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Festival-Bericht

Bang Your Head!!!

mit Whitesnake, In Flames, Stratovarius, Foreigner, Hellfueled, Communic, Flotsam And Jetsam, Vengeance, Jon Oliva's Pain, Death Angel, Helloween, Powerwolf, Anvil, Count Raven, Raven, Unleashed, Armored Saint, Pretty Maids & Y&T

Messegelände Balingen, Balingen 23. & 24.06.2006

(Fotogalerien: Bangyourhead2006 Freitag, Bangyourhead2006 Samstag)

Freitag, 23.06.2006

Auch wenn Ozzy Osbourne immer mehr zu einem alten Tattergreis verkommt, so hat er in Sänger Andy und Hellfueled immerhin einen talentierten Nachfolger. Zwar mussten sich die Schweden diesmal noch mit dem undankbaren Platz des Openers zufrieden geben, aber bei der gebotenen Show dürfte einer erneuten Einladung und einem besseren Platz im Billing bei zukünftigen Bang Your Head!!! Festivals nichts mehr im Wege stehen. Zwar war der Frontmann immer sehr gemütlich unterwegs und riss sich nicht unbedingt ein Bein für seine Show aus, aber dennoch versprühten Hellfueled viel gute Laune und bekamen dementsprechend gutes Feedback seitens des Publikums. Wie stellte Andy zwischendurch so treffend fest: "You Germans are born to rock!" Hellfueled auch!

Communic machen in der Tat intelligente Musik und werden für ihre beiden bisherigen Alben sowohl von Presse als auch von Fans zurecht abgefeiert. Aber intelligente Musik funktioniert nicht immer auf der Bühne. Zumindest hatte ich den Eindruck, dass die Songs der Norweger nicht so recht zünden wollten. Auch wirkte das Trio ein wenig lustlos, so dass der Funke nicht unbedingt übersprang. Ob die Songs zu ernst oder zu kompliziert waren, kann ich nicht so recht beurteilen, Fakt ist jedoch, dass Communic nur verhaltene Reaktionen ernteten und in meinen Augen keinen wirklichen Ersatz für die abgesprungenen Exodus darstellten.

Für eine amtliche Dosis Speed Metal sorgten Flotsam And Jetsam, sie sichtlich Spaß an ihrem Auftritt hatten und dementsprechend abgefeiert wurden. Hier ist vor allem Frontmann Eric A.K. hervorzuheben. Der war nämlich überall auf der Bühne zu finden und heizte dem Publikum gehörig ein, während seine Mitstreiter sich angesicht der steigenden Temperaturen doch dezent zurückhielten und ihren Bewegungsradius auf ein Minimum einschränkten. Trotzdem boten Flotsam And Jetsam einen ansprechenden Gig, der Lust auf mehr machte.

Vengeance waren eine der großen Unbekannten auf meiner Rechnung, denn von den Holländern hatte ich vorher noch nie etwas gehört. Zwar ist bei den vorzeitig ausgeschiedenen WM-Teilnehmern nur noch Sänger Leon Geowie von der Originalbesetzung übrig und in dementsprechendem Alter, aber ich sage euch, der Mann hat eine Show abgeliefert, das war der Hammer: mitreißend, engagiert, witzig. Zugegeben: manchmal etwas übertrieben, aber trotzdem ein Auftritt, bei dem sich so mancher Nachwuchsentertainer noch eine große Scheibe abschneiden kann. Zum Schmunzeln gab es natürlich auch was, so zum Beispiel die Bemerkung nach dem zweiten Lied: "I've got to piss!". Sprachs und verschwand flugs hinter der Bühne, während der Rest der Truppe bereits das nächste Lied anspielte. Ist mir bis jetzt auch noch nicht untergekommen. Beim Song "Back In The Ring" vom neuen Album gab es dann vornehmlich was für die männlichen Anwesenden, denn passend zum Titel stolzierten vier Nummerngirls über die Bühne, die später beim fulminanten orientalisch angehauchten "Arabia" nochmals über die Bretter marschierten. Eine Zugabe wurde schließlich auch noch gespielt und das, obwohl Gitarrist Peter Bourbon am Ende von "Arabia" nicht gerade zimperlich sämtliche Saiten von seiner Axt entfernte. Starkter Auftritt.

"Ohne Raven würden Metallica heute noch in Zeitlupe spielen!" Mit einer treffenderen Einleitung hätte man Raven wohl nicht ankündigen können. Entsprechend furios legten die Gebrüder Gallagher und Drummer Joe Hasselvander los und feuerten einen geilen Song nach dem anderen in die Menge. Dabei war vor allem John an allen Ecken und Enden der Bühne zu finden, was der Mann an Wegstrecke zurückgelegt hat, war aller Ehren wert. Und er ließ nicht locker und sorgte ganz nebenbei mit abartig hohen Screams für Erstaunen. Die saßen zwar nicht immer, beeindruckten aber trotzdem. John und Mark gaben sich auf der Bühne so viel Mühe und legten einen so furiosen Auftritt hin, dass man den Eindruck gewinnen musste, dass es entweder um ihr Leben ging oder dass sie unbedingt die beiden vorhergegangenen Gigs übertreffen mussten. In meinen Augen haben sie das auch geschafft, was nicht zuletzt an den Entertainmentqualitäten von John lag. Als nämlich bei "Speed Of The Reflex" Marks Gitarrenverstärker den Geist aufgab, legte er zur Überbrückung mal eben ein Basssolo hin, das Joey DeMaio alt aussehen lässt (wobei Joey meiner Meinung nach eh völlig überbewertet ist). Das Publikum honorierte den Auftritt mit vielen "Raven! Raven!"-Sprechchören und entließ drei glückliche Musiker nach 55 Minuten schweißtreibender Performance laut jubelnd in den verdienten Feierabend.

Jon Oliva's Pain soll in Zukunft über den Verlust von Savatage hinwegtrösten und die Fans mit viel epischem Stoff versorgen. Klar, dass es bei diesem Auftritt auch viele Savatage-Lieder geben sollte. Und trotz der steigenden Temperaturen war Mastermind Jon Oliva stets gut gelaunt und legte sich mächtig ins Zeug, ebenso seine Kollegen an den Instrumenten, die es sich nicht nehmen ließen, immer wieder ihre Klasse unter Beweis zu stellen. Das taten sie dann auch bei "Sirens", "Agony And Ecstasy" oder dem neuen "Time To Die" vom kommenden Album. Jon präsentierte sich dabei ziemlich souverän und gab sowohl am Keyboard als auch am Mikro eine gute Figur ab, auch wenn die Töne hin und wieder nicht 100% saßen. Und so durfte man eine agile Band bejubeln, die ihr Set mit dem famosen "Hall Of The Mountain King" beendete.

Sänger Mark Osegueda hielt zu Beginn des Death Angel Gigs eine Flasche Korn in der Hand, was mir irgendwie wie eine Art Entschuldigung für eventuelle Missgeschicke während des Konzertes vorkam. Und dass Mark schon angeheitert auf die Bühne kam, merkte man auch an seiner Performance, denn wo er anfangs noch wie von der Tarantel gestochen über die Bühne fetzte und eine Mordsshow bot, beschränkte sich sein Aktionsradius im Zusammenspiel mit der gnadenlos brennenden Sonne ziemlich schnell auf ein Minimum und einige Gesangspassagen waren sicherlich auch anders vorgesehen. Trotzdem hatten alle Beteiligten mächtig Spaß, da störte es auch nicht, dass Mark bei "Man Without Anguish" kurzzeitig die Gitarre von Rob Cavestany auf clean stellte und einige Mühe hatte, wieder von der Monitorbox zu klettern, ohne weiteres Unheil anzurichten. Dem Publikum war es wie gesagt relativ Schnuppe, solange die Musik stimmte. Und die passte wie die Faust auf's Auge, so dass die Reaktionen immer besser wurden und den Musikern von Death Angel das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht weichen wollte. Trotzdem hat mir der Gig vor zwei Jahren besser gefallen.

Auf Helloween war ich sehr gespannt, denn ich hatte die Kürbisköpfe in der Vergangenheit noch nicht live zu Gesicht bekommen. Und nachdem was man so alles hört und liest waren die Erwartungen natürlich entsprechend hoch, aber mehr als einen soliden Gig gab es letztendlich nicht. Bei den Hamburgern gab es die ersten größeren Bühnenaufbauten in Form von verzierten Verstärkern, zweier Gestalten, die das Schlagzeug flankierten und diversen Stoffbahnen, die zusammen mit dem riesigen Keeper III-Backdrop eine Einheit bildeten und sich gut ergänzten. Auch die ersten Pyros wurden hier abgefeuert, was natürlich schon was hermacht. Auch die zwei riesigen aufblasbaren Riesenkürbisse bei "Halloween" links und rechts von der Bühne waren ein gelungener optischer Blickfang. Die Rhythmusfraktion bei Helloween war souverän, Gitarrist Sascha Gerstner klampfte seine Soli ebenfalls sehr sauber und Weiki war immer für einen Spaß zu haben, poste auf der Bühne umher und schnitt Grimassen ohne Ende. Auch die obligatorischen Mitsing-Spielchen unter Anweisung von Andi Deris wurden ausgepackt und in "Future World" integriert. Das wurde vom Publikum gut angenommen, ebenso wie Andi Deris himself als Badener akzeptiert wurde, nachdem er die Anwesenden ca. fünf mal gefragt hatte, ob Balingen noch in Schwaben sei oder nicht. So gab es dann neben "Mrs. God" vom neuen Keeper-Album auch noch Hits der Marke "I Want Out" und "Dr. Stein", wobei Deris gerade bei den alten Sachen bewies, dass er kein Metal sondern ein Rock-Sänger ist und bei Pink Cream 69 besser aufgehoben war als bei Helloween. Wenn ein Kai Hansen diese Songs trällert, haben die einiges mehr Schmackes, genauso wie die Instrumentierung. Bezeichnend, dass die Zugabe "Headless Cross", bei der Ex-Black Sabbath Fronter Tony Martin das Mikro übernahm und Jeff Niclas (ebenfalls Ex-Black Sabbath) in die Keyboardtasten haute, den Höhepunkt des Sets darstellte.

Bei Foreigner wussten viele nicht, was sie erwarten würde, ob die alten Herren ein Schmuseset zum Besten geben würden oder ob man mit fetzigen Rocksongs rechnen konnte. Nun Foreigner rockten! Und wie! Im Nachhinein betrachtet hätten die Amis es verdient gehabt, Headliner zu sein, sei es Freitag oder Samstag. Samstag wäre mir lieber gewesen, wie sich noch zeigen sollte. Wie auch immer, die alten Herren zockten sich in einen wahren Rausch und feuerten allerlei Hits aus ihrem reichhaltigen Fundus ins Publikum, das sich der Magie von Foreigner gar nicht wiedersetzen konnte. Es ist aber auch nicht sonderlich schwer, die Leute mitzuziehen, wenn man Songs wie "Dirty White Boy", "Urgent" oder "Cold As Ice" im Gepäck hat. Die Stimmung war entsprechend am Kochen, so dass auch das Schlagzeugsolo in Begleitung des Keyboards auf ungeteilte Zustimmung stieß und unter den besseren Drumsoli des Festivals einzuordnen war. Den fulminanten Schlusspunkt des regulären Sets bildete schließlich eine x-large Version von "Jukebox Hero". Der Refrain wurde hier vom ganzen Gelände mitgesungen, was nicht nur eine dicke Gänsehaut verursachte, sondern auch Erinnerungen an Twistet Sister Auftritte aufkommen ließ, bei denen diverse Refrains auch aus Tausenden von Kehlen erklangen. "Jukebox Hero" mündete schließlich in ein etwas längeres Gitarrensolo, bevor Foreigner "Whole Lotta Love" von Gary Moore einflochten, wobei Bassist Ed Gagliardi abging wie ein Zäpfchen. Schließlich schlug die Band mit einem zweiten Gitarrensolo wieder die Brücke zum ursprünglichen Song. Absolut genial. Danach war kurzzeitig Schluss, bevor die New Yorker nochmals auf die Bühne zurückkehrten und zwei Zugaben spielten. Der heimliche Headliner des Festivals hatte somit seine Pflicht mehr als erfüllt.

Man mag zu In Flames stehen wie man will, man mag darüber steiten, ob es eine gute Idee war, In Flames an die Headlinerposition für den Freitag zu setzen, aber wer die Schweden dann schließlich live gesehen hat, der kommt nicht umhin zuzugeben, dass dieses Konzert dem Auftritt eines Headliners absolut würdig war. Auch wenn die ersten Ansagen von Anders Friden zunächst noch von einer gewissen Nervosität und Schüchternheit zeugten, so überzeugten die Schweden während ihrer Lieder durch ein tightes Zusammenspiel und jede Menge Feuer im Hintern. Dabei griffen In Flames auch tief in die Mottenkiste und gruben Klassiker wie "Behind Space" oder "Graveland" aus und hatten damit bei Anhängern früher Tage schon mal gewonnen. Klar, dass dadurch auch das Selbstbewusstsein der Band stieg und sich Anders Friden nach einiger Zeit sogar traute, sich beim Publikum "unbeliebt" zu machen, indem er über Fußball und einen schwedischen Sieg gegen das deutsche Team zu sprechen begann, obwohl man ihn vor dem Gig Backstage noch davor gewarnt hatte. Zwar erntete der sympatische Frontmann dadurch fast ausschließlich Pfiffe, aber sobald wieder Musik durch die P.A. donnerte, war diese Ansprache so gut wie vergessen und die Party konnte weiter gehen. Dazu trug sicherlich auch die geniale Lichtshow bei, die das Beste darstellte, was ich in meiner bisherigen Bang Your Head!!! Karriere gesehen hatte. Futuristische Spielereien, geniale Lichteffekte und punktgenau abgefeuerte Pyrotechnik ließen diesen Auftritt mit der nicht minder umwerfenden Setlist zu einem wahren Erlebnis werden. Da spielte es auch keine Rolle mehr, dass sich Anders Friden kurz vor Ende des Auftrittes beim Publikum entschuldigte, trotzdem nochmals auf einen 3:1 Sieg für Schweden tippte und wieder Pfiffe vom Publikum erntete. Dieser Gig war ein würdiger Abschluss des ersten Festivaltages, auch wenn der ein oder andere das vielleicht anders gesehen haben mag.

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