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Interview mit Primal Fear (04.08.2005)

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Durch die kurzfristige Verschiebung sämtlicher Startzeiten beim zweiten Tag des Earthshaker Fests, die auch die Bands ins Schleudern brachte, hatten wir den Gig von Primal Fear leider verpasst. Um so besser, dass wir alte Metal-Zeitschriften aus den 80er dabei hatten - vor allem Tom brach in wahre Begeisterungsstürme aus und erzählte uns dabei die ganze History von Primal Fear...

HH: Als wir heute morgen angekommen sind, waren wir ein wenig durcheinander wegen der Reihenfolge, da hat sich ja einiges verschoben, oder?

Stefan: Ja, das haben wir heute morgen erst erfahren. Wir sind um 10 Uhr losgefahren, dann wurden wir angerufen, dass wir 45 Minuten früher spielen sollen, das war dann ein bisschen hektisch, weil die ganze Pufferzeit aufgebraucht war. Hätte auch schiefgehen können, wenn wir in einen Stau gekommen wären. Warum es verschoben wurde, wissen wir nicht genau, es heißt ja, dass Manowar jetzt länger spielen wollen, drei Stunden, deswegen wurde alles nach vorne geschoben.

(Tom kommt dazu, schnappt sich den Metal Hammer, den wir mitgebracht haben.)

Tom: He, ist das ein alter Metal Hammer? Das ist ja krass! Eine Review von Dangerous Charm (Sinner-Album von 1987)!

HH: Das wollten wir vorhin Matt Sinner zeigen, aber der ist dann weggelaufen...

(Tom blättert den alten Hammer durch...)

Tom: Das ist ja unglaublich, damals war ich noch gar nicht dabei, aber den Song "Everybody Needs Somebody", den hab ich damals geschrieben, für meine Band. Matt hat das produziert, und hat mich gefragt ob er das auf seine Platte bringen kann. Das ist aber nicht das echte Cover, oder?

HH: Nein, das sieht ganz anders aus, die hatten damals oft nur Platzhalter.

Tom: Auf der Tour habe ich aber schon mitgespielt, im Dezember bin ich zu Sinner gekommen, und dann hab die Tour gespielt.

HH: Da hab ich Euch gesehen..

(Diskussion wo dieser Gig wohl gewesen sein mag. Tom wirft Fulda in die Runde, ich bin skeptisch, kann mich nur noch an eine winzige Halle erinnern. Die Antwort bringt - dann wieder zu Hause - die natürlich aufgehobene Konzertkarte: Kulturhalle Schaafheim beim Schaafheimer Rockfasching 1988. Eintritt: 16 Mark. Jawoll!)

Tom: Da hab ich glaube ich sogar noch ein T-Shirt daheim von dieser Tour. War meine erste Tour! Wann war denn das, 1988? Am 1. Januar habe ich damals grade meinen Zivildienst angefangen...

HH: ...und wir unser Abi gemacht. Zurück zu heute, ihr wart ja massiv früher dran als geplant. 45 Minuten, deshalb haben wir euch verpasst. Wie war der Gig?

Stefan: Der Gig war gut, hat Spaß gemacht, vom Sound her war's auch recht gut. Der Auftritt war auch recht gut besucht. Obwohl uns wohl einige verpasst haben, war vor der Bühne einiges los, wir sind zufrieden so weit.

HH: Wir haben "Metal Is Forever" wenigstens noch von hinter der Bühne gehört... Wie gefällt Euch die Atmosphäre beim Festival?

Stefan: Gefällt uns sehr gut, wir haben von den anderen allerdings nicht viel mitbekommen, es ist hier ein relativ großer Backstage Bereich. Aber insgesamt ist es ein gutes Festival, gut organisiert, macht Spaß.

Tom: Gestern abend war's schweinekalt! Jetzt im Sommer, auf den Festivals, da triffst du natürlich viele Bands. Grade letzte Woche haben wir mit Destruction und Hypocrisy gespielt, das ist wie ein große Familie. Klar gibt es auch da immer Leute, die man nicht ganz so mag, aber wir sind einfach Jungs, die Musik machen und ein bisschen anders aussehen als die normalen Bürger. Aber alle die da mit von der Partie sind haben auch einen Intellekt und wissen, was sie so sagen.

HH: Kannst Du mit Musik in der Art von Hypocrisy was anfangen?

Tom: Ich höre ja nicht nur Metal, ich höre alles von Country bis hin zu Urban, im Metal auch mal Pantera, auch mal neue Sachen wie Premium, auch Sachen wie Hypocrisy, Dimmu Borgir und Children Of Bodom. Ich höre mir alles quer Beet an, es gibt dann Sachen, die gefallen mir mal besser und mal weniger gut. Wenn du alles hörst, kannst du dich selbst entscheiden. Hypocrisy haben Songs, die sind weniger gut, aber auch Sachen die mir richtig gut gefallen, auch einzelne Parts die mir sehr gut gefallen.

HH: Was sind Eure hauptsächlichen Einflüsse?

Stefan: Ich bin natürlich groß geworden mit Bands wie Metallica, Judas Priest, dann auch härtere Sachen wie Slayer. Später kam dann Faith No More dazu, auch Clawfinger finde ich gut, das sind meine Vorbilder. Clawfinger sind auch bei Nuclear Blast...

(Tom blättert immer noch fasziniert im Hammer. )

HH: Zu der Zeit warst Du aber noch nicht bei Sinner, oder?

Tom: Nein, ich bin seinerzeit für Andy eingestiegen, wir sind vor meiner Haustür gehockt und er hat mich gefragt, ob er bei Udo einsteigen soll. Udo macht was Neues, sagte er, und ich hab gesagt klar, das wär' nicht schlecht. Ich hätte nicht gedacht, dass ich dann mal der Nachfolger von Andy bei Sinner werden soll, aber so hat sich das dann ergeben... den Matt kannte ich ja schon ewig, wir haben im Vorprogramm von Sinner gespielt, er hat unsere Demos produziert. Wir waren auch privat immer unterwegs, aber ich hätte nie gedacht, dass ich mal bei Sinner spiele, obwohl wir uns seit 1985/86 schon kennen.

HH: Wie geht das eigentlich zusammen, zwei Bands nebeneinander, wie wird das praktiziert?

Tom: Bei mir geht das ja auch. Wir haben das mit Primal Fear ja vor allem wegen dem Ralf angefangen, es war dann relativ spektakulär wie das eingeschlagen hat, wir haben damit gar nicht gerechnet. Angefangen hat das, als sich Ralf für den Judas Priest Sänger-Posten beworben hat, er war auch unter den letzten drei. Er hat eine Band gehabt, die hieß Just Priest, die haben Priest-Cover gespielt, damit er die Songs üben konnte. Die hatten einen Gig, aber an dem Tag hat der Gitarrist geheiratet, dann haben die mich gefragt, ob ich da mitspielen würde - ich bin großer Priest-Fan, also hab ich gesagt: mach ich. Dann kam der Basser und meinte, der Gitarrist sei sein bester Freund, wenn der heiratet, müsse er dabeisein. Dann hatte die Band keinen Basser, also hab ich Matt gefragt, ob er Lust hat, ein paar Nummern zu spielen. Dann hat sich herausgestellt, dass der Ralf im selben Ort wohnt wie wir, in Esslingen...

HH: ...bei der Sammlerecke! Da gibt's die guten Comics...

Tom: ...dann war die Frage, warum wir nicht was zusammen machen. Dann haben wir uns zusammen gehockt und ein Demo gemacht. Das war eher eine Spaß-Sache, wir haben 'nen alten 80er-Jahre-Metal gemacht - uns hat's gefallen, aber wir hätten nie gedacht, dass wir damit so erfolgreich sein würden. Dann kam die Platte heraus, und auf einmal waren wir in den Charts, dann durften wir die fetten Festivals spielen, so hat das angefangen. Das war nie kommerziell motiviert, so nach dem Motto "Der Gamma Ray Sänger und die Sinner Leute", so eine Super-Group, nein, wir haben das einfach gemacht, weil wir Bock hatten, so hat sich das ergeben... wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

HH: Ja, die 80er-Jahre-Bands kommen ja zurück...

Tom: ...unsere Platte war ja schon 1996/97, da war davon noch nichts zu spüren. Aber wir hatten das Glück, dass kurz zuvor Hammerfall rauskam, vorher war ja True Metal völlig tot - wir haben gedacht, wenn wir nur einen Plattenvertrag bekommen, freuen wir uns kaputt, dann kamen Hammerfall und True ging ab ohne Ende. Auf einmal bekamen wir den Vertrag, und dann kam der Anruf: "Ihr seid in den Charts, auf Platz 48!" Wir dachten, das kann ja nicht wahr sein, dann ging das Knall auf Fall, nur fette Festivals, Dynamo, Wacken, With Full Force, Monsters of Rock, mit Hammerfall selbst auf Tour...

HH: Beruht der Erfolg der Platte auf Mundpropaganda, oder hat die Plattenfirma die Scheibe ordentlich promotet?

Tom: Wir waren einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Wenn wir die Platte jetzt rausbringen würden, würde das vielleicht keinen interessieren.

Stefan: Klar war auch der Faktor im Spiel, dass bekannte Leute dabei waren, Matt, Ralf, das hat auch geholfen. Wir waren bei der aufkommenden Welle gleich am Anfang mit dabei, das war Glück.

HH: Ihr habt zu "Metal Is Forever" auch ein Video gemacht, hat Euch das weiter nach vorne gebracht?

Stefan: Auf die Verkaufszahlen wirkt sich das schon aus, es ist sehr schwierig, überhaupt in die Sender rein zu kommen. Du musst schon froh sein, wenn sie dich mal für zwei, drei Wochen spielen, auch wir liefen ja nicht wochenlang, das war nur für kurze Zeit, und dann halt immer nachts um elf... aber Viva und MTV ist eben auch ziemlich vorbei an dem, was die Leute wirklich hören und sehen wollen...
Da werden Metal-Sachen überhaupt nicht berücksichtigt, die gehen immer nur in eine Richtung. Der klassische Metal wie wir ihn machen ist da unterrepräsentiert.

HH: Um so bemerkenswerter ist der kommerzielle Erfolg, da Metal von den Massenmedien ja nach wie vor ignoriert wird...Wie siehst du diesen ganzen Reunion-Zirkus mit Priest und Sabbath und anderen? Ist das gut, oder sollte man davon die Finger lassen?

Stefan: Das kommt drauf an, wenn das Ergebnis positiv ist und die Band es ehrlich meint, und wieder Lust hat zusammen zu spielen, dann passt das. Aber wenn nur das musikalische Ergebnis gut ist, aber die Leute sich am liebsten die Köpfe einschlagen würden, dann ist das natürlich weniger gut. Wenn eine Band ihren Zenit überschritten hat und nur noch ein Abklatsch von sich selbst ist, dann sollten sie das Bild in den Köpfen nicht zerstören.

Tom: Viele hatten halt mal Erfolg, dann sind sie rumgedümpelt, dann kam irgendwann das Angebot, wie wär's mit 'ner Reunion. Schau Dir nur mal Mötley Crüe an, Nikki Sixx hatte die Brides of Destruction, da ging nix, Vince Neil war solo, da ging auch nix, da ist es ganz einfach, komm wir machen 'ne Reunion, spielen die großen Hallen und kriegen fette Gage. Ob die sich privat mögen oder nicht, das ist völlig egal. Bei uns ist das anders, wir kommen privat gut klar, ich könnte das nicht, jahrelang mit einem Idioten zusammen, man ist ja permanent zusammen auf Tour, für mich wär' das nix.

HH: Man hängt ja eng zusammen auf Tour...

Tom: Na ja, man hängt im Nightliner nicht unbedingt zusammen, er z.B. hat sein Laptop, andere liegen in der Koje. Auf der letzten Tour hab ich mir 24 angeschaut, andere wollten Sightseeing machen, oder wollen lieber üben. Das sind Momente, wo das persönliche in den Hintergrund tritt. Aber dann gibt es ja auch Termine, da ist Essen, da ist Fototermin, da muss man doch miteinander auskommen. Wir verstehen uns alle gut, läuft prima bei uns. Das ist alles relativ stressfrei, wir stehen uns menschlich sehr nahe, auch wenn wir uns privat nicht so oft sehen, jeder hat Familie, Haus usw., aber wir telefonieren oft und kommen sehr gut aus.

HH: Ist 24 gut?

Tom: Der Hammer, ich hab das mal bei uns im Fernsehen gesehen, da wirkt das nicht, aber in Amerika hab ich mir die DVD-Box mit der 1. Staffel gekauft, wenn du da mal anfängst kannst du gar nicht aufhören. Da hockst du nachts um zwei da, und denkst dir jetzt schau ich noch mal eine Folge, dann schaust du eine und noch eine... das ist echt klasse. Die erste Staffel ist genial. Die zweite fällt etwas ab, aber der dritte Teil ist echt wieder gut.

HH: Schneidet Ihre Eure Songs auf den Sänger zu?

Stefan: Man muss natürlich schon drauf achten, dass der Song passt, ich würde nie auf die Idee kommen etwas zu schreiben, wo er singen muss wie ein Death Metal Sänger. Es muss zur Band passen, es muss zu Ralf passen.

HH: Wie läuft das bei euch mit dem Songwriting, kann sich da jeder beteiligen?

Stefan: Wir produzieren die Grundideen jeder für sich im Heimstudio, mit dem Computer kann jeder allein schon ein sehr gutes Demo produzieren, dann bereiten wir alle guten Ideen vor, werfen die in einen Topf und arbeiten als Gesamtband die besten Ideen aus, machen eine gute Vorproduktion im Heimstudio und produzieren dann richtig. Jeder kann schreiben, es gibt bei uns keinen hauptsächlichen Songwriter.

HH: Gibt's bald ein neues Album?

Tom: Kommt am 24. Oktober!

HH: Loudness wussten nie, wann das eigene Album erscheint...

Tom: Wir waren in April im Studio, sind im Mai nach Vancouver geflogen und haben das Material abgemischt, haben das Video vor zwei Wochen gedreht, nächste Woche ist Listening Session, dann kommt die Single, und am 24. Oktober kommt die Platte, sie heißt Seven Seals. Im Januar oder Februar kommen wir dann auf Tournee...

HH: Auch in München?

Tom: Keine Ahnung, wir sind gerade in Verhandlungen mit zwei deutschen Acts, schauen wir mal was dabei rauskommt...

HH: Gut, alles Gute, und wenn wir das gewusst hätten, hätten wir mehr Metal Hammers mitgebracht...

Tom: Ja, den hab ich auch daheim, ich denk noch, das kenn ich doch. Ich weiß noch, meinen ersten Metal Hammer, den hab ich von vorne bis hinten durchgelesen, jeden Mini-Beitrag hab ich gelesen, ich hab niemals gedacht, dass ich kleiner Pimpf auch mal in dieses Blatt komme - die ganzen Bands, die kenn' ich alle noch und war voll der Fan davon... da ist Craig Goldie (Dio-Gitarrist), den haben wir vor zwei Wochen erst gesehen...

(Man unterhält sich noch eine Weile bestens über die Metal-Postille.)

Holgi

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