Review
Malice In Wonderland - Malice In Wonderland
VÖ: 20. Juni 2005
Zeit: 50:48
Label: Karisma Records
Homepage: www.malice-in-wonderland.com
Die Gothic Glam Rocker Malice In Wonderland aus Norwegen - nicht zu verwechseln mit der deutschen Truppe gleichen Namens - existieren schon seit 1997, haben aber erst 2005 ihr Debüt auf den Markt gebracht. Wie man z.B. am Coverauftritt des Sängers sehen kann, legen sie viel Wert auf ihren optischen Auftritt, und der ist Geschmackssache: Ich persönlich mag Männer nicht besonders, die mehr Make-Up verwenden als ich. Aber hier geht's ja nicht um Optik, sondern um die Musik.
Das selbstbetitelte Album beginnt ganz groß: "Lucifer's Town" und "Devil Dance" bestechen mit großartigen Melodien, schmissigen Chören und schönem Tempo. So wie HIM auf der Razorblade Romance. Nur die Stimme von Sänger Chri$ Wicked (aaahh, was für ein Pseudonym!) ist komplett anders als die von Ville Valo: nicht dunkel und mit viel Timbre, sondern - ganz echt - sie erinnert mich an die von David Bowie. Wirklich großartig.
Leider hauen Malice In Wonderland bereits beim dritten Lied "My Heart Belongs To You" schon die Bremse rein. Dieser Song ist langsam, wohl romantisch gemeint und wird schnell langweilig.
"Perfect Drug" hat wieder mehr Schmiss, ist teilweise schön treibend und regt absolut zum Mitwippen an. Der Schwung geht dann wieder verloren, wenn "In The End" angestimmt wird: eine Ballade, der Gesang wird nur von ein bisschen Klavier und Effekten begleitet. "Heartache Boulevard" dagegen kommt wie ein klassischer Rocker mit simplen Riffs und meisterhaft arrangierten Melodien. Diese Linie wird mit "Red Rose Suicide" fortgeführt, hier gibt's zusätzlich noch langsame, melancholische Zwischenstrophen. "Dancing With You" ist ziemlich frech geklaut - von sich selbst, dieses Lied klingt wie ein Zwilling von "Devil Dance". Macht aber nichts, weil "Devil Dance" eines der besten Lieder auf dem Album ist. Im selben Tempo geht's weiter mit "Nightclub, Sin & Decadence". Prrrffffft... zum Schluss des Albums nehmen Malice In Wonderland mit "I Love To Sin" die Geschwindigkeit wieder runter und lassen es melodramatisch ausklingen.
Die Texte haben mir gut gefallen: Handeln sie auf die ersten zwei Blicke von typischen Gothic-Themen (Drogen, Selbstmord, Liebeskummer), lassen sich auf den dritten gar sozialkritische Tendenzen erkennen ("Devil Dance", "Perfect Drug").
Insgesamt ist dieses Debüt eine Scheibe, die beides hat: Herausragende Stücke und Durchhänger. Die tollen rockigen Sachen werden durch die standardisierten Balladenstücke abgeschwächt. Fans von HIM, Sisters Of Mercy und The 69 Eyes sollten aber auf jeden Fall mal reinhören.
Malice In Wonderland dagegen sollten sich auf die rockigen Sachen konzentrieren, denn Gefühl für Melodie haben sie tonnenweise und im Grenzbereich zwischen Rock und Glam könnten sie sich ein schönes Eckchen herausschnitzen. Weichspülercombos gibt es zu viele, da braucht man nicht noch eine. Hoffen wir, dass sich Malice In Wonderland bei der nächsten CD endgültig für die richtige Seite entscheiden.