Review
Seventh Calling - Epidemic
Seventh Calling aus dem Spielerparadies Las Vegas sind seit dem für mich absolut starken Debüt auf Melissa Records von 2007 nicht mehr dieselbe Band. Gitarrist Steve Handel hat die Formation entsprechend seinen Vorstellungen umgekrempelt und bisher zwei EPs eingespielt, die mir mit der härteren Ausrichtung durchaus gefallen. Jedoch sind irgendwie die hakenden Melodien teilweise über die Wupper gegangen. So hoffte die US Metal-Gemeinde auf eine kleine Besinnung und die Rückkehr zu alten Tagen wie Tugenden.
Dem ist jedoch nicht so. Ganz im Gegenteil. So zieht Steve bei Epidemic den Härtegrad nochmals um eine Stufe an, was die Band - vor allem durch das Handel'sche Organ begründet - nach Anvil klingen lässt. Was bei Anvil funktioniert, das geht auf Albumlänge hier nur bedingt gut, denn der - je nach Songteil - tiefe oder hoch gepresste Gesang nervt ab dem vierten, fünften Song. Musikalisch ist alles im Lot, die Leadgitarre und die Riffs bilden die herausragenden Merkmale der trocken klingenden Scheibe. Durch Steves Stimme liegt die Lust aufs Hören auf einem Mindestmaß. Schade, da wäre mehr drin gewesen, denn kompositorisch sind einige Leckerlis auszumachen.
Aber Mr. Handel hat die Zeichen der Zeit erkannt und mit Rick Cox (Pancho Villa) einen Sänger engagiert, so dass man in Zukunft auf qualitativ mächtige Vocals Wert legen darf. Damit freue ich mich auf die Zukunft, Epidemic ist leider eine kleine Enttäuschung, auch wenn die Musik über große Strecken überzeugen kann. Das Organ und die etwas billige Produktion ziehen die feinen Dinge nach unten. US Metaller mit Lust auf eine härtere Ausrichtung, die dazu den Gesang Lips' (Anvil) als das vokale Maß aller Dinge ansehen bzw. -hören, sind auf dem Trip der Epidemie herzlich eingeladen. Ich greife lieber zum kanadischen Original und gönne mir eine Dosis "March Of The Crabs".
Siebi