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Konzert-Bericht

Iced Earth, Evergrey, Steel Engraved & Dead Shape Figure

Backstage, München 15.12.2012

(Fotogalerie)

Wenn man sich auf eines verlassen kann, dann darauf, dass die Jungs von Iced Earth sich regelmäßig zur kalten Weihnachtszeit wieder im Backstage blicken lassen, um ihr aktuelles oder wie in diesem Jahr nicht mehr ganz so aktuelles Songmaterial vorzustellen. Dystopia die Zweite heißt es also heute und anhand eines Ticketpreises von sportlichen 35 Euro an der Abendkasse fragt sich der geneigte Konzertbesucher, ob sich der Saal denn wirklich füllen wird.

Steel Engraved

Als ich im Inneren des Backstage ankomme, setzen die Finnen Dead Shape Figure gerade zu ihrem letzten Song an. Auch wenn sich Kollege Hannes von den Studioaufnahmen der Kapelle nicht wirklich begeistert zeigte, macht der melodische Death Metal live einen gar nicht mal üblen Eindruck. Wie gut Dead Shape Figure allerdings in das musikalische Konzept des power-metal-lastigen Abends passen wollen, erschließt sich jedoch nicht so direkt. Nach kurzer Umbaupause entern die Passauer Steel Engraved die Bühne und eine erstaunlich textsichere Meute begibt sich in das große Becken vor der Bühne. Offensichtlich haben die Jungs einen ganzen Bus voller Fans mitgebracht. Die kamen allerdings völlig zu Recht mit hierher, denn Steel Engraved sind extrem gut drauf und hauen dem hungernden Volk genau die Mischung aus Gamma Ray-, Helloween-, Maiden- und Edguy-Melodien vor den Latz, die es sich wünscht. Passend zu den teutonischen Riffs werden von Steel Engraved stratovariusartige Keyboardspielereien kredenzt und hin und wieder ein paar Gitarren-Doppel-Leads. Auch wenn - oder gerade weil - man bei der ein oder anderen Hookline denkt: "Moment, das hab' ich doch schon mal irgendwo gehört", macht der Auftritt der Niederbayern großen Spaß. Insbesondere der mit Nieten bekleidete Sänger Marco Schober muss sich nicht vor den etablierten Goldkelchen des Genres verstecken und liefert bis in die höchsten Töne eine extrem souveräne und routinierte Gesangsleistung ab. Ich gehe davon aus, dass die Jungs nicht so schnell wieder von der Bildfläche verschwinden werden.

Evergrey

Weiter geht es mit einer Band, die viel zu selten in den heimischen Gefilden anzutreffen ist: Evergrey. Die Immergrauen legen direkt mit "Leave It Behind Us", dem Opener des letzten Albums, los und wie immer ist es die außergewöhnliche, melancholische Stimme Tom Englunds, die den Fan der Band sofort in seinen Bann zieht. Dann beginnt mit "The Masterplan", einem der größten Evergrey-Hits überhaupt, die Reise durch die inzwischen weit über zehnjährige Bandgeschichte. Auffällig ist der Bühnenminimalismus, den Evergrey an den Tag legen. Ein Backdrop - und das war es schon an Bühnenshow und -effekten. Während andere Kapellen mit Beamern, Lasern und Feuerwerk hantieren, geben sich die Schweden mit einer minimalistischen Lichtshow zufrieden und überzeugen einfach durch ihre pure Anwesenheit und das absolut hochwertige Songmaterial. Auch wenn Evergrey noch immer der ganz große Durchbruch versagt bleibt, ist jedes der dargebotenen Stücke, sei es das treibende "Blinded", der Übersong "Recreation Day" oder das düstere "As I Lie Here Bleeding", ein Paradebeispiel dafür, wie man songwriterisches Können in komplexe, aber immer melodiöse Songs umsetzt und diese dann routiniert vorträgt. Ein Blick in den Raum vor der Bühne zeigt, dass sich trotz der Preispolitik das Werk doch so langsam gefüllt hat. Wer hätte das gedacht?!

Iced Earth

Jetzt ist es aber Zeit für Iced Earth! Gut gelaunt und mit ebenfalls minimalistischer Lichtshow stürmen die Amerikaner um den Veteranen Jon Schaffer die Bühne und ballern "Dystopia" in die Reihen. Man merkt sofort, dass sich das Publikum mit dem neuen Material angefreundet hat und begeistert an den vielen Chorgesängen beteiligt. Das war nicht immer so, wenn ich mich da an den ein oder anderen Fehltritt der letzten Jahre erinnere. Aber wenn man Iced Earth heute sieht, ist das alles vergessen und auch Stu Block, der aktuelle Mann am Mikro, scheint bei den Fans einen Stu, äh... Stein im Brett zu haben. Im Gegensatz zu dem Auftritt vor einem Jahr hat sich die überschwängliche Begeisterung und Freude, plötzlich solche Fanmassen beglücken zu dürfen, in einen abgebrühten Professionalismus verwandelt. Das ist schade, war aber zu erwarten und ist in keinster Weise als Kritik zu verstehen. Ganz im Gegenteil, wie schon letztes Jahr ist Stu der wirbelnde Fixpunkt auf der Bühne und ein würdiger Gegenpol zum Riffhexer Jon Schaffer. Noch dazu - und hiermit wiederhole ich, was ich auch letztes Jahr schon geschrieben habe - ein absolut würdiger Ersatz für Matt Barlow. Bis zu "I Died For You" liefern Iced Earth extrem großes Metal-Kino ab, welches aber dann von dem theatralischen Triple "Invasion", "Motivation Of Man" und "Setian Massacre" vom Framing-Armaggedon-Album gefühlt unterbrochen wird. Stu meistert zwar auch hier seine Aufgabe großartig, aber die Songs reißen die Leute offensichtlich einfach weniger mit. Das Publikum ist dafür sofort wieder dabei, als das mächtige "Anthem" vom Dystopia-Album angestimmt wird. Sehr schön! Ganz nebenbei lässt Stu noch verlauten, dass er zum einen in Deutschland zu touren ganz besonders toll findet und, was noch wichtiger ist, dass Iced Earth sich bald wieder ins Studio begeben werden und uns mit einer neuen Scheibe beglücken wollen. Na, da sind wir doch mal gespannt! Während der Zugabe passiert dann noch etwas, wofür ich der Kapelle noch heute dankbar bin. Ich habe Iced Earth inzwischen x-mal gesehen, aber nie war es mir vergönnt, die Powerballade "Melancholy (Holy Martyr)" live zu erleben. Aber heute ist es soweit, schon die ersten Töne des akustischen Gitarrenintros erzeugen eine Gänsehaut der Vorfreude. Was für ein Song! Danke, Iced Earth! Beendet wird das Set dann in alter Manier mit dem thrashigen Klassiker "Iced Earth", bei dem alle nochmal ihre Nackenmuskulatur anstrengen dürfen. Außer einer, der aus der ersten Reihe Stu einen Becher an die Nase wirft, was diesem nachvollziehbarerweise nicht so gut gefällt. Also gibt es eine kurze Unterbrechung des Songs und eine öffentliche Standpauke an den Täter, bevor sich Iced Earth endgültig - und leider ohne "Watching Over Me" zum Besten zu geben - verabschieden (in Zürich am Tag zuvor kam das noch als Zugabe). Ich denke, dass wir uns dafür bei dem assigen Becherwerfer bedanken dürfen, denn an der sonstigen Stimmung im Saal kann es nicht liegen, dass Iced Earth hier unverrichteter Dinge von dannen ziehen.

Iced Earth

Wer nach Ende der Show nicht sofort aus der Halle stürmt, hat noch Gelegenheit, mit der kompletten Evergrey-Besetzung an der Bar herumzuhängen und scharfsinnige wie auch intellektuell herausfordernde Interpretationen des deutschen Sprichwortes "Alter Schwede" mal mit echten Schweden zu diskutieren. Also dann, Iced Earth, bis zum nächsten Jahr...

Setlist Evergrey bei Setlist.fm

Setlist Iced Earth bei Setlist.fm

Sebbes


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