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Interview

Interview mit Eisregen (15.11.2005)

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Nachdem Eisregen dieses Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum und dazu auch eine Jubiläums-CD Hexenhaus heraus gebracht hat, nutzte ich die Chance mit Frontmann und Sänger Michael Roth ein kurzes Exklusivinterview für unsere Hevyhardesleser zu machen.

HH: Hallo Michael. Wie würdest du Eisregen Leuten beschreiben, die Eisregen nicht kennen?

Michael: Jemand der selber jeden Tag mit dieser Musik zu tun hat, dass jemand Anderem zu beschreiben ist immer etwas schwierig. Eisregen ist auf alle Fälle eigenständige, extreme Musik mit recht radikalen Texten. Zusammengestückelt aus Black-, Deathmetal, Gothic und noch ein paar anderen Zutaten. Wer damit was anfangen kann, der wird auch Gefallen an Eisregen finden.

HH: Wie kam es zur Bandgründung?

Michael: Das hat sich eher so ergeben. Die Anfangsbesetzung war ich und unser Keyboarder DF und wir haben dann nach und nach noch ein paar andere Leute gefunden, die mit Musik gemacht haben. Am Anfang ist es immer so, dass sich das Karussell öfter dreht und sich so nach und nach die Besetzung findet. Die über Jahre hinweg aktiv war. Mit Yantit an den Drums und Bursche an der Gitarre, das war eigentlich schon so ziemlich die Anfangsbesetzung und die hat eigentlich schon die zehn Jahre Bestand gehabt.

HH: War habt ihr euch den Namen Eisregen gegeben?

Michael: Das rührt aus einem persönlichen Erlebnis. Ich war mal recht spät mit dem Auto unterwegs und bin mit recht defektem Motor und Scheibenwischern in einen Eisregen gekommen. Das hat ganz unterschwellig mit Gefahr zu tun. Das fand ich für unsere Musik sehr gut.

HH: Wie kommt man auf Songs wie z. B. "1000 tote Nutten"?

Michael: Tja, wie kommt man auf so was?! (lacht) "1000 tote Nutten" hat auf alle Fälle einen etwas ernsteren Hintergrund. Ich habe den Titel recht plakativ gewählt muss ich sagen. Der Hintergrund des Liedes ist eben eine Kritik an der vorherrschenden Medienlandschaft in Deutschland. Und zwar im Besonderen mit diesem ganzen Reality-TV und TV-Talkshows die nachmittags über den Bildschirm flimmern. Wenn man da so durchzappt wird einem nur schlecht. Und die Idee hinter dem Lied war: wenn ein total durchgedrehter Serienkiller den Kontakt zum Fernsehen oder zu den Medien im Allgemeinen sucht, der würde auf alle Fälle mit Kusshand aufgenommen werden. Der Serien-Killer ist extrem krass und hat sich als Lebensziel in den Kopf gesetzt 1000 Prostituierte umzubringen und kokettiert halt mit der Medienlandschaft. Wenn das nämlich wirklich so wäre, würde er von Programm zu Programm durchgereicht und hätte auf alle Fälle die Möglichkeit, seine Ideen im Fernsehen publik zu machen.

HH: Schreibt ihr die Texte zusammen oder schreibst du alleine?

Michael: Die Texte sind komplett meine Sache. Die schreib ich auch alleine.

HH: Eisregen hat auch zensierte Lieder.

Michael: Stimmt. Wir hatten in der Vergangenheit Probleme mit bestimmten Ämtern, die unser zweites und viertes Album zensiert haben. Und wenn ein Gig erst ab 16 Jahren frei ist oder gar ohne Alterskontrollen durchgeführt wird, dann können wir manche Lieder nicht mit Text spielen. Da besteht nur die Möglichkeit die Beats anzuspielen und das Publikum mal machen zu lassen.

HH: Habt ihr schon mal Strafe zahlen müssen?

Michael: Wir halten uns da schon an die "Regeln". Damit wir uns nicht das Genick dafür brechen. Das wären zum Teil Summen die in den fünfstelligen Bereich gehen, dass ist uns die Sache dann auch nicht wert.

HH: Was hat Eisregen für einen musikalischen Hintergrund? Was wollt ihr rüberbringen? Ihr seid ja wahnsinnig provokant.

Michael: In erster Linie bin ich seit unzähligen Jahren sehr großer Horror- und Splatterfan. Und das mit der eigenen Musik zu verbinden ist eigentlich das Nahe liegendste, da es in den eigenen Interessenbereich reinfällt. Und ich versuche halt immer möglichst eigenständige Geschichten zu erzählen. Bei solchen Geschichten wie z. B. "Muttermord" spielt auch die Realität eine große Rolle. Und da werden auch die Bezüge zum realen Leben sehr deutlich. Aber größtenteils sind es fiktive Horrorgeschichten, die meiner Unterhaltung dienen und denen der Zuhörer.

HH: Hexenhaus ist ja euer Jubiläumsalbum. Leider sind nur acht Songs drauf. Warum nur so wenige?

Michael: Es ist als Mini-CD gedacht. Mit 30 Minuten Spielzeit ist es schon ganz gut. Aber die Idee war eben, dass wir zu unserem Jubiläum den Fans schon mal was bieten können bis unsere neue Scheibe Menschmaterial erscheint. Die wäre zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig gewesen. Und wir haben praktisch schon ein paar Songs, die dafür geplant waren, für Hexenhaus genommen. Die auch exklusiv drauf bleiben. Nach der Tour, die im Januar ansteht, werden wir im Februar uns wieder verstärkt die Zeit nehmen und weiter für Menschenmaterial komponieren.

HH: Im Booklet wurden leider nur zwei Texte abgedruckt. Warum wurde der Rest nicht abgedruckt?

Michael: Das wurde gemacht, dass krassere Texte wie z. B. "1000 tote Nutten", obwohl dieser Text sehr kritisch ist, nicht in die Hände von Prüfern fällt. Denn mit diesem Lied ist die Gefahr wieder groß, dass diese Leutchen wieder eine Zensur aussprechen. Das ist also nur eine Selbstschutzmaßnahme.

HH: Warum wurde "Lilly Marleen" von euch neu aufgenommen?

Michael: Ich hatte als Kind eine sehr enge Beziehung zu diesem Lied. Das ist in meinem Elternhaus ziemlich oft gelaufen und ich finde auch den Text sehr schön. Man muss auch ein bisschen den Hintergrund des Liedes kennen. Es war halt in schweren Zeiten ein Lied das den Deutschen immer Hoffung verbreitet hat. Gerade so ein wichtiges deutsches Liedgut mit einer eigenen Version zu versehen das war der Hauptgedanke dahinter.

HH: Was war bisher dein coolstes Konzerterlebnis?

Michael: Am schönsten finde ich die Reaktionen von wirklich extremen Fans. Da wundert man sich schon manchmal was den Köpfen der Leute so vorgeht. Es gab schon Leute die wollten sich die Autogramme in den Arm eingeschnitten haben. So richtig mit Cuttermesser. Das ist uns nicht nur einmal passiert. Das ist schon ziemlich erstaunlich. Auf der letzten Tour hat sich ein Pärchen aufgeschnitten während des Konzerts. Und das sind schon so Sachen wo man sich fragt, warum die Fans noch extremer sind als die Band die auf der Bühne steht. So was finde ich halt interessant zu beobachten. Wenn das den Leuten selber Spaß macht ist das auch OK.

HH: Was ist nach zehn Jahren Eisregen dein persönlicher Lieblingssong?

Michael: Das wechselt ständig. Die Lieder die ich gerade aktuell schreibe sind mir meist lieber als alte Songs. Das ist bei mir zumindest so wenn ich das Hauptaugenmerk auf ältere Sachen legen würde, wäre ich auch nicht besonders kreativ. Es gibt auf jedem Album schöne Lieder.

HH: Was hörst du sonst so privat?

Michael: Ich muss sagen, dass ich in den letzten Jahren relativ wenig Musik gehört habe. Ich war früher fanatischer CD-Sammler, aber wenn man auf einem bestimmten Niveau selbst Musik macht, dann ist es schwierig sich in andere Bands und Musikrichtungen hineinzuversetzen, weil wir machen genau die Musik, die uns selbst am meisten interessiert und auch die Texte die ich am faszinierendsten finde. Das ist schwierig auf andere Bands zu übertragen. Ich mag auf alle Fälle noch die alten Klassiker z. B. Slayer, also hauptsächlich Bands aus dem Black- und Deatmetalbereich. Das sind dann schon Sachen, die teilweise ein paar Jahre auf dem Buckel haben.

HH: Was machst du im "realen Leben" noch beruflich oder bist du schon nur noch der Musik verschrieben?

Michael: Also ich mache noch Eisblut nebenbei und bin nach wie vor noch als Drucker tätig.

HH: Ihr seid mit Leib und Seele Thüringer. Was muss man in Thüringen unbedingt mal gesehen haben?

Michael: Erfurt - den Dom (gerade zur Weihnachtszeit, den Weihnachtsmarkt) oder auch die Wartburg. Also schön Urlaub machen und Zeit mitbringen!

HH: Hier ein paar Stichpunkte - sag mir einfach was dir spontan dazu einfällt:

Geld

Michael: Ist wichtig

HH: Kanzlerin Merkel

Michael: Ist mir unsympathisch. Was ich so in den Medien mitbekomme, würde ich sie nicht zu meinem Freundeskreis zählen wollen.

HH: Religion

Michael: Für mich eher unwichtig. Einige Leute hängen dran, mir gibt sie nichts.

HH: Drogen

Michel: Muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich lehne Drogen auf alle Fälle ab!

HH: Castingshows

Michael: (lacht) Das ist eigentlich ein Verbrechen! So bewusst zu versuchen sich bestimmten Gruppen anzubiedern ist einfach nur widerwärtig. Und das schlimme ist, dass sich so viele Leute dafür begeistern können.

HH: Sex

Michael: Das ist auf alle Fälle ein sehr schönes Thema. Gehört aber nicht in so ein Interview. Paar Ansichten darüber hab ich ja schon in meinen Songs verarbeitet (lacht)

HH: Dein letztes Wort...

Michael: Auf alle Fälle möchte ich mich bei den Fans, die uns bisher die Treue gehalten haben bedanken. Das ist schon sehr schön und wichtig für eine Band, was die Musik für Reaktionen hervorruft. Und wer uns noch nicht kennen sollte, sollte unbedingt die Chance wahrnehmen in unser Material reinzuhören. Es kann nicht verkehrt sein! Dem Einen wird es gut gefallen und die Anderen werden es ablehnen. Mit dieser Situation leben wir schon seit zehn Jahren.

HH: Vielen Dank für das Interview.

Tine

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