so offen zu uns war uns reinen Wein einzuschenken.

HH: Wie überraschend kam diese Trennung für euch? Hatte sie Auswirkungen auf den Entstehungsprozess von Bloodline?

Metti: Wirklich überraschend kam der Ausstieg nicht. Auch wenn wir keine konkreten Probleme untereinander hatten, hat man schon gemerkt, dass Sascha nicht mehr 100%-ig bei der Sache ist. Besonders live haben wir das intern gemerkt. Den Entstehungsprozess der Platte hat das allerdings nicht beeinflusst, weil Martin und ich für den Großteil der Songs verantwortlich waren. Das war auch bei den vorherigen Alben der Fall. Dennoch hat Sascha den Perzonal War-Stil stark mitgeprägt und auch seine Solos waren immer ein wichtiger Bestandteil bei uns. Wie schon gesagt; wir wünschen Sascha alles Gute für die Zukunft und hoffen, dass wir weiterhin so gut parat kommen wie bisher.

HH: Wie geht es jetzt in den nächsten Wochen bei euch weiter im Hinblick auf Konzerte, Tour und Line-Up?

Metti: Unsere neuen Leute Björn und Daniel sind absolute Top-Musiker und obendrein auch menschlich 100%-ig auf unserer Wellenlänge. Die ersten Gigs in neuer Besetzung haben wir schon gespielt und es fühlt sich verdammt gut an. Das ist das Wichtigste. Den kommenden Gigs steht also nix im Wege und ich denke, der frische Wind tut uns im Nachhinein ziemlich gut.

HH: Welchen Eindruck hast du von der deutschen Thrash-Szene?

Metti: Natürlich gibt es in Deutschland eine Menge wichtiger Bands und alteingesessene Größen wie Destruction, Kreator, Sodom oder Tankard mischen ja immer noch international ganz oben mit. Was die kleineren Acts angeht gibt es mit Delirius, Courageous oder Contradiction auch ein paar klasse Bands. Grundsätzlich würde ich aber die amerikanischen Acts als größeren Einfluss für uns bezeichnen. Aus dieser Ecke kommen wir und das ist der gemeinsame Nenner mit dem wir bandintern auch alle was anfangen können.

HH: In allen möglichen und unmöglichen Magazinen wird das Motto Thrash 'Till Death propagiert und die Plattenfirmen nehmen unzählige Newcomer im Thrash-Genre auf. Wie stehst du dazu: Hältst du das für einen Hype oder ist das normal? Was wird in den nächsten Jahren im Thrash-Segment geschehen?

Metti: Den großen Thrash-Hype wird es glaube ich nicht mehr geben. Ganz ehrlich verstehe ich teilweise diese Lobeshymnen auch nicht, mit denen einige Bands abgefeiert werden. Letztendlich ist das nun mal Business.
HH: Die Vergleiche mit Metallica wurden euch in den letzten Jahren immer und immer wieder um die Ohren geschlagen. War das nervig für euch oder anspornend? Wie seid ihr damit umgegangen?

Metti: Nun ja, anfangs sahen wir den Vergleich schon als großes Kompliment an. Immerhin sind Metallica nun mal DIE Band, wenn es um Metal geht. Allerdings nervt es auf Dauer darauf reduziert zu werden. Wir sind eine eigenständige Band und wollen auch als diese wahrgenommen werden. Speziell mit der When Times Turn Red-Scheibe haben wir versucht alles was an Metallica erinnern könnte über Bord zu werfen. Das wurde glücklicherweise von Fans und Presse ebenfalls bemerkt. Dennoch ist es verdammt schwer diesen Stempel los zu werden. Klar: In den Anfangstagen haben wir ja auch selbst noch kräftig dazu beigetragen. Sieht man sich aber mal die Entwicklung von Scheibe zu Scheibe an, sollte man auch als tauber Metaller hören, dass sich da so Einiges an unserem Sound getan hat.

HH: Wie motivierst du dich, wenn es musikalisch mal nicht rund läuft? Was ist dein großer Anker?

Metti: Eigentlich gab es bisher keine wirkliche Phase, in der es musikalisch nicht rund lief. Natürlich gibt es mal Durchhänger oder auch die Line-Up-Wechsel waren ein wenig ernüchternd. Aber das Positive beim Musizieren ist ja nun mal, dass man diese Emotionen wieder prima in den Songwriting-Prozess mit einbeziehen kann und da ist es manchmal gar nicht so verkehrt, wenn's mal nicht so gut läuft. Um eine harte Nummer zu kreieren, muss man ja nun mal auch in der richtigen Stimmung sein. Für mich dient die Band immer mehr dazu Dampf abzulassen. Job, Familie und generelle Verpflichtungen sind dann für eine gewisse Zeit außen vor. Und da würde ich eher sagen, dass die Band der Anker ist wenn's allgemein mal nicht so gut läuft.

HH: Wenn du dir Bloodline anhörst, was ist dein Lieblingssong auf dem Albums und warum?

Metti: Mein Favorit ist "This Dead Meaning". Ich finde den Song sehr ausdrucksstark, er besitzt eine verdammt geile Hookline und groovt wie die Hölle. Für mich eine super Kombi aus Härte und Melodie. Und da das Ganze recht modern kommt aber nicht trendy wirkt finde ich, dass die Nummer eine sehr runde Sache geworden ist. Mein Favorit von When Times Turn Red ist übrigens "5 More Days", der in eine ähnliche Richtung tendiert.

HH: Was ist dein persönlicher größter Wunsch für dich und die Band?

Metti: Natürlich wäre es klasse mit Perzonal War noch ein paar coole Jahre zu haben. Es wird immer schwieriger auf dem Musikmarkt Fuß zu fassen und sich zu etablieren. Den großen Durchbruch haben wir nicht geschafft, dennoch haben wir bei vielen den Status des ewigen "Geheimtipps" und immerhin sind wir jetzt schon lange am Ball und ziehen unser Ding durch. Wenn wir mit Perzonal War die großen Festivals beackern könnten und noch drei oder vier geile Support-Touren an den Start bringen könnten, wären wir sehr froh. Das Beste an der Band sind letztendlich die kleinen individuellen Freuden: Man zockt mit den eigenen Lieblingsbands, lernt coole Leute kennen und hat die Möglichkeit sich selbst zu verwirklichen. Wenn noch ein bisschen Asche bei rumkommen würde, wäre das natürlich klasse. Letztendlich können wir aber machen was wir wollen ohne finanziell von Perzonal War abhängig zu sein und das wiederum ist ein Privileg, was viele Bands nicht haben.

HH: Die letzten Worte...

Metti: Ich danke dir für das Interview und hoffe, man sieht sich mal wieder. Alle die, die es interessiert: Hört doch mal bei MySpace in die neuen Nummern rein. Und wenn es euch gefällt, ab in den nächsten Plattenladen eures Vertrauens... Haut rein und viele Grüße von den Perzonals.

JR

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