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Festival-Bericht
Bang Your Head!!!
mit Accept, Slayer, Helloween, Lordi, Immortal, Overkill, Sonata Arctica, Pretty Maids, Jeff Scott Soto, Hardcore Superstar & Quiet Riot
Messegelände Balingen, Balingen 15. - 16.07.2011
Freitag, 15. Juli 2011
Tag 1
Organisatorisch stimmte auch dieses Jahr einfach alles in Balingen: Sonne satt und wie immer friedliche und freundliche Besucher waren Stimmungsgaranten erster Kajüte.
Zumindest ich sah dem Auftritt von Quiet Riot nicht gerade frohgemut entgegen. Klar passt wohl kein Song besser nach Balingen als die ikonische Hymne des Vierers, doch schon seit Jahren waren mit Kevin DuBrow und Frank Banali nur noch zwei Streiter der Urbesetzung an Bord - und spätestens seit DuBrows Ableben musste ja die Frage erlaubt sein, wie die Chose denn ohne den Sänger funktionieren soll. Denn der hat ja nicht nur durch seine charakteristische Reibeisenstimme, sondern auch durch seine quietschbunten Hosen und Träger derselben das Image der Band geprägt. Aber sei's drum, schauen wir's und halt an, und man höre und staune: die Herren mauserten sich zum ersten echten Highlight des Tages! Mit einem ordentlichen "Run For Cover" steigen sie ein und überzeugen sofort durch Spielfreude - und einen durchaus brauchbaren DuBrow-Ersatz in Form von Mark Huff. Weiter im Text mit "Slick Black Cadillac", und spätestens beim ersten Slade-Cover "Mama We're All Crazy Now" fällt einem ein, dass die Herrschaften durchaus mehr im Köcher haben als ihren einen Megahit, sondern einen bunten Blumenstrauß an Melodien über Balingen ausstreuen. Ein krachiges "Love's A Bitch" wird gefolgt vom schwer-treibenden "Condition Critical" (Titeltrack des noch recht brauchbaren zweiten Albums), bevor Frank Banali anmerkt, das folgende Stück habe man üblicherweise immer dem alten Weggefährten Randy Rhoads gewidment, nun schließe er auch DuBrow mit ein - und "Thunderbird" weiß diesen Anspruch durchaus zu erfüllen. Etwas verworren dann das auf Konserve recht gute "Sign Of The Times", aber der alte Reißer "Let's Get Crazy" hebt die Stimmung wieder, die ohnehin schon auf für die frühe Tageszeit gutem Niveau liegt. Nach einem - wie immer und überall - unnötigen, aber dankenswerterweise kurzen Gitarrensolo folgt mit "Cum On Feel The Noize" die zweite Slade-Verneigung (seinerzeit ein massiver Hit), aber dann ist es endlich soweit: "Balingen, it is finally time to... Bang Your Head!!" Und das von allen erwartete "Metal Health" kann die hochgesteckten Wünsche erfüllen und sorgt allenthalben für Entzücken. Ein unkaputtbares Schlachtross, fürwahr. Der erste Überraschungssieger steht fest!
Schnell kurz in die Halle gespitzt, wo gerade Cripper als erste unter dem Dach der Messehalle zum Tanz bitten. Die Hannoveraner (nicht Pferde, sondern Metaller) spielen krachigen, melodischen Thrash/Death a la Arch Enemy, und Frontfrau Britta Görtz feuert die keifenden Vocals beherzt ins durchaus zugeneigte Volk. Sehr professionell, allerdings leidet die Freude ein wenig unter dem matschigen Sound, der die Songs nicht in vollem Glanz erstrahlen lässt.
Richtiggehend hibbelisch (hey, soviel Hessisch kann jeder!!) hingegen durfte man dagegen dem Headliner des ersten Tages entgegenfiebern. Denn die Frage konnte ja nur lauten - können die Solinger Stahlkocher die unglaublich hohe Messlatte ihrer Hallentour (die ja insbesondere unseren Siebi vollständig enthusiasmiert hatte) wieder erreichen? Machen wir's kurz, sie konnten. Und meine Freunde, und wie sie konnten. Als ob sie auf der großen Bühne zu noch besserer Form auflaufen wollen, beweisen Accept an diesem Abend, dass sie - natürlich mit Ausnahme der ohnehin unerreichbaren Iron Maiden, aber auf diesem Weg liegt Frevel, also lassen wir diese Vergleiche sofort - der ganzen alten Garde haushoch überlegen sind. Egal, wohin man sieht, Spielfreude, Professionalität, Songmaterial, Live-Qualität - ab dem Opener regiert der "Teutonic Terror" in Balingen und gereicht dem angereisten Volk zur vollkommenen Verzückung. Wolf Hoffmann schüttelt sich die Riffs und germanischsten aller Melodien wieder so locker aus dem Handgelenk, dass er auf einer feinen Linie zwischen Können und Arroganz balanciert, aber nie abstürzt. Peter Baltes traktiert den Tieftöner mit beängstigender Präzision, die Rhythmus-Parts absolviert Hermann Frank gewohnt souverän-stoisch - und Frank Tornister Tornillo fügt sich ins Geschehen, ohne jemals eine reine Udo-Kopie zu liefern. Und das Material, das ist vom Allerfeinsten und beweist, dass die Solinger zu Recht eine der ganz wenigen Kombos sind, die einen ureigenen, charakteristischen Stil entwickelt haben: nach einem weiteren Song vom fulminanten Blood Of The Nations-Album ("Bucketful Of Hate") zünden sie ab "Starlight" ein Klassikerfeuerwerk allererster Kajüte. Nach "New World Coming" begeistert "Breaker" durch seine aggressiven Harmonien (ja so was gibt's, glaubt mir), "Restless And Wild" regiert mit dem unverwüstlichen Stakkato, und "Son Of A Bitch" zeigt seinen ganzen räudigen Charme. Aber ihre ganze Klasse spielen sie aus, als eine Signatur-Melodie der 80er, die doch eigentlich mausetot sein sollte, quicklebendig auf uns hereinprasselt: ein bisschen Tschaikowsky, ein bisschen "Für Elise", ein begnadeter Rhythmus, ein genialer Refrain - und 20.000 Leute stehen wie ein Mann, brüllen "Metal Heart" und singen die von Hofmann gewohnt gekonnt inszenierte Melange aus Metal und Klassik andächtig mit. Das sind die Momente, die hängen bleiben, und die es wert sind, sich zwei Tage lang auf einem Schotterplatz rumzutreiben, und die der Außenwelt verschlossen bleiben. Gut so! Ganz, ganz großes Kino, Freunde. Aber anstelle dann in ein Loch zu purzeln, schraubt sich die Stimmung bei der atmosphärischen, schleppenden "Neon Nights" noch höher, und bei "Bulletproof" entfacht Peter Baltes ein derartiges Bass-Sperrfeuer, dass auch dieser neue Song zum Genuss wird. "Losers And Winners" begeistert wie immer (nicht zuletzt durch den wohl immer rätselhaften Text - "write a letter, what's the matter" - was sie uns damit sagen wollen, werden wie ergründen, ebenso wenig warum sie immer "Hans Sachs" rufen). Mittlerweile bin ich vollkommen aus dem Häuschen, versäume dabei aber nicht, einem aufgrund körperlichen Gebrechens leider zu Hause gebliebenen Sympathisanten fleißig die halbe Setlist zu smsen - wobei prompt zurückkommt: "Redlich. Aber nicht vergessen: hoch zielen!" Jessas, Recht hat er, und prompt folgt die gepflegte Abfahrt dieses Namens, weniger gut bekannt als "Aiming High". Das dichtgepackte "Princess Of The Dawn" begeistert, bevor mit "Up To The Limit" der einzige ältere Song aus der zweiten Reihe drankommt. Da wären wir für einen "Monster Man" oder gar ein "Russian Roulette" dankbarer gewesen, aber was soll's - "No Shelter" beschließt den Reigen dann zunächst einmal. Mein Mitgereister ist zunächst verblüfft ob meiner beherzten Ankündigung, jetzt folgten wohl sogleich volkstümliche Weisen, aber bei den Klängen von "Hei di hei do hei da" heißt es dann nur noch: bitte anschnallen, und schon rast der High-Speed-Zug los. "Fast As A Shark" macht wieder mal alles platt und brilliert mit irrwitzigen Soloeinlagen. Sakra ist das immer noch gut. "Pandemic" überzeugt wie immer als eines der besten Stücke vom neuen Album, und als dann ansatz- und ansagelos ihr wohl bekanntestes Riff durchs weite Rund schallt, gerät dann selbst mein mitgereister Kollege in komplette Ekstase (dh. leichtes Fußwippen, was hier dem vollständig unkontrollierten Ausrasten gleichkommt). "Balls To The Wall" setzt in seiner bestechenden Klarheit und Eingängigkeit einen furiosen Schlusspunkt unter eine Darbietung, die eines unzweifelhaft unter Beweis stellte: Accept sind wieder da, und manch einer mag sagen mächtiger denn je. Punkt.
Freitag, 15. Juli 2011
Tag 2
Von einem Plätzetausch profitierte Jeff Scott Soto: eigentlich sollte der Kollege am Abend parallel zu Slayer in der Halle auftreten, aber nachdem die Pretty Maids am Flughafen festhingen, durfte er gegen fünf die Festivalbühne stürmen und tat dies in Pluderhosen und weißen Turnschuhen. Dass der ex-Talisman-Fronter und jetzige Mikroschwinger von Axel Rudi Pell mit einem beeindruckenden Stimmchen gesegnet ist, dürfte nicht verwundern - sein Solo-Songmaterial, das er heute darbietet, gehört dagegen in die Kategorie geht in Ordnung, ist aber nix Weltbewegendes. "21st Century" und die alte Talisman-Nummer "Blissful Garden" inszenieren Sotos Sangeskünste, bieten aber sonst Melodic Rock wie man ihn halt so kennt. Unbeeindruckt bleibt Soto von technischen Problemen, als gleich zu Anfang sein Arbeitsinstrument (Mikro) den Geist aufgibt und er kurzerhand in das eigentlich für Backing Vocals vorgesehene Gitarristen-Mikro röhrt. Neben einigem Talisman-Material ("Colour My XTC", "I'll Be Waiting" sowie einem ausführlichen Medley) ringt er sich dann doch auch noch durch, zwei Pell-Nummern runterzureißen, und siehe da: bei "Fool Fool" und "Way Of The Warrior" kreist die Axt schon anderster. Schön die Idee, in einem weiteren kurzen Medley einige Hingeschiedene zu bedenken (Gary Moore mit "Still Got The Blues", Dio mit "Holy Diver" und Michael Jackson mit "Beat It"). Das war bestimmt nicht schlecht, aber plattgemacht hat er uns auch nicht grade. Solide, sagen wir mal.
Dass Shouter Tony Kakko einen etwas unglücklichen Namen hat, haben wir an verschiedenen Stellen gewürdigt. Dass seine Band Sonata Arctica an diesem Tage in Balingen nicht gerade mit einem brillanten Sound gesegnet ist, ist eine andere Sache. Vom ersten Stückchen "Flag In The Ground" geht die ja oft flott dahinschreitende Mischung aus Riffs und Keyboards in einem matschigen Klang unter, während Herrn Kakkos Gesang vollständig absäuft. Darunter leiden natürlich die Feinheiten der Songs, so dass "Blinded No More" und "Paid In Full" nicht ihre ganze Wirkung entfalten können. Der gute Tony lässt sich allerdings nicht beirren und schleudert weiter die hauptsächlich speedigen Nummern ins Rund, wobei er auch Humor beweist: "this is an underwear song", kündigt er schlitzohrig das durchaus famose "Victoria's Secret" an. Nach "Black Sheep", "Sing In Silence" und "The Last Amazing Grace" setzt dann das krachige "Don't Say A Word" zumindest einen würdigen Schlusspunkt allerdings gut und gerne zehn Minuten, bevor die verfügbare Spielzeit zu Ende gewesen wäre. Gute Kombo, gutes Material, leider etwas im Sounddschungel verschollen.
"Are You Metal?" Diese ihn anscheinend höchstnotdringend zu beschäftigende Frage versuchte ein durchaus gut aufgelegter Andi Deris gleich zu Anfang des Gigs der allseits bekannten Hamburger Kürbisimporteure zu ergründen, und Helloween erwischten mit dem gleichnamigen Song ihres aktuellen Langeisens Seven Sinner einen Einstand nach Maß. Volle Kraft voraus, ein wahrlich beschwingter Auftakt. Von der Darbietung her gab's dabei nicht viel Überraschendes zu vermelden: Michael Weikath nimmt das ganze Gedöns nach wie vor anscheinend nicht recht ernst und liefert eine zwischen Ironie und Parodie schwankende Performance, die Rhythmusfraktion steht unter Markus Großkopfens Ägide tight, und Andi Deris kämpft wacker. Das funktioniert bei Stücken gut, die auf ihn zugeschnitten sind, wie etwa "Where The Sinners Go", stößt aber bei eigentlichen Visitenkarten wie "Eagle Fly Free", "March Of Time" und vor allem deutlich bei "I'm Alive" an seine Grenzen. Auch wenn ich jetzt als Ewiggestriger geziehen werde und der Gute nichts mehr mit Metal am Hut haben will: dieses Material funktioniert nur mit einem gewissen Herrn Kiske so, wie es soll, Herr Deris müht sich redlich, aber ein guter Hard Rock-Sänger ist noch lange kein Metal-Shouter. Und dass das Drumsolo unnötig war, vermerkt sogar mein Mitgereister auf meinem Notizzettel. "Schreib auf: Unsinn!" Also schreiben wir das auf. Meister Deris führt nun aus, dass im Fanforum immer wieder die Zentralwerke der drei Keeper-Alben gewünscht würden, und da dies "den Rahmen etwas sprengen" würde, serviert man nun ein Medley aus "Helloween", "Keeper Of The Seven Keys" und "King For A 1000 Years" - und vor allem beim ersteren denke zumindest ich reuig an die Originalfassung zurück. Nein, das ist nicht sooo das Wahre, Leute... "Future World", gleiches Dilemma, Song gut, Sänger leider chancenlos. Nach einigen sinnlosen Gesangsspielchen gibt's dann irgendwann noch das lustige "Dr. Stein" und das obligatorische "I Want Out", dann ist Schluss. Hm, bin ich jetzt ungerecht, wenn ich sage dass das früher mal besser war? Ja? Na, dann ist das halt so.
Für die hübschen Mädels aus Dänemark hatte ich immer was übrig, seit sie 1987 in Nürnberg mein erstes Monsters Of Rock-Festival mit einem famosen "Future World" eröffneten. Etliche Ewigkeiten später haben die Pretty Maids mit Pandemonium ein starkes neues Album am Start und müssen zwar aufgrund von Flugverspätung später (zeitgleich mit Slayer) auf die Bühne der Messehalle, aber es gilt das Motto: davon lasse mer uns ned verdrieße! Denn Ronnie Atkins (klassischer dänischer Name, und die lügen nicht!) und seine Freunde ballern mit "Pandemonium" frohgemut los, als sei es eben 1987. Das ebenfalls neue "I.N.V.U." folgt aus dem Fuße, die Band agiert tight und eingespielt, der Spaßfaktor ist hoch, und die durchaus gut gefüllte Halle hat sichtlich Freude am bunten Treiben. "Rodeo" entfacht dann endgültig 80er-Flair, und die Reise geht über Klassiker wie "Back To Back" und neuere Nummern wie "It Comes At Night" bis zur ersten Zugabe - und da ist es wieder, das rasante "Future World"! Mann ist das lange her...aber es funktioniert nach wie famos. Nach meinem guilty pleasure, der Radioballade "Little Drops Of Heaven", setzt es dann noch die Band-Erkennungs-Melodie par excellence: "Red, Hot And Heavy" beschließt einen rundherum gelungenen, energiegeladenen Reigen. Pretty sans nimmer - aber gut!