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Konzert-Bericht

Cradle Of Filth, Moonspell & The Haunted

Elserhalle, München 19.03.2005

Ja ja, ich weiß, man soll eigentlich nicht voreingenommen sein, aber Cradle Of Filth hatten bei mir am Samstag schon gepunktet, bevor es überhaupt losging. Oft sind sie ja als arrogant verschrien, als schwierig. Aber im Gegensatz zur Behandlung, die der eine oder andere Schreiberling in der jüngsten Vergangenheit anderweitig erleiden musste (Stichwort: Marduk), zeigten sich die finsteren Jungs beim Interview-Termin gesprächig, höflich und zuvorkommend. Sogar eine Setlist wurde, da gerade nicht zur Hand, eigens für mich organisiert. Man dankt! Komplett falsch machen konnten es Cradle also gar nicht mehr bei ihrem Gig in den Georg Elser Halle, in denen sie vor ziemlich genau einem Jahr schon einmal gastierten. Im Gepäck hatten sie dieses Mal ihr neues Opus Nymphetamine, das im Gegensatz zum Vorgänger Damnation And A Day weniger symphonisch daherkommt, aber dennoch die melodische Seite nie vergißt. Wenn man genau aufpasst, kann man das Video zum Titelsong sogar ab und an im Fernsehen erwischen. Böse für Puristen, schön für neue Fans. Na, dann sehen wir mal.

Etwas weniger harmonisch als die Interviews schien die Zeitplanung zu verlaufen, denn als ich mich um 19:45 Uhr brav wieder am Halleneingang einfand, der eigentlich schon so weit offenstehen sollte wie das Tor zur Hölle, reihten sich da immer noch die angereisten Schlachtenbummler. So richtig viel erleben konnte man daher leider nicht von The Haunted, die trotz der verspäteten Saalöffnung relativ pünktlich ihren Set begonnen hatten. So kam der geneigte Hörer nur noch in den Genuss von zwei Stücken, die gut ankamen, der Menge aber keine Jubelstürme entrissen. Unbeirrt davon warf sich Sänger Peter Dolving mit Verve und Galle in die Sache und zeigte dabei ungeniert einen nicht ganz durchtrainierten Oberkörper. Mutig. Bei voller Spielstrecke hätten The Haunted sicherlich bessere Reaktionen geerntet, als sie am Samstag auslösen konnten. Schade für die Jungs!

Besser lief es da schon für Moonspell: auch wenn die Portugiesen nicht gerade eine Meisterleistung ablieferten, fanden sie doch von Anfang an den Draht zum Publikum, das sich von Sänger Fernando Ribeiro nur zu gerne zum Mitmischen in Form von zahlreichen Hörnchen animieren ließ. Als dämonischer Impresario mit makabrem Zeremonienstab feuerte er Songs wie "Mephisto" und "Vampiria" wie Drohungen in die Menge, unterstützt von Gitarrist/Keyboarder Pedro Paixao, der an einem beweglich aufgehängten Tastenklampfdingens jede Menge Schwerstarbeit verrichtete. Angestachelt durch immer stärke "Moonspell"-Rufe aus der Meute brachten die Jungs zum krönenden Abschluss das programmatische "Under A Moonspell" zur Darbietung, bevor sie sich unter lautstarken Zugabe-Forderungen verabschiedeten. Kein wirklicher Geniestreich, aber an diesem Abend wohl genau das, worauf sich der angereiste Kopfschüttler gefreut hatte.

Mittlerweile lief die Organisation offensichtlich wieder generalstabsmäßig, denn nach nur kurzer Umbaupause wanderte ein finsterer Mönch (echt) auf die Bühne und kündigte die Hauptattraktion des Abends mit standesgemäßen Beschreibungen an – "the dirty, the bad, the downright degraded". Interessant, wenn man diese Leute eben als sehr angenehme Zeitgenossen kennengelernt hat... aber egal, Cradle Of Filth sprangen hervor, bewehrt mit den üblichen Kettenhemden und Industriegröße-Stiefeln, und traten mit dem Opener des neuen Albums, "Gilded na ihr wisst schon was", das Gaspedal sofort bis zum Anschlag durch. Oberspringteufel Dani zeigte sich bestens aufgelegt, keifte nach Herzenslust in die begeisterten Horden, erklomm die aufgebauten Podeste (gut so, dann konnte man ihn auch weiter hinten sehen...) und zelebrierte die natürlich für Live-Situationen prädestinierten Zeilen des Songs "Black is my heart" als allgemeines Abfeiern. Unterstützt wurde er dabei von zwei leibhaftigen Höllenhunden, die in der Mitte des Songs aus dem Hintergrund auf die Bühne sprangen und die Menge weiter mit anfeuerten. Inoshiro Honda wäre stolz auf die Leistung der Darsteller in den Gummianzügen gewesen.

Weiter ging's mit "Nemesis", einem weiteren Stück von Nymphetamine, bevor mit "Mannequin" erstmals auch das bombastische Vorgängerwerk Damnation And A Day zu Ehren kam. Soundtechnisch gingen die Gitarrenläufe von Paul A. und die Melodien von Tastenhauer Martin leider öfters in einem Einheitsmatsch unter – ganz gerecht wurde das Klanggerüst den einzelnen Songs an diesem Abend nicht, was vor allem bei nuancierteren Passagen schade war. Der Meute war das so ziemlich egal, Cradle hatten ein Heimspiel. Bei der Geisterballade "Her Ghost In The Fog" (von Midian) kam dann auch erstmals die Background-Walküre Sarah so richtig zur Geltung, die wie gewohnt die weiblichen Parts gekonnt in Szene setzte. Aber, dear Madam, bei dieser Figur sollte man/frau sich doch nicht in solche gewagten Klamotten werfen – man war allenthalben erleichtert, als keine Knöpfe aufgesprungen waren.

Das optische und stimmungstechnische Highlight folgte nun auf dem Fuße: zu den einleitenden Düsterklängen des wunderbaren "Nymphetamine" schwang sich eine Artistin an einem Stoffband hoch über die Bühne und bot dort während der gesamten Dauer des Stücks eine wunderbare Akrobatik-Einlage nach der anderen. So wurde zumindest in dieser Hinsicht die Stimmung des Videos bestens eingefangen, in der Liv Kristine auf einer Schaukel schwingend ihre Parts vorträgt. So ganz erreichte die Stimme von Sarah allerdings nicht die zugegebenermaßen erstklassige Vorlage, und Danis Gekeife, stilecht wie im Video in ein von der Decke hängendes Mikro gebellt, wirkte ab und an ein wenig zu leise. Aber das konnte der musikalisch gekonnten Darbietung dieses ja durchaus schwierigen Stücks keinen allzu großen Abbruch tun – die Menge feierte den Song frenetisch ab. An diesen begeisterten Reaktionen war deutlich zu erkennen: hier haben es Cradle wirklich geschafft, auch Fans anzusprechen, die mit extremem Metal sonst weniger anfangen können – und das kann ja nichts schlimmes sein, oder?

Weiter ging's mit "Tortured Soul", das Dani wie stets der Gräfin Bathory, bekannt aus Funk und Fernsehen, widmete, bevor erst mal für kurze Zeit Schluss war und die Schmutzfinke sich wortlos verzogen. Lange ließen sie sich allerdings nicht bitten, es kam das gesprochene Intro von Damnation And A Day, gefolgt von der gnadenlosen Raserei "The Promise Of Fever". Dazu gab es dann das nächste Show-Schmankerl: es wanderte ein riesiger Unhold über die Bühne, vor dem selbst Eddie wohl erschrocken wäre – auch hier nur der Rat: beim nächsten Godzilla-Film mitmachen, Jungs! Sah wirklich gar nicht schlecht aus. Nach einem weiteren Auftritt des dämonischen Stelzenmannes mussten wir dann die bange Frage aus dem rosaroten Panther mit "Ja" beantworten: es war für heute wirklich Schluss. So schnell wie sie gekommen waren, waren sie nach exakt 90 Minuten auch wieder weg, kein Tschüss und gar nix. Na, aber, meine Herren, mäßigen Sie sich: alle Düsterattitüde hin und her, ein Wörtchen hätte nicht geschadet. Aber dennoch bleibt ein äußerst unterhaltsamer Abend, an dem sich Cradle durch ein gutes Set geballert haben, an dem mir eigentlich nur noch "Medusa And Hemlock" gefehlt hätte. Aber man kann nicht alles haben, schließlich gab's dafür meine Setlist.

Setlist Cradle Of Filth:
Gilded Cunt
Nemesis
Mannquin
Gothic Romance
Her Ghost In The Fog
Nymphetamine
Tortured Soul
Forest
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The Promise Of Fever
13 Autumns
Mother Of Abominations
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Cradle to Enslave

Holgi


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